¡Für ihr Alter gut erhalten!

Dieser Satz und ein paar schöne Fotos lockten uns am Wochenende nach Valencia (Spanien), um eine Yacht anzuschauen. Die Ausstattung des Schiffes klang recht gut, der Kontakt mit der Maklerin war nett, das Alter des Bootes passte und auch der Preis lag in der Region, die wir bereit sind auszugeben. Also nichts wie hin nach Valencia, bevor uns jemand das tolle Boot vor der Nase wegschnappt!
Nach einem überpünktlichen Flug mit Ryanair (Fanfare!) kamen wir in unserer Unterkunft im Herzen Valencias an. Nach dem Fehlgriff in Hamburg hatte Kai sich sehr bemüht dies wieder auszubügeln und uns dieses Mal eine wunderschöne Bleibe gesucht. Wir wurden herzlich in Empfang genommen und bekamen sofort gezeigt in welche Straßen wir gehen sollten, um die schönsten „Beleuchtungen“ zu sehen. Leider war uns überhaupt nicht klar, von was der gute Mensch da sprach. Beleuchtung? Fallas? Festivitäten? Wir verstanden nur Bahnhof und das hat man uns wohl auch angesehen. Uns wurde ein englischer Stadtführer in die Hand gedrückt, an der entsprechenden Stelle aufgeschlagen und dann lernten wir, dass wir pünktlich zum größten Fest von Valencia gekommen waren: las Fallas, am besten zu beschreiben als Mischung zwischen Fasching und Silvester. Es werden riesige Pappfiguren gebaut, ganze Straßenzüge sind toll beleuchtet, jeden Tag gibt es um 14 Uhr eine große Silvesterknallerei und am Ende der zweiwöchigen Feier wird alles in einem großen Spektakel verbrannt.

Ein besseres Timing hätten wir für unseren Besuch fast nicht haben können. Wir zogen natürlich gleich los und waren absolut begeistert von der kunstvollen Illumination. Jede Straße hatte ein anderes Motiv, aber am meisten beeindruckt hat uns die Nachbildung der Tower Bridge von London. Mehr als 350.000 Lichter schmückten eine 100m lange Straße und die Türme ragten 27m in die Höhe! Unglaublich!

Nach solch einem tollen Abend waren wir voll freudiger Erwartung, was der nächste Tag, nämlich unsere Bootsbesichtigung bringen würde. Nach einem fantastischen Frühstück machten wir uns um 9:30 Uhr auf zum Hafen.

Da Kai am Vortag mal wieder fast die Nerven verlor, weil wir erst so furchtbar spät am Gate zum Abflug waren (wir dort aber natürlich noch 20 Minuten warten mussten), waren wir nun extrem früh, denn unser Termin zur Bootsbesichtigung war erst um 11 Uhr. Das war aber auch gut so, denn leider wissen die Valencier anscheinend selbst nicht, wo sich ihr Yachthafen befindet, denn er war auf dem Stadtplan völlig falsch eingezeichnet. Auch zwei Polizisten, die wir in unserer Not nach dem Weg fragten, waren sich erst uneins, ob sie uns eher nach rechts oder links schicken sollten. Aber dank Kais Intuition fanden wir dann doch noch hin und waren immer noch mehr als pünktlich. Wir wurden immer aufgeregter, holten schon mal unsere Checkliste heraus und waren total gespannt auf Dani, so der Name der Yacht, die wir uns gleich anschauen wollten. Und da kam auch schon die Maklerin mit ihrem Chef und die Besichtigung konnte beginnen. Wir enterten Dani am Heck und unser erster Blick fiel auf die Badeleiter.

Hm, was ist denn mit der passiert? So wie die aussah, hätte man vermuten können, sie hätte ihre gesamte Lebensdauer im Salzwasser verbracht. Na ja, von solch einer Kleinigkeit lässt man sich ja nicht entmutigen, wir werden uns einfach mal von vorne nach hinten durcharbeiten. Also gingen wir zum Bug und bewunderten dort die herrlich verbogene Relingstütze, die wohl mal irgendwann beim Einparken im Weg war.

Am Vorabend, als wir gesehen hatten, wie die Spanier mit ihren Autos umgehen, hatten wir noch gewitzelt, dass sie ihre Boote hoffentlich etwas pfleglicher behandeln! Aber wer hätte denn ahnen können, dass die Einparkkünste sich tatsächlich eins zu eins von der Straße aufs Wasser übertragen lassen?!

Na ja, was soll’s, eine Relingstütze lässt sich ja ersetzen. Werfen wir doch mal einen Blick auf den Anker. Ups, da ist jemandem wohl mal der Anker aus der Führung gesprungen und hat ein paar kleinere und ganz viele größere Kratzer hinterlassen.

Sieht irgendwie nicht so schön aus, passt aber immerhin optisch recht gut zur eingeknickten Relingstütze. Auch die Risse und Löcher im Lazy Bag und das völlig zerrupfte Bimini fügen sich sehr gut in diese Komposition ein.

Wir schauten uns fragend an. Macht es Sinn überhaupt noch weiter hier zu bleiben oder sollten wir lieber fluchtartig das Weite suchen? Aber da wir nun schon mal die weite Anreise auf uns genommen hatten, wollten wir uns so schnell nicht abschrecken lassen. Während Kai sich den Motorraum und das darin befindliche Salzwasser anschaute (welches dort nebenbei bemerkt überhaupt nichts zu suchen hatte), schaute Andrea sich mal etwas im Inneren des Bootes um.

Und, wer hätte es gedacht, von innen war das Boot genauso wenig gepflegt wie von außen. Alle Beschläge waren, falls überhaupt vorhanden, völlig korrodiert. Uns tat das arme Boot so langsam aber sicher richtig leid. Selbst der Makler meinte irgendwann: „I think what it really needs is a new owner!“ Die Frage ist nur, ob tatsächlich wir diese neuen Eigner sein wollen. Also ganz sicher nicht für den Preis, den der jetzige Eigner sich vorstellt. Völlig enttäuscht packten wir unsere Checkliste ein und verließen den Tatort.

Welch ein Glück, dass in Valencia gerade Fallas waren und wir somit unseren Bootskauf-Trip in einen gewöhnlichen Touristentrip ummünzen konnten. Also rein in die nächste U-Bahn und auf schnellstem Weg dahin wo der Bär tanzt, nämlich zu einem großen Platz mitten in der Stadt, auf dem bald das große Spektakel starten sollte. Wir erkämpften uns einen tollen Platz mitten im Geschehen und feierten unsere erste Bootsbesichtigung mit der größten Böllerei, die wir jemals erlebt haben.

Am nächsten Tag ließen wir uns von unserem Hausherrn die wichtigsten Sehenswürdigkeiten erklären und waren die restliche Zeit in Valencia gut beschäftigt. Hier noch ein paar Eindrücke unserer Besichtigungstour:

Abends, oder besser gesagt nachts, waren wir dann noch auf einem Open-Air Konzert, auf dem einige in Spanien wohl sehr bekannte Sänger und Sängerinnen Lieder von Queen gesungen haben. Wir haben zwar keine dieser Berühmtheiten gekannt, aber die wohl über 5.000 anderen Leute waren zeitweise ziemlich aus dem Häuschen.

Im Endeffekt war’s eine sehr schöne und entspannte Städtereise, die wir ohne die Bootsbesichtigung sicher nicht gemacht hätten. Insofern stiegen wir dann am Montag Abend in Begleitung von Herrn Hahn völlig relaxt in unseren Flieger nach Hause ein.

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