Eine Hollywood-Party auf Ibiza

Nach einem letzten Stopp in einer schönen Bucht auf Mallorca, Calla Portals, ging es weiter nach Ibiza.

Cala Portas1 Cala Portas2 Cala Portas3

Diese Insel hat uns beiden von den Balearen am besten gefallen. Sie hat wunderschön steil abfallende rote Felswände, ist aber trotzdem sehr grün, weil überall Kiefern wachsen. Abends in der Bucht trägt der Wind den Kiefernduft aufs Boot, die Grillen zirpen und die Wellen gluckern an den Felsen. Einfach traumhaft!

Ibiza4 Ibiza3 Ibiza2

Aber natürlich haben wir uns auch etwas ins „Großstadtleben“ gestürzt. Die Altstadt von Ibiza-Stadt ist wunderschön: sie ist von einer mächtigen Festungsmauer umgeben und schmiegt sich eng an einen Hügel, auf dessen Kuppe ein Kastell steht. Von hier oben hat man eine wunderbare Aussicht. Außerdem gibt es viele kleine nette Bars und Shops, aber glücklicherweise keinen riesigen Touristen-Trubel. Vielleicht hatten wir einfach nur Glück, weil so langsam die Saison hier zu Ende geht, aber irgendwie kam uns Ibiza recht beschaulich und auch etwas verträumt vor.

Ibiza Stadt1 Ibiza Stadt2 Ibiza Stadt3 Ibiza Stadt5 Ibzia Stadt4 Ibiza Stadt6

Im krassen Gegensatz hierzu stand jedoch unser Nachtprogramm. Als wir unseren Anker in der Bucht neben dem Hafen von Ibiza warfen, kamen wir in Kontakt mit einem anderen Katamaran-Besitzer. Er hatte direkt neben uns geankert und war gerade im Wasser, um seinen Anker zu kontrollieren und dabei warf er gleich auch noch einen Blick auf den Unseren. So kamen wir kurz ins Gespräch und wir luden ihn zu einem Drink zu uns an Bord ein. Dass wir direkt neben Norbert geankert hatten, sollte sich als überaus glücklicher Zufall herausstellen. Denn er lebt den ganzen Sommer über auf Ibiza und arbeitet für verschiedene Charter-Firmen als Skipper. Er kennt Ibiza somit wie seine Westentasche und weiß natürlich auch wo abends etwas los ist bzw. irgendeine tolle Party steigt. So wie z.B. am vergangenen Samstag. Er erzählte uns, dass Freunde von ihm eine Party geben, etwas außerhalb auf einem schönen Grundstück mit Swimming-Pool und wenn wir wollten, könne er uns gerne mitnehmen. Und ob wir wollten. Wir hatten schon einiges gehört über die Party-Szene von Ibiza und nur zu gerne wollten wir diese auch live miterleben.

Samstag vormittag waren wir (wieder mal) beim Ship-Chandler, um einige Ersatzteile zu kaufen und danach machte sich Kai (wieder mal) an die Reparatur unserer Motoren. Diese hatten nämlich (wieder mal) angefangen Kühlwasser in die Bilge zu spucken. Ganze sieben Stunden verbrachte Kai im Steuerbord-Motoraum und schraubte und fluchte. Und noch mitten während unserer Arbeit rief Norbert auf einmal zu uns herüber wir sollten uns dann mal langsam fertig machen, denn er würde ja in 40 Minuten losfahren zur Party. Ich war geschockt! Es war gerade mal 17:45 Uhr und wer die Spanier kennt, hätte nie vermutet, dass eine Party vor 22 Uhr losgehen könnte. Ach herrje, da standen wir völlig verölt und verdreckt und sollten in 40 Minuten im Party-Dress auf dem Parkplatz bereitstehen. Die Frauen werden mir wohl nachempfinden können, wie grausam das für mich war. Also schnell ins Bad, in 10 Minuten geduscht und die Haare gewaschen und dann kam das größte Problem: meine ganzen schicken Klamotten sind immer noch in Kartons unter dem Bett, auf dem wir gerade unsere gesamten Werkzeuge und Ersatzteile ausgebreitet hatten. Da war kein Drankommen! Oh mein Gott, was soll ich tun? Ich kann doch nicht im Schlabberlook auf eine Party in Ibiza gehen. Also schnell eine ganz kurze schwarze Hose aus dem Schrank gekramt, ein fesches Oberteil dazu und nun müssen halt noch schicke hohe Sandaletten mit Pfennigabsätzen und ein Glitzerarmband gesucht werden und das muss dann passen. Mit klatschnassen Haaren schwangen wir uns in unser Dingi und es konnte losgehen.

Wir fuhren bei Freunden von Norbert im Mini-Cabrio mit und es ging ein ganzes Stück außerhalb von Ibiza in Richtung Puerto Roig. Irgendwann bogen wir in einen kleinen Feldweg ein, an dessen Ende wir vor ein großes Tor kamen. Dieses wurde elektrisch geöffnet und wir fuhren nochmal gut einen Kilometer bis wir zu einem ziemlich großen Parkplatz kamen, der auch zu einem ziemlich großen Haus gehörte. Natürlich gab es eine riesige Terrasse, einen Swimming-Pool und auch ein Volleyballplatz war vorhanden. Aber das tollste war die Aussicht: man konnte direkt auf die Bucht Puerto Roig und aufs Meer hinaus schauen. Wow, wir kamen uns vor wie im Hollywood-Film, aber es sollte noch besser werden.

Norbert erzählte uns, dass 250 Leute eingeladen seien und stellte uns die Gastgeber vor. Wir waren total beeindruckt. Wir genehmigten uns ein paar Cocktails und chillten gemütlich auf großen Sitzkissen. Der DJ spielte Loungemusik und alle Leute waren total entspannt. Mittlerweile waren schon gut 100 Gäste da und wir waren erstaunt, wie viele unterschiedliche Nationalitäten vorhanden waren. Da gab es ganz viele Franzosen (ok, die Gastgeber waren auch Franzosen), natürlich einige Spanier, Italiener, Holländer, Engländer, Russen, Kariben, … Aber es gab kein lautes Party-Gegröle, sondern alle waren total relaxt. Irgendwann so gegen Mitternacht gab es jedoch etwas Unruhe und Norbert erzählte uns, er hätte wohl einen Riesenfehler begangen. Er hatte einen Bekannten zur Party eingeladen und als dieser gerade ankam, meinte er, dass das doch das Haus eines Freundes von ihm sei, der momentan im Ausland ist. Ob dieser denn wüsste, dass bei ihm gerade eine Party steigt? Und da stellte sich heraus, dass die Gastgeber eigentlich die House-Sitter waren und anstatt schön brav auf das Haus aufzupassen, lieber mal eine Party dort feiern wollten. So etwas gibt es doch normalerweise nur im Film, oder?

Die „Gastgeberin“ bekam dann zwar anscheinend auch prompt eine recht wütende SMS von der Besitzerin, aber das sollte niemanden daran hindern einfach weiterzufeiern. Aber als ob das alles nicht schon genug Hollywood-Klischees erfüllt hätte, kam es dann noch besser. Nachdem wir sahen, dass einige von den Gästen irgendeinen komischen bunten Shot tranken, fragten wir, was das denn sei. Und da erfuhren wir, dass auch extra ein Dealer zur Party eingeladen worden war, der hier gerade einen kleinen Amphetamin-Shot gemixt hat. Wenn wir also gerne Amphetamine, Crystal Meth (kennt ihr eigentlich die Serie Breaking Bad? Wenn nicht, unbedingt schauen!), Kokain oder ähnliches haben wollten, sei das überhaupt kein Problem. Also so langsam aber sicher dachte ich, dass ich das alles nur träumen würde. Wir hatten so einiges über die berühmt berüchtigten Partys in Ibiza gehört, aber dass das alles tatsächlich wahr ist und wir beide mal Teil einer solchen Party sein dürften, hätten wir nie gedacht.

Party1 Party2

Am Montag ging es dann zur Feier von Kais Geburtstag auch noch in das „normale“ Nachtleben Ibizas. Wir trafen uns um kurz vor Mitternacht (also gerade noch so zu Kais Geburtstag) mit Norbert in einer Bar und gingen danach mit ihm und zwei seiner Freunde ins Teatro Pereyra. Dies ist ein altes Theater, in dem jeden Tag eine Live-Band spielt. Die beiden Sängerinnen waren wirklich toll und die Band erinnerte uns etwas an „Me And The Heat“. Gegen 5:30 Uhr wurde das letzte Lied gespielt und wir kehrten todmüde aber völlig begeistert zu unserem Boot zurück.

Teatro Pereyra

Danach war dann erst mal Kontrastprogramm angesagt, denn schließlich mussten wir uns ja von diesen strapaziösen Nächten erholen. Wir verbrachten eine Nacht auf Espalmador, einer kleinen Insel zwischen Ibiza und Formentera. Diese war uns von vielen anderen Seglern empfohlen worden und es hieß, man fühle sich dort wie in der Südsee. Das war zwar leicht übertrieben, aber der Sandstrand war in der Tat sehr schön und das Wasser unglaublich klar und türkis.

Espalmador1 Espalmador4 Espalmador3 Espalmador2

Die letzte Nacht verbrachten wir in Puerto Roig und heute morgen um 5:30 Uhr sind wir in Richtung spanisches Festland (Calpe) aufgebrochen. Nun geht es an der spanischen Küste entlang bis nach Gibraltar und danach werden wir dann wohl das Mittelmeer verlassen und uns Richtung Marokko aufmachen.

Puerto Roig Puerto Roig1

Und damit das nicht alles allzu sehr nach Urlaub klingt und ihr total neidisch werdet, noch kurz ein Update zu unseren Reparaturen an Bord: wir hatten bis in Ibiza immer noch Probleme mit den Motoren und Kai hat in der letzten Woche mehrere Tage in den Motorräumen verbracht (inkl. seines Geburtstags). Zusätzlich ging ungefähr ein Tag dafür drauf, die notwendigen Ersatzteile sowie Kühlflüssigkeit und Öl zu kaufen. Einen halben Tag hingen wir unter Betten und in der Bilge, weil unser Heißwassertank leckte und auf der Backbord-Seite überall Wasser herumlief. Und nachdem wir nun anscheinend endlich unsere Motoren in den Griff bekommen haben, ist uns gestern der Vorfilter unseres Wassermachers explodiert. Nun können wir also wieder überall herumrennen und versuchen, solch einen Filter zu besorgen, denn wieder einmal sind wir somit ohne Wassermacher.

Boiler

Ihr seht, es geht hier ständig auf und ab und wir sind weit davon entfernt, Alltag an Bord zu verspüren. Wir haben zwar viele schöne Erlebnisse, aber wie Urlaub fühlt es sich leider auch in keinster Weise an. Am sehnlichsten wünschen wir uns einfach mal eine Woche ohne technische Probleme, aber das ist uns momentan leider nicht vergönnt.

Doch nun zum Abschluss noch etwas Positives: auf unserer Fahrt nach Spanien haben wir heute drei Thunfische gefangen. Sie sind zwar genauso klein wie letztes Mal, aber dafür sind es immerhin drei Stück. Doch zu unserem Leidwesen muss ich zugeben, dass uns auch zwei Doraden durch die Lappen gegangen sind. Die eine war bestimmt 50 cm lang, aber gerade als wir sie vom Haken nehmen wollten, hat sie sich im letzten Moment losgerissen und schwamm davon. Tja, wir sind in Sachen Angeln halt doch noch etwas dilettantisch unterwegs 😉

Thunfisch

 

 

Gespenstische Atmosphäre in Cala Covas

Bevor wir aus der schönen Ankerbucht (die wir am Ende unseres letzten Blogs beschrieben hatten) weiterfuhren in den Hafen von Mahon, machten wir noch einen Ausflug in die Lagune Albufera. Dies ist ein Naturschutzgebiet hinter dem Fischerdorf Es Grau, wo es viele unterschiedliche Wasservögel zu bewundern gibt. Wir hatten unser Fernglas dabei und sahen tatsächlich mehr als die Hälfte der auf den Tafeln ausgewiesenen Vögel.

Albufera2Albufera3 Albufera1

Nachmittags liefen wir dann in den Hafen der Hauptstadt von Menorca ein. Dort machten wir an einem Schwimmsteg fest und befreiten unsere Silence endlich von ihrer dicken Salzkruste. Abends machten wir einen kleinen Ausflug in die Stadt und erfuhren, dass wir genau rechtzeitig zu einem großen Nationalfeiertag hier angekommen sind. Auf einem Platz vor dem Rathaus gab es aus einer riesengroßen Pfanne Paella (kennt noch jemand die Spülmittel-Werbung mit Villariba und Villabajo?). Und das beste war: diese war kostenlos und man musste sich lediglich an einer kurzen Schlange anstellen. Das war doch eine schöne Belohnung für unser Bootschrubben.

Mahon Paella Mahon Paella1

Nachdem wir die Stadt so toll fanden, beschlossen wir noch einen weiteren Tag hier zu verbringen und mal wieder etwas Kultur zu tanken. Außerdem benötigten wir auch noch Kühlmittel für unsere Motoren (leider war die Reparatur natürlich nicht nachhaltig und es sprudelte mitllerweile wieder munter Kühlwasser aus unseren Motoren) und dies wollten wir in Pedros Boat Shop kaufen. Also abends nichts wie hin zu Pedro, aber leider hatte er nicht das Kühlmittel das wir brauchten. Auch hatte er keine Segelhandschuhe, keine Gibraltar-Gastlandflagge und auch kein Purytec für unsere Toilette. Aber wir erfuhren, dass es noch einen zweiten Laden gibt, in dem Pedro Bekleidung verkauft. Da das Kühlwasser aber wichtiger war, gingen wir erst einmal auf die Suche nach einem Volvo-Händler, den es hier in Mahon auch geben sollte. Zuerst lotste uns die Karte im Internet an eine völlig falsche Adresse und nachdem wir schon ca. 1,5 km gelaufen waren, sahen wir, dass wir eigentlich ins Industriegebiet außerhalb der Stadt müssen. Also liefen wir nochmal 1,5 km und haben dann im Nautic Center glücklich unser Kühlwasser erstanden. Und diese 10 Liter mussten wir nun nur noch 3 km zurückschleppen. Bis wir wieder bei unserem Boot ankamen, waren wir ganz schön geschlaucht.

Mahon Boot Mahon Kreuzfahrtschiff Mahon Nautic Center

Das ist ja unglaublich: ich musste meinen Bericht gerade unterbrechen, weil wir einen Fisch gefangen haben. Wir haben heute zum allerersten Mal unsere Angel ausgepackt, alles zusammengeschraubt und sie war nun kaum eine Stunde draußen und schon hing ein kleiner Tunfisch am Haken. Andi, da hast Du uns wirklich eine super Angel mit erstklassigem Zubehör zusammengestellt! Somit können wir heute Abend zum ersten Mal in unserem Leben ganz frischen selbst geangelten Tunfisch essen. Das ist der Hammer!

Fisch1 Fisch2

Aber jetzt weiter mit meinem Bericht bezüglich des Kühlwassers. Am nächsten Morgen gingen wir zu Pedros Bekleidungs-Shop. Und ihr werdet es nicht glauben: er hatte zwar weder Segelhandschuhe, noch Purytec oder die gewünschte Gastlandflagge, aber Kühlmittel hätte er gehabt. Und zwar genau das, das wir benötigten, nur €12,- günstiger und ungefähr 2,5 km näher. Die Welt ist manchmal einfach nur gemein!

Da leider nicht allzu gutes Wetter angekündigt war und wir ja sowieso dringend etwas wegen unserer Motoren unternehmen wollten, beschlossen wir noch weitere zwei Tage im Hafen zu bleiben, den Kühlwasserkreislauf der Motoren auseinander zu nehmen, die neuen Auspuffschläuche zu montieren, neues Kühlwasser einzufüllen und auch unseren Wassertank zu reinigen.

Mahon Motor

Nachdem wir dies alles erledigt hatten, machten wir uns auf in eine schöne Bucht, namens Cala Covas. Diese war uns von Fritz und Birgit, deutsche Segler die wir am Schwimmsteg in Mahon kennengelernt hatten, empfohlen worden und wir vereinbarten, dass wir uns abends dort treffen werden. Die Bucht war unglaublich schön. An allen Seiten ragten steile Felswände empor und es war so wenig Platz, dass alle an Heckleinen festmachen mussten. Abends kamen Fritz, Birgit und ihre beiden Mitsegler Timo und Verena noch an Bord und wir verbrachten einen richtig netten Abend. Leider brachen die vier am nächsten Morgen ganz früh auf, während wir beschlossen uns noch die Höhlen in den Felsen anzuschauen und einen Geocache zu heben. Das Wetter war zwar nicht allzu schön, aber das sollte uns nicht von unserer kleinen Wanderung abhalten. Wir besichtigten einige kleine Höhlen und fanden auf Anhieb unseren Geocache, doch dann zog der Himmel immer weiter zu. Es kamen dicke Wolken und wir machten uns schnellstens auf den Rückweg. Doch leider nicht schnell genug. Das Gewitter erwischte uns mitten auf der Strecke und der vorher wunderschöne Weg verwandelte sich in einen schlammigen Bach. Wir waren durchnässt bis auf die Unterhosen als wir wieder an unserem Boot ankamen und dort erwartete uns gleich noch eine tolle Überraschung. Wir hatten alle Luken schön brav dicht gemacht, bis auf eine. Drei Mal dürft ihr raten welche. Natürlich die von unserem Schlafzimmer und unser halbes Bett stand unter Wasser. Welche Freude!

Cala Covas Wanderung1 Cala Covas Wanderung2 Cala Covas Wanderung3 Cala Covas Wanderung4 Cala Covas Wanderung5 Cala Covas Bett

Eigentlich wollten wir an diesem Tag noch weitersegeln, aber da wir und unsere Matrazen völlig durchweicht waren, beschlossen wir einfach noch eine Nacht hier zu bleiben und erst einmal alles zum Trocknen rauszubringen. Denn mittlerweile schien natürlich wieder richtig schön die Sonne 😉

Bernard, unser französischer Bootsnachbar ging zum Supermarkt im 2 km entfernten Ort und bot uns an auch Besorgungen für uns zu machen. Da wir das so nett fanden, luden wir ihn spontan zum Abendessen ein und hatten somit wieder einen sehr schönen Abend

Doch die Nacht sollte leider nicht ganz so schön werden. Es waren bereits Gewitter angekündigt und ca. um 0:30 Uhr ging es los. Wir hatten mit Heckleinen sehr dicht an Land festgemacht und somit Angst, dass der Wind uns auf die Felsen drückt, sollte unser Anker nicht halten. Auch lagen alle Boote in der Bucht recht nah beieinander und schwoiten heftig hin und her, so dass wir aufpassen mussten, dass wir uns nicht gegenseitig „rammen“. Kai machte zwei Stunden Ankerwache und um 2:30 Uhr übernahm ich dann. Es war einfach nur gespenstisch. Ein Gewitter nach dem anderen zog über uns hinweg und die Blitze erhellten immer wieder die dunklen Felswände rings um uns herum. Es donnerte und blitzte stundenlang und ich sah immer wieder kleine Lichter in der Dunkelheit aufblitzen, wenn einer der anderen Yachties mit Stirnlampe auf seinem Boot nach dem Rechten sah. Ich kam mir vor wie einem alten Schwarz-Weiß-Film von Edgar Wallace. Es fehlte nur noch, dass ein Hund ganz schrecklich jault. Gegen 4:30 Uhr war der Spuk dann vorbei. Die Gewitter zogen weiter und es kehrte wieder Ruhe ein, so dass ich mich nochmal für ein paar Stunden ins Bett legen konnte.

Cala Covas Heck

Doch leider vereitelte das unseren Plan am nächsten Morgen um 8 Uhr in Richtung Mallorca aufzubrechen. Wir waren beide so geschlaucht, dass wir bis um kurz vor 10 Uhr schliefen. Somit gingen wir erst um 11 Uhr Anker auf, setzten gleich noch in der Bucht die Segel und dann ging es Richtung Mallorca. Wir hatten den ganzen Tag achterliche Winde (aber leider seitliche Wellen) und segelten im Schmetterling die ganze Strecke von ca. 35 Seemeilen. Abends kamen wir dann total fertig in Cala Ratjada an und durften erst einmal büßen, dass wir morgens so lange geschlafen hatten. An der öffentlichen Mole war kein Platz mehr frei, also legten wir uns an eine Außenmole, an der „Mol Transit“ stand. Wir dachten, dass dies noch eine Erweiterung des öffentlichen Stegs sei, aber da hatten wir uns leider getäuscht. Diese Mole gehörte zum Yachtclub und der Platz kostete uns schlappe €136,-. Wir fielen fast in Ohnmacht, aber da es schon Abenddämmerung war, wollten wir uns auch nicht mitten in der Nacht noch auf die Suche nach einem Ankerplatz machen. Also blieben wir wütend am schlechtesten und teuersten Hafenplatz von Mallorca. Da wir beide furchtbar frustriert waren, beschlossen wir noch ins Ort zu gehen und einen kleinen Absacker zu trinken. Was uns dort erwartete, hätten wir nie gedacht: wir waren zurück in Deutschland. Alle Menschen, die uns auf der Straße begegneten waren Deutsche. Die Speisekarten der Restaurants waren alle in Deutsch und als wir an einem Biergarten vorbeikamen lief dort deutsche Wiesnmusik. Schnell war klar, da gehen wir rein und trinken einen 1,3 Liter Longdrink für €7,90 und genießen ein Stück Heimat 😉

Cala Ratjada Longdrink

Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Porto Christo, wo wir schön günstig vor dem Hafen ankern konnten . Zu unserer Freude entdeckten wir direkt an der Bucht einen Burger King und statten diesem gleich mal einen Besuch ab, um das erste Mal seit Monaten wieder Pommes zu essen. Und dies auch noch mit Blick auf unser Boot. Was will man mehr?

Burger King Porto Christo Porto Christo1

Vorgestern haben wir dann in Cala Mitjana übernachtet. Dies ist eine winzig kleine Bucht mit Blick auf ein wunderschönes gepflegtes Privatgrundstück. Leider hatten wir zuerst einen kleinen Kampf mit einer Boje, bevor wir es mit Hilfe von Tom, einem sehr netten Engländer, schafften unsere Heckleinen auszubringen. Spontan luden wir Tom und seine Frau Faith zu einem Drink auf unser Boot ein und tauschten unsere Erfahrungen bzgl. toller Ankerplätze aus, da die beiden genau in der Gegenrichtung von uns unterwegs waren. Nachts waren unsere beiden Boote die einzigen in der ganzen Bucht. Einfach nur himmlisch!

Cala Mitjana Cala Mitjana2 Cala Mitjana1

Heute haben wir allerdings etwas Kontrastprogramm. Wir liegen mittlerweile direkt vor dem Hafen von El Arenal und werden uns gleich mal noch aufmachen ins Partygeschehen. Gerade haben wir den heute gefangenen Fisch verspeist. Solch leckeren Tunfisch haben wir beide noch nie gegessen!

Fisch3

Wahrscheinlich werden wir nun noch ein bis zwei Tage hier auf Mallorca verbringen, bevor es weitergeht nach Ibiza und Espalmador. Doch jetzt geht‘s erstmal auf zum Ballermann!

 

Der Löwe hat uns seine Krallen gezeigt

Kaum zu glauben, aber wahr: wir haben es endlich geschafft, aus Hyeres wegzukommen! Diese Zeilen schreibe ich (Kai) gerade bei Abenddämmerung in einer romatischen Bucht an der Nordostküste Menorcas. Wie üblich sind die Motorboote heute Abend alle verschwunden und wir liegen nun (fast) alleine in türkisblauem Wasser vor einem leeren Sandstrand.

Menorca Bucht Aber der Reihe nach: nachdem wir die Pumpe für unseren Wassermacher bekommen hatten, bauten wir diese und eine neue Membran ein und danach schnurrte das Teil wieder wie ein Kätzchen. Nach kurzer Einlaufzeit macht das System nun endlich echtes Trinkwasser! Ok, den Wassertank müssten wir noch reinigen, aber bis dahin füllen wir das frische Nass eben einfach direkt in Flaschen ab.

Reparatur Wassermacher Wassermacher intakt Cocktail

Nun konnte es endlich an die Planung der zweitägigen Überfahrt nach Menorca gehen. Proviant hatten wir schon bei einem Grosseinkauf ein paar Tage zuvor gebunkert, so dass wir nur noch ein passendes Wetterfenster abwarten mussten. Nach einem Blick auf die Wetterkarte wurde schnell klar: entweder schon am nächsten Tag losfahren und in der ersten Nacht mit ziemlich viel Rückenwind unterwegs sein, oder noch mindestens eine Woche abwarten. Natürlich entschieden wir uns für die erste Variante und machten am Sonntag das Schiff klar zum Segeln. Dabei kam gleich das nächste Problem ans Tageslicht: beim Routinecheck der Motoren fiel uns auf, dass die Backbordmaschine plötzlich Kühlwasser in die Bilge spukt. Hört denn das nie auf? Ok, schnell im Internet recherchiert, woran das liegen könnte, Explosionszeichnung des Kühlsystems und einige Forenbeiträge mit Hinweisen gefunden, nachgedacht, nochmal genauer auf den Motor geschaut und voila: eine Schlauchschelle, die für die Abdichtung zwischen Süßwasser- und Salzwasserkreislauf zuständig ist, war verrutscht. Also haben wir die Schelle neu angebracht und gehofft, dass wir das Problem damit behoben haben. Aber dazu später mehr…
Nach einem kurzen Tankstopp im Hafen von Hyeres waren wir um 16:30 planmäßig Richtung Menorca unterwegs. Ein letztes Mal vorbei an der Insel Porquerolles motorten wir gegen einen leichten Südwind in den Sonnenuntergang.

Abschied Porquerolles

Allmählich wurde aus dem Süd- zuerst ein West- und dann der angesagte frische Nordwestwind. Nach beinahe 6 Stunden Motorenlärm konnten wir endlich segeln! Leider war die Freude nur von kurzer Dauer, denn der Wind nahm immer mehr an Stärke zu, bis es morgens um 5 Uhr mit 7 Bft blies! Zu dem Zeitpunkt war uns längst klar, dass mit dem berüchtigten Golfe Du Lion (einer der stürmischsten Ecken weltweit!) nicht zu spaßen ist. Im Wetterbericht war nur von 5 Bft die Rede gewesen, aber den hatte der Löwe wohl nicht gelesen! Durch den starken Wind baute sich außerdem schnell ein hoher und vor allem steiler Seegang auf. Da half nichts: das Grosssegel musste runter und dafür musste jemand in stockfinsterer Nacht aufs Vordeck. Kennt eigentlich jemand die Sendung „Die härtesten Jobs der Welt“ mit den Krabbenfängern in Alaska? Nicht? Müßt ihr mal schauen (läuft auf N24 oder so). Außer, dass das überkommende Wasser natürlich viel wärmer war, habe ich mich genauso gefühlt, wie die Jungs dort oben (obwohl die Bedingungen in Alaska natürlich um Grössenordnungen schlimmer sind): keine 10 Sekunden nach meiner Ankunft auf dem Vordeck kam auch schon der erste Brecher über und sowohl ich, als auch Andrea, die im Cockpit versuchte, das Boot mit den Motoren im Wind zu halten, waren nass bis auf die Unterhose. Das Boot schaukelte wie eine Nussschale auf den Wellen und ich hatte vor lauter Festhalten eigentlich gar keine Hand mehr frei, um das Segel zu bergen. Trotzdem haben wir es nach einiger Zeit geschafft, das Segel runterzuholen und fuhren von da an lediglich mit einem auf Bettlakengröße verkleinerten Vorsegel weiter. Mit 5kn segelten wir Richtung Südosten, um zu vermeiden, dass die Brecher von der Seite kommen und sich direkt in unser Cockpit ergießen. Leider ging es auf dem Kurs höchstens nach Algerien, Menorca würden wir so nie „treffen“. Im Laufe des nächsten Tages nahm der Wind dann langsam wieder ab, aber der Seegang, den der Löwe über Nacht ausgespukt hatte, wurde eher noch höher. Somit segelten wir weiterhin mit voller Fahrt Richtung Afrika. Auch andere Geschöpfe hatten mit dem Wind zu kämpfen: plötzlich landete ein kleines Vögelchen auf unserem Boot, sichtlich am Ende seiner Kräfte. Wahrscheinlich trieb der Wind es vor sich her, bis es hier, mehr als 100 Seemeilen von jeglichem Land entfernt, wieder einen „Baum“ fand. Leider flog es nach sehr kurzer Ruhepause wieder davon, wer weiß wohin…

Vogel

Gegen Abend ließ der Seegang deutlich nach, der Wind allerdings auch. Also, Motor an, Kurs Menorca! Nach einer ruhigen Nacht mit unzähligen Sternschnuppen, unendlich vielen leuchtenden Quallen und nur wenigen anderen Schiffen wurden wir am nächsten Morgen von zwei Delfinen begrüßt. Sie sprangen neugierig aus dem Wasser, um zu sehen, was da wohl für ein seltsames Meeresgetier schwimmt. Nach kurzem „Beschnuppern“ unserer Silence waren sie aber auch schon wieder weg, wahrscheinlich hatten sie mehr Appetit auf Fisch als auf Kunststoffboot.

Kai schläftSonnenaufgang Delphine

Nach 17 Stunden motoren bekamen wir gegen Mittag kurz vor der Ankunft endlich nochmal guten Segelwind und brausten mit 7 Knoten auf fast glatter See gen Menorca. Da die Motoren nun ausgeschaltet waren, machten wir neugierig die Motorhaube der Backbordmaschine auf, um zu überprüfen, ob unsere Reparatur erfolgreich war: Juhu, war sie! Routinemäßig checkten wir noch schnell die Steuerbordmaschine und, wie sollte es anders sein: Kühlwasser in der Bilge! Kaum zu glauben, aber diesmal haben wir uns genau 10 Sekunden über eine gelungene Reparatur freuen dürfen. Wir werten das aber durchaus als Fortschritt, denn normalerweise haben wir immer schon vor einer ausstehenden Reparatur das nächste gravierende Problem entdeckt…
Eine Stunde später kamen wir in einer wunderschönen Bucht hinter einer vorgelagerten Insel an, die Andrea im Revierführer entdeckt hatte. Dort warfen wir unseren Anker zum ersten Mal auf spanischen Grund, gönnten uns einen Cocktail und liessen Motor Motor sein.

Menorca Abendessen

Morgen segeln wir dann weiter nach Mahon, der Hauptstadt von Menorca. Wir hoffen, dass wir dort endlich mal wieder einen Platz im Hafen bekommen, um unsere Silence mit dem Wasserschlauch von der Salzkruste zu befreien, die sich durch die überkommende See auf dem ganzen Schiff gebildet hat. Drückt uns bitte die Daumen, dass wir die Steuerbordmaschine genau so schnell repariert bekommen wie die auf der Backbordseite und dass danach endlich mal Schluß ist mit den Problemen, damit wir hier nicht wieder wochenlang festhängen!