In Marokko hauen einem sogar die Geldautomaten übers Ohr

In Essaouira machten wir unseren letzten Stopp in Marokko. Mittlerweile sind wir übrigens zu viert an Bord, weil wir in Mohammedia noch zwei junge Schweizer mitgenommen haben, die per Anhalter unterwegs sind.

Leider war es in Essaouira sehr windig und unser Ankerplatz somit nicht gerade ruhig. Es lief einiges an Schwell in die Bucht und nach einer nicht sehr angenehmen Nacht beschlossen wir im Hafen zu fragen, ob sie nicht ein Plätzchen für uns hätten. Die Capitainerie war über Funk leider nicht erreichbar (die schalten das Funkgerät wohl aus, wenn zu viel Arbeit droht) und somit fuhren wir mit unserem Dingi in den Hafen und wurden persönlich beim Hafenmeister vorstellig. Er sagte uns, dass er auf jeden Fall einen Platz für uns hätte und als wir fragten, wo dieser Platz denn sei (der Hafen war nämlich proppenvoll), meinte er, wir sollen einfach an dritte Position neben das schwedische Boot im Hafen gehen. Ach so macht man das hier, wenn man keine freien Plätze mehr hat. Eigentlich ist der Hafen nämlich ein reiner Fischerhafen und hat genau einen Platz für eine Yacht.

Also fuhren wir mit dem Dingi zurück zu unserem Boot, gingen Anker auf und fuhren in den Hafen. Die Schweden, an denen wir anlegen sollten, hatten dummerweise ein kleineres Boot als wir und deshalb beschlossen wir, dass es besser wäre, wenn wir in die Mitte des Päckchens gehen und die Schweden nach außen. Also machten die Schweden die Leinen von dem Boot, das am Steg lag, los und den Platz frei für uns. Doch als wir gerade an dem Boot am Steg festmachen wollten, rief uns der Bootseigner zu, dass wir das Manöver abbrechen sollen, weil er nicht möchte, dass wir an seinem Boot festmachen. Nach einiger Diskussion fuhren wir wieder ein paar Meter weg und die Schweden legten wieder an. Wir versuchten die Capitainerie zu erreichen, aber diese war mittlerweile geschlossen und weit und breit kein Mensch zu sehen.

So dümpelten wir also im Hafenbecken und wussten nicht so recht, was wir jetzt tun sollten. Ganz außen hatte noch ein Kat an der Seenotrettung festgemacht und wir fragten, ob wir an diesem Kat längsseits gehen könnten. Leider lehnte der Skipper des Kats ab, weil er sich bereits am Vortag eine Klampe zerbrochen hatte, da anscheinend im Hafen zuweilen eine starke Strömung herrscht. Also dümpelten wir weiter im Hafenbecken. Mittlerweile war schon mehr als eine Stunde vergangen und wir hatten noch keinen Hafenplatz. Also entschieden wir, aus dem Hafen hinauszufahren und notgedrungen wieder zu ankern. Als wir gerade hinausgefahren waren, sahen wir auf einmal den Hafenmeister an Bord der Seenotrettung und er winkte uns, dass wir wieder zurück kommen sollten. Also kehrten wir wieder um und er bedeutete uns, dass wir längsseits an den Kat gehen sollten. Dies löste natürlich eine heftige Diskussion mit dem Skipper des Kats aus, die darin endete, dass er zu uns herüberrief, dass wir auf gar keinen Fall eine Leine an seinem Boot festmachen dürften.  Also machten uns die Angestellten an Pollern an Land „fest“. Danach bewegten wir uns so heftig hin und her, dass wir beschlossen, dass dies überhaupt keinen Sinn macht. Also legten wir wieder ab und fuhren stinksauer wieder raus und zurück an unseren vorherigen Ankerplatz. Diese Aktion hatte uns den ganzen Nachmittag gekostet und wir konnten gerade noch so in der Dämmerung wieder unseren Anker werfen. Und dann stand uns eine sehr unruhige Nacht bevor.

Gegen 23 Uhr beschlossen wir, dass wir einen Heckanker ausbringen müssen. Die Wellen wurden immer höher und unser Boot drehte sich ständig quer zur Welle, was äußerst unangenehm war. Da wir das erst zum zweiten Mal machten, brauchte es uns drei Anläufe bis wir es endlich richtig geschafft hatten. Die Wellen wurden immer heftiger und wir waren uns absolut nicht sicher, ob unsere Anker halten werden. Also schoben wir bis um 5:00 Uhr morgens Ankerwache, bis wieder die Flut kam und sich alles etwas beruhigt hatte. Es war also alles andere als eine angenehme Nacht.

Am nächsten Tag erkundeten wir dann endlich Essaouira (dies war uns von allen Marokkanern wärmstens empfohlen worden), waren jedoch eher etwas enttäuscht von der Stadt. Außer Sandstränden, dem stinkenden Fischerhafen, einer kleinen Medina und ziemlich spektakulären Wellenbrechern hatte die Stadt eigentlich nicht viel zu bieten. Aber dafür hatten wir noch ein tolles Erlebnis mit einem Geldautomaten. Da wir noch etwas Obst und Gemüse kaufen wollten, wollten wir 150 Dirham abheben. Also gaben wir am Automat den gewünschten Betrag ein und erfuhren dann, dass dieser Betrag nicht möglich sei, uns der Automat aber gerne 100 Dirham geben könne. Das war uns dann aber doch etwas zu wenig. Also, Aktion abgebrochen und noch mal aufs neue die Karte rein, Geheimzahl eingegeben und dieses Mal drückten wir 200 Dirham. Der Geldautomat ratterte und spuckte 300 Dirham aus. Zuerst freuten wir uns riesig, aber als die Quittung dann ebenfalls über 300 Dirham lautete, sahen wir uns ziemlich entgeistert an. Anscheinend hatte der Geldautomat selbständig entschieden, dass wir doch ruhig noch etwas mehr Geld ausgeben könnten. Unglaublich, in Marokko veräppeln einem nicht nur die Händler, sondern auch die Geldautomaten!

Blick aufs Meer Fischerboote Hafen Fischerboote Möwen Fischerboote Turm TeeGischt Hafenmauer

Am Freitag morgen holten wir uns dann unsere Ausreisestempel bei der Polizei und begannen unsere Überfahrt zu den Kanaren. Es war recht angenehmer Wind gemeldet, so dass wir hofften, die ganze Strecke segeln zu können. Doch wieso sollte ausgerechnet dieses Mal der Wetterbericht stimmen?! Zuerst hatten wir viel zu wenig Wind zum Segeln und mussten 16 Stunden motoren. Doch dann setzte der Wind ein und wir segelten wunderschön. Nach ein paar Stunden wurde der Wind jedoch immer heftiger, so dass wir ins erste Reff gingen. Der Wind wurde abermals heftiger und wir gingen ins zweite Reff. Kaum eine Stunde später gab es Böen von über 30 Knoten und wir entschieden für die Nacht das dritte Reff einzubinden. Und so sollte es dann auch bleiben bis nach Lanzarote. Natürlich nahmen auch die Wellen entsprechend dem Wind zu und es wurde ganz schön ruppig. Wir waren richtig froh, als wir am Sonntag in Lanzarote ankamen und hier liegen wir nun vor einer kleinen Nachbarinsel (Graciosa) vor Anker. Dummerweise hat es hier immer noch sehr viel Wind, so dass wir vorgestern zwar kurz an Land konnten, gestern und heute war es uns allerdings etwas zu riskant das Boot alleine zu lassen. Nun hoffen wir mal, dass sich der Wind morgen wieder etwas legt, so dass wir noch etwas die Insel erkunden können.

Tunfisch Lanzarote1 Graciosa Geocache Graciosa1

Wir wollen uns hier noch einige Tage erholen, bevor wir dann mit unserem Marathon-Arbeitseinsatz beginnen. In Puerto Calero wollen wir das Boot aus dem Wasser holen und haben ein straffes Programm abzuarbeiten, damit unser Boot startklar ist für die Atlantiküberquerung.

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4 Gedanken zu „In Marokko hauen einem sogar die Geldautomaten übers Ohr

  1. Hallo Ihr Lieben!
    Gespannt verfolge ich Eure Berichte. Euch ist ja alles andere als langweilig… Ich wünsche Euch viel Erfolg auf den Kanaren, dass Ihr Eure Silence gut gerüstet bekommt für die große Überfahrt. (Ich denke gerade an die Odyssee in Palma, um genügend Camping-Gaz Flaschen zu finden 🙂
    Hier ist es grau, kalt, nass und windig. Jochen macht Kurs und uns beiden fällt die Decke auf den Kopf. Schickt mal ein bisschen Meer-Luft rüber!
    Liebe Grüße und lasst es Euch gut gehen!
    Claudia & Jolanda

    • Oh ja, an die Aktion mit den Camping-Gaz-Flaschen denken wir auch immer mit Entsetzen zurück. Das ist wohl auch mit ein Grund, warum wir drei Camping-Gaz und 3 Propan-Gasflaschen an Bord haben. Die Propan-Gasflaschen sind zwar momentan noch leer, aber wahrscheinlich können wir sie hier in der Werft mit Butan füllen lassen, dann wären wir erst einmal für ein halbes Jahr die Sorgen mit dem Gas los 😉

      Wir schicken Euch ein großes Päckchen Sonnenschein, Wind und Hafenluft!

  2. Hallo Andrea,

    jetzt haette ich Dir endlich mal eine exotischere Ansichtskarte schreiben koennen, als immer nur aus den USA. Aber ich habe ja keine Adresse, an die ich sie schicken koennte 🙂 Ich werde Eure Abendteuer auf jeden Fall weiter verfolgen und wuensche Euch fuer die naechsten Tage alles Gute. Wenn Ihr dann mal in der Karibik oder im Sueden der USA angekommen seid, duese ich ueber den Atlantik und besuche Euch. Viele Gruesse aus Buenos Aires, Christin

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