Kein Weihnachten auf dem Atlantik!

Seit mehr als einer Woche sind wir nun hier im Hafen am Werkeln und haben gute Fortschritte gemacht. Während man für mich alle möglichen Putzarbeiten fand (wann habe ich eigentlich den völlig verrückten Entschluss gefasst meinen tollen IR-Job gegen den einer Putzfrau zu tauschen?), haben die Männer (damit meine ich Henning und Kai) die neue Halterung für die Solarpanels montiert und diese angeschlossen, eine Halterung für unseren neuen Anker gebaut, alle Fensterscheiben und die Wanten getauscht.

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Vorgestern haben die beiden noch die Wantenspanner unserer Selbsttragung am Mast demontiert, um diese wieder gängig zu machen. Für gestern hatten wir dann geplant, diese wieder zu montieren und auch die Halterung für den Anker sollte montiert werden. Ansonsten gab es noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen, aber unsere Liste war sehr zusammengeschrumpft und wir waren uns einig: eigentlich könnten wir spätestens Dienstag losfahren, aber auf einen Tag kommt es dann ja auch nicht mehr an und somit planten wir Heiligabend noch hier zu verbringen und dann am Mittwoch in See zu stechen.

Also fuhren wir vorgestern mit Henning nach Arrecife, um (mittlerweile zum dritten Mal) bei Lidl für die große Überfahrt einzukaufen. Und da hatten wir noch ein richtig tolles Erlebnis. Während Henning im Hafen auf einem Boot zu tun hatte, liefen Kai und ich schon einmal zu Lidl und luden den Einkaufswagen voll. Irgendwann tauchte dann auch Henning dort auf, um ebenfalls noch schnell ein paar Kleinigkeiten einzukaufen und er hatte den Eigentümer des Bootes, auf dem er gearbeitet hatte, und dessen Sohn dabei. Er stellte uns kurz gegenseitig vor und irgendwie kam mir der Mann bekannt vor. Sein Name sagte mir zwar nichts (Boris), aber ich hatte das Gefühl, dass ich ihn schon mal irgendwo gesehen hatte. Nur wo, könnte das gewesen sein? Ich kam einfach nicht drauf. Also gingen wir zu Hennings Auto (ein Kastenwagen), luden alle unsere Einkäufe ein und da nur zwei Leute vorne neben dem Fahrer sitzen können, packten wir Boris und seinen Sohn nach hinten. Während der ganzen Fahrt zum Hafen überlegte ich, woher ich Boris kennen könnte. Ich vermutete dann, dass er vielleicht auch mal mit seinem Boot in Puerto Calero war und er mir wahrscheinlich dort über den Weg gelaufen war. Nachdem wir die beiden im Hafen von Arrecife ausgeladen hatten und weiterfuhren, fragte ich Henning ob er wisse, woher ich Boris kennen könne. Ihr werdet es nicht glauben! Wer von Euch schaut denn gerne Tatort? Wir hatten doch tatsächlich gerade die Bekanntschaft des Berliner Tatort-Kommissars „Felix Stark“ alias Boris Aljinovic http://de.wikipedia.org/wiki/Boris_Aljinovic gemacht. Und diesen hatten wir in den „Kofferraum“ verfrachtet, während wir schön gemütlich vorne auf unseren Autositzen saßen. Unglaublich, oder? Ich war völlig hin und weg, weil das Berliner Tatortteam immer mein Lieblingsteam war! Irgendwie kann ich es immer noch nicht fassen.

Nach diesem tollen Erlebnis gingen wir gestern frohen Mutes an die Arbeit. Wir waren so erleichtert, dass wir bei unserer riesigen Aufgabenliste endlich ein Ende sehen und waren sicher, dass wir nun alles erledigt bekommen, was noch unbedingt vor der Abfahrt gemacht werden muss. Aber das wäre ja das erste Mal gewesen, dass irgend etwas so geklappt hätte, wie wir dachten. Henning kam irgendwann mit unseren Wantenspannern an und machte uns die schreckliche Mitteilung, dass zwei von dreien völlig festgerostet waren und es unmöglich war, diese zu lösen. Das hieß auf gut deutsch, dass wir zwei neue Spanner kaufen müssen, die aber natürlich hier auf der Insel nicht zu bekommen sind. Wir werden diese also heute in Teneriffa bestellen und dann heißt es warten, wann sie hier ankommen werden. Immerhin gibt es in Spanien nur einen Weihnachtsfeiertag, also könnten wir mit viel Glück am Donnerstag oder Freitag die Ersatzteile in Händen halten. Unser neuer Vorsatz lautet somit: Abfahrt vor Silvester!

An dieser Stelle auch schon mal ein dickes Dankeschön für Eure ganzen Weihnachtswünsche und aufmunternden Worte. Nur das mit dem Daumendrücken hat noch nicht so geklappt. Also bitte noch etwas fester drücken und vielleicht mit etwas mehr Hingabe 😉

Wir wünschen Euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest und ein paar erholsame Tage im Kreis Eurer Familien!

Boiler1 Boiler2 Rumpf alte Streifen Rumpf keine Streifen Rumpf neue StreifenTisch alt neuer Cockpittisch Kaffeerunde

Wasserung mit Zwischenfällen

Am Donnerstag Abend waren wir endlich mit allen Dingen so weit fertig, dass wir mit der Werft vereinbaren konnten, dass wir Freitag um 8:30 Uhr wieder ins Wasser kommen.

Da wir unsere reparierten Ruder wieder einsetzen mussten, nahm man uns bereits abends um 17 Uhr in den Travellift. Henning (den wir hier vor Ort beauftragt haben, die Arbeiten auszuführen, die wir nicht selbst machen können) und Kai schoben die Ruder von unten ins Schiff und danach setzte man uns für die Nacht wieder auf ein paar Holzblöcken ab. Die beiden Männer wollten dann geschwind wieder alles montieren und Feierabend machen, doch natürlich war das leichter gesagt als getan. Wir hatten auch die Ruderschäfte reparieren lassen und somit waren die Löcher für die Bolzen zugeharzt. Diese mussten wir erst mal wieder lokalisieren und neu bohren. Mittlerweile wurde es langsam dunkel und wir holten unsere Taschenlampen heraus, um weiterarbeiten zu können. Als die Ruderquadranten dann endlich montiert waren, schauten wir uns die Ruder von unten an und stellten fest, dass sie überhaupt nicht parallel standen. Wenn das eine mittschiffs stand, stand das andere total nach Backbord. Anscheinend hatten wir beim Einbau die beiden Ruder vertauscht (die sehen ja aber auch total identisch aus) und nun passte nichts mehr. Henning zeigte Kai noch schnell, wo er die Ausrichtung verstellen kann und eilte dann stark verspätet zu einer Verabredung zum Abendessen. Mittlerweile hatten wir jedoch noch Franz als helfende Hand dazu gewonnen, denn ihn hatten wir für 19 Uhr zum Abendessen eingeladen und anstatt schön an unserem Esstisch zu sitzen, stand auch er nun im Motorraum. Die Männer schraubten (sobald sie die völlig festsitzenden Schrauben endlich gelöst hatten), maßen den Rudereausschlag, zogen und machten und taten und um 21 Uhr hatten sie es endlich geschafft. Die Ruderausschläge waren annähernd gleich und alles konnte wieder festgeschraubt werden.

Während Franz und ich das Abendessen anrichteten, ging Kai noch schnell unters Boot und schraubte den Propeller des Backbord-Saildrives dran (an dem wir ja die Simmerringe ausgetauscht hatten), zog die Ölablassschraube fest (für die wir neue O-Ringe gekauft hatten) und füllte Öl ein.

Dann aßen wir erst einmal zu Abend und nach dem Abendessen wollte Kai das gleiche dann noch mit dem Steuerbord-Saildrive machen. Doch schon als er nach unten ging, hörte ich ihn fluchen: „Nein, das darf doch nicht wahr sein! Sch…, sch…, sch…!!“ Ich fragte ihn, was denn los sei und er meinte nur, das wolle ich gar nicht wissen. Als er dann ca. eine halbe Stunde später wieder nach oben kam (mittlerweile war es Mitternacht), erzählte er mir, dass aus der Backbord-Ölablasschraube Öl heraustropfe. Ach herrje, das war wirklich keine tolle Nachricht. Wir gingen also nochmal nach unten, schraubten die Schraube heraus, überprüften, ob der O-Ring richtig sitzt und schraubten alles wieder hinein. Dann gingen wir zur Toilette und als wir zurück kamen, tropfte es erneut. Wir schauten uns die Sache nochmal genauer an und sahen, dass das Öl nicht nur an der Schraube tropfte, sondern auch zwischen der Anode und dem Saildrive herauskam, was hieß, dass auch die neuen Simmerringe nicht dicht waren. Mittlerweile war es schon 1:30 Uhr und wir waren todmüde. Kai schrieb Henning eine sms, ob er bitte am Morgen recht früh kommen könne, denn das Schiff in diesem Zustand zu Wasser zu lassen, war wirklich keine gute Idee!

Am nächsten Morgen wurden wir um 7:30 Uhr durch Hennings Klopfen geweckt. Die Männer machten sich sogleich an die Arbeit, ließen das Öl ab und schraubten alles wieder auseinander. Tatsächlich waren die neuen Simmerringe undicht, da die Propellerwelle leicht ausgeschlagen war. Was nun, denn eine neue Welle hatten wir natürlich nicht und wäre auch recht teuer. Henning meinte dann, wir könnten probieren, die Simmerringe so zu verschieben, dass sie eben nicht mehr auf dem ausgeschlagenen Teil der Welle aufliegen, doch leider konnten wir die alten Ringe nicht demontieren ohne sie zu beschädigen. Also mussten wir warten, bis um 10 Uhr der Volvo-Händler aufmacht und hoffen und bangen, dass dieser die Simmerringe vorrätig hat. Unsere Wasserung um 8:30 Uhr fiel somit erst einmal ins Wasser. Glücklicherweise hatte der Volvo-Händler die Teile vorrätig und Henning und Kai konnten um 10:30 Uhr mit der Tüftelei und dem Einbau beginnen.

Nachdem wieder alles an Ort und Stelle saß, beschlossen wir, mit Henning nach Arrecife zu fahren, um dort etwas Fleisch und Gemüse zu kaufen, da es das hier in unserem kleinen Supermarkt so gut wie gar nicht gibt. So konnten wir dann gleichzeitig ein paar Stunden überbrücken, um zu sehen, ob die Saildrives nun dicht sind.

Wir kamen um 16:00 Uhr zurück und waren gespannt, was uns nun erwarten würden. Uff, großes Aufatmen, kein Öl mehr am Boden. Es schien alles dicht zu sein. Also nichts wie schnell rein ins Wasser. Wir sagten der Werft Bescheid, dass es nun losgehen könne und keine Stunde später lagen wir schon an unserem neuen Platz am Steg.

Ich kann Euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass wir endlich von der Werft runter sind. Endlich kann ich wieder richtig Kochen und Abspülen und unser Boot putzen, damit wir nicht mehr im völligen Dreck leben.

Zur Zeit treffen wir die letzten Vorbereitungen für die Atlantiküberquerung. Drückt uns die Daumen, dass wir keine größeren Defekte mehr finden, so dass wir noch vor Weihnachten hier loskommen!

Wir wollen auch einen Parasailor!

Vergangenen Freitag haben wir uns zur Belohnung für unsere fleißige Arbeit einen halben Tag frei genommen. Franz, unser neuer schweizer Freund, hatte einen Parasailor bestellt und am Freitag persönlich geliefert bekommen. Die Einweisung war im Preis inbegriffen und er hatte uns eingeladen dieser „Jungfernfahrt“ beizuwohnen.

Also fuhren wir bei tollem Sonnenschein aber nur 5 Knoten Wind aus dem Hafen hinaus und bangten und hofften, dass es draußen etwas mehr Wind haben würde. Doch dies war leider nicht der Fall. Wir waren alle total enttäuscht und dachten wir müssten unverrichteter Dinge wieder in den Hafen zurückkehren. Doch Thomas (von der Firma ISTEC, bei der Franz seinen Parasailor gekauft hatte) meinte, das müsse schon gehen und fing an, den Männern zu erklären, wie man das gute Stück setzt, während ich das Ruder übernahm.

Nach einer kurzen Einweisung war es soweit. Der Parasailor wurde gesetzt, der Wind blies hinein und wir segelten tatsächlich mit rund 2 Knoten dahin. Wir waren total fasziniert. Das ist ja wirklich ein unglaublich tolles Segel!

Crew Parasailer Parasailer1

Kai hatte sich bereits als wir noch zu Hause waren, für einen Parasailor interessiert und ein Angebot eingeholt. Doch angesichts des Preises hatten wir die Idee dann recht schnell wieder verworfen. Was schätzt ihr, was ein solches Segel (ca. 120 qm) kostet?  Tja, man könnte sich für das Geld einen schönen kleinen Gebrauchtwagen kaufen, denn man muss dafür ca. €6.500,- ausgeben.

Natürlich hätten wir nun am liebsten sofort einen Parasailor bestellt, denn es ist wirklich ein fantastisches Segel. Wir sind total neidisch auf Franz und alle anderen, die einen Parasailor haben. Aber da wir ungefähr diesen Betrag gerade hier auf der Werft ausgeben, um unser Boot wieder auf Vordermann zu bringen, ist das momentan leider nicht drin.

Somit werden wir Franz weiterhin um sein tolles neues Segel beneiden und davon träumen und wer weiß, vielleicht sind wir ja auch irgendwann einmal stolzer Besitzer eines Parasailors.

Abends haben wir die gelungene „Jungfernfahrt“ dann noch gebührend bei gutem Essen und Wein gefeiert. Wir waren bei einem Spanier, der nicht nur total leckere Tapas, sondern auch riesige T-Bone-Steaks hatte. Ich habe so viel gegessen, dass ich irgendwann dachte, ich würde platzen.

Abendessen1 Abendessen3 Abendessen2

Am Samstag haben wir wieder eifrig an unserem Boot weitergearbeitet. Wir haben den ersten Anstrich des Antifouling aufgetragen und ein paar andere Kleinigkeiten erledigt. Und am Sonntag hatten wir schon wieder etwas zu feiern. Wir haben uns morgens anlässlich unseres Hochzeitstages ein opulentes Frühstück gegönnt. Die Kellnerin wollte es nicht glauben, als wir zwei mal 2 Spiegeleier mit 3 großen Scheiben Speck und Toast, einen Nutella-Crepe und Baguette mit Marmelade bestellt haben. Das ganze Frühstück hat fast nicht auf den Tisch gepasst, aber wir haben es bis auf den letzten Krümel vertilgt. Schließlich mussten wir uns stärken, um danach gleich wieder brav an die Arbeit zu gehen. Wir trugen dann noch die zweite Schicht Antifouling auf, schliffen unseren Cockpit-Tisch ab und holten unsere Genua herunter, weil wir unsere Wanten erneuern wollen. Aber dafür belohnten wir uns abends dann noch mit einem leckeren Essen beim Italiener. Franz und ein Bekannter von ihm begleiteten uns und es gab leckere Paella und Pizza.

Frühstück Hochzeitstag Primer Antifouling1 Antifouling2 Tisch streichen Abendessen Hochzeitstag1 Abendessen Hochzeitstag2

Solche netten Abende entschädigen uns immer für die ganze Schufterei, aber wir hoffen trotzdem, dass wir bald mit allen Arbeiten auf der Werft fertig sind und wieder ins Wasser können. Eigentlich wollte ich am Montag schon wieder zurück ins Wasser, aber daraus wurde nichts. Und seit gestern haben wir solch starken Wind (ca. 35 Knoten), dass die Wellen teilweise über die Hafenmauer kommen und wir an dem Steg, an dem wir vorher lagen, klitschnass wären. Die Werft hat also auch ihre Vorteile 😉