Alltägliches

Nachdem Tanja vorgestern gefragt hatte, ob wir denn einen Brotbackautomaten an Bord haben, muss ich Euch wohl mal noch etwas genauer über den Bordalltag aufklären.

Es gibt hier weder einen Brotbackautomaten, noch eine Küchenmaschine, eine Kaffeemaschine, einen Eierkocher, eine Waschmaschine, eine Geschirrspülmaschine noch irgend welche ähnlichen stromfressenden Ungeheuer ;-).

Da wir am Ankerplatz (und da werden wir von nun ab fast immer sein, denn Häfen gibt es entweder gar nicht oder sind ziemlich teuer) unseren gesamten Strom mit vier Solarpanels erzeugen, heißt es, fast immer Strom zu sparen! Wenn wir einen Stromfresser wie z.B. den Staubsauger benutzen wollen, dann müssen wir unseren Generator anwerfen und mit Hilfe von Benzin Strom erzeugen. Ihr seht also schon, alles was zu Hause selbstverständlich war, ist hier Luxus.

Am Anfang fand ich es ziemlich schwierig, wieder ohne meine tolle Nespresso-Maschine auszukommen. Die Waschmaschine und der Geschirrspüler fehlen mir auch heute noch ständig. Und dass ich nicht einfach so mal schnell den Staubsauger benutzen kann, ist für mich Horror. Aber solche Dinge wie eine Küchenmaschine, einen Eierkocher o.ä. erachte ich mittlerweile als völlig unnötig. Ich habe zwar mein Handrührgerät dabei, aber das habe ich bisher höchstens drei Mal benutzt. Die Brotteige werden mit der Hand geknetet und den Teig für den Kuchen schlage ich mit dem Schneebesen. Ja, das ist mühsam und manchmal habe ich das Gefühl, dass mir gleich der Arm abfällt, aber dafür macht es auch Sport und gibt mehr Kraft zum Segel bedienen ;-).

Passend zu diesem Thema will ich Euch schildern, was wir am Dienstag so alles gemacht haben. Morgens habe ich zuerst ein Brot gebacken und dann haben wir umgeankert, weil hier in der Bucht so blöde Winde sind. Daher liegen die Boote nicht alle in die gleiche Richtung, sondern drehen sich so, wie sie gerade lustig sind, und man liegt somit ab und an auch mal Heck an Heck mit dem Nachbarn. Da wir zu unserem Nachbarn fast schon hätten hinüber springen können, beschlossen wir, Anker auf zu gehen und den Anker ein paar Meter weiter weg erneut hinunter zu lassen. Gesagt, getan, doch leider ließ sich der Schäkel, mit dem wir den Hahnepot (die Sicherungsleine für die Ankerkette) festmachen, fast nicht mehr öffnen, so dass wir diesen dann noch fetteten und versuchten einen anderen Sicherungsring anzubringen. Nach dieser 1 1/2 stündigen Aktion gab es endlich Frühstück. Danach schnitten wir ein paar schöne Steaks aus unserem Thunfisch, stellten diese für abends in den Kühlschrank und zerkleinerten den Rest in Würfel, um Ragout daraus zu machen. Als dieses fertig war, füllten wir es in Weck-Gläser ab und kochten sie in unserem Schnellkochtopf ein. Da immer nur drei Stück auf einmal hineingehen, mussten wir die Prozedur für unsere 6 Gläser zwei Mal durchführen. Danach spülten wir das ganze Geschirr und sprangen kurz ins Meer, um uns zu erfrischen. Dann legten wir uns ca. eine halbe Stunde in die Sonne und ruhten uns aus. Mittlerweile war es schon 16 Uhr und das obwohl wir bereits um 8 Uhr aufgestanden waren.

Brot

Da wir somit noch gar nichts von unseren ursprünglichen Vorhaben erledigt hatten, beschlossen wir, noch einkaufen zu gehen. Also warfen wir schnell einen Blick in unseren Revierführer, um zu sehen, wo der beste Supermarkt in der Gegend ist. Hier direkt im Hafen gibt es zwar einen kleinen, der hat aber nicht die wirklich große Auswahl und ist ziemlich teuer. Das gleiche gilt für den ca. 10 Minuten entfernten „Supermarkt“ in Falmouth Harbour. Aber da gibt es ja noch Bailey’s Supermarket. Hier die Beschreibung aus unserem Revierführer: „Bailey’s is reasonably priced and will deliver large orders. This is the largest supermarket in the area with the biggest range of food products. Apart from a wide selection of canned, packaged, and frozen foods, they keep a good stock of local and imported vegetables. Bailey’s also stocks household and hardware items, including cooking pans, engine oil, and duct tape.“ Na, das klingt doch genau nach dem, was wir brauchen!

Wir schnappten uns ein paar Einkaufstaschen und unsere Sackkarre und dann ging es los. Im Revierführer war ein kleiner Übersichtsplan und es sah nach einem 25 minütigen Spaziergang aus. Uns war klar, da laufen wir hin, denn wir wollen uns ja auch etwas bewegen.

Nach ca. 35 Minuten mit unserer laut scheppernden Sackkarre, die wir über die nicht immer asphaltierten Gehsteige zogen (sofern denn überhaupt welche vorhanden waren), waren wir nicht mehr sicher, ob das so eine gute Idee war. Und überhaupt, wo war denn nun dieser tolle große Supermarkt. Puh, endlich sahen wir ein Schild mit der Aufschrift Bailey’s und einer Telefonnummer darunter. Hier muss es wohl sein. Aber wo? Wir schauten uns verwundert um, denn unter dem Schild blickten wir auf die Seitenwand eines Gebäudes, das ungefähr 15m lang war. Na ja, er wird wohl mehr in die Breite gehen. Wir bogen also um die Ecke des Gebäudes und standen auch schon am Eingang. Ich warf einen Blick hinein und Kai meinte später, er sah mir richtig an, wie mir die Kinnlade herunterklappte. Der riesige Supermarkt war tatsächlich ca. 15m lang und 10m breit und hatte drei Gänge. Also nach der Beschreibung des lieben Herrn Doyle hätte ich doch zumindest etwas ungefähr in der Größe wie Aldi oder Lidl erwartet. Aber da es ja auch noch Haushaltswaren geben sollte und sogar Motoröl, stand vor meinen Augen so ein Zwischending zwischen Aldi und Globus. Hier hatte ich nun auch voll darauf vertraut, dass, wenn ein Amerikaner sagt, das wäre ein großer Supermarkt, der alles zu bieten hat, dies dann auch wirklich so ist. Denn im Vergleich zu den amerikanischen Supermärkten sind unsere Aldis ja Tante Emma Läden.

Einkauf1 Einkauf2

Aber gut, dies war er nun mal, der größte Supermarkt in der Umgebung, nun mussten wir halt damit auskommen. Ich ging durch die Regale und kann Euch gar nicht sagen, wie unglaublich froh ich war, dass ich in Lanzarote unser Boot so vollgebunkert hatte. Somit brauchten wir nur das Nötigste, wie frisches Obst und Gemüse, Mehl, Saft, brauner Zucker, Butter, Küchenrollen, Bier und ein paar andere Kleinigkeite. Also gingen wir mit unserem ungefähr halb gefüllten Einkaufswagen an die Kasse. Und da kam der nächste Schreck. Ich schätze mal, dass ich zu Hause bei Aldi für diesen Einkauf ca. €35,- hingelegt hätte, denn eine Flasche antiguanischer Rum war auch noch dabei. Was glaubt ihr, was wir bezahlt haben? Wie gesagt, Doyle meinte ja, dieser Supermarkt sei „reasonably priced“. Ich dachte, ich höre nicht recht, als die Kassiererin von uns umgerechnet €90,- verlangte. Bereits als ich eine Küchenrolle (wirklich, hier gibt es Pakete mit nur einer einzigen drin) für umgerechnet €1,50 in unseren Wagen legte, schwante mir, dass es hier doch um einiges teurer sein könnte, als ich erwartet hatte. Aber da die meisten Artikel nicht ausgezeichnet waren, kam der große Schreck dann wirklich erst an der Kasse.

Leider hatten wir nun auch keine Lust mehr, mit unseren Einkäufen und unserer Sackkarre wieder den ganzen weiten Weg zurückzurumpeln. Also nahmen wir uns ein Taxi, das uns auch nochmal ca. €5,50 kostete und ließen uns zurück zu unserem Hafen fahren.

Dort luden wir die Einkäufe in unser Dingi, fuhren zu unserer Silence, hievten sie dort wieder heraus und wuschen dann erst einmal das ganze Obst und Gemüse ab. Denn leider gibt es hier überall viele tolle kleine Tierchen, die wir aber nicht unbedingt an Bord haben möchten. Dann taute ich noch den Kühlschrank ab (er hat oben ein kleines Eisfach, das nach ein paar Wochen immer ziemlich vereist ist und tropft), wusch ihn aus und verstaute unseren Einkauf darin. Somit hatte uns diese Prozedur des Einkaufens 3,5 Stunden gekostet und ich war noch nicht mal ganz fertig. Denn am nächsten Morgen füllte ich noch das gekaufte Mehl in Plastikflaschen (das machen wir immer, damit die Tierchen, die eventuell darin sein könnten, im Fall der Fälle nicht auf die ganzen anderen Vorräte springen, sondern schön in der einen Flasche eingeschlossen sind) und verstaute ein paar Kleinigkeiten unter unserer Eckbank.

Kühlschrank Mehl Eckbank

Abends brieten wir uns dann nochmal Thunfischsteaks (insgesamt mit dem Eingekochten, hatten wir aus diesem Thunfisch mehr als 10 Mahlzeiten herausgeholt) und aßen dazu Eisbergsalat und Reis-Curry-Salat. Dann ging es ans Geschirr spülen und danach habe ich noch angefangen die Fotos unserer Atlantiküberquerung für Euch herauszusuchen. Anschließend schauten wir noch eine Folge Big Bang Theory und schliefen danach todmüde ein.

Tuna

Also ihr seht, so einfache Dinge wie z.B. Einkaufen, werden hier schon fast zum Tagewerk. Zu Hause habe ich das entweder abends auf der Heimfahrt vom Büro erledigt oder Kai und ich sind Freitags abends zusammen einkaufen gegangen.

Das soll jetzt aber nicht unbedingt eine Beschwerde sein, denn eigentlich finde ich es schön, dass wir hier mal wieder etwas geerdet werden und somit auch wieder viel mehr schätzen können, in welchem Luxus wir zu Hause gelebt haben.

Ich muss immer wieder schmunzeln, wenn ihr uns so sehr beneidet. Vergesst nicht, wir sind hier nicht in einem Urlaubsressort, wo man von morgens bis abends bekocht wird, sich einfach an der Bar seinen Cocktail holt und sich dann in den Liegestuhl legt und ab und zu mal einen schönen kleinen Ausflug macht!

Hafen Bäckerei

Fotos, Fotos, Fotos

So, jetzt haben wir Euch lange genug auf die Folter gespannt. Hier endlich die versprochenen Fotos:

1Abfahrt 2Lanzarote 3erster Sonnenuntergang 4Delphine 5Spibaum 6Frühstück 7Spi 8Sonnenaufgang 10Andrea ko 12Solarpanels 13Obst aussortieren 11Sonnenaufgang2 14Duschen draußen 15Dorade 16Genua 18Regenbogen 19Schauer im Sonnenuntergang 20Sonnenuntergang 21TiefWetterkarte 22Sonnenaufgang Tief 23Baden im Atlantik 24Feier Halbzeit 25Blitzableiter 26kaputter Spibaum 27reparierter Spibaum 28Schietwetter 29Radar Squall 30Auf Regen folgt Sonne 31anderer Segler 32Selbstmörder 33Genua viel Wind 34Kai schläft im Salon 35Squalls2 36Schauer 37Schauer2 38Sonnenuntergang 39Kai schläft 40Andrea schläft 41Schietwetter warm 42Tanker 43Kai Tuna Angel 44English Harbour

Wir hätten Euch so gerne noch ein paar Fotos von unserem teilweise wirklich spektakulären Seegang gezeigt, aber leider kommt das auf den Fotos überhaupt nicht raus. Da sieht eine 4m-Welle dann aus wie leichter Wind auf dem St.Leoner-Baggersee.

Der Beitrag zu unseren gestrigen Erlebnissen folgt entweder später oder morgen. Schließlich müssen wir Euch langsam aber sicher wieder etwas entwöhnen und aus der Daily-Soap dann eher eine Two-times-a-week-Soap oder Weekly-Soap machen. Denn wenn wir jeden Tag einen Blogeintrag mit Fotos veröffentlichen, dann kommen wir nicht mehr dazu, irgend etwas zu erleben, dass wir dann in diesem Blog beschreiben könnten 😉

Wir sind überwältigt!

Ganz herzlichen Dank für Eure vielen Kommentare. Wir haben uns riesig darüber gefreut, dass Ihr alle so mitgefiebert habt und sich unser tägliches Bloggen also in jedem Fall gelohnt hat.

Auch bin ich (Andrea) froh, dass ich mich zumindest ein Mal aufgerafft habe, das Bloggen auf dem Atlantik zu übernehmen. Jedes Mal, wenn Kai mir seinen Entwurf vorgelesen hat, hatte ich das Gefühl, dass er das alles total beschönigt und verharmlost und das bei den Zurückgebliebenen, äh nee, Daheimgebliebenen so ankommt, als ob wir eine gemütliche Kaffeefahrt machen würden. Eure Kommentare haben mir recht gegeben und ich bin sehr froh, dass ich Euch, wenn auch nur einmal, meine Sicht der Dinge dargelegt habe.

Heute Nacht haben wir das erste Mal seit vier Wochen wieder durchgeschlafen. Ich glaube das allererste Mal, seit wir auf dem Boot sind, war es mir total egal, ob unser Anker hält oder nicht. Ich habe einfach geschlafen wie eine Tote. Heute morgen haben wir dann in aller Ruhe im Bett Eure Kommentare gelesen und danach sind wir beide eine Runde im türkisfarbenen Wasser geschwommen. Welch unglaublich schönes Gefühl. Bereits gestern hatten wir eine wunderschöne ca. 60cm große Wasserschildkröte gesehen und heute blickte uns wieder ein etwas kleineres Exemplar neugierig an. Wir freuen uns schon riesig aufs Schnorcheln und sind gespannt, was die Unterwasserwelt so alles zu bieten hat.

Danach sind wir mit unserem Dingi an Land gefahren, weil ich mir gerne mal wieder ein schönes frisches Baguette kaufen wollte. Wir hatten die letzten Wochen auf dem Meer ja immer unser eigenes Brot gebacken (die Backmischungen von Lidl sind einfach super), aber da unser Revierführer so sehr von der Dockyard Bakery in English Harbour geschwärmt hat, wollten wir uns zur Feier des Tages mal wieder Bebacken lassen ;-). Hier ein Auszug aus unserem Revierführer: „They have excellent modern equipment, produce a good variety of breads and will take orders for bread, Danish, chocolate cake and carrot cake, as well as savory patties, sausage rolls and sandwiches.“ Die Werbung auf der gleichen Seite hatte den Slogan: „A MUST place to visit. Try our irresistible bread, cakes and pastries.“ Also nichts wie hin. Was ich jedoch nicht bedacht hatte war, dass der Revierführer von einem Amerikaner geschrieben wurde und Antigua eine ehemalige englische Kolonie ist. Wie ja jeder weiß, haben weder die Amerikaner noch die Briten auch nur die leiseste Ahnung was gutes Brot oder was leckere süße Teilchen sind. Kulinarisch sind sie hier gegenüber den Franzosen oder Deutschen irgendwo in der Steinzeit stecken geblieben. Ihr könnt Euch somit sicherlich ungefähr vorstellen, was uns erwartete. Die große Vielfalt an Brot bestand aus: labberigem Weizentoast, labberigem Roggentoast und labberigen Baguette-ähnlichen Stangen. Außerdem gab es noch ein paar Apfeltaschen, Schneckennudeln mit Blaubeeren (ja, mit Blaubeeren, wie kommt man denn auf den schmalen Grat?), sehr bissfeste Croissants und Karotten- und Schokokuchen. Die Kuchen sahen zwar ganz gut aus, die Stückchen waren jedoch so klein, dass ich sie mir in den hohlen Zahn hätte schieben können und kosteten ca. 4 US$. Welch eine Enttäuschung. Nun ist klar, ab morgen wird wieder an Bord gebacken! Und falls jemand von Euch schon immer nach Antigua auswandern wollte und auch gerne backt, dann könnte er sich hier bestimmt eine goldene Nase verdienen.

So, jetzt wollte ich für die segelbegeisterten unter Euch noch mal eine Übersicht über unsere Etmale geben:

119/111/126/130/140/130/109/117/122/118/116/108/71/78/62/103/57/105/114/120/116/122/115/116/124/116/117

Hätten wir die ganze Zeit so schöne Etmale gemacht, wie in unserer ersten Woche, hätten wir einen wirklich schönen Schnitt gehabt.

Und hier für die eher kulinarisch Interessierten noch unser Speiseplan:

Paprika und Champignons in Kokos-Curry-Soße mit Reis
Spaghetti Bolognese mit Gurkensalat
Schweinesteaks mit Auberginen-Tomaten-Gemüse und selbstgebackenem Bauernbrot
Spaghetti Bolognese (weil’s so lecker war 😉
Panierte Hähnchenschnitzel mit Kartoffelbrei und glasierten Möhren
Pasta mit grüner Pesto
Gnocchi mit Tomaten-Paprika-Gemüse
Bratwürste mit Bratkartoffeln
Dorade mit Couscous-Salat
Spaghetti mit roter Pesto (man muss ja schließlich etwas variieren)
Gebackener Camembert mit Preiselbeeren und Brot
Bratkartoffeln mit mediterranem Zucchini-Gemüse
Gnocchi mit Tomaten-Paprika-Gemüse (auch schon zum zweiten Mal, weil’s so lecker war)
Bratwurst mit Rotkraut (das erste Mal, dass ich Rotkraut selbst gemacht habe und hat gleich geklappt, sogar ohne Rezept)
Indischer Linsen-Kartoffel-Karotten-Eintopf (hatte zwar ein Rezept, habe es aber nach Gutdünken abgewandelt)
Pesto mit Tomaten-Thunfisch-Soße (Thunfisch war leider aus der Dose, weil wir erst am nächsten Tag wieder einen gefangen haben)
Asiatische Nudeln mit frischem Thunfisch in Zwiebel-Tomaten-Soja-Soße
Ratatouille mit Reis
Bratwurst mit Kartoffelbrei und Rotkraut
Pizza (natürlich selbst gemacht)
Spaghetti mit Tomatensoße und Pesto
Speck-Mais-Quiche
Käsewienerle mit frischem Körnerbrot
Kartoffel-Karotten-Curry-Gratin (das war das einzige Gemüse, das wir noch an Bord hatten)
Thunfisch-Steaks mit Reis und Zitronen-Kapern-Soße (aus unserem Riesenfang)

Ich weiß ja, dass Eigenlob stinkt, aber ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich in diesem Leben mal noch kochen lerne. Und was soll ich sagen, wenn man die Zeit dazu hat und einfach mal Gerichte ausprobieren kann, dann macht das richtig Spaß! Wir tauschen regelmäßig mit anderen Seglern Rezepte aus und somit lernt man immer neue Gerichte. Am Anfang habe ich noch streng nach Rezepten gekocht (Marie, das Kochbuch „My basic cooking“, das Du mir mal geschenkt hattest, ist einfach grandios!), aber mittlerweile traue ich mich schon einfach mal selbst etwas zusammenzurühren. Kai war z.B. hellauf begeistert von meinem selbst erfundenen Kartoffel-Karotten-Curry-Gratin. Tja, Not macht erfinderisch.

So, und nun wollte ich noch auf Eure ganzen Kommentare eingehen. Ich dachte, bevor ich jedem einzeln antworte, tue ich das lieber hier im Blog, denn vielleicht interessieren die Antworten ja alle.

Ich mache das einfach mal in alphabetischer Reihenfolge:

Berit: Dein Kommentar mit der Daily-Soap war super und ich hatte das Gefühl, dass nicht nur Du so empfunden hast. Es baut uns extrem auf, dass Ihr Euch immer alle so sehr über unsere Blogeinträge freut!

Claudia: Ja, wahrscheinlich können wir stolz sein, auf unsere Leistung, aber momentan bin ich einfach nur froh, dass wir es geschafft haben und möchte so etwas am liebsten nie wieder erleben! Du glaubst gar nicht, wie oft ich mich in den vergangenen Wochen an meinen Schreibtisch bei Bilfinger zurück gewünscht habe.

Jochen: Ich glaube Du hast eindeutig den Award für die meisten Kommentare gewonnen. Obwohl, Tanja war ja auch ziemlich fleißig. Vielleicht musst Du Dir den Award auch mit ihr teilen.
Zu Deiner Frage, warum ich den Frachter nicht angefunkt habe und ob wir kein AIS haben: doch wir haben AIS und ich habe ihn auch über Kanal 16 angefunkt. Das war zugegebenermaßen zu einem recht späten Zeitpunkt, weil ich bei den ganzen vorherigen Begegnungen die Erfahrung gemacht hatte, dass die Schiffe immer so 20 Minuten vor CPA ausgewichen sind. Leider hat er nicht geantwortet und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht wusste, wie man einen DSC-Call macht.
Mit den Steelbands haben wir gestern Abend quasi schon Bekanntschaft gemacht. Den ganzen Tag hörten wir schon eine für mich nicht wirklich ansprechende Bongl-Bongl-Musik und abends, gerade als ich todmüde ins Bett fiel, fing anscheinend eine Steel-Band irgendwo direkt am Strand an zu spielen. Zu jedem anderen Zeitpunkt wären wir wahrscheinlich begeistert an Land gefahren. Gestern hätte ich einfach nur Morde begehen können. Man sollte zwar meinen, dass mich geräuschemäßig mittlerweile nichts mehr so schnell aus der Ruhe bringt, aber momentan bin ich halt noch an Knallen, Klatschen und Knarzen gewöhnt 😉

Marie: Nee, nee, die Fische nimmt immer Kai aus. Du glaubst doch nicht, dass ich in den ekligen Eingeweiden rumpule.
Tja, das mit dem Schlafmangel war teilweise wirklich nicht lustig. Manchmal kapierte ich bei Wachübergabe rein gar nichts. Kai wollte mit mir irgendwelche Segelmanöver fahren und ich wusste überhaupt nicht, an welcher Leine ich gerade ziehen soll. Das war schon des öfteren der Anlass für einen Streit. Denn wenn er mich dann anfuhr, fuhr ich natürlich sofort aus der Haut. Nein, nein, zu wenig Schlaf ist für mich überhaupt nicht spaßig.

Tanja: Mensch, unglaublich, wie eifrig Du kommentiert hast. Über Deinen gestrigen Kommentar habe ich mich fast tot gelacht. Ich glaube, das war das erste Mal seit Wochen, dass ich mal wieder so richtig herzhaft gelacht habe. Nach dem Kommentar war klar: den heutigen Artikel musste ich schreiben. Hier also meine Gefühle, als endlich Land in Sicht war: ich habe geheult. Die Freudentränen liefen mir einfach so die Wangen herunter. Ich glaube meine Erleichterung kann nur jemand nachempfinden, der so etwas schon einmal erlebt hat. Ich war wirklich am Ende meiner Kräfte und hatte die letzten Tage auf See des öfteren mal während meiner Nachtschicht einfach nur draußen gesessen und in aller Stille geheult und gehofft, dass wir bald ankommen
Du wolltest noch wissen, ob wir hier eigentlich fernsehen. Wir haben diverse Staffeln von einigen verschiedenen Serien dabei und haben ab und an mal Big Bang Theory geschaut. Auf dem Atlantik aber leider eher weniger, weil wir zum Einen so selten beide wach waren und wenn wir wach waren, musste fast immer einer Wache schieben, weil wir ja nicht so das tollste Wetter hatten.
Bücher habe ich allerdings einige gelesen. Unser lieber Schweizer Freund Franz hatte mir einen großen Stapel mitgegeben und im Waschsalon in Lanzarote standen noch ein paar englische Bücher, die ich an mich gerissen habe. In den vier Wochen auf dem Atlantik habe ich acht Bücher gelesen und das, obwohl ich gefühlt eigentlich gar nicht groß zum Lesen kam. Aber ab und an waren die Nachtwachen auch mal recht ruhig, so dass ich ein paar Stunden am Stück lesen konnte. Ansonsten komme ich eher selten zum Lesen und das hat z.B. auch mit so einer profanen Tätigkeit wie Wäsche waschen zu tun. Als Segler ist man ständig auf der Suche nach einem Waschsalon. Dort sitzt man dann stundenlang fest, um zwei Maschinen Wäsche zu waschen und zu trocknen. Manchmal kommt man hin und alle Maschinen sind gerade belegt, dann geht man wieder und schaut ein paar Stunden später wieder vorbei. Dann sind sie schon wieder belegt, also geht man irgendwann ein drittes Mal hin und beschließt nun doch dort zu warten, bis eine Maschine frei wird, denn sonst wird das ja nie was. Du siehst, Wäsche waschen ist also ein Tageswerk, genauso wie Einkaufen.
Über das Weltgeschehen informieren wir uns momentan überhaupt nicht. Wir sind so mit uns selbst beschäftigt, dass wir dafür überhaupt keine Zeit haben. Und wenn man dann irgendwo doch zufällig mal Nachrichten sieht, dann handeln diese nur von Flugzeug-Abstürzen, Unwetter-Katastrophen und sonstigen schrecklichen Geschehnissen. Wenn ich wirklich mal fern sehe oder im Internet surfe, dann um nette oder lustige Dinge zu sehen. Für alles andere ist mir meine Zeit zu schade!
Oh ja, diese Atlantik-Überquerung war eine riesige Herausforderung für unsere Beziehung. Das Schlimme ist nicht das Miteinander auf engem Raum, sondern das Schlimmste ist, dass Du gerade zusammen durch die gleiche Sch… gehst. Normalerweise ist mal der eine schlecht gelaunt und der andere kann das dann abfangen oder umgekehrt. Wenn aber beide völlig am Ende sind, dann fängt da keiner mehr irgendetwas ab…

Tim: Ja, ich hatte auch des öfteren daran gedacht, dass es wohl so ähnlich sein muss, wenn man gerade Mutti geworden ist. Und Du kannst ja gar nicht glauben, wie überglücklich ich bin, dass ich mir das nie angetan habe. Das wäre überhaupt nichts für mich. Ich glaube, ich hätte Kai eine automatische Fütterungs-Maschine erfinden lassen und das Kind in einen schalldichten Raum gepackt.

Toby: Geschwankt hat glücklicherweise bei mir an Land gar nichts, aber ich werde meist auch nicht großartig landkrank. Kai hatte einen kurzen Anflug, aber es hat sich auch schnell wieder gelegt. Aber wieder mit anderen Leuten zu erzählen war einfach unglaublich schön. Das ist aber auch so etwas tolles unter Seglern. Wir haben ja gestern dieses kanadische Ehepaar getroffen und haben diese eigentlich nur nach dem Weg zum Supermarkt gefragt. Darüber kamen wir dann ins Gespräch und wurden von den beiden spontan in die Kneipe zu zwei Bierchen eingeladen. Ca. 1 1/2 Stunden später haben wir uns dann auf den Weg zum Supermarkt gemacht. Kannst Du Dir das in Deutschland vorstellen: Du fragst jemanden nach dem Weg und gehst dann erst einmal mit demjenigen ein paar Bierchen trinken? Das ist die wirklich schöne Seite unseres Seglerlebens.

So, das habt ihr nun davon, wenn ihr auch Artikel von mir lesen wollt. Ich schaffe es leider nie, die Dinge so schön auf den Punkt zu bringen wie Kai!

Und jetzt bin ich leider zu müde, um auch noch die ganzen Fotos hoch zu laden. Da müsst Ihr Euch nun einen weiteren Tag gedulden. Aber morgen kommen dann ganz viele Fotos. Versprochen!