Sonntag war unser Glückstag

Nicht nur, dass Deutschland die Fußball-WM gewonnen hat, sondern wir haben direkt nach dem Spiel in der Bar einen Franzosen kennengelernt, der unser Saildrive-Problem gelöst hat.

Lionel, unser Ankernachbar unterhielt sich mit Didier, der in Clifton einige Charterboote betreibt und nebenbei Mechaniker ist. Ihm schilderte er unser Problem und Didier meinte, dass wir doch dafür nicht aus dem Wasser müssten. Das könne er alles unter Wasser auseinander- und auch wieder zusammenbauen. Außerdem müssten wir keine neue Welle kaufen, sondern einfach nur die Simmerringe an eine etwas andere Position setzen und dann wäre seiner Ansicht nach alles wieder ok.

Kai und ich waren hellauf begeistert und vereinbarten gleich mit Didier, dass wir am nächsten Tag nach Clifton kommen, so dass er die Reparatur durchführen kann.

Um kurz nach 10:00 Uhr kamen wir in Clifton an, um 11:00 Uhr war bereits alles abgebaut und um 12 Uhr montierte Didier schon wieder die Welle inklusive neuer Simmerringe. Nie im Leben hätten wir gedacht, dass dies tatsächlich alles so gut klappen würde. Die größte Arbeit war dann noch das Wasser wieder aus dem Saildrive zu bekommen. Hierzu füllten Kai und Didier den Saildrive mit Öl, schalteten den Motor an, damit sich das Öl mit dem Wasser vermischt und zogen mit einer Pumpe so viel wie möglich dieser Mischung wieder aus dem Saildrive heraus. Diesen Vorgang wiederholten sie sechs Mal und um ca. 16 Uhr konnten wir wieder zurück in unser „zuhause“ in Ashton. Und wisst ihr was uns das ganze gekostet hat? €200,-! Unglaublich, denn das hätte uns in Grenada alleine schon das Raus- und wieder Reinheben gekostet.

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Außerdem meinte Lionel auch noch, dass er uns helfen könne, unseren Kite wieder zu reparieren. Also kauften wir bei Jeremie von der hier ansässigen Kiteschule eine Rolle Tape und machten uns ans Werk. Gemeinsam klebten wir die ganzen gerissenen Stellen und fingen danach an, diese mit unserer Maschine zu nähen. Zwar haben wir die Reparatur noch nicht ganz abgeschlossen, aber vorgestern haben wir einen kurzen Testlauf absolviert und waren total happy, denn anscheinend hat es funktioniert und er fliegt wieder! Zwar sollten wir laut Jeremie keine allzu hohen Sprünge mehr damit machen, aber immerhin können wir damit kiten, bis wir irgendwo einen neuen Kite auftreiben können. Übrigens müsst Ihr Euch mal anschauen, was Jeremie so drauf hat. Er ist ein absoluter Profikiter und hat schon an unzähligen Wettbewerben teilgenommen. Ein paar Videos findet ihr auf seiner Internetseite: www.kitesurfgrenadines.com.

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Nachdem hier zurzeit eher wenig Wind herrscht, beschlossen wir gestern zusammen mit Lionel zur Abwechslung etwas zu segeln. So gingen wir morgens nach dem Frühstück Anker auf und segelten in Richtung Petit St. Vincent. Unterwegs machten wir einen Schnorchelstopp in Mopion (was eigentlich keine Insel, sondern nur ein Sandhaufen mit einem kleinen Sonnenschirm ist) und abends gingen wir in Petit Martinique, was gegenüber von Petit St. Vincent liegt, kurz einkaufen. Den Abschluss dieses schönen Segeltages bildete ein hervorragendes Dinner bei Lionel. Es gab gefüllte Calamari mit Tomatensoße und Reis. Das war besser als in jedem 3-Sterne-Lokal!

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Jetzt ist unsere Welt wieder fast in Ordnung. Leider nur fast, denn gestern hat sich die zweite unserer ursprünglich vier Batterien verabschiedet. Das heißt, nun müssen wir uns ziemlich dringend neue Batterien kaufen und wir hoffen, dass diese in Grenada nicht allzu teuer sein werden.

Kai the Ripper

Seit nunmehr sechs Wochen sind wir hier auf Union Island und erfreuen uns hauptsächlich am Kitesurfen. Das Problem mit unseren anstehenden Reparaturen haben wir momentan erfolgreich verdrängt und wenn wir nicht gerade nach Clifton fuhren, um mal wieder unser Visum und unsere Sailing Permit (mittlerweile wissen wir ja, wie das geht) zu verlängern oder eines der WM-Spiele anzuschauen (das Spiel gegen Brasilien war ja der absolute Wahnsinn) , dann kiten wir jeden Tag ein paar Stunden.

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Gestern habe ich bei richtig gutem Wind einen ca. 2,5m hohen Sprung geschafft und jauchzte vor Freude laut. Das Springen macht richtig süchtig: bei jedem Versuch will man noch höher hinaus und wenn man dann auch noch eine perfekte Landung hinlegt, dann will man einfach nicht mehr aufhören. Kai hat vorgestern seine ersten Frontloops geschafft und gestern an deren Perfektion gearbeitet. Wir waren total happy!

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Doch wie das meist so ist, darf dieser Zustand ja nicht allzu lange anhalten. Ich stand am Ufer, und schoss ein paar schöne Fotos von Kais Frontloops, als leider eine misslang und Kai mitsamt dem Kite ins Wasser fiel. Er startete den Kite wieder, holte sich sein Bord zurück und fuhr los. Nach ca. einem Meter tat sich urplötzlich ein riesiger Riss im Kite auf und gleich danach sah ich sprachlos zu, wie ein völlig zerfledderter Kite ins Wasser fiel. Ich stand mit aufgerissenen Augen am Ufer und dachte nur, dass das nicht wahr sein kann. Kai winkte mir und rief, dass ich mit dem Dingi kommen soll und so stiegen unser französischer Freund Lionel und ich in unser Dingi und zogen unseren gerippten Kite und Kai ins Dingi und fuhren an Land, um den Schaden zu begutachten.

Den Kite hatte es tatsächlich auf ca. 2m Breite und 3m Länge zerrissen! Wir waren den Tränen nah, denn das ist wohl ein Totalschaden. Das einzig Gute daran ist, dass wir im August und September aufgrund des wenigen Windes wahrscheinlich sowieso nicht kiten können und es somit quasi zum Ende unserer Kitesaison passiert ist. Damit haben wir jetzt zwei Monate Zeit, irgendwo einen anderen Kite aufzutreiben (was hier in der Karibik nicht wirklich einfach ist).

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Glücklicherweise haben wir noch unseren 8qm-Kite, den wir gestern bei ca. 22 Knoten Wind auch gut fliegen konnten. Aber das ist leider eher die Ausnahme. Hoffentlich finden wir also bald irgendwo einen neuen Kite!

Unterwegs auf Union Island

Da wir zum Fußball schauen immer nach Clifton müssen, haben wir letztes Mal beschlossen dabei gleich noch etwas die Insel zu erkunden. Bisher kannten wir nur die Straße die direkt von Ashton nach Clifton führt, doch es gibt noch mehr Straßen auf denen man über kleine Umwege ebenfalls nach Clifton kommt.

Wir liefen also durch Ashton und als wir den Ort gerade verlassen wollten, kam ein großer Regenschauer. Ein Einheimischer rief uns zu, dass wir schnell mitkommen sollten und wir rannten hinter ihm her in eine kleine Bar. Zumindest hielten wir es für eine Bar, denn es gab einen Tresen, hinter dem ein großer Kühlschrank stand und auf ein paar Regalbrettern standen Gläser und alkoholische Getränke. Doch in dem großen Raum gab es komischerweise keinerlei Stühle; nur in der Ecke des Raumes stand ein Tisch mit einer Popcornmaschine. Wir erzählten etwas mit dem Besitzer und tranken eine Limonade und Kai fragte irgendwann, ob er denn hier des öfteren Partys feiert, weil er so eine große Tanzfläche hat. Daraufhin lachte dieser und meinte „Nein, das hier ist doch das Kino!“ Wir waren völlig baff und grinsend zeigte er uns den Nebenraum mit Projektor und Bänken. Ok, das erklärte dann natürlich auch die Popcornmaschine. Begeistert fragten wir, was für einen Film er denn momentan zeigen würde und wann die nächste Vorstellung sei. Und darauf bekamen wir eine typisch karibische Antwort. Die nächste Vorstellung ist dann, wenn abends genug Leute da sind und es wird der Film gezeigt, den die meisten sehen wollen. Das ist doch klasse, oder?! Tja, da sind wir doch froh, dass wir unser eigenes Heimkino in Form unseres Laptops dabei haben 😉

Auf unserem weiteren Weg nach Clifton kamen wir dann noch an einem kleinen Museum vorbei. Keine Ahnung was es dort zu sehen gibt, aber hier darf man auf keinen Fall davon ausgehen, dass nur weil außen Museum dran steht, drinnen auch ein Museum ist. Da hatten wir bereits unsere einschlägigen Erfahrungen in Bequia gemacht. Auf der anderen Seite der Insel kamen wir an einen kleinen Steinbruch und danach führte die Straße an einen wunderschönen Sandstrand. Dann ging es an einem Etang vorbei und urplötzlich standen wir im Allgäu. Wir trauten unseren Augen kaum, als wir eine grüne Wiese mit Kühen und einem kleinen Bauernhof sahen. Unglaublich wie die Landschaft sich hier innerhalb von ein paar hundert Metern unterscheiden kann. Gerade steht man noch an einem karibischen Sandstrand, dann an einem französischen Etang und eine Minute später auf einer Alm im Allgäu.

In Clifton angekommen schauten wir mal wieder ganz alleine das Fußballspiel (Achtelfinale) und danach liefen wir gemütlich zurück nach Ashton.

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Auch heute waren wir wieder in Clifton und das Viertelfinalspiel gegen Frankreich zog dann doch etwas mehr Leute an. Doch leider waren dies ausschließlich Franzosen und wir hielten uns mit unseren Jubelrufen dann doch lieber etwas zurück. Außerdem hatten wir noch Lionel, unseren netten französichen Ankernachbarn dabei und auch ihm zuliebe wollten wir nicht zu ausgiebig feiern. Lionel ist ebenfalls Kitesurfer (nur dass er den Sport im Unterschied zu uns bereits seit dreißig Jahren ausübt) und kitet seit ca. zwei Wochen hier gemeinsam mit uns. Da er auch noch ein ausgezeichneter Fischer ist, werden wir regelmäßig mit exquisitem Fisch und Calamari versorgt. Ach, es ist einfach fantastisch wie gut die Franzosen kochen können. Wir leben hier also momentan im wahrsten Sinne des Wortes wie Gott in Frankreich.

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