Andrea hat Chikungunya

In Deutschland bekommt man im Herbst einen grippalen Infekt, in der Karibik bekommt man Chikungunya.

Schon seit mehreren Wochen hatten wir gehört, dass diese Infektion immer mehr um sich greift, aber bisher hatten wir nur von Fällen auf Martinique gehört und wähnten uns hier in Grenada in Sicherheit. Bis ich mich am Dienstag plötzlich unwohl fühlte und relativ schnell erhöhte Temperatur hatte. Dann entdeckten wir auf meinem ganzen Körper kleine rote Punkte und dachten erst einmal an Masern oder etwas ähnliches. Doch da das ganze überhaupt nicht juckte, durchsuchten wir dann gleich mal das Internet nach Symptomen und Fotos von Chikungunya. Der Ausschlag sah verdächtig danach aus, aber man sollte auch starke Gelenkschmerzen und hohes Fieber haben und das war bei mir nicht der Fall.

Also legte ich mich ins Bett und schon ein paar Stunden später hatten wir Gewissheit. Das Fieber war auf 38,8°C gestiegen und meine Knie und Füße taten so weh, dass ich kaum mehr gehen konnte. Auch meine Daumen schmerzten furchtbar und zum ersten Mal machte ich die Erfahrung wie aufgeschmissen man ist, wenn man seine Daumen nicht benutzen kann. Ich war hilflos wie ein Baby und konnte einfach nur noch im Bett liegen und mich möglichst nicht bewegen.

Kai fand dann im Internet heraus, dass man am besten fünf Tage Paracetamol nehmen soll und somit füttert er mich nun jeden Tag mit der Höchstdosis. Seit heute morgen ist das Fieber fast weg und die Schmerzen sind so betäubt, dass ich mich immerhin wieder bewegen und diesen Artikel schreiben kann.

Nun kann ich nur noch hoffen, dass ich nicht ein bis zwei Wochen brauche bis ich wieder gesund bin und dass ich nicht zu den 5-10% mit lang andauernden Gelenkbeschwerden gehören werde. Tja, da wäre mir so eine gute deutsche Grippe doch lieber gewesen. Aber man kann’s sich ja nicht aussuchen!

Hurrikansaison – was ist das?

Nachdem wir einige Anfragen bekommen haben, doch mal wieder über etwas zu schreiben, was das Segeln betrifft, werden wir Euch heute mal ein wenig über die derzeitige Hurrikansaison in der Karibik berichten. Ansonsten ist hier zum Thema Segeln im Moment nämlich nicht viel los, da im Sommer der Passatwind fast ganz einschläft und zumindest mit unserem Boot bei 5 oder maximal 10kn Wind keine wahre Freude aufkommt. Daher bewegen wir unsere Silence nur sehr selten und wenn, dann nur einige wenige Seemeilen in die nächste Bucht. So tingeln wir zwischen den Buchten im Süden Grenadas hin und her, je nachdem, ob wir gerade Cluburlaub machen wollen, gute Infrastruktur benötigen oder einfach nur in Ruhe unsere Silence auf Vordermann bringen möchten.

Im Gegensatz zu Europa ist hier in den Tropen der Sommer nicht die von fast jedermann präferierte Jahreszeit. Es ist heiß und schwül, der schwache Wind bringt weder Abkühlung noch hält er Moskitos und die tückischen Sandmücken fern und außerdem fängt es alle naselang an zu regnen. Und zu allem Überfluss sind diese Bedingungen auch noch ideal, um einen weiteren ungeliebten Gast auszubrüten: den Hurrikan.Hurricane IsabelEin solcher tropischer Sturm kann nur entstehen, wenn das Wasser warm genug ist (für Zahlenliebhaber: mindestens 26,5°C bis in 50m Tiefe) und das Wettergeschehen insgesamt instabil ist. Dies ist häufig im Spätsommer in der Nähe der vor Afrika gelegenen Kapverdischen Inseln der Fall. Hier werden die meisten tropischen Stürme geboren und ziehen dann mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 35km/h Richtung Westen, wo sie nach einer 4000km weiten Reise über den Atlantik auf die karibischen Inseln treffen. Waren die Wetterbedingungen unterwegs ideal, kommen sie dort als ausgewachsene Hurrikane an, in denen Windgeschwindigkeiten von weit über 200 Stundenkilometern gemessen werden können.

Während ihrer Reise über den Atlantik sorgt allerdings die Erdrotation dafür (Corioliskraft), dass die Stürme etwas nach Norden abgelenkt werden. Die Wahrscheinlichkeit eines Hurrikans ist daher auf der im Süden der kleinen Antillen gelegenen Insel Grenada wesentlich geringer als im nördlichen Teil der Inselkette.

Hurricane HistoryTrotzdem können hier Hurrikane auftreten, wie z.B. 2004 geschehen, als „Ivan“ über Grenada hinwegfegte und die Insel verwüstete. Damals sind auch viele Yachten beschädigt worden, weshalb wir nach Trinidad „fliehen“ würden, falls es der Zeitraum zwischen offizieller Warnung und dem Eintreffen des Hurrikans zulassen würde. Ansonsten würden wir uns in eine „sichere“ Ankerbucht verholen, was allerdings leichter gesagt als getan ist. Der Wind und somit auch die Wellen kommen im Verlaufe eines tropischen Sturms mit unverminderter Stärke aus jeder Himmelsrichtung. Somit muss eine solche Bucht immer gegen alle Seiten geschützt sein. Außerdem darf sie auch nicht zu flach sein, denn der Wasserstand kann während eines Hurrikans schon mal um zwei Meter absinken. Im Idealfall sollten auch nicht zu viele Yachten in der Bucht liegen, denn je größer die Anzahl der Boote ist, desto höher ist natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass sich eines losreißt und außer sich selbst auch andere schwer beschädigt. Eine gute Bucht im Süden Grenadas ist Port Egmont, in der es auch „Ivan“ im Jahre 2004 nicht gelungen ist, größeren Schaden anzurichten. Und das obwohl in der Bucht damals sehr viele Yachten und auch Fischer- und Fährboote gelegen haben sollen.

Hurricane Port EgmontHurricane Silence in Port Egmont

Port Egmont ist völlig von Mangroven umgeben, die ein unglaublich verzweigtes und fest im Grund verankertes Wurzelwerk besitzen. Die hier übliche Methode eine Yacht auf einen drohenden Hurrikan vorzubereiten ist, einen oder besser zwei Anker übers Heck auszubringen, mit dem Bug bis fast in die Mangroven zu fahren und am besten alle zur Verfügung stehenden Leinen dazu zu benutzen, das Boot in diesem dichten Buschwerk zu vertäuen. Anschließend muß man sich eine der unter uns Seglern am meisten diskutierten Fragen stellen: bleiben wir an Bord, um notfalls Leinen nachjustieren oder mit dem Motor entlasten zu können, oder lassen wir unsere Silence im Stich und retten uns in ein hoffentlich sicheres Hotel oder Haus im Landesinneren? Im Moment wissen wir darauf selbst noch keine Antwort.

Um rechtzeitig von einem bevorstehenden Hurrikan zu erfahren, rufen wir normalerweise zweimal täglich die Internetseite des amerikanischen National Hurricane Centers (NHC) ab. Hier gibt es alle Informationen, die wir benötigen, wie z.B. eine Karte, in der die Gebiete markiert sind, in denen in den nächsten 5 Tagen ein tropischer Sturm entstehen könnte.

Hurricane - NHC - 20140816 Hurricane - NHC - 20140818 Hurricane - NHC - 20140821

Hat sich schließlich ein Sturm formiert, wird ihm ein Name gegeben. Diese Namen sind in alphabetischer Reihenfolge sortiert und abwechselnd männlich bzw. weiblich (also z.B. Tropical Storm „Kai“ oder Hurricane „Andrea“). Unter diesem Namen werden dann auf der Webseite des NHC unter anderem die aktuelle Position, die vorhergesagte Zugbahn und auch die jeweiligen Windgeschwindigkeiten des Sturms veröffentlicht. Außerdem werden dort für gefährdete Küstenregionen normalerweise frühzeitig Warnungen herausgegeben.

Hurricane Bertha Cone Hurricane Bertha 34kt Hurricane Bertha 50kt

Das Jahr 2014 verläuft bisher vergleichsweise ruhig. Obwohl es schon Mitte September ist, normalerweise der Höhepunkt der von Juni bis November dauernden Hurrikansaison, gab es im gesamten Atlantik erst fünf tropische Stürme zu verzeichnen. In der Rekordsaison 2005 waren es zu dieser Zeit bereits 18!

Um eine ungefähre Vorstellung von der Naturgewalt zu bekommen, die in einem Hurrikan steckt, kann man sich diesen als riesiges Elektrizitätswerk vorstellen. Laut NHC erzeugt ein durchschnittlicher Hurrikan 600.000.000.000.000 Watt (600 Terawatt), was der 200-fachen Leistung aller Elektrizitätswerke der Welt zusammengenommen entspricht! Hurricane KatrinaFür die Zahlenjongleure unter Euch habe ich zu guter Letzt noch einige Rekordhalter unter den Hurrikanen zusammengetragen:

  • 1899 Hurricane „San Ciriaco“: längste Dauer: 28 Tage
  • 1966 Hurricane „Faith“: längste Zugbahn: 11024km
  • 1980 Hurricane „Allen“: höchste Windgeschwindigkeit: 305km/h
  • 2005 Hurricane „Katrina“: größter Schaden: 105 Milliarden US-Dollar
  • 2012 Hurricane „Sandy“: größter Durchmesser: 1520km

Abschließend bleibt noch zu hoffen, dass wir auf unserer Reise niemals einem Hurrikan begegnen werden. Denn auch wenn man sich über vermeintlich alle Details im Vorfeld Gedanken gemacht hat, wird es wie immer am Ende doch anders kommen, als man denkt!

Cluburlaub in der Prickly Bay

Irgendwie haben wir das Gefühl, dass ihr momentan alle in den Sommerferien seid, da es bereits seit Wochen keine Kommentare mehr auf unserer Website gibt.

Deshalb haben auch wir uns quasi einen Cluburlaub gegönnt. Da wir ja die Hurricane-Saison größtenteils auf Grenada abwettern, haben wir uns hier eine schöne Bucht gesucht, von der aus wir unsere ganze Einkaufsliste abarbeiten können und gleichzeitig aber auch noch einigermaßen schön liegen. Und dazu ist die Prickly Bay ideal.

Wir kommen uns tatsächlich etwas vor wie im Cluburlaub. Montags und Donnerstags gibt es von 8:30-10:00 Uhr Yoga und Dienstags und Freitags ist von 8:30-9:30 Tai Chi. Zwei Nachmittage die Woche wird Domino gespielt, Dienstags abends ist Quiz-Abend im Restaurant, Mittwochs gibt es Bingo, Donnerstag ist Salsa-Nacht, usw. Außerdem gibt es im Restaurant sehr leckeres Essen, z.B. Montags wahnsinnig gute Pizzen zum halben Preis (eine kostet dann ca. €5,50).

Cluburlaub Prickly Bay03 Cluburlaub Prickly Bay04

Am Yoga nehme ich regelmäßig teil und versuche mir so viel wie möglich zu merken, so dass ich dann in Zukunft auch jeden Morgen auf dem Boot etwas Yoga machen kann. Ich habe gar nicht mehr gewusst, wie sehr mir das gefehlt hat.

In Tai Chi habe ich mich auch zwei Mal versucht, aber da bin ich leider gescheitert. Schon in der Schule hatte ich immer meine Schwierigkeiten bei Jazz-Tanz und Aerobic. Sobald ich mit Armen und Beinen gleichzeitig irgendwelche Bewegungen durchführen soll, bin ich total überfordert. Und dann soll das ganze auch noch synchron mit den anderen sein. Nee, das war bei mir leider nicht drin. Und bevor ich den armen Tai Chi Lehrer völlig zur Verzweiflung bringe, habe ich es lieber wieder gesteckt (glücklicherweise hat er bereits eine Glatze, so dass er sich wegen mir nicht die Haare raufen konnte).

Cluburlaub Prickly Bay05

Gestern Abend waren wir zum ersten Mal bei der Quiz-Show und diesen Abend werden wir nicht so schnell vergessen. Das Quiz bestand aus 20 Fragen, die der Quizmaster über ein Mikrophon vorlas. Wir waren ja beide der Meinung, dass wir mittlerweile doch sehr gut englisch sprechen, aber bereits nach der ersten Frage sahen wir uns sprachlos an. War das tatsächlich englisch, was der gute Herr da vorne sprach? Das Mikro verzerrte alle Wörter bis ins Unkenntliche und wir verstanden lediglich einzelne Brocken. Wir jubelten bereits, wenn wir mal eine Frage vollständig verstanden, was uns dann aber auch oft nicht weiterhalf, weil wir die Antwort nicht wussten. Wie sollten wir z.B. wissen, welches der korrekte englische Fachbegriff für Kopfsteinpflaster ist oder wie Glutenunverträglichkeit auch noch genannt wird. Doch dann kam eine Frage, in der es um irgendetwas deutsches ging. Wir freuten uns schon, doch das einzige was wir verstanden waren die Worte: two, german, Moisn, Träsdn, invent. So ein Sch…, von diesen beiden deutschen Menschen hatten wir noch nie etwas gehört. Nachdem wir von den 20 Fragen ca. 10 verstanden und 5 beantwortet hatten, gab es eine Pause, in der der Quizmaster plötzlich Zettel verteilte. Ach, hätte er das nur schon früher getan, denn auf den Zetteln standen alle Fragen und wir konnten uns diese in Ruhe anschauen. Als wir die „deutsche Frage“ lasen, mussten wir dann lauthals lachen: bei Moisn und Träsdn handelte es sich gar nicht um Menschen, sondern um Städte und zwar um Meisen und Dresden. Die spinnen die Engländer! Insgesamt beantworteten wir dann ca. 15 Fragen wobei wir bei einigen einfach mal irgendetwas hinschrieben. Dann lasen wir oben auf dem Blatt, dass man 10 Antworten einkreisen könne, um bei einer richtigen Antwort die doppelte Punktzahl zu bekommen. Also kreisten wir 10 Antworten ein, von denen wir glaubten, dass sie eventuell richtig sein könnten und waren bereit unser Blatt abzugeben. Doch oh weh, das Quiz war noch gar nicht fertig. Wir wurden aufgefordert das Blatt umzudrehen und dann ging es weiter mit den nächsten 20 Fragen. Auch hier verstanden wir wieder ungefähr die Hälfte der Fragen nicht, aber was soll´s, wir wollten sie dann einfach beantworten, wenn wir das Blatt mit den Fragen ausgehändigt bekommen. Aber da wurden wir ganz schön veräppelt! Denn in der zweiten Runde gab es kein solches Blatt und wir hatten somit nur die Hälfte der Fragen beantwortet. Na ja, das war zwar sicherlich nicht toll, aber bei ca. 25 Fragen hatten wir ja zumindest Antworten und bei einigen waren wir uns auch sehr sicher, dass diese stimmen. Dürfte also nicht allzu tragisch sein. Wir gaben also unser Blatt ab und bekamen dafür ein Blatt von einem anderen Team, das wir korrigieren sollten. Und nun erfuhren wir, dass es für eine richtige Antwort einen Punkt, für eine eingekreiste richtige Antwort zwei Punkte (soweit war das ja auch noch aus der Anleitung hervorgegangen), aber für eine falsche eingekreiste Antwort minus vier Punkte gibt. Oh weia! Wir hatten ja aufs Geradewohl 10 unserer Antworten auf der ersten Seite eingekreist, aber wir waren uns sicher, dass diese nicht alle stimmen. Na das konnte ja heiter werden. Und das wurde es dann auch. Denn als alle Blätter ausgewertet waren, wurden wir als allererstes aufgerufen. Uns war sofort klar, dass wir den ersten Platz von hinten errungen hatten, doch der Quizmaster hatte noch eine Überraschung für uns bereit. Wir hatten gerade mal 3 (!) Punkte gemacht und damit die zweit schlechteste Leistung seit Anbeginn der Quiz-Show erzielt. Das sorgte natürlich für ziemlich viele Lacher und wir sind uns sicher: hier in der Bucht kennt uns nun jeder! Aber immerhin gab es einen tollen Trostpreis: eine Flasche Rum-Punch, um die uns später einige der anderen Teams, nach Erhalt ihres Preises, beneideten 😉

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Und was ist die Moral von der Geschicht: spiele ausländische Quiz-Shows nur mit einem Muttersprachler im Team und frage lieber mal vorher nach den Regeln!

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