Bald geht es weiter!

Ursprünglich wollten wir bereits gestern die Segel in Richtung ABC-Inseln setzen, doch vor einigen Tagen sahen wir auf dem Wetterbericht, dass daraus wohl nichts wird. Die Kapverden schicken uns eine Tropical Wave nach der anderen und im Regen lässt es sich einfach nicht so schön segeln. Gerade zieht wieder eine dieser Regenfronten durch und so nutzen wir die Zeit, um das Boot von innen zu putzen und etwas klar Schiff zu machen.

Doch der Regen hat nicht nur seine negativen Seiten: Kai hat uns einen Wassersammler „gebaut“, der uns letzte Nacht ca. 60l eingebracht hat. Das ist unser Tagesbedarf für zwei Tage und dafür müssten wir unseren defekten Wassermacher ca. 4 Stunden laufen lassen. Es wäre allerdings noch etwas optimaler wenn es nur in der Nacht regnen und dann am Tag wieder die Sonne scheinen würde. Doch das Wetter ist ja bekanntermaßen kein Wunschkonzert.

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Zwischendurch hatten wir aber dennoch immer mal wieder ein paar schöne Kite-Tage, allerdings mit sehr viel Wind. Und da dieser recht oft aus leicht Nord-Ost kam, war es fast immer ziemlich böig, weil der Wind dann über die Insel in unsere Bucht kommt. Für Freestyle-Tricks also nicht unbedingt optimal. Ich habe einmal ein paar laute „Ahhhhs“ und „Ohhhhs“ von einigen Zuschauern am Strand geerntet, als ich einen recht hohen Sprung hinlegte, mich am höchsten Punkt eine Bö erfasste und ich nochmals weitere 1,5m in die Höhe schoss. Insgesamt war ich dann wohl ca. 7m über der Wasseroberfläche und ich muss ehrlich zugeben, dass mir nach der leider nicht ganz perfekt geglückten Landung ganz schön die Knie zitterten. Kai hat gestern ungefähr das Gleiche erlebt. Bei einer seiner tollen 720°-Backrolls (für die Nicht-Kiter: eine zweifache Umdrehung um die eigene Achse), erfasste auch ihn mitten in der Luft eine Bö, er machte eine weitere, diesmal jedoch unbeabsichtigte Drehung (somit dann quasi eine dreifache Backroll), und nach dieser Drehung schaltete sich ganz abrupt der Wind ab, so dass er wie ein Stein vom Himmel fiel. Er knallte auf den Rücken und hatte danach ganz schön Kopfschmerzen. Also ihr seht, so ganz optimal ist das Wetter auch bei uns nicht immer.

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Doch das soll uns die Stimmung nicht verderben, denn glücklicherweise kamen vor ein paar Tagen alte Bekannte mit ihrem Katamaran hier in die Bucht. Rob und Jen hatten wir beim Kitesurfen in Antigua kennengelernt und die Freude war groß, als sie hier plötzlich auftauchten. Wir hatten einen wunderschönen Abend an Bord der Sephina, an dem Jen ein paar klassische Stücke auf dem Keyboard zum Besten gab, während Rob uns danach mit seiner Gitarre unterhielt. Jedem von uns wurde noch ein Musikinstrument in die Hand gedrückt und so hatten wir eine lustige Jam-Session.

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Doch wie es immer so ist: kaum hat man Freunde wieder getroffen, schon muss man sich erneut verabschieden. Denn so langsam aber sicher müssen wir uns aufmachen, um rechtzeitig auf den ABC-Inseln anzukommen. Wir haben für den 14. August einen Termin in Curacao, um unsere Silence aus dem Wasser zu nehmen und ihr ein neues Antifouling zu gönnen. Wir sollten spätestens zwei Wochen vor diesem Termin in der dortigen Marina ankommen, um noch einiges zu organisieren.

Zuerst hatten wir geplant, von hier aus direkt nach Bonaire zu segeln (etwas mehr als 400 Seemeilen), doch nun haben uns viele Segler empfohlen, ein paar Zwischenstopps auf Venezuelas vorgelagerten Inseln einzulegen, an denen wir sowieso in ca. 10 Meilen Entfernung vorbeikommen würden. Wir hatten das ursprünglich nicht vor, weil die politische Situation in Venezuela momentan sehr angespannt ist und Seglern empfohlen wird, dieses Land zu meiden. Anscheinend gilt das jedoch nicht für La Blanquilla, Los Roques und Aves und so werden wir diese Inseln wahrscheinlich anlaufen, uns jedoch etwas außerhalb vor den eher unbewohnten Teilen aufhalten. Angeblich sollen diese Inseln alle wunderschön sein und in Los Roques soll man wohl auch richtig toll kiten können.

Kai ist gerade dabei, unser Satellitentelefon wieder in Gang zu setzen. An dieser Stelle könnte ich einen ganzen Roman über die besch… Geschäftspolitik von Iridium schreiben, doch ich liefere Euch nur schnell die Kurzfassung: Iridium deaktiviert nach einem halben Jahr Nichtnutzung automatisch die SIM-Karte (was wohl irgendwo im Kleingedruckten steht, wir aber natürlich nicht wussten) und würde diese für günstige €250,- auf Anfrage wieder aktivieren. Da es somit günstiger war, uns eine neue SIM-Karte aus Europa schicken zu lassen (Preis €10,-, Versandkosten €80,-) zogen wir diese Variante vor und zahlten nun noch €130,- für 75-Minuten-Prepaid-Guthaben. Und das alles nur, damit wir auf unser Weiterreise regelmäßig den Wetterbericht und, falls notwendig, Infos über nahende Hurrikane abrufen können, denn unterwegs ist das die einzige Möglichkeit ins Internet zu kommen. Und da wir dafür wohl kaum das ganze Guthaben benötigen werden und es ansonsten nach 4 Wochen verfällt, werden wir versuchen, Euch ab und an zu informieren, wo wir uns gerade aufhalten. Sollte dies nicht funktionieren, dann hört Ihr spätestens bei unserer Ankunft in Bonaire wieder von uns!

Probleme mit dem Wassermacher

Leider ist es momentan mit dem Kiten etwas verhalten. Entweder es zieht gerade eine Tropical Wave mit fast 40 Knoten Wind und ordentlich Regen durch oder wir haben 7/8-Bewölkung mit recht wenig Wind oder sehr böigem Wind. Alles nicht wirklich ideal zum Kiten und da wir somit oft nur kurze Sessions hatten, beschlossen wir, dass wir dann umso mehr Zeit haben, um uns nochmals ausführlich dem Thema Wassermacher zu widmen.

Seit einigen Wochen wurde der Output von Tag zu Tag geringer. Waren es ursprünglich mal 30l pro Stunde, so waren wir zwischenzeitlich bei 15l pro Stunde angekommen. Wir tippten zuerst auf die Membran. Also bauten wir diese aus und legten sie in eine Box mit Natrium-Hydroxyd-Lösung, um sie zu reinigen. Dies hatten wir im Internet recherchiert und glücklicherweise hatten wir diese NaOH-Lösung quasi in Form von Abflussreiniger von zu Hause mitgebracht. Wir mussten nur in mühevoller Kleinarbeit mit Pinzetten die Seife-Kügelchen von den NaOH-Kügelchen trennen und schon hatten wir unser Membran-Säuberungsmittel.

Und da wir zum Ausbau der Membran sowieso den ganzen Wassermacher zerlegt hatten, reinigten wir gleich noch alle Rohre mit Kalkreiniger, so dass er danach wie geschniegelt aussah.

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Nach einem Tag Einwirkzeit bauten wir die Membran wieder ein und schlossen den Wassermacher an. Wir waren sehr gespannt, ob und wie viel unsere Säuberungsaktion gebracht hat und hofften natürlich, dass wir wieder mit einem Output von 30l belohnt werden. Wie ihr euch schon denken könnt, war das natürlich nicht der Fall, sondern ganz im Gegenteil. Der Wassermacher hatte an zwei Stellen ein Leck und baute somit nicht den gewünschten Druck auf.

Also schraubte Kai ihn wieder auseinander, überprüfte die Dichtungen an den beiden Stellen (diese waren anscheinend irgendwie beim Zusammenbau verrutscht), setzte diese richtig ein, schraubte wieder alles zusammen und schloss ihn an. Erneute Spannung, Schalter an und nun spritzte das Wasser an drei (!) Stellen heraus. Na bravo! Druck erzeugte er jetzt überhaupt keinen mehr und somit auch keinerlei Frischwasser.

Was blieb uns übrig, als ihn am nächsten Tag wieder auseinander zu schrauben, um dieses Mal festzustellen, dass eine der großen Dichtungen wohl beim Zusammenbau gerissen war. Klarer Fall von kaputt repariert!

Und wo sollen wir hier in Union Island nun solch eine Dichtung herbekommen? Das konnten wir total vergessen. Also fragten wir andere Segler um Rat und nachdem uns zwei unabhängig voneinander den Tipp gaben, die Dichtung einfach mit Sekundenkleber zu kleben, schritten wir zur Tat.

Nachdem wir die geklebte Dichtung wieder eingebaut hatten, schlossen wir ihn also wieder an. Unsere Hoffnung, dass wir damit Erfolg haben könnten, war gleich Null. Aber wir wurden positiv überrascht: aus der kaputten Dichtung kam nur noch ein kleines Rinnsal Wasser und auch die beiden anderen Dichtungen leckten nur noch ein wenig. Doch so richtig freuen konnten wir uns nicht, denn der Wassermacher erzeugt nun zwar wieder Wasser, aber drei mal dürft ihr raten wie viel? Genau, 15l wie zuvor. Die ganze 3-tägige Aktion war also komplett unnötig und das Schlimmste ist, dass wir somit immer noch nicht wissen, was das Problem ist!

Glücklicherweise mussten wir jedoch unsere Abende nicht völlig gefrustet an Bord der Silence verbringen, sondern hatten sehr nette Gesellschaft. Genau hier in Union Island hatten wir im vergangenen Jahr Claire & James von der Ocean Rainbow kennengelernt. Und nach fast exakt einem Jahr trafen wir uns hier endlich wieder, nachdem wir uns unterwegs schon einige Male ganz knapp verpasst hatten. Wir verbrachten einen sehr lustigen Abend an Bord der Ocean Rainbow; schon lange haben wir nicht mehr so viel gelacht. Nie hätten wir gedacht, dass ein britischer 2-Sterne-General (diesen Posten hatte James in der Armee inne) so humorvoll und witzig sein könnte. Wir dachten immer, beim Militär würde nicht gespaßt, aber James belehrt uns da immer wieder eines besseren.

Er war übrigens vor kurzem zu Feierlichkeiten nach Hause geflogen und er und Claire posierten geschniegelt und gebügelt neben der Queen und Prinz Andrew. Wir sind ja sowas von beeindruckt!

Außerdem kam natürlich am gleichen Tag wie Claire & James noch ein anderer Bekannter an. Peter hatten wir bereits drei Mal auf den verschiedensten Inseln getroffen, doch da entweder er oder wir Gäste hatten, waren unsere Treffen nie über ein paar freundliche Wiedersehensworte hinaus gegangen. Und somit tauschten wir dann auch mit ihm endlich mal noch ein paar Seglererfahrungen bei diversen Sundownern aus. Aber ist das nicht typisch: wochenlang bekommen wir hier nur Chartersegler zu Gesicht und dann kommen am selben Tag gleich zwei Bekannte an und man hat fast schon abendlichen Sundowner-Stress 😉

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Movie-Action am Frigate Rock

Vor fast zwei Wochen kamen wir endlich in Union Island an. Da wir hier schon so viel Zeit verbracht haben, fühlte es sich fast ein bisschen an, als ob man nach langer Reise nach Hause kommt. Es ist so angenehm, wenn man genau weiß, wo man den Supermarkt, die Müllcontainer, die Eisdiele, die Bank u.v.m. findet und Jeremie und seine Mitarbeiter von der Kiteschule begrüßten uns mit Handschlag.

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Und so verbrachten wir jeweils unsere Vormittage mit kitesurfen, während wir nachmittags am Boot beschäftigt waren. In den letzten Monaten hatte sich einiges angehäuft, was wir nun nach und nach abarbeiten müssen. Sei es mal wieder das ganze Boot innen entschimmeln, außen Kratzer und Flecken rauspolieren, das Deck schrubben, Rostflecken entfernen, das Unterwasserschiff putzen, den Wasserpass säubern, den Wassermacher auseinander nehmen, … und abends probierten wir neue Rezepte aus. Also alles in allem wie immer: Langeweile pur 😉

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Doch vorgestern gab es hier dann plötzlich mal so richtig Action. Als wir gerade beim Frühstück saßen, kam ein Katamaran in die Bucht. Die CrazyFly Aufkleber am Bug sagten uns sofort, dass es sich hierbei um Kitesurfer handelt und wir zählten schon etwas genervt die Leute an Bord. Da die Bucht hier nicht sehr groß ist, ist sie bereits mit ca. 6 Kitesurfern fast schon überfüllt und wir zählten auf dem Boot 8 Personen. Na super!

Wir warfen trotzdem unsere Kitesachen ins Dingi und düsten an den Strand, in der Hoffnung, dass wir noch schnell ein paar Runden fahren können, bevor sich die anderen alle ins Wasser stürzen.

Doch als wir gerade unseren Schirm aufpumpen wollten, erfuhren wir, dass es sich bei den anderen Kitern um Profis handelt, die hier Werbeaufnahmen für CrazyFly machten. Da sie uns ganz nett darum baten, ob wir etwas außer Sichtweite kiten könnten, um ihre Aufnahmen nicht zu stören (sie meinten sie müssten sonst so viel retuschieren;-), beschlossen wir doch einfach am Strand zu bleiben und den Profis bei ihren Sprüngen zuzuschauen.

Das war schon spektakulär, was die zwei Jungs und das Mädel so drauf hatten und wir beobachteten gespannt, wie der Kameramann, der Fotograf und der Regieassistent Anweisungen erteilten. Und selbstverständlich machten auch wir ein paar Fotos und drehten einige Filme.

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Ja, da wurde uns wirklich etwas geboten. Aber ich muss auch sagen, dass ich solche Videoaufnahmen und Fotos in Zukunft mit etwas anderen Augen sehen werden. Schon klar, dass da einige Sprünge schief gehen und sehr viel mit Photoshop bearbeitet wird. Aber dass von ca. 10 Versuchen nur etwa 3 richtig erfolgreich sind, das hätte ich nicht gedacht. Nun sehe ich meine Sprungversuche auch in etwas anderem Licht. Okay, meine Sprünge sind natürlich bei weitem nicht so spektakulär, aber dafür habe ich auch bei weitem nicht solch eine hohe Quote an Stürzen und Kitecrashs. Da fühlt man sich wirklich gleich viel besser, wenn man sieht, dass auch bei den Profis nicht immer alles klappt!