Ersatzteilparadies Le Marin

Am Mittwoch Vormittag segelten wir weiter nach Le Marin. Luftlinie war dies zwar nur eine Strecke von ca. 15 Seemeilen, doch leider ging ein Teil des Weges gegen den Wind, so dass wir ein paar Stunden kreuzen mussten. Insgesamt segelten wir dann 22 Seemeilen mit sehr variablem Wind (mal gab es 3 Knoten Wind, mal 25) in ca. 4 1/2 Stunden und waren froh, als wir um kurz nach 13 Uhr dort unseren Anker warfen.

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Le Marin ist einer der größten Häfen der gesamten Karibik und man sieht hier Boote so weit das Auge reicht (sicherlich insgesamt mehr als 1.000 Stück). Wir suchten uns einen strategisch günstigen Platz mit Blick auf den Leader Price, weil wir hier unsere Vorräte für die nächsten fünf Monate kaufen möchten. Ich sage Euch, das ist gar nicht so einfach, einen Einkaufszettel für so viele Monate zu schreiben. Ihr werdet Euch nun fragen, was wir vor haben, dass wir dermaßen viele Vorräte hamstern müssen, aber es ist einfach nur so, dass man auf Union Island und Los Roques so gut wie nichts kaufen kann und die Dinge, die es dort gibt, sind ca. drei- bis fünfmal so teuer als hier in Le Marin. Außerdem hat der Supermarkt ein eigenes Dingi-Dock und man kann die ganzen Einkäufe bequem direkt vom Einkaufswagen ins Dingi laden. So haben wir nun schon 2 1/2 Mal unser Dingi vollgeladen und müssen jetzt lediglich noch unseren Kühlschrank bis zum Anschlag füllen.

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Außerdem haben wir in den letzten Tagen jedem (!) Schiffszubehörladen in Le Marin einen Besuch abgestattet, waren beim Volvo-Händler, beim Baumarkt, beim Rigger, beim Schweißer, beim Camping-Gasflaschen-Verkäufer, beim Chinesenladen… Abends verstauten wir die gekauften Vorräte und bauten gleich ein paar Ersatzteile ein, um zu sehen, ob alles passt. Le Marin ist wirklich ein Paradies für Segler, denn bis auf ein Ersatzteil haben wir tatsächlich alles bekommen. Und dieses eine Teil wird nun gerade in der Werft angefertigt und wir können es hoffentlich am Montag abholen.

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Zwar hat außer den Essensvorräten mal wieder fast ausschließlich unsere Silence neue Dinge bekommen, aber immerhin habe ich einen neuen Geschirrkorb ergattert und wir kauften mal wieder einen neuen Teekessel. Nachdem der „alte“ Kessel, den wir im Oktober in Curacao gekauft hatten, völlig verrostet war (obwohl aus Edelstahl), gönnten wir uns nun zur Abwechslung mal wieder einen aus dem Schiffszubehörladen (für €59,-!) und hoffen, dass dieser etwas länger durchhält.

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Heute wollten wir eigentlich einen Tag frei machen, weil wir völlig fertig waren. An den letzten beiden Abenden waren wir so gegen 21:20 Uhr vorm Fernseher eingenickt und deshalb beschlossen wir, dass wir unbedingt einen Tag Pause benötigen. Aber dieser sollte uns mal wieder nicht gegönnt sein. Eigentlich wollten wir nur kurz zusammen das Boot etwas putzen und uns dann gemütlich aufs Netz legen und etwas lesen. Doch leider machte uns unser Wassermacher mal wieder einen Strich durch die Rechnung. So schraubt Kai nun schon seit heute morgen um 10 Uhr am Wassermacher und es ist kein Ende in Sicht. Und ich durfte alleine das ganze Boot auf Vordermann bringen. Sicherlich sind wir heute Abend wieder genauso müde wie an den Vortagen 🙁

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Geisterfahrer

Für die Überfahrt von Dominca nach Martinique war noch mehr Wind angekündigt, als am Vortag. So setzten wir unser Großsegel am Sonntag ins 2. Reff und refften auch die Genua, um für starken Wind gewappnet zu sein. Aber glücklicherweise wurde es dann gar nicht so heftig wie wir befürchtet hatten. Die Verhältnisse waren ungefähr die gleichen wie bei unserer Fahrt nach Dominica, da wir nun jedoch beide Segel mehr gerefft hatten, war immer alles im grünen Bereich.

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Dennoch waren wir froh, als wir nach sechs Stunden in St. Pierre ankamen. Dort blieben wir für eine Nacht, klarierten morgens ein und fuhren dann unter Motor weiter nach Case Pilote. Dies ist ein kleines Fischerdorf, in dem es überhaupt nichts gibt, außer dem größten Volvo-Penta-Händler in der gesamten östlichen Karibik. Dummerweise gibt es dort auch nicht wirklich Platz zum Ankern und so warfen wir zwar unseren Anker vor dem kleinen Strand, fühlten uns aber nicht richtig wohl dabei. Deshalb blieb ich an Bord, während Kai geschwind mit dem Dingi zum Volvo-Händler fuhr. Leider bekam er dann noch nicht mal alle Ersatzteile, die wir benötigen, aber daran sind wir ja mittlerweile gewöhnt.

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So segelten wir dann nach diesem kurzen Zwischenstopp weiter in Richtung Grande Anse, wo wir bei unseren bisherigen Martinique-Besuchen noch nie gewesen waren.

Irgendwie fanden wir es recht schade, dass wir überhaupt keine Mitstreiter hatten, denn an diesem Tag wollte anscheinend niemand Richtung Süden. Doch dafür sahen wir auf einmal ziemlich viele Segelboote im Süden auftauchen und auf uns zukommen. Wir zählten zuerst ca. 20 Boote, doch schnell wurden es immer mehr. Als sie näher kamen, sahen wir, dass es alles Katamarane waren, und es sich wohl um eine Regatta handeln musste, weil alle Boote mit Startnummern beklebt waren. Nachdem uns dann so etwa der 10. Katamaran passiert hatte, kamen wir uns langsam aber sicher vor, als wären wir Geisterfahrer. Es kamen immer mehr Boote auf uns zu und es nahm einfach kein Ende. Manchmal fuhren vier oder fünf Katamarane gleichzeitig an uns vorbei und wir fühlten uns wirklich, als wären wir auf die falsche Spur geraten oder auf einer Einbahnstraße unterwegs. Dieses Gefühl dauerte ca. eine Stunde an, bis auch der letzte von den insgesamt 43 Katamaranen an uns vorbeigezogen war. Welch ein Spektakel!

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Kurze Zeit später warfen wir unseren Anker vor Grande Anse d’Arlet, wo wir nun zwei Nächte bleiben wollten, um etwas auszuspannen.

Jedoch spannten wir dann heute nicht so richtig aus, weil wir auf der Landkarte sahen, dass es hier einen schönen Wanderweg in die Nachbarbucht Anse d’Arlet gibt, auf welchem auch zwei Geocaches versteckt sind. So wanderten wir also heute ein paar Stündchen und genossen einige schöne Ausblicke auf unsere Bucht und die Nachbarbucht. Wir kamen zwar ziemlich k.o. zum Boot zurück, weil es ganz schön heiß war, aber der Ausflug hatte sich auf jeden Fall gelohnt.

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Wenn der Wetterbericht nur mal stimmen würde

Nachdem wir gestern unseren Zahnarzttermin gut hinter uns gebracht hatten und Kais Fuß von der Apothekerin begutachtet worden war (der Arzt hatte leider ausgerechnet gestern einen Tag frei) machten wir uns auf den Weg nach Basseterre. Basseterre ist ca. 2 Stunden von Ilet Pigeon entfernt und wir freuten uns sehr auf die ruhige Ankerbucht dort.

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Doch dieses Mal hatten wir etwas Pech. Nachdem wir bereits einige sehr unruhige Nächte in Ilet Pigeon verbracht hatten, weil dort zwei Tage lang der Wind in Böen von über 30 Knoten durch die Bucht fegte, erhofften wir uns von Basse Terre eine ruhige Nacht. Da hatten wir unsere Rechnung aber nicht mit einem der Locals gemacht. Denn ca. um 19:30 Uhr beschloss jemand am nahegelegenen Ufer eine kleine Disco zu starten. Wir vermuten, dass dieser nette Mensch uns an seiner neu gekauften Auto-Stereoanlage teilhaben lassen wollte und diese auf volle Pulle aufdrehte. So dröhnte eine ohrenbetäubende Tschaka-tschaka Musik auf unser Boot und uns standen die Haare zu Berge. Als wir um 22 Uhr schlafen wollten, dröhnte es draußen immer noch in voller Lautstärke und so blieb uns nichts anderes übrig, als alle Luken zu schließen und uns in der Hitze in den Schlaf zu schwitzen.

Da wir beide total fertig und müde waren, schliefen wir glücklicherweise recht schnell ein. Doch leider wachten wir auch sehr oft plötzlich wieder auf (vielleicht immer wenn ein neues Lied anfing) und erst spät in der Nacht hörte die Musik endlich auf.

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So waren wir heute morgen beide ziemlich gerädert, als wir um kurz nach 7 Uhr aufstanden, um uns auf die Fahrt nach Dominica zu machen. Zuerst mussten wir den von uns stets gefürchteten Kanal zwischen Guadeloupe und Les Saintes überqueren und uns war recht Bange davor, wie viel Wind uns dort wieder erwarten würde.

Angekündigt waren für den Vormittag 12-15 Knoten, aber wir waren uns sicher, dass da auch locker mal das doppelte daraus werden kann. Und so kam es dann auch. Wir lugten mit dem Bug unseres Bootes um das Kap und krawumms, schon traf uns der Wind ungebremst. Gerade hatten wir noch 10 Knoten auf der Anzeige gehabt und auf einen Schlag waren es dann 31!

Die Wellen wurden immer steiler und der Wind ließ höchstens mal auf ca. 26 Knoten nach, bevor er erneut mit mehr als 30 Knoten blies. Aber wie gesagt, das hatten wir ja fast schon geahnt. Wie glücklich waren wir, als wir in den Windschatten von Les Saintes eintauchten und eine kleine Verschnaufpause vor uns lag . Das schlimmste hatten wir geschafft, so dachten wir zumindest.

Aber das entpuppte sich als Irrtum, denn im Kanal zwischen Les Saintes und Dominica ging es dann erst richtig rund. Die Wellen waren doppelt so hoch wie vorher und der Wind blies fast die ganze Zeit mit rund 30 Knoten (angekündigt waren für diese Uhrzeit 15 Knoten). Kai war klatschnass, weil er unzählige Wellen abbekommen hatte.

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Wie erleichtert waren wir, als wir nach vier Stunden segeln in den Windschatten von Dominica eintauchten. Wir jubelten erleichtert auf, denn der Wind ging runter auf 18 Knoten, die Wellen nahmen beträchtlich ab und unsere Silence segelte endlich sanft dahin. So kannten wir das von Dominica und wir waren uns sicher, dass der Wind bald ganz nachlassen würde und wir den Rest der Strecke motoren müssten.

Doch wir hatten uns zu früh gefreut. Denn von einer Sekunde auf die andere frischte der Wind wieder auf. Es ging von 18 auf 25 und dann auf 34 Knoten. Unsere Silence beschleunigte innerhalb von Sekunden von ca. 5,7 auf mehr als 8 Knoten und wir sausten erneut dahin. Der Wind peitschte über das Meer, holte ab und an mal kurz Luft, nur um dann erneut wie wild in unsere Segel zu fahren. Also das hatten wir hier noch nie erlebt. Da wir bei den heftigen Böen immer etwas abfallen mussten, kamen wir immer mehr von unserem Kurs ab und beschlossen irgendwann, dass dies keinen Sinn mehr macht und wir besser die Genua einholen.

So fuhren wir dann die letzten 8 Meilen zur Ankerbucht in Rosseau mit Großsegel und Motor und waren heilfroh, als wir dort ankamen. Und nun liegen wir hier, das Wasser ist flach wie auf einem See, es geht fast kein Lüftchen und wir können gar nicht glauben, dass es uns vorher da draußen so gebeutelt hatte. So macht Segeln wirklich keinen Spaß, denn es fühlt sich eher so an, wie wenn man in eine überdimensionale Waschmaschine geraten wäre!

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