Norwegische Weihnachten

Ein paar Tage vor Weihnachten schafften wir es noch, auf der Silence etwas Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Wir packten unsere Lichterketten aus, hängten etwas Weihnachtsdeko auf und backten noch schnell vier Sorten Weihnachtsguzl.

Und dann bekamen wir auch noch ein großes Weihnachtsgeschenk: am 23.12. nachmittags hieß es plötzlich bei DHL, dass unser Paket im Zustellfahrzeug sei und nun ausgeliefert würde. Und tatsächlich, als wir am nächsten Tag in die Marina fuhren war ein Abholschein da, und wir konnten es bei der Post in Empfang nehmen. So war es also nach 5 1/2 Wochen dann immerhin genau zu Weihnachten angekommen!

Abends waren wir bei unseren Freunden Kari-Anne und Per-Arne zu einem typischen norwegischen Weihnachtsessen eingeladen. Sie mussten wohl ein paar Kompromisse machen, weil es einige Zutaten hier einfach nicht zu kaufen gab, aber für uns war es dennoch ein Festschmaus. Als Hauptgericht gab es Schweinebraten mit Rahmsoße, Kartoffeln, Sauerkraut und rote Beete. Solch leckeren Braten hatten wir schon seit langem nicht mehr gegessen und auch das selbstgemachte Sauerkraut von Kari-Anne war ein Genuss. Und dazu gab es aus Norwegen importierten Aquavit. Der Nachtisch war für uns Deutsche recht außergewöhnlich: ein Milchreis ähnelndes Dessert mit Himbeersoße und Schokowaffeln. Wir waren so satt, dass wir fast nicht mehr aufstehen konnten. Das war ein sehr schöner und entspannter Weihnachtsabend!

Habitation Clément

Um endlich mal der Schufterei auf dem Boot ein bisschen zu entkommen, haben wir zusammen mit unseren norwegischen Bekannten ein Auto gemietet.

Ursprünglich hatten wir vor, mit den beiden in die Hauptstadt Fort-de-France zu fahren, um dort etwas durch die Straßen zu schlendern, weil die beiden noch nie dort waren. Danach wollten wir zu einer alten Rumdistillerie und im Anschluss daran hatten wir eine kleine Wanderung rund um ein Kap an der Ostküste geplant.

Doch leider machte uns das Wetter einen kleinen Strich durch die Rechnung. Angekündigt war leichter Wind, morgens etwas Regen und für den Nachmittag Sonne pur. Das mit dem Wind hat gestimmt, aber mit dem Regen und der Sonne hatte sich der Wetterfrosch vertan. Morgens hat es ständig geschüttet wie aus Kübeln und somit gaben wir den Plan mit Fort-de-France ganz schnell auf.

Dafür zeigten wir unseren Bekannten das größte Einkaufszentrum der Insel und bummelten dort etwas durch die Shops und sahen uns die tolle Weihnachtsdeko an, bis sich das Wetter so weit beruhigt hatte, dass man trockenen Fußes vor die Tür konnte.

Danach fuhren wir, wie geplant, zur Rumdistillerie Habitation Clément, wo mittlerweile immer mal wieder die Sonne hinter den Wolken hervorlugte. Zwar gab es keine laufende Produktion zu bestaunen, weil die Saison erst wieder Mitte Januar beginnt, doch wir konnten die im 19. Jahrhundert gebaute Produktionshalle mit einer alten Dampfmaschine und die Lagerhallen mit den reifenden Fässern begutachten. Der Duft, der aus diesen Lagerhallen kam war wirklich verführerisch: eine Mischung aus Alkohol und alten Eichenfässern. Wir standen minutenlang da und sogen diese tolle Duftmischung ein.

Zusätzlich ist rund um die Destillerie ein schöner Park angelegt, der mehr als 30 verschiedene Palmensorten beheimatet. Und als besonderes Schmankerl steht inmitten des Grundstücks noch die frühere Villa des Distilleriebesitzers, die im Stil des 19. Jahrhunderts möbliert ist.

Zum Ende unseres Rundgangs kamen wir durch eine Kunstaustellung, von der aus wir direkt zur Verkostung des Rums an einer langen Bar gelangten. Da ich kein wirklicher Rumliebhaber bin, spezialisierte ich mich eher auf das Probieren der verschiedenen süßeren Varianten. Mein absoluter Favorit: eine an Baileys erinnernde Creme, die jedoch mit einem gealterten Rum hergestellt wird. Köstlich!

Eigentlich wollten wir ja nun noch zum Kap Point de Vauclin fahren, doch auch dieser Tagesordnungspunkt musste aufgrund des Wetters ausfallen. Unsere Schuhe waren bereits total matschig vom Rundgang durch den Garten der Rumdestillerie und wir vermuteten, dass die Wanderwege am Cap wahrscheinlich zu matschig und glitschig sein würden, um dort mit Spaß zu wandern. Und prompt fing es auch schon wieder an zu regnen, als wir die Habitation Clément verließen.

Und so fuhren wir ganz gemütlich an der Ostküste entlang wieder zurück nach St. Anne und genossen die sporadisch auftauchenden Ausblicke aufs Meer vom trockenen Innern des Autos aus.

Zwei Wochen Cluburlaub, bitte!

Wieder haben wir zwei sehr anstrengende Wochen hinter uns. Wie bereits im letzten Blogbeitrag erwähnt, mussten wir dringend eine Entscheidung bezüglich unserer Ankerwinsch treffen: neu oder gebraucht? Nur den Motor tauschen oder komplett neu? Außerdem benötigten wir auch noch eine neue Ankerkette: welches ist das beste Angebot? Und unser Inverter war ja auch noch kaputt gegangen: reparabel oder nicht? Und bei der dafür notwendigen Rennerei durch die ganzen Schiffszubehörläden „stolperten“ wir dann noch über unser Traum-Dingi! Kaufen oder nicht?

Und so sahen unsere Tage im Einzelnen aus:

Samstag, 3.12.:
Kauf der neuen Ankerwinsch und Ankerkette bei Clippers Ship. Alte Ankerkette wurde abgeholt und danach haben wir den ganzen Tag den kompletten Ankerkasten inklusive Gummimatten gereinigt.

Sonntag, 4.12.:
Morgens über einen Flohmarkt geschlendert, um zu sehen, ob wir günstiges Schiffszubehör ergattern können. Nachmittags schraubte Kai die alte Ankerwinsch wieder zusammen und installierte die neue. Zur Installation der Kontrollbox musste er fast mein ganzes bis an den Rand gefülltes Konservenschapp ausräumen, so dass ich dann den Rest des Tages Spaß beim erneuten Einräumen hatte.

Montag, 5.12.
Im Elektronikgeschäft nach Kondensator für unseren kaputten Inverter gefragt. Chef ist nicht da, wir müssen morgen nochmal kommen.
Beim Schiffszubehörladen Caraibe Marine Wasserfilter und Dyneema-Leine gekauft.
Bei Leader Price Lebensmittel gekauft.
Unsere alte Ankerwinsch zum Verkauf auf Kommission in einem Second-Hand-Zubehörladen abgegeben.
Bei Carene Shop 1/2l Farbe bestellt. Kann am nächsten Morgen abgeholt werden.
Nach langem Überlegen bei Clippers Ship Dingi reservieren lassen und €1.000,- angezahlt.
Neue Ankerkette wird geliefert. Markierungen für Kettenlänge angebracht und danach neue Kette im Ankerkasten gestaut.

Dienstag, 6.12.
Zu Clippers Ship gegangen, um Dingi zu kaufen. Bei Bezahlung Limit auf der Kreditkarte überschritten, so dass ich von den noch ausstehenden €2.300,- nur €1.000,- bezahlen konnte. Versucht den Rest mit Kais Kreditkarte zu zahlen. Konnten €1.000,- damit bezahlen, mehr ging nicht. Da wir nur €50,- in bar hatten, wollten wir noch €300,- am Geldautomaten abheben. War leider auch nicht möglich, weil wir nun wohl alle Limits ausgereizt hatten. Da standen wir dann mit €50 in bar und schauten dumm aus der Wäsche. Glücklicherweise halfen uns Freunde aus und hoben €300,- für uns ab. Zurück zu Clippers Ship, Dingi bezahlt und wir durften es gleich mitnehmen. Dingi an unser Boot geschleppt.
Am Boot festgestellt, dass vergessen wurde, uns das CE-Zertifikat für unser Dingi mitzugeben. Nochmals zu Clippers Ship gefahren, um Zertifikat zu holen.
Mit altem Dingi zu Caraibe Marine gefahren, um neue Kette (zum Abschließen) für unser neues Dingi zu kaufen. Kette kam uns dort recht teuer vor; erstmal nicht gekauft.
Zur Capitainerie gefahren, um eine Anzeige zum Verkauf unseres alten Dingis in den Schaukasten zu kleben.
Dort im Schiffszubehörladen nach Kette gefragt. Noch teurer, also zurück zu Caraibe Marine und dort Kette gekauft.
Bestellte Farbe bei Carene Shop abgeholt.
Mittlerweile festgestellt, dass auf dem Vertrag für den Verkauf der alten Ankerwinsch keine Telefon-Nr. und e-mail-Adresse steht, unter der wir Kontakt aufnehmen können. Nochmals dorthin gefahren, Kontaktdaten bekommen und dabei festgestellt, dass sie auch vergessen hatten unsere Kontaktdaten aufzunehmen. Hätten uns also bei erfolgreichem Verkauf gar nicht kontaktieren können!
Meine Hausbank angeschrieben, dass sie bitte meine Limits hoch setzt, damit wir wieder an unser Geld kommen.

Mittwoch, 7.12.
€300,- abgehoben und unseren Freunden zurückgezahlt.
Nochmals zum Elektronikgeschäft gefahren. Chef war da und hat uns geschwind einen Kondensator aus einem alten Inverter ausgebaut und für €2,- verkauft.
In die Marina gefahren, um für Boje zu bezahlen.
Als ich das CE-Zertifikat für unser Dingi wegpacken wollte, stellte ich fest, dass die Nummer darauf nicht mit der Nummer auf unserem Dingi übereinstimmt. Also nochmals zu Clippers Ship gefahren und richtiges Zertifikat abgeholt.
Zu Leader Price, um ein paar frische Lebensmittel zu kaufen.
„Anker auf“ in Le Marin und nach St. Anne motort, wo wir zum ersten Mal unser neues Ankergeschirr probieren konnten. Super!
Nach erfolgreichem Ankern, Wasserlache in unserem Salon. Ursache war recht schnell gefunden: der Expansionstank der Wasserpumpe unter unserer Spüle war geplatzt und hatte das ganze Fach unter der Spüle ca. 3cm unter Wasser gesetzt. Kai baute den Ausgleichsbehälter aus. Dabei festgestellt, dass ein paar Schläuche und Kabel aus diesem Fach in unseren Rumpf laufen. In unserer Kabine nachgeschaut und festgestellt, dass das Wasser an den Kabeln entlang bis in ein Schapp in unserer Kabine gelaufen war. Mehrere Stunden damit beschäftigt, alles wieder auszutrocknen.

Ich könnte nun für fast jeden Tag bis heute so weiter machen, aber ich führe mal nur noch die größeren Dinge auf:

  • Einen Tag zusammen mit Jean-Yves mit einem Mietwagen auf der Suche nach weiteren Ersatzteilen u.ä. durch die Einkaufszentren und Baumärkte der Insel gerannt.
  • Inverter repariert. Juhuuu!
  • Leinen für die Aufhängung unseres neuen Dingis gespleisst.
  • Dingi reibt an unseren Davits. Schoner für Davits genäht.
  • Unterwasserschiff von Bewuchs befreit.
  • Wasserfilter getauscht.
  • Bautenzüge am Motor geölt.
  • Altes Dingi verkauft.
  • In unserer Kabine riecht es seit ein paar Tagen furchtbar modrig. Ursachenforschung ergibt: Regenwasser läuft an der Verschraubung der Relingstütze von außen ins Boot genau auf unsere Bücher neben dem Bett. Drei waren so verschimmelt, dass ich sie sofort entsorgen musste, den Rest habe ich ausgeräumt und alles geputzt. Holz in der Kabine hat sich voll Wasser gesogen und muss nun trocknen. Ein Teil der Verkleidung an der Decke war völlig verschimmelt und musste geschrubbt werden. Matratze und Rost entfernt, damit wir unter unserem Bett nachschauen konnten, ob Wasser auch dorthin gelaufen ist. Glücklicherweise war das nicht der Fall.
  • Kai hat die Relingstütze abgeschraubt und abgedichtet.
  • Entdeckt, dass Wasser vom defekten Expansionstank auch noch in ein anderes Fach gelaufen war. Dort auch alles komplett ausgeräumt und getrocknet.

Außerdem warten wir immer noch auf unseren neuen Kite, den wir am 15.11. in Deutschland bestellt haben und der 2-3 Wochen Lieferzeit haben sollte. Vor 1 1/2 Wochen haben wir beim Verkäufer nachgefragt, wo der Kite bleibt und er bekam die Auskunft von DHL, er wäre bereits in Martinique und wir müssten uns noch etwas gedulden. Vergangenen Donnerstag wurde dann auf der DHL-Seite endlich angezeigt, dass das Paket nun auf dem Weg ins Zustell-Depot wäre. Wir lagen uns in den Armen, weil wir erwarteten, dass wir den Kite am nächsten Tag in den Händen halten. Weit gefehlt! Als wir gestern Abend nachschauten, wo der Kite nun steckt, stand plötzlich ein anderer Text da: „Paket ist im Zielland eingetroffen. Paket wird zur Verzollung vorbereitet.“ Waaaaaaaas? Das Paket sollte doch laut DHL schon seit mehr als 1 1/2 Wochen hier sein. Das war dann anscheinend eine unverschämte Lüge!

So stecken wir nun hier in Martinique fest und warten auf unser Paket, während unsere ganzen Freunde in Antigua sind, wo wir eigentlich gemeinsam Weihnachten feiern wollen. Daraus wird wohl nichts!

Aber auch an anderer Front gibt es Kämpfe auszutragen: momentan haben wir ziemlich heftigen Wind (Christmas Trades) und nachts zieht oft ein Schauer nach dem anderen durch. Das heißt, dass wir alle paar Stunden durch Wind- und Regengetöse geweckt werden. Daher sind wir morgens dann völlig erschlagen. Heute nacht in einer sehr starken Squall rutschte dann auch noch der Anker des Bootes vor uns und griff erst wieder, als das Boot nur noch ca. 10m von unserem Bug entfernt war. Mit Entsetzen stellten wir fest, dass überhaupt niemand an Bord war! An Schlaf war nun natürlich nicht mehr zu denken!

Im Moment sind wir ehrlich gesagt absolut „urlaubsreif“ und würden am liebsten sofort einen schönen Cluburlaub buchen: wie schön wäre es doch, mal zwei Wochen lang nicht am Boot zu „wurschteln“, nicht morgens beim Aufstehen schon zu bangen, was der neue Tag wieder an Rückschlägen bereit hält oder auch einfach nur mal wieder eine Nacht komplett durchschlafen zu können!