Barbuda – ein Bild der Verwüstung

Schon aus der Ferne konnten wir sehen, dass Barbuda nicht mehr so aussah wie früher. Während in den vergangenen Jahren zuerst die ganzen Palmen am Cocoa Point in Sicht kamen, so sahen wir dieses Jahr als erstes ein paar weiße Häuser bzw. die Überbleibsel selbiger. Die Palmen, die früher vor diesen Häusern standen, sind weitestgehend „verschwunden“.

Als wir in die Ankerbucht des Cocoa Point fuhren, bot sich uns ein Bild der Verwüstung. Das teure von Palmen umsäumte Coco Point Resort direkt am schönen weißen Sandstrand liegt in Trümmern. Zumindest größtenteils, denn während manche Gebäude noch völlig intakt aussehen, sind andere dem Erdboden gleich gemacht. Uns standen die Tränen in den Augen als wir näher kamen. Überall umgeknickte oder entwurzelte Palmen, braune Sträucher und jede Menge Schutt. Hier sahen wir zum ersten Mal mit eigenen Augen, welche Verwüstung ein Hurrikan anrichtet. Irma war im vergangen mit fast 300 km/h über Barbuda gefegt und was der Wind nicht mit sich riss, das erledigten später die riesigen Wellen, die in die Häuser hinein krachten.

Bei einem Spaziergang am Strand schauten wir uns die gesamte Hotelanlage sowohl von außen als auch von innen an. In vielen Häusern bot sich uns das gleiche Bild: die Möbel waren wie mit einem Schaufelbagger alle an die hintere Wand geschoben und lagen dort auf einem großen Haufen zusammen mit Teilen von Dächern, Wänden, … Stellt Euch vor, man wäre während des Hurrikans in einem dieser Häuser gewesen. Nicht auszudenken!

Während manche Häusern von der Ostseite her noch völlig intakt aussehen, sah man von der Westseite, dass der Anblick täuschte. Teilweise steht nur noch die Rückwand mancher Gebäude, alles andere ist zusammengestürzt.  Andere Häuser sind jedoch in der Tat noch völlig intakt und es ist uns unbegreiflich, wie diese direkt neben einem gänzlich zerstörten Gebäude stehen können.

Für uns war es erschreckend den Vorher-Nachher-Vergleich mit eigenen Augen zu sehen. Die schöne Coco Point Lodge, die vor 57 Jahren erbaut und bereits einige Hurrikane überstanden hatte, liegt nun in Trümmern und es ist fraglich, ob sie jemals wieder eröffnet wird.

Wenn Ihr gerne wissen möchtet, wie das Hotel vorher aussah, könnt Ihr Euch die Fotos auf der Website der Coco Point Lodge anschauen.

 

Kai und die Bursitis

Kurz nach dem Besuch von Kais Mutti, klagte Kai plötzlich, dass sein Knie geschwollen sei. Normalerweise heißt es ja: „Sport ist Mord!“, doch das konnten wir nun wirklich nicht unserem Kitesurfen zuschreiben, denn die Tage davor waren wir eher weniger gesurft als normalerweise. Doch obwohl wir weiterhin recht wenig Wind hatten und so gut wie gar nicht surften, wurde Kais Knie von Tag zu Tag dicker. Da es allerdings überhaupt nicht schmerzte, machte Kai dann dummerweise den Fehler sich zu allem Übel auch noch drauf zu knien. Und anscheinend ist ihm dabei der Schleimbeutel geplatzt. Wir konnten dabei zusehen, wie sein Knie innerhalb weniger Minuten anschwoll wie ein Luftballon. Das sah ja mal wirklich eklig aus! Egal wem er sein angeschwollenes Knie zeigte, jeder sagte nur „Ihhh“ und schaute schnell weg.

Wir recherchierten im Internet was zu tun sei, doch außer kühlen, eincremen und Ibuprofen-Tabletten schlucken, konnte man nicht viel machen. Ansonsten hieß es abwarten und zwar bis zu mehreren Wochen. Ihr könnt Euch vorstellen, dass Kai das überhaupt nicht gefiel, denn schließlich wollte er ja kitesurfen und nicht irgendwo rumsitzen. Doch als wir dann lasen, dass man sich diese Entzündung oft zuzieht, wenn man zu lange mit gebeugtem Knie irgendwo sitzt, ging es ihm gleich wieder besser, denn somit musste er ja nicht zwangsläufig bis zur Heilung aufs Kitesurfen verzichten.

Glücklicherweise hatte es jedoch für einige Tage keinen Wind und wir wollten sowieso mit unserer Silence zu einem kleinen Einkaufstrip nach Jolly Harbour. Denn danach sollte es endlich zu unserer Lieblingsinsel Barbuda gehen. So konnte Kai sein Knie also eine Woche schonen und bis wir in Barbuda ankamen, war die Schwellung schon wieder um einiges zurückgegangen. Doch es ist tatsächlich eine ganz schön langwierige Sache, denn man sieht immer noch eine kleine Beule und das nach nunmehr drei Wochen!

Mama bekommt Seebeine

Ende Februar erhielten wir eine nette Überraschungs-email: Kais Mutti Frieda schrieb, dass sie sich überlegt hat, dass sie uns im März hier in Antigua besuchen könne. Wir waren völlig baff, da dies ihr erster Besuch bei uns auf dem Boot werden sollte und sie ganz alleine mit Condor nach Antigua kommen wollte.

Ich glaube, wir waren mindestens so aufgeregt wie sie. Würde es ihr hier auf dem Boot gefallen? Wie würde sie die Fahrt mit dem Dingi meistern? Würde sie nachts bei Wind und Wellen gut schlafen können? Fragen über Fragen! Wir machten uns Gedanken, wie wir ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich gestalten und was wir mit ihr alles unternehmen könnten.

Doch erst einmal galt es ganz geschwind noch ein paar Kleinigkeiten, die wir dringend benötigten, zu ihr nach Hause zu bestellen und einen Mietwagen für die Abholung am Flughafen zu organisieren. Mietwagen sind hier auf Antigua furchtbar teuer: ca. US$60,- pro Tag plus eine 3-monatige Fahrerlaubnis für US$20,-! Aber kürzlich hatten uns Freunde erzählt, dass ihr Nachbar Appartements und auch ein paar Autos recht günstig vermietet und so fragten wir, ob sie uns für Montag den 19.3. ein Auto organisieren könnten. Wie hier in der Karibik üblich bedurfte es diverser WhatsApp-Nachrichten, Anrufe und viel Geduld bis wir Samstags abends erfuhren, dass das mit dem Mietwagen für Montag klappt.

So packten wir am Montag Vormittag gleich unsere Gasflaschen ins Auto, um diese in der Fabrik füllen zu lassen, danach machten wir einen schnellen Abstecher zu Zemi (dem Shop in St. Johns, in dem ich meinen Schmuck und Drahtfiguren verkaufe), dann ging es auf den Markt, um frisches Obst und Gemüse einzukaufen. Danach gab es einen kleinen Zwischenstopp im Supermarkt, um Brot, Fleisch und Getränke zu kaufen und dann fuhren wir zurück zur Gasfabrik, um unsere gefüllten Flaschen abzuholen. Leider ging dieser Teil des Plans nicht auf, denn unsere Flaschen standen noch genau da, wo wir sie abgegeben hatten. So warteten wir dort eine Stunde, doch es passierte nichts und schließlich packten wir unsere Gasflasche unverrichteter Dinge wieder ein, um Frieda vom Flughafen abzuholen.

Ihr Flug hatte etwas Verspätung und so warteten wir im schönen kühlen Flughafen auf sie. Und wenige Minuten nach der Landung kam sie auch schon in die Ankunftshalle, wo Kai sie freudestrahlend in die Arme schloss!

Die erste Hürde war genommen und der Langstreckenflug wohlbehalten überstanden. Mal sehen wie es nun mit der ersten Dingifahrt aussehen sollte. Doch auch das war kein Problem für sie. Bei glücklicherweise wenig Wind und somit auch wenig Wellen ging es vom Nonsuch Bay Resort die ca. 2km nach Green Island, wo sie zum ersten Mal ihren Fuß auf unsere Silence setzten konnte. Das erste „Entern“ gestaltete sich noch etwas schwierig, doch von da an sollte es von Tag zu Tag besser werden. Wie sagt man so schön: Übung macht den Meister!

Die nächsten Tage verbrachten wir ganz geruhsam mit kleinen Dingiausflügen zum Strand in Rickets Harbour und auch zu unserem Kitestrand, wo Frieda uns etwas beim Kiten zuschauen konnte. Ansonsten erzählten wir viel, denn nachdem wir uns 2 1/2 Jahre nicht gesehen hatten, gab es jede Menge zu berichten. Und nachmittags spielten wir des öfteren ein Kartenspiel (Bohnanza), das Kai mir zum Geburtstag geschenkt hatte.

Freitags mieteten wir dann ein Auto, damit wir ihr noch ein paar Sehenswürdigkeiten auf Antigua zeigen konnten. So fuhren wir nach Shirley Heights, um von dort den Ausblick zu genießen, bevor es weiterging nach English Harbour. Dort schlenderten wir einmal durch den Dockyard und besuchten das kleine Museum. Dann ging es geschwind zum Segelmacher, um unsere „reparierte“ Genua abzuholen. Ein Freund von uns war früher Rigger und hatte eine Woche zuvor unser gesamtes Rigg gecheckt. Dabei hatte er festgestellt, dass unsere Genua zu lang ist und uns empfohlen, diese umgehend kürzen zu lassen.

Nach diesem anstrengenden Vormittag waren wir alle ziemlich hungrig und fuhren zu unserer Lieblings-Burger-Snackbar Sweet T’s. Dort aßen wir Burger und Wraps und genossen die schöne Aussicht auf Falmouth Harbour, bevor wir zu unserem nächsten Tagesordnungspunkt übergingen. Dieser sollte auch uns einen mit dem Auto bisher noch nicht besuchten Teil der Insel zeigen. Die Straße führte durch den „Regenwald“, doch wie wir bereits vorher vermutet hatten, war da kein Regenwald! Wenn man schon einmal auf Inseln wie Dominica, Grenada, St. Vincent, … war, dann weiß man, wie ein Regenwald aussieht und davon war hier weit und breit nichts zu sehen. Aber dafür führte die Straße etwas später an der Westküste entlang, wo wir einen tollen Ausblick auf wunderschöne Sandstrände und türkisfarbenes Wasser hatten. Das war einfach atemberaubend!

Zu guter Letzt wollten wir mit Frieda noch schnell unsere Gasflaschen abholen, einmal die Füße ins Meer tauchen und einen kurzen Abstecher auf den Markt und in den lokalen Supermarkt in St. Johns machen, bevor es zurück aufs Boot gehen sollte. Doch Freitag Nachmittag war nicht die beste Zeit für solch eine Unternehmung. Wir stauten uns ewig lang durch St. Johns, bis es plötzlich, ca. 500m von der Gasfabrik entfernt, überhaupt nicht mehr weiterging. Die Straße war wegen Bauarbeiten kurzzeitig komplett gesperrt und es gab kein Vor oder Zurück. So schnappte ich mir den Geldbeutel, sprang aus dem Auto und sprintete einmal quer über die Baustelle zur Gasfabrik, bevor diese in wenigen Minuten schließen würde. Wow, das war knapp und wir waren sehr erleichtert, dass wir unsere Gasflaschen (dieses Mal sogar gefüllt) noch rechtzeitig abholen konnten.

So erholten wir uns kurz an einem völlig menschenleeren Strand, bevor wir uns in die Stadtmitte von St. Johns hinein stauten. Es herrschte ein unglaublicher Trubel und wir waren froh, als wir die paar benötigten Dinge eingekauft hatten und St. Johns wieder verlassen konnten.

Ziemlich erschöpft kamen wir abends um 19:30 Uhr wieder auf unserer Silence an und Frieda durfte somit auch gleich noch ihre erste Nachtfahrt mit dem Dingi hinter sich bringen 😉

Die restlichen Tage vergingen wie im Flug. Wir machten noch ein paar kleine Dingiausflüge, waren zu einer echten britischen Tea Time mit Ginger Cake und Scones bei englischen Freunden von uns eingeladen und spielten noch das eine oder andere Kartenspiel. Blitzschnell war die Woche vorbei und Montag Nachmittag kam bereits das Taxi, das Frieda zurück an den Flughafen brachte. Der Taxifahrer war so unkaribisch pünktlich, dass uns noch nicht einmal mehr richtig Zeit zum Verabschieden blieb. Schwupp die wupp saß Frieda im Taxi und weg war sie. Doch wir hoffen, dass es nicht ihr letzter Besuch bei uns war und wir sie bald mal wieder bei uns an Bord begrüßen dürfen!