Einkaufsstress in Le Marin

Am Tag nach unserer Ankunft in St. Anne wollten wir zum Einklarieren gehen, doch leider hatte die Snack-Bar, in der wir das normalerweise immer tun, geschlossen. So was Doofes, das heißt wir müssen zum Einklarieren nach Le Marin.

Doch da wir einen großen Korb voll Handtücher, Bettwäsche und Unterwäsche zu waschen hatten, gingen wir nachmittags erst einmal in den Waschsalon, wo wir ein paar Stunden mit unserer Wäsche beschäftigt waren.

Nachdem das erledigt war, fuhren wir am nächsten Tag mit unserem Boot nach Le Marin, um mit unseren Einkäufen zu beginnen und da ging uns ja unglücklicherweise noch unser MacBook kaputt. Nun mussten wir also zwischen all den Lebensmitteleinkäufen und der Ersatzteilsuche fürs Boot auch noch nach einem gebrauchten MacBook suchen.

Das waren mal wieder ziemlich stressige Tage und ich war abends immer total erschlagen, weil wir den ganzen Tag durch die Gegend rannten und Besorgungen machten. Leider können wir uns dabei auch nicht aufteilen, weil die Franzosen ja kein Englisch sprechen und Kai zwar gut französisch versteht, sich aber nicht wirklich gut mitteilen kann.

Auch dieses Mal mussten wir wieder zu allen Schiffszubehörläden bis wir endlich unsere Ersatzteil-Einkaufsliste abgearbeitet hatten. Wir benötigten einen neuen Toilettendeckel (unsere Toilette hat natürlich eine Spezialgröße), einen Spanner für unsere Reling, einen neuen Lümmelbeschlag für unseren Baum, einen zugehörigen Bolzen, diverse Unterlegscheiben, Zündkerzen, Leinen, Motoröl, Markierungen für unsere Kette, eine Windfahne, … Wir besuchten 7 verschiedene Geschäfte bis wir die paar Dinge endlich zusammen hatten.

Und dann mussten wir noch zum Rigger, der uns ein größeres Loch in den neu erworbenen Lümmelbeschlag bohren musste und uns den dazugehörigen Bolzen einkürzen und auch dort an einer anderen Stelle ein Loch bohren sollte. Alleine hierzu mussten wir dort vier Mal vorstellig werden, bis wir wussten wie viele Unterlegscheiben wir benötigen, wo genau das Loch gebohrt werden soll, bis das Loch dann gebohrt war, … Und die ganze Kommunikation läuft natürlich in französisch. Das sind für mich immer Horrortage, denn ich kenne mich ja technisch nicht wirklich mit diesen Dingen aus. So muss Kai mir immer erklären, was zu tun ist und ich muss es auf deutsch kapieren. Dann muss ich es den Mechanikern übersetzen, die dann wiederum Fragen an Kai haben. So habe ich meinen Wortschatz mal wieder um einige tolle Worte ergänzen können. Neben meinem alten Lieblingswort „embout de bare de flêche“ (Salingsendbeschlag) habe ich jetzt ein neues Liebingswort „noix de vit de mulet“ (Lümmelbeschlag). Und dabei bin ich doch eigentlich schon froh, wenn ich die deutschen Wörter dafür kenne.

Abends war ich immer fix und fertig und wollte mich am liebsten nur noch vor die Glotze hauen. Doch das ging ja nicht, weil unser MacBook nicht funktionierte. Und da mir lesen zu anstrengend war, wurschtelte ich meist bis ca. 21:30 oder 22 Uhr und fiel dann völlig erschlagen ins Bett.

Zwischendurch machten wir immer wieder einen Abstecher zu Leader Price, um dort die Konserven, Nudeln, Gewürze, … für die nächsten 5 Monate zu kaufen. Wir schleppten mehrere Dingi-Ladungen mit Vorräten an Bord und während die Schiffszubehörläden Mittagspause hatten, verstaute ich die gekauften Dinge an Bord und Kai baute gleich die neuen Ersatzteile ein und/oder suchte online nach einem MacBook. Und natürlich entdeckte ich beim Verstauen der Konserven im Salon, dass eine alte Dose ein Loch bekommen hatte und die Hälfte des Inhalts (Fruchtcocktail) sich im Schapp unter den anderen Dosen verteilt hatte. So musste ich dann zuerst mal noch das ganze Schapp ausräumen, auswischen und mit neuem Zeitungspapier auslegen, bevor ich alles verstauen konnte. Das hatte mir echt gerade noch gefehlt.

Nachdem wir dann alle Ersatzteile und Lebensmittel beisammen hatten, mussten wir noch einen Fotografen suchen, weil ich neue Passbilder benötige. Kai ging zum Arzt, weil er einen Leberfleck hat, der irgendwie immer komischer aussah (war aber glücklicherweise nichts schlimmes), wir mussten in die Apotheke, zum Angelgeschäft, zum Haushaltswarengeschäft und zu diversen Chinesenläden, weil ich gerne Stoff für ein paar neue Deckchen kaufen wollte.

Ich würde gerne mal wissen, wie viele Kilometer wir pro Tag zu Fuß und mit dem Dingi zurückgelegt haben. Ich fühlte mich abends auf jeden Fall immer so, als ob ich an einem Triathlon teilgenommen hätte. 

Und als auch das alles erledigt war, konnten wir uns dann endlich in Ruhe komplett dem Thema MacBook widmen. Doch die Geschichte erzähle ich im nächsten Beitrag.

Alljährliche Fahrt in den Süden – Tag 4

Da wir an diesem Tag nur eine kleine Etappe von Grande Anse bis nach St. Anne vor uns hatten, konnten wir endlich mal wieder ganz gemütlich frühstücken, bevor wir um 10:40 Uhr Anker auf gingen.

Nun war lediglich noch zu entscheiden, ob wir es sportlich nehmen und segeln oder doch lieber motoren. Denn die Etappe betrug zwar nur 14,5 Seemeilen, doch der Kurs war direkt nach Osten, also genau gegen den Wind. Da es natürlich auch wieder recht viel Wind hatte und wir dann auch unter Motor nur langsam voran kommen, beschlossen wir zu segeln.

Das bedeutet wir müssen die ganze Zeit mit unserem Boot im Zick-Zack-Kurs auf unser Ziel zufahren (am Wind kreuzen). Am Anfang machte es nicht so wirklich Spaß, weil wir unglücklicherweise auch mal wieder Strömung gegen uns hatten und so bei jeder Wende das Gefühl hatten, dass wir fast genau in die Richtung zurück fuhren, aus der wir vorher kamen. Doch als wir am Rocher de Diamant, einem riesigen Felsblock wenige hundert Meter vor der Westküste Martiniques, vorbei waren, wurde es langsam besser.

Manchmal nahm der Wind etwas zu und so sausten wir teilweise mit 9 Knoten dahin, doch im Schnitt waren wir leider eher mit 5-6 Knoten unterwegs. So zog sich die kleine Etappe wie Kaugummi. Ich dachte schon wir würden nie mehr ankommen. 

Zwei Mitstreiter hatten bereits aufgegeben, die Segel eingerollt und die Motoren angeschaltet und hielten nun direkt auf St. Anne zu. Doch uns hatte der Ehrgeiz gepackt und so kreuzten wir munter weiter.

Und um 16 Uhr segelten wir endlich in die Bucht von St. Anne, wo wir 15 Minuten später unseren Anker vor der Anse Caritan versenkten.

Somit hatten wir 5 1/2 Stunden für eine Strecke von noch nicht einmal 30 Kilometern gebraucht und waren am Ende 31 Seemeilen (statt 14,5) gesegelt! Also mit unserem Boot ist Segeln manchmal eine der langsamsten Fortbewegungsarten der Welt. Ich kann nur sagen: Segeln entschleunigt!

Alljährliche Fahrt in den Süden – Tag 3

Eigentlich wollten wir am 3. Tag so gegen 7:30 Uhr von Dominica aufbrechen, doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Da wir jedoch lediglich ca. 53 Seemeilen vor uns hatten, waren wir nicht so sehr in Eile. So frühstückten wir noch in Ruhe ein paar Muffins und danach warfen wir die Leinen los. Besser gesagt wir wollten die Leinen loswerfen, doch eine unserer Leinen bekam beim Herausziehen einen Knoten und blieb an der Boje hängen. So mussten wir die andere Leine nochmals durchziehen und festmachen, konnten uns dann vom Knoten befreien und nun ablegen. Also es passieren einem doch immer wieder komische Dinge!

Das Wetter war zwar immer noch nicht optimal und es zogen einige Regenschauer durch den Kanal, doch wir hatten Glück und blieben die meiste Zeit recht trocken. Allerdings hatten wir auch an diesem Tag recht viel Wind. Die angekündigten 15-17 Knoten sahen wir nie, meist waren es über 22 Knoten. Eigentlich hätten wir ganz gut voran kommen müssen, doch teilweise hatten wir eine Gegenströmung von 1,5-2 Knoten, so dass wir nur mit 7 Knoten fuhren (obwohl wir durchs Wasser 9 Knoten machten). Das war echt frustrierend!

Und auch dieses Mal mussten wir manchmal wieder Slalom fahren, um riesigen Feldern von Seegras auszuweichen. Und ab und an gab es auch kein Ausweichen und wir mussten mittendurch. So schlimm wie auf dieser Fahrt nach Süden hatten wir das wahrlich noch nie erlebt.

Doch im Windschatten von Martinique wurde es dann besser und mit dem Wind, der um den Mont Pélé herumpfeift, nahmen wir auf dem glatten Wasser schön Fahrt auf. Dann mussten wir ein kleines Stück motoren, bevor es aus dem Kanal, der nach Fort-de-France führt, wieder mit 25 Knoten herausblies. Und dann hatten wir es auch schon geschafft und durften unseren Anker im weichen Sand der Bucht Grand Anse versenken.

Zum Abendessen gab es nochmals leckere Dorade, dieses Mal à la Bordelaise. Und dann fielen wir auch schon todmüde ins Bett und freuten uns darauf, dass wir am nächsten Tag nur noch eine kleine Etappe nach St. Anne vor uns hatten und somit ausschlafen konnten.

Doch da hatten wir uns zu früh gefreut, denn ca. um 1 Uhr nachts wachten wir durch ein lautes schleifendes Geräusch auf. Es klang als ob unsere Ankerkette über Felsen gezogen würde, doch da wo wir geankert hatten, gab es überhaupt keine Felsen. Was war denn da los? Wir gingen nach draußen, doch leider war es stockdunkel und wir konnten überhaupt nichts sehen. So legten wir uns wieder ins Bett und hofften, dass das Geräusch nicht wieder auftauchen würde. Doch natürlich schleifte es munter weiter und bei dem Krach konnten wir unmöglich schlafen.

Also holte Kai unseren großen Scheinwerfer und damit entdeckten wir, dass ein ganzes Stück unter Wasser etwas schwamm, das aussah wie eine Boje. Das konnte doch nicht wahr sein, da hatte sich unsere Ankerkette doch tatsächlich als der Wind drehte um die Kette einer Boje verhakt und nun schabten die beiden Ketten aneinander. Das konnten wir so natürlich nicht lassen und so warfen wir unsere Motoren an und fuhren nach vorne, um unsere Ankerkette zu befreien. Das war leichter gesagt als getan, doch nach etwas hin- und herfahren, schafften wir es irgendwann und holten dann etwas Kette hoch, damit uns das nicht noch einmal passierte.

An Schlaf war jetzt erst einmal nicht mehr zu denken und so lasen wir beide ein Stündchen, bis wir endlich wieder müde genug waren, um einzuschlafen.

Am nächsten Morgen schnorchelte Kai, um sich anzuschauen, was da im Wasser war und tatsächlich war es ein Betonblock mit einer Boje dran, die ca. 2,5m unter Wasser schwamm. Was sollte denn das bitte schön sein? Eine Boje für U-Boote?

Aber es war natürlich auch typisch, dass uns das ausgerechnet dann passierte, wenn wir ausnahmsweise mal nach dem Ankermanöver nicht unseren Anker abgeschnorchelt hatten. Normalerweise macht Kai das immer, doch dieses Mal waren wir beide schon zum „Duschen“ im Wasser, als Kai einfiel, dass er seine Schnorchelmaske vergessen hatte. Und da keiner von uns beiden Lust hatte, so nass an Bord zu gehen und diese rauszukramen, beschlossen wir, dass das alles schon passt. Denn wir hatten hier ja schon des öfteren geankert und wussten, dass der Untergrund gut ist. Für nachts war nicht viel Wind vorhergesagt und wir wollten ja ohnehin nur eine Nacht bleiben. Aber diese Nachlässigkeit wurde dann natürlich gleich bestraft!