Woo

Irgendwie waren die letzten Wochen etwas turbulent und somit bin ich mal wieder gar nicht zum Schreiben eines neuen Blogbeitrags bekommen.

Und dabei wollte ich doch noch von den vielen tollen Geschenken berichten, die ich zu meinem Geburtstag bekommen hatte. Neben ganz vielen Süßigkeiten, Gesichtscremes und tollen Geldgeschenken, gab es auch noch jede Menge Selbstgemachtes. So schenkte mir unsere kanadische Freundin Susan eine selbstgehäkelte Stola, von meiner russischen Bekannten Xenia bekam ich einen Traumfänger und ein Armband und von unserem deutschen Bekannten Eric einen Low-Friction-Ring mit einem Soft-Schäkel.

Kai hat mir jede Menge eBooks geschenkt, einige Spiele fürs iPad und eine Woo. Tja, da fragt ihr euch jetzt bestimmt, was denn das ist.

Ich hatte das Geschenk zuerst selbst nicht erkannt. Als ich das Geschenkpapier entfernt hatte, war da ein weißer Karton mit einer komischen Abbildung drauf. Ich dachte zuerst an einen iPod, doch dann drehte ich den Karton um und las „Woo“. Ich konnte es fast nicht glauben. Schon seit Jahren hatte ich immer mal wieder gesagt, wie toll es wäre, wenn ich eine Woo hätte, aber mir diese selbst zu kaufen, war mir einfach viel zu teuer.

So, aber jetzt erst einmal die Erklärung, was das genau ist. Eine Woo ist eine kleine Plastikbox, die man sich auf sein Kiteboard kleben kann und diese misst dann wie hoch man springt. Bisher habe ich immer geschätzt wie hoch ich ungefähr gewesen bin, sicher war ich mir da aber nie. Da ich ja nicht über Hindernisse springe, ist das schon recht schwer einzuschätzen wie hoch man da gerade in der Luft hängt.

Und so war ich unglaublich gespannt, ob denn meine Schätzungen mit der Realität überein stimmen würden. 

Also die Woo aufs Bord gepackt und los ging’s. Nachdem wir vom Kiten zurück kamen übertrugen wir die Daten von der Woo in die App auf dem iPad und die Spannung stieg. Ich schätzte, dass ich an diesem Tag so ca. 6m hoch gesprungen war. Und tatsächlich war mein höchster Sprung bei 6,60m.

Nicht gerade irre hoch, da hatte ich sicherlich schon höhere Sprünge hingelegt, aber für die Windverhältnisse doch nicht schlecht. Und vor allem lag ich mit meiner Schätzung richtig, was ich ziemlich toll fand.

Ein paar Tage später hatte es noch mehr Wind und ich schnallte mir erneut meine Woo aufs Board. Dieses Mal hatte ich einen relativ hohen Sprung dabei. Ich schätze, dass ich um die 8m hoch gesprungen war und tatsächlich sagte mir meine Woo, ich sei mit 8,20m quasi über die chinesische Mauer gesprungen. Wow, so cool!

Aber da ich mir sicher bin, dass ich schon um einiges höher gesprungen bin, hätte ich jetzt natürlich gerne mal so richtig viel Wind, um ein paar tolle Sprünge hinzulegen. Aber da habe ich zurzeit Pech. Wir haben gerade so wenig Wind, dass wir überhaupt nicht kiten können (ca. 5-8 Knoten), noch nicht einmal mit dem Kite-Foil. 

Besser als erwartet

Als wir Anfang letzter Woche von Guadeloupe zurück nach Antigua segelten, hatten wir mit einem eher langen und ätzenden Törn gerechnet.

Zuerst mussten wir die Rückreise nochmal einen Tag verschieben, weil für Dienstag nur sehr wenig Wind angekündigt war. Und dann sah der Wetterbericht für Mittwoch plötzlich nicht so viel besser aus. Es sollte lediglich ca. 12 Knoten Wind haben und einige Regenschauer. Hm, sollten wir nochmal einen Tag verschieben oder Augen zu und durch? 

Wir entschieden uns für letzteres. Morgens um 6:30 Uhr waren wir startklar, doch das Wetter sah nicht so richtig gut aus. Im Kanal zwischen Guadeloupe und Antigua waren gerade recht viele Schauer unterwegs, aber so ca. in einer halben Stunde sollte es besser werden. So warteten wir noch etwas und gingen erst kurz nach 7 Uhr Anker auf.

Zuerst hatten wir nicht wirklich viel Wind, dann ging es mal eine halbe Stunde gut voran und dann schlief der Wind wieder ein. Oweia, sollten wir umdrehen, denn mit dieser Geschwindigkeit würden wir erst irgendwann bei Nacht ankommen. Na ja, wir warten mal noch etwas, vielleicht kommt der Wind zurück und tatsächlich kam er eine halbe Stunde später wieder. Und auch noch wesentlich mehr als angekündigt, so dass wir richtig zügig voran kamen. Super! Die Regenschauer hatten sich auch alle verzogen, wir hatten strahlend blauen Himmel und wunderbare Sicht. Montserrat sah aus, als ob es nur einen Katzensprung entfernt wäre und Antigua sahen wir bereits kurz nach unserer Abfahrt aus Guadeloupe.

Und der Tag wurde noch besser. Plötzlich sah ich immer mal wieder in weiter Ferne einen Wasserstrahl aus dem Wasser schießen. Das mussten Wale sein. Leider konnten wir auch mit dem Fernglas nicht wirklich viel erkennen und so warteten wir, bis wir näher waren. Aber damit war leider nichts, die Wale zogen parallel in der Gegenrichtung an uns vorbei und waren irgendwann verschwunden. Doch nicht einmal eine Stunde später sah ich wieder etwas im Wasser. War das die Fluke eines Wals? Ja tatsächlich, da vorne tauchte immer mal wieder die Schwanzflosse eines Buckelwals auf, winkte einmal kräftig und versank wieder im Wasser. Das ging bestimmt 10 Minuten so, bis er dann leider auch wieder verschwunden war. Schade, dass wir nicht näher gekommen waren.

Aber da kam auch schon der nächste Programmpunkt: Delphine! Zuerst sahen wir ein, zwei große graue Flossen schräg vor uns im Wasser, dann waren es bestimmt 10 und plötzlich waren wir von einer riesigen Schule von Delphinen umzingelt. Sie sprangen wie wild in unserer Bugwelle, sausten unter unseren Rümpfen durch und hatten Spaß. Und wir ebenso. Ich setzte mich ganz vorne auf den Bug, ließ die Beine baumeln und genoss das Schauspiel!

Das ist für uns jedes Mal wieder solch eine große Freude. Mir wäre es am liebsten, die Delphine würden uns auf unserem ganzen Törn begleiten!

So kam uns dieses Mal der Törn nach Antigua viel kürzer vor. Und da es so wenig Wellen hatte, konnte ich sogar noch etwas basteln. Wenn Segeln nur jedes Mal so schön wäre! 

Regatta RORC600

Vergangenen Montag startete die RORC600 in Antigua. Die 600 steht für die 600 Seemeilen, die die Teilnehmer zurückzulegen haben. Gestartet wird in English Harbour, dann geht es an Green Island vorbei hoch nach Barbuda. Von dort nach St. Kitts und Nevis, um Saba herum nach St. Barths, dann weiter nach St. Martin. Nach der Umrundung von St. Martin geht es an Montserrat vorbei bis ganz runter nach Guadeloupe. Auch Guadeloupe muss umrundet werden, bevor es nochmal hoch nach Barbuda geht. Und dann kommt ein Schlag nach Redonda, bevor es auf der letzten Geraden zurück nach English Harbour geht. 

Für uns wäre das eine halbe Weltreise, für manche von den Teilnehmern, ist es eher eine kleine Übernacht-Fahrt. Bei der RORC600 gibt es verschiedene Klassen und so sieht man die verschiedensten Arten von Booten: Trimarane (mit und ohne Foil), Katamarane und Einrumpfer in allen Größen.

Vor ein paar Jahren hatten wir uns bei wenig Wind mal mit dem Dingi draußen bei Green Island mitten ins Regatta-Feld gesetzt und die Teilnehmer waren ganz nah an uns vorbei gezogen. Dieses Jahr hatten wir wesentlich mehr Wind und verfolgten die Regatta deshalb von der nordöstlichen Spitze Green Islands.

Die schnellsten waren die beiden Trimarane Zoulou und Maserati. Sie starteten als letzte in English Harbour und waren doch die ersten, die wir ca. 10 Meilen später an Green Island vorbeiflitzen sahen. Wir hatten einen recht regnerischen Tag mit teilweise 25-30 Knoten Wind und die beiden zogen draußen mit knapp 30 Knoten Geschwindigkeit an uns vorbei. Uns stockte der Atem, als wir die beiden riesigen Trimarane mit mächtig viel Gischt an uns vorbei sausen sahen. Welch ein Gefühl muss das sein, auf einem dieser Schiffe mitten in der Gischt zu sitzen und das Wasser unter sich vorbei rasen zu sehen. Wir schauten mal kurz in eine Live-Aufnahme auf der Regatta-Website rein und bekamen nach wenigen Sekunden schon fast Kopfschmerzen von dem unglaublichen Lärm, der auf Maserati herrschte. Da revidierte ich doch gleich wieder meine Aussage, dass ich liebend gerne mal mitsegeln würde. Wahrscheinlich würde ich das keine Stunde aushalten.

Als der Großteil des Feldes vorbei gezogen war, gingen wir wieder zurück auf unsere Silence und verfolgten das Rennen übers Internet im warmen und trockenen Salon.

Die beiden Trimarane lieferten sich teilweise ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen. Als sie an Green Island vorbei kamen, lag Zoulou ein kleines Stück vorne und das blieb auch lange so. Doch dann fuhr Maserati auf dem Weg nach Guadeoupe ihre Foils aus (Zoulou hat keine Foils) und zog Zoulou mit einer Höchstgeschwindigkeit von 40 Knoten (!) davon. Das ist so was von irre schnell! Eine große Fähre oder ein Frachtschiff ist teilweise mit über 20 Knoten unterwegs, d.h. sie fuhren doppelt so schnell. Das ist wie wenn man mit dem Auto mit über 500 km/h über die Autobahn rast. Und so konnte sich Maserati einen Vorsprung von 13 Seemeilen heraus arbeiten. Doch leider verloren sie diesen langsam aber sicher wieder auf dem Weg von Guadeloupe nach Barbuda. In Barbuda machte Maserati dann noch einen taktischen Fehler und wurde kurz danach von Zoulou eingeholt. Und somit gab es auf den letzten 30 Seemeilen ein Kopf-an-Kopf rennen, das Zoulou mit 11 Sekunden (!) Vorsprung gewann. Könnt ihr euch vorstellen, dass ihr 600 Meilen segelt und dann das Rennen um 11 Sekunden verliert. Entsetzlich!

Zoulou und Maserati beendeten das Rennen somit nach nicht ganz 31 Stunden, während die langsamsten Teilnehmer dafür mehr als 4 Tage und Nächte brauchten.

Obwohl er später ankam, siegte jedoch Alex Thomson (ein bekannter Vendée Globe Teilnehmer) mit seinem Katamaran Tosca Gunboat (jedes Boot bekommt je nach Klasse einen bestimmten Faktor, der dann später auf die Gesamtzeit angerechnet wird). Er hatte für die gesamte Strecke  etwas mehr als 45 Stunden benötigt.

Als wir am Donnerstag von Green Island nach Jolly Harbour segelten, kamen uns einige Teilnehmer auf der Zielgerade entgegen. Drei von ihnen passierten uns ganz nahe und sie taten mir entsetzlich leid. Während ich die letzten drei Nächte ganz gemütlich in meiner Koje gelegen hatte, hatten sich die Crews dieser Boote (teilweise nur 2 Personen) diese Nächte um die Ohren geschlagen. Nein, das wäre eindeutig kein Sport für mich!

Bei einem gemütlichen Sundowner genossen wir am Freitag Abend den Sonnenuntergang in Jolly Harbour, während auf der anderen Seite der Insel die Siegerehrung der RORC600 stattfand.