Warten auf weniger Wind

Seit 11 Tagen liegen wir nun schon hier und warten darauf, dass der Wind endlich abnimmt, so dass wir lossegeln können. Doch es soll nicht sein. Vergangenes Wochenende gab es zwar für ein paar Tage weniger Wind, doch dieser war verbunden mit einer Tropical Wave und das war uns zu riskant, um in See zu stechen. Dann war für vergangenen Donnerstag weniger Wind vorhergesagt. Dies traf zwar auch ein, aber weniger Wind bedeutete in diesem Fall statt 25 Knoten „nur“ 18-20 Knoten, also auch noch zuviel, um nach Nordosten zu segeln.

Die letzten paar Tage sagte der Wetterbericht für kommenden Mittwoch weniger Wind voraus, doch heute hat sich die Vorhersage schon wieder geändert. Kai checkt schon die ganze Zeit ca. drei Mal täglich den Wetterbericht und spielt alle möglichen Varianten durch, doch war bisher nichts dabei was wir für halbwegs „annehmbar“ angesehen hätten. Na ja, mal schauen, ob der Wind nicht doch irgendwann Erbarmen mit uns hat oder ob wir irgendwann die Geduld verlieren und einfach los segeln.

Langweilig wird es uns mit unserer Silence zwar nie, aber so langsam aber sicher würden wir auch gerne mal wieder etwas anderes tun, als nur am Boot rumzuschrauben. Da Bonaire außer für Taucher und Schnorchler leider nicht viel hergibt, verbringen wir weiterhin unsere Tage mit kleinen Bootsreparaturen, Putzen, Wäsche waschen, einkaufen, …

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Immerhin hatten wir mal kurz Abwechslung, als einer der lokalen Shops meinen selbstgebastelten Schmuck so toll fand, dass wir gleich eine größere Bestellung annehmen konnten. Die Eigentümerin des Shops kaufte viele Ketten aus Kronkorken und  Armbänder aus Dosenverschlüssen und so waren Kai und ich mehr als einen ganzen Tag damit beschäftigt, den gewünschten Schmuck zu basteln. Das war ein super Erfolgserlebnis und eine sehr willkommene Abwechslung zu unserem momentanen Reparatur-Marathon und dem ewigen Warten auf weniger Wind 😉

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Endlich wieder auf See

Leider konnte unser Wassermacher-Spezialist am Freitag doch nicht kommen und hatte auch am Wochenende keine Zeit für uns. Da wir aber in der Marina bereits Bescheid gesagt hatten, dass wir aufgrund der anstehenden Wassermacher-Reparatur statt am Samstag erst am Montag wegfahren, beschlossen wir den Samstag zu nutzen, um endlich einen Ausflug nach Willemstad zu machen.

Einige Stadtteile von Willemstad gehören zum Unesco-Weltkulturerbe und größtenteils ist tatsächlich ein Haus schöner als das andere. Wir liefen den ganzen Tag durch die verschiedenen Stadtteile, die so schöne Namen haben wie Pietermaii, Scharloo, Punda und Otrobanda und schossen unzählige Fotos. Am späteren Nachmittag schauten wir uns noch das Maritime Museum an, bevor es zu Fuß zurück zu unserer Marina ging.

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Am Sonntag legten wir dann erneut einen Arbeitstag ein, um noch einige Kleinigkeiten abzuarbeiten und unsere Silence segelbereit zu machen. Und am Montag ging es endlich los. Nach einer großen Verabschiedungsrunde durch die Marina, legten wir um kurz nach 9:00 Uhr ab und fuhren durch Schottegat auf die Pontoon-Brücke zu. Auch dieses Mal war es wieder ein besonderes Erlebnis, als diese extra für uns zur Seite schwang und die ganzen Fußgänger warten mussten, bis wir hindurch gefahren waren.

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Ihr glaubt nicht, wie gut es sich anfühlte, als uns draußen auf dem Meer endlich wieder der Wind um die Nase blies und wir die Segel setzen konnten, um nach genau drei Monaten Land- bzw. Marina-Leben wieder in See zu stechen.

Zuerst segelten wir zurück nach Klein Curacao und warfen dort unseren Anker. Wir genossen einen wunderschönen Sonnenuntergang und lauschten den Möwen und den Wellen, die sanft rauschten. Welch angenehme Geräusche, nach mehr als fünf Wochen auf der Werft bzw. in der Marina.

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Doch am nächsten Morgen bekamen wir auch gleich wieder die negativen Seiten des Seglerdaseins zu spüren. Um 5:00 Uhr nachts wurden wir durch Donner geweckt und sahen, dass sich unsere Silence um 180°C gedreht hatte und wir nun mit dem Heck zum Land lagen. Wir sahen ein ziemlich großes Gewitter von Venezuela auf uns zuziehen und waren uns ziemlich sicher, dass wir unter diesen Bedingungen kein Auge mehr zubekommen werden. So beschlossen wir Anker auf zu gehen und den momentan noch sehr schwachen Wind zu nutzen, um schon mal ein Stück in Richtung Bonaire zu motoren. Nach Sonnenaufgang setzte der Wind dann ein und kam für uns sehr vorteilhaft aus Südosten, so dass wir nun unter Segeln weiterhin Kurs auf Bonaire halten konnten. Doch leider drehte dann am frühen Morgen der Wind und so mussten wir die restlichen 17 von insgesamt 24 Seemeilen dann im Zickzack-Kurs auf unser Ziel zuhalten.

Gegen 12:30 Uhr kamen wir in Bonaire an, schnappten uns eine frei Boje, machten unser Dingi klar und gingen zum Einklarieren. Danach fuhren wir noch in die Marina, um für unsere Boje zu bezahlen und unsere Gasflaschen zur Befüllung dort abzugeben. Nachdem es uns ja auf ganz Curacao nicht gelungen war, unsere Gasflaschen zu füllen und wir mittlerweile bereit seit einer Woche unsere letzte Flasche angebrochen haben, hoffen wir, dass wir hier mit dem Befüllen mehr Glück haben werden. Ansonsten gibt es demnächst nur noch Brotzeiten 🙁

Gestern machte sich Kai dann nochmal über unseren Wassermacher her. Er zerlegte ihn mal wieder fast komplett, tauschte noch ein paar Dichtungen aus und „reparierte“ ein paar Risse an einem der Ventile mit Sekundenkleber. Wir waren total gespannt, als wir ihn wieder eingebaut hatten und ihn anschalteten, aber ehrlich gesagt machten wir uns nicht wirklich Hoffnung, dass er wieder funktionieren würde. Umso größer war die Freude, als Kai nach ca. 5 Minuten rief, dass er den normalen Druck aufbauen würde und es so schien, als ob er wieder funktioniere. Wir ließen ihn 15 Minuten laufen und maßen den Output. Es waren 6 Liter, also produzierte er 24 Liter die Stunde, was doch schon sehr nah an die normalen 30 Liter kam. Ich muss gestehen, dass mir vor lauter Freude die Tränen kamen 🙂 Allerdings müssen wir nun mal schauen, wo wir ein neues Ventil bekommen, denn die Superkleber-Reparatur hält sicherlich nicht ewig. Leider gibt es den Hersteller unseres Wassermachers nicht mehr und somit kann man auch nirgends mehr Ersatzteile dafür kaufen. Na ja, schauen wir mal, ob wir irgendwo vielleicht einen alten auftreiben können.

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Somit ist jetzt wieder so gut wie alles betriebsbereit und es könnte aufgehen zu neuen Abenteuern. Doch, wahrscheinlich zu Eurem Leidwesen, haben wir beschlossen, diese Saison keine neuen Abenteuer in der Südsee zu suchen, sondern nochmals die kleinen Antillen der Karibik unsicher zu machen. Nach der anstrengenden Zeit auf der Werft sehnen wir uns danach, diese Saison etwas gemütlicher und möglichst nur mit kitesurfen zu verbringen. Das bedeutet, dass wir hier in Bonaire ein geeignetes Wetterfenster abwarten, um in See zu stechen. Unser Traumziel wäre Antigua, doch das werden wir von hier aus sicherlich nicht direkt ansteuern können, weil es zu weit östlich liegt. So hoffen wir, dass uns der Wind vielleicht nach St. Maarten kommen lässt, von wo aus wir über St. Barths und Barbuda nach Antigua gelangen könnten.

Somit gibt es in der nahen Zukunft leider keine Fotos von traumhaften Südseestränden, sondern wahrscheinlich nur ganz viele Berichte vom Kiten 😉

Rollertour über Bolivien nach Kolumbien und Brasilien

Bonaire hat mehr zu bieten, als wir erwartet haben. Vergangene Woche haben wir uns für einen Tag einen Roller gemietet, um damit die Insel zu erforschen. Ein Blick auf die Landkarte ließ uns grinsen. Die Insel ist aufgeteilt in verschiedene Bezirke und so sahen wir, dass wir auf unserem Weg zum Washington-Slagbaai National Park vorbei an Guatemala, durch Santa Barbara und Bolivien über Kolumbien nach Rincon kommen. Von dort geht es weiter nach Venezuela, wo der Parkeingang zu finden ist. Hier ist wirklich Multi-Kulti angesagt!

Schon die Fahrt zum National Park war ein Erlebnis. Da wir mit unserer Silence ja immer sehr gemütlich unterwegs sind (unsere jemals erreichte Höchstgeschwindigkeit lag unter 20km/h), empfand ich die 45-50km/h mit dem Roller schon als rasend schnell. Der Norden der Insel ist etwas grüner als der Süden, denn dort wachsen unzählige Kakteen. Außerdem gibt es viele dieser kleinen Büsche, die man aus alten Wildwest-Filmen kennt. Nur dass der Wind sie hier nicht über die Straße treibt, sondern sie noch fest im Boden verwachsen sind. Auch standen immer mal wieder am Straßenrand wilde Esel und es gab sogar Verkehrsschilder, die vor diesen warnten.

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Nach ca. einer Stunde kamen wir am Eingang des Nationalparks an, parkten unseren Roller und gingen zur Kasse. Und dort wartete leider eine riesige Enttäuschung auf uns: wir erfuhren, dass es im Park nur Schotterstraßen gibt und es nicht erlaubt ist, diese mit dem Roller zu befahren. Tja, da standen wir nun ziemlich bedröppelt und wussten nicht was tun. Glücklicherweise sagte uns der Parkranger, dass es auch ein paar schöne Wanderwege gibt, wovon einer direkt am Eingang startet. Das klang nach einer recht guten Alternative, so dass wir nicht ganz umsonst hierher gefahren waren.

Der Wanderweg war wunderschön: wir spazierten zuerst durch einen kleinen Kakteenwald, dann ging es über öde Wüste direkt ans Meer. Hier krachte das Wasser an die raue Nordküste und spritzte teilweise durch Blowholes mehrere Meter in die Höhe. Der Weg führte dann ein Stück an der Küste entlang, bevor er wieder ins Inland abbog und wir an eine große Lagune kamen. Und was glaubt ihr, was es da gab? Flamingos! Unzählige pinkfarbene Flamingos durchsiebten das Wasser nach kleinen Krebsen und ähnlichem. Wir waren total fasziniert und hätten ihnen ewig zuschauen können. Doch leider gab es hier in der Einöde überhaupt keinen Schatten und so machten wir uns recht bald wieder auf den Rückweg. Und kurz vor der Straße sahen wir noch ganz viele kleine bunte Papageien, die sich an den Früchten der Kakteen erfreuten.

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Nach ca. zwei Stunden waren wir zurück bei unserem Roller und da wir somit noch einen halben Tag Zeit hatten, beschlossen wir ganz hinunter an die Südküste zu den Salt Ponds zu fahren. Auf einer riesigen Fläche gibt es verschieden Salzbecken, deren Farben von einem sehr dunklen rosa bis zu weiß gehen. Die Straße führt unter einem großen Förderband hindurch, mit dem das gewonnene Salz auf Schiffe verladen wird. Und da ich gelesen hatte, dass ab und an auch mal ein Salzbrocken von dem Förderband herunter fällt, machten wir dort einen Stopp und sammelten einige Salzkristalle. Danach ging es vorbei an einer großen Bucht, in der Dutzende von Windsurfern im Wasser waren, wieder zurück zu unserer Silence. Dieser Tag war wie im Flug vergangen und wir hatten einen tollen Eindruck von der Insel gewonnen.

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Aber auch die Unterwasserwelt von Bonaire ist unbedingt erwähnenswert. Angeblich gehören die Tauchspots von Bonaire zu den schönsten der Welt und es gibt hier tatsächlich 87 verschiedene davon! Leider haben wir beide zu sehr Probleme mit den Ohren und dem Druckausgleich, so dass wir keinen Tauchgang gewagt haben, aber auch das Schnorcheln war super. Und glücklicherweise haben wir hier jemanden gefunden, der Unterwasserkameras verkauft. Wir testeten für einen Tag eine SeaLife und fanden die Unterwasserbilder so toll, dass wir sie dann auch kauften. Somit gibt es auch für Euch endlich wieder Unterwasserfotos!

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Da unsere schwedischen Freunde uns erzählt hatten, dass sie schon oft vor Klein Bonaire gekitet sind, versuchten wir das auch einmal. Aber der Wind war unglaublich böig und das Wasser total unruhig. Wir sind wohl zu sehr verwöhnt von Los Roques, als dass wir diesen Kitespot schön finden könnten.

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Ansonsten hatten wir noch ein paar wunderschöne Abende. Unsere Nachbarn nahmen uns mit zu einem Burgerabend in der Marina und am nächsten Abend waren wir auf ihrer tollen  52-Fuß-Oyster zum Abendessen eingeladen. Stephen und Debbie kommen aus Großbritannien und Stephen ist ein ausgezeichneter Koch. Wir waren ja bisher immer sehr enttäuscht von den Gaumenfreuden auf den ehemals englischen Inseln und hatten schon gemutmaßt, dass Engländer überhaupt nicht kochen können. Aber das nehmen wir alles zurück. Stephens Lammbraten mit Yorkshire-Pudding, Lauchgemüse und frittierten Kartoffeln, war das beste, was wir seit langem gegessen haben. Einfach fantastisch! Und die beiden sind ja so nett und lustig.

Wir fanden es so schade, dass wir nicht länger bleiben konnten. Das ist typisch: kaum lernt man supernette Leute kennen und schon muss man weiter.

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Und mittlerweile sind wir nun bereits in Curacao angekommen und unser Arbeitseinsatz hat begonnen. Aber davon mehr in unserem nächsten Beitrag.