Bwa Nef Falls und eine kalte Schwefelquelle

Nach unserem Besuch bei den Indianern fuhren wir an der Ostküste entlang bis ganz in den Norden Dominicas. Unser eigentliches Ziel war der Ausgangspunkt für ein Segment des Waitukubuli Trails. Dieser Trail ist ein Wanderweg, der im Süden Dominicas am Scotts Head startet und in 14 Abschnitten über die gesamte Insel bis zu den Hügeln (Cabrits) am Ausgang von Portsmouth führt. Das Problem mit dem Wanderweg ist, dass er leider in den letzten Jahren nicht mehr so richtig instand gehalten wurde. Hurrikan Maria hatte im Jahr 2017 die Insel sehr verwüstet und seitdem wird dieser Wanderweg nur noch teilweise gepflegt. Und da wir an einem der nächsten Tage gerne das vorletzte Segment erwandern wollten, galt es erst einmal heraus zu finden, in welchem Zustand sich dieser Abschnitt befindet.

Doch auf dem Weg dorthin kamen wir zuerst an einer riesigen Baustelle vorbei. Westlich der Straße wurde ein immenses Terrain platt gemacht und uns kam ein LKW nach dem anderen entgegen. Wir machten kurz Halt und fragten, was denn hier gebaut wird: ein neuer Flughafen!  Und zwar ein internationaler Flughafen, denn momentan besitzt Dominica nur einen kleinen Flughafen, den man lediglich mit Propellermaschinen erreichen kann.

Danach machten wir noch einen schnellen Abstecher zu den Bwa Nef Falls. Dies ist ein kleiner Wasserfall, der, obwohl er in rund 20 Minuten zu Fuß erreichbar ist, sehr wenig frequentiert wird, weil er so abgelegen ist. Und er war auf jeden Fall den Abstecher wert. Der ca. 25m hohe Wasserfall hat sich in schwarzes Vulkangestein gegraben und sieht inmitten des grünen Dschungels düster und unheimlich aus. Das Wasser war herrlich kühl für ein kleines Fußbad und schön erfrischt machten wir uns auf den Rückweg zu unserem Auto.

Den Einstieg in den Waitukubuli Trail (Waitukubuli ist übrigens das indianische Wort für Dominica und dieser Weg wurde von den Indianern geschaffen, als es noch keine Straßen gab) fanden wir sofort und zu unserem Glück stieg dort gerade ein Rastafari mit einer Machete in ein Auto. Wir stoppten ihn schnell und fragten, ob er denn wisse, in welchen Zustand sich der Wanderweg befindet. Und tatsächlich konnte er uns sagen, dass dieser Abschnitt gerade erst vor 14 Tagen frei gemacht wurde. Na, das klang doch super und somit stand unserer Wanderung an einem der nächsten Tage nichts mehr im Wege!

Doch bevor wir nach Hause fuhren, stand noch ein kleiner Tagesordnungspunkt auf dem Programm: die kalten Schwefelquellen (Cold Soufrière) auf dem Morne aux Diables. Diese liegen in einem alten Vulkankrater auf ca. 500m Höhe und die Straße führt direkt durch den Krater an den Quellen vorbei. Nach lediglich 10 Minuten Laufzeit waren wir schon da. Und während wir bisher nur heiße Schwefelquellen kannten, überraschten uns diese tatsächlich mit kaltem Geblubber. Es stank zwar schon ziemlich nach Schwefel, aber ich konnte es nicht lassen, trotzdem mal meine Füße hinein zu stecken. Ebenfalls erstaunlich erfrischend!

Und hier noch ein kurzes Video der kalten Schwefelquellen: Cold Soufrière

Besuch bei den Indianern

Dominica ist die einzige Insel der Karibik, auf der auch heute noch eine große Population der indianischen Ureinwohner leben. Früher wurden diese „Caribs“ (Kariben) genannt, doch da die Bezeichnung „Kariben“ bei vielen wegen ihrer umstrittenen Assoziation zum Begriff Kannibalen abgelehnt wird, beschloss das Parlament von Dominica im Jahr 2015 die Umbenennung in eine frühere Bezeichnung: „Kalinago“. 

Bis zur Unabhängigkeit Dominicas im Jahr 1978 lebten die Kariben in ihrem Gebiet weitgehend von der übrigen Insel isoliert. Die ersten Straßen wurden erst in den 1970er Jahren gebaut.
Und auch heute noch nahmen wir deutliche Unterschiede zum Rest der Insel wahr. Während die Kalinago mittlerweile natürlich in ganz normalen Häusern wohnen, sind die Straßen zu einem Großteil in einem jämmerlichen Zustand. Und an der rauen Ostküste lebt man immer noch sehr abgeschieden. Die Einwohner des Kalinago Territory leben zum Großteil vom Verkauf von Kokosnüssen, dem Bootsbau (Kanus) und dem Verkauf von Korbflechtarbeiten. Außerdem gibt es ein Museumsdorf für Touristen, das Kalinago Barana Auté, welches wir vor ein paar Tagen besichtigten.

Hier erfuhren wir, dass die Kalinago in Dominica mit ca. 3.500 Personen ein 15qkm großes Territorium bewohnen, in dem 8 kleine Dörfer liegen. Das Land im Territorium ist gemeinsamer Besitz der Kalinago und wird von einem Häuptling regiert.

Samantha, unsere Kalinago-Führerin, nahm uns mit auf einen Rundgang durch das Museumsdorf, während dem sie uns die Kultur erläuterte, uns viele Pflanzen zeigte, die auch heute noch genutzt werden, und uns die frühere Lebensweise erklärte.

Nach dem Rundgang hatten wir Gelegenheit, zwei Frauen bei ihren Korbflechtarbeiten zuzuschauen und natürlich standen die schönen Körbe, Taschen usw. auch zum Verkauf. Da ich jedoch bereits im vergangenen Jahr eine ganze Menge dieser wunderbaren Körbe gekauft hatte, erstand ich dieses Mal nur noch ein kleines Brotkörbchen und einen Korb mit Deckel.

Die Körbe werden aus dem Stamm einer Pflanze namens Vetiver hergestellt. Der Stamm wird in einzelne Halme geteilt und dann in der Sonne getrocknet. Gefärbt werden die Halme dann entweder durch die Farbe einer anderen Pflanze (gelb) oder indem sie für fünf Tage in Matschlöcher (Larouma Pit) gelegt werden (schwarz). Und dann dauert es einen ganzen Tag bis ein solches kleines Körbchen geflochten ist, welches man für €10,- erwerben kann. Nicht gerade ein umwerfender Stundenlohn und dementsprechend arm ist auch die Bevölkerung des Kalinago Territory!

Nach dem Besuch von Barana Auté wollten wir unbedingt noch eines der typisch traditionellen Brote der Kalinago probieren. Dieses heißt Cassava und wird aus einer Wurzelknolle namens Maniok hergestellt. Unsere Führerin hatte uns gesagt, wo wir eine Bäckerei finden, die diese Brote verkauft und da fuhren wir dann gleich mal noch hin.

Wir hatten eigentlich einen kleinen Verkaufsstand erwartet, in dem verschiedene Sorten des Brotes verkauft werden, doch zu unserer freudigen Überraschung konnten wir uns direkt im Hauptraum der Bäckerei den gesamten Produktionsprozess anschauen.

Zuerst werden die Knollen geschält und dann in einer kleinen Holzpresse per Hand ausgepresst. Danach kommen die Knollen in einen großen Sack und werden nochmals mit einer hydraulischen Presse ausgepresst. Das austretende Wasser wird gesammelt und zur Herstellung von Wein und anderen Getränken verwendet.

Die ausgepressten Knollen werden per Hand über einem geflochtenen Sieb zerrieben und  dann werden daraus entweder die Brotfladen geformt und gebacken oder der zerriebene Maniok wird in einem großen eisernen Topf gebacken bis Mehl entsteht.

In dieser Bäckerei gab es die leckeren Fladen in mehreren Geschmacksrichtungen. Entweder „plain“ (natur), was eher nicht viel Geschmack hatte und etwas trocken war. Oder mit Kokosnuss mit und ohne Zucker oder mit Ingwer und Kokosnuss. Letzteres war unser klarer Favorit. Während die Kokosnuss das ganze etwas saftiger machte, gab der Ingwer dem Fladen einen leicht scharfen Geschmack. Einfach nur lecker und macht richtig satt! 

Und hier noch ein paar Impressionen der wunderschönen Ostküste Dominicas:

Zeitraffer Oktober und November 2022

Ich habe mal wieder ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich so lange nichts gepostet habe, aber irgendwie waren wir so viel unterwegs und haben mal wieder ganz viel am Boot gewurschtelt und so verging die Zeit wie im Flug.

Hier also ein Update, was bei uns so die letzten Monate im alten Jahr los war:

Im Oktober war Kai für 2 1/2 Wochen in Deutschland, um dort endlich mal die ganzen Sachen abzuholen, die wir vor Corona nach Deutschland bestellt hatten. Und gleichzeitig wollte er mit seiner Mutter seinen 50. Geburtstag nachfeiern. Er hatte eine schöne Zeit zu Hause und konnte sich bei der Rückreise sogar noch kurz Paris anschauen.

Und was denkt ihr, was ihn zu Hause am meisten beeindruckt hat? Die riesige Vielfalt an Lebensmitteln! Alle Regale sind zum Bersten gefüllt und das Obst und Gemüse strahlt in den schönsten Farben. Das sind wir hier in der Karibik überhaupt nicht gewöhnt und Kai fühlte sich wie im Schlaraffenland.

Nach Kais Rückkehr erging es uns dann erst einmal nicht so gut. Denn leider brach uns in der Nacht direkt nach Kais Rückkehr ein Teil der Pumpe mit der wir unseren Fäkalientank auspumpen und die ganze Sch… lief uns über verschiedene Schläuche und Ventile direkt in die Bilge. Wir waren 3 Stunden damit beschäftigt die Sauerei zu beseitigen und hingen teilweise beide kopfüber im Gestank. Wahrlich kein schöner Willkommensgruß unserer Silence! Immerhin bekamen wir das Ersatzteil in Martinique und hätten die Pumpe somit zwei Tage später reparieren können. Hätten wir nicht beide Corona bekommen.

Und so lagen wir dann eine Woche flach. Ich hatte glücklicherweise nur leichtes Fieber, Husten und Halsschmerzen, aber Kai erwischte es etwas doller. Er hatte 39,5ºC Fieber und ebenfalls Husten und Halsschmerzen. So vegetierten wir ein paar Tage vor uns hin, während uns unsere lieben Freunde mit frischem Baguette, Mandarinen, Äpfeln, … versorgten (ein ganz großes Danke schön an Vero & Patrice, Elena & Achim und Chris!). Nach 8 Tagen ging es uns wieder so gut, dass wir zumindest mal unsere Einkäufe für die nächsten drei Monate erledigen konnten, aber wir waren nachmittags immer noch total schlapp und so dauerte alles etwas länger als normalerweise.

Doch irgendwann hatten wir alles eingekauft, nochmal ein paar Maschinen Wäsche gewaschen und waren bereit zu unserer Reise in Richtung Norden.

Erste Station war Dominika, wo wir wieder unsere deutschen Freunde besuchten, die sich dort ein Haus gebaut haben. Leider hatten wir teilweise so richtig schlechtes Wetter, so dass aus unseren geplanten Ausflügen nicht viel wurde und wir einige Zeit einfach nur am Boot verbrachten.

Und nach einer Woche ging es dann weiter nach Guadeloupe, wo wir für Kai ein neues gebrauchtes Kiteboard erstanden. Und als wir an den zu Guadeloupe gehörigen Les Saintes Inseln vorbei kamen, fingen wir endlich mal wieder einen richtig schönen Thunfisch. Welch ein Schmaus!

Und nach diesem kurzen Zwischenstopp ging es weiter nach Antigua.