Mal wieder von Guadeloupe nach Antigua

In Guadeloupe füllten wir dann nochmal unseren Kühlschrank mit leckerem Käse und anderen französischen Köstlichkeiten, wuschen ein paar Maschinen Wäsche und versuchten einen Zahnarzttermin zu vereinbaren. Doch leider war die Zahnärztin weder in ihrer Praxis anzutreffen, noch telefonisch zu erreichen und auf Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter antwortete sie leider auch nicht. Tja, dann müssen wir noch ein Weilchen die Zähen zusammen beißen, bis wir woanders einen guten Zahnarzt auftreiben.

Eigentlich wollten wir somit relativ zügig weiter segeln, doch als wir morgens aufwachten, sah das Wetter überhaupt nicht so aus, wie in der Wettervorhersage angekündigt und so beschlossen wir, doch noch einen Tag zu bleiben.

Auch am nächsten Tag, sah es nicht so richtig toll aus, aber danach sollte eine Phase mit sehr wenig Wind kommen, in der wir überhaupt nicht segeln könnten, also jetzt oder nie.

Tja, es wurde natürlich nicht solch ein schöner Törn wie der vorherige, denn überall um uns herum standen Regenschauer. Beim Lossegeln ließen wir den einen Schauer gerade so hinter uns, doch da zogen vor uns schon die nächsten vorbei. Somit ging der Wind ständig hoch und runter und die Wellen waren leider auch nicht sehr angenehm. Zwar hatten wir wieder nur ca. 1,50m Windwelle, aber von Norden kam ein ziemlich hoher Schwell, der die ganze See ziemlich durcheinander brachte. Wir wurden teilweise wild hin und her geworfen und waren ziemlich froh, als wir nach rund 7 Stunden die 48 Seemeilen geschafft hatten.

Immerhin fingen wir unterwegs noch eine Dorade und so gab es auch hier die nächsten zwei Tage frischen Fisch. Eine schöne Entschädigung für den ruppigen Törn!

Wieder zurück in der Karibik

Zuerst einmal möchte ich mich entschuldigen, dass ihr so lange nichts von mir gehört habt!

Ursprünglich hatte ich geplant, dieses Jahr im Juli und August für zwei Monate nach Deutschland zu gehen, um Freunde und Verwandte zu besuchen und etwas Urlaub zu machen, während Kai hier auf unser Boot aufpassen wollte.

Doch leider kam es anders. Anfang Juni fragte meine Mutter, ob ich nicht schon früher kommen könne. Meinem Stiefvater ging es gesundheitlich sehr schlecht (er war an Darmkrebs operiert worden und der Krebs war zurück gekommen) und meine Mutter hatte im April ein künstliches Kniegelenk bekommen, was im Mai plötzlich wieder rausgesprungen war und ihr nun erhebliche Schmerzen bereitete.

So buchte ich meinen Flug von Martinique nach Paris um, buchte einen zusätzlichen Flug von Guadeloupe nach Martinique und Kai segelte mit mir von Antigua nach Guadeloupe, um mich dort in den Flieger zu setzen. Nach 23 Stunden Reisezeit kam ich dann am 13. Juni ziemlich gerädert in der Eifel an und verbrachte dort die nächsten drei Monate mit meiner Mutter und meinem Stiefvater.

Eigentlich wollte ich Mitte September wieder zurück nach Martinique fliegen, doch leider verstarb mein Stiefvater Anfang September und so verschob ich meinen Rückflug nochmal um einen Monat, um meiner Mutter mit der Organisation der Trauerfeier und den ganzen Formalitäten zu helfen.

Und vergangene Woche ging es dann wieder zurück in die Karibik. Genau rechtzeitig bevor es in der Eifel so richtig kalt wurde, kam ich hier in die Hitze der Hurrikan-Saison zurück. Welch Kontrast! Hatte es in der Eifel morgens teilweise einstellige Temperaturen, so haben wir hier in Martinique momentan nie unter 30ºC. Als wir vergangenen Donnerstag vom Einkaufen zurück kamen, hatten wir sogar 39,2ºC in unserer Silence. Da kam dann sogar ich ins Schwitzen. Aber ich muss sagen, dass ich den Temperaturunterschied doch insgesamt recht gut wegsteckte. Ich hatte zwei Tage etwas Kreislaufprobleme und dann war ich akklimatisiert. Ich hab es einfach gerne warm!

Aber nicht nur die Hitze ist ein krasser Unterschied zu Deutschland. Wenn man die ganze Zeit hier in der Karibik auf seinem Schiffchen lebt, fallen einem manche Dinge gar nicht mehr auf. Wenn man dann aber vier Monate in der ersten Welt verbracht hat, treten die Kontraste zur dritten Welt doch ganz schön stark hervor.

Zum einen war ich nun wieder die gut gefüllten Supermärkte gewöhnt. Diese schönen Obst- und Gemüseregale, wo es fast alles gibt, was das Herz begehrt. Die unglaubliche Auswahl an Wurst, Käse, Backwaren, usw. Und nun stand ich hier wieder vor teilweise leeren Regalen. Seit 9 Tagen versuchen wir Salat zu kaufen, waren schon in mehreren verschiedenen Supermärkten, aber kein Glück. Auch an Gemüse sieht es momentan mau aus. Zurzeit gibt es Paprika, Karotten, Kartoffeln, Kohl, Zwiebeln, Frühlingszwiebeln, Tomaten und Gurken. Keine Zucchini, Auberginen, Brokkoli, Blumenkohl, Lauch, … Ich könnte heulen, wenn ich hier im Supermarkt vor den Regalen stehe und mich an das Angebot im Lidl zurück erinnere.

Auch merke ich jetzt noch extremer als vorher, wie laut in der Karibik die Menschen sind. Hier ist man wohl nur glücklich, wenn man Lärm machen kann. Während in Europa die Leute in Bus und Bahn Kopfhörer tragen, wenn sie mit dem Handy Musik hören oder Videos anschauen, wird hier einfach das Telefon auf laut gestellt und auf den Schoß gelegt. Somit plärrt im Bus aus jeder Richtung andere Musik und man will sich am liebsten die Ohren zuhalten. Abends wird irgendwo im Ort getrommelt oder eine Gruppe übt im Freien mit ihren Blasinstrumenten oder jemand hört in einem Haus bei offenen Fenstern ohrenbetäubend laute Musik. In Deutschland unvorstellbar, da würden die Anwohner auf die Barrikaden gehen, hier ist das normal!

Und wenn man vier Monate in einem richtigen Haus gelebt hat, dann kommt einem unsere Silence auf einmal winzig klein vor. Ich war etwas geschockt, als ich unser Boot betrat und mit dem ersten Schritt in den Salon schon direkt vor unserem Esstisch stand. Ich hatte das Gefühl, dass der Raum mit zwei Personen bereits überfüllt ist und wir uns ständig im Weg sind. Das war mir in den vergangenen Jahren nie so vorgekommen. Wahnsinn, wie anders das auf einmal alles auf mich wirkte.

Und was auch ein großer Unterschied ist: man kann nie einfach mal schnell irgendwo hin gehen oder mit dem Auto hinfahren. Wir müssen immer erst unser Dingi runterlassen, an Land fahren, an einem Steg festmachen, das Dingi fest ketten und dann können wir loslaufen oder in einen Bus steigen. Das ist solch ein Aufwand, wenn man sich einfach nur mal schnell etwas die Beine vertreten, den Nachbarn besuchen oder einkaufen gehen will.  

Aber an all den Dingen sehe ich wieder mal, welch unglaubliche Gewohnheitstiere wir Menschen sind. Wenn man die ganze Zeit so lebt, wie wir hier leben, fallen einem viele Dinge gar nicht mehr so auf. Und erst wenn man es mal wieder anders hatte, sieht man wieder viel deutlicher, was einem hier so alles fehlt.

Und doch muss ich sagen, haben beide Welten ihre schönen Seiten. Hier verzichten wir auf viele Annehmlichkeiten, aber dafür lacht fast jeden Tag die Sonne, es ist schön warm und wir haben einen riesigen Swimmingpool!

Mein Fazit für heute: Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede! 

Wettervorhersagen kann man einfach nicht trauen

Innerhalb kürzester Zeit waren wir in Guadeloupe mit unseren Einkäufen und Wäsche waschen durch. Auch wenn wir von unserem Einkaufszettel dieses Mal gut ein Viertel der Dinge nicht bekamen, so werden wir sicher nicht verhungern. Es gab Käse, Wurst, Baguette und Schokolade. Das Wichtigste zum Überleben haben wir also 😉

Und so wollten wir am Dienstag in Deshaies ausklarieren, um dann am Mittwoch nach Antigua zu segeln. Doch leider hat der Shop, in dem wir normalerweise ein- und ausklarieren, bis Juli geschlossen. So gingen wir zur Polizei, weil wir wussten, dass man dort früher auch Klarieren konnte, doch dort wurde uns auch auf Klingeln nicht geöffnet. Hm, was nun? Ich hatte mal gelesen, dass andere Segler mit solch einem Problem Fotos vom Supermarkt gemacht hatten und beim Einklarieren ihre Einkaufszettel abgegeben hatten, als Beweis, dass sie tatsächlich auf einer anderen Insel waren. Also zum Supermarkt, ein Foto von Kai mit dem Einkaufszettel in der Hand vorm Eingang und nun hoffen. Denn der nächste Ort zum Einklarieren liegt einfache Strecke 4 Stunden entfernt. Das tun wir uns sicherlich nicht an.

Der Wetterbericht sagte für den nächsten Tag Ostwind mit einer Stärke von 15-17 Knoten vorher. Das versprach ein toller Segeltag zu werden. Tja, wenn nur die Realität ab und an mal mit der Vorhersage übereinstimmen würde!

Am nächsten Morgen standen wir um 7 Uhr auf, Kai holte nochmal den Wetterbericht und sah sich die aktuelle Wettersituation auf dem Regenradar von Guadeloupe an. Und da sah er dieses Bild:

Von Süden kam eine riesige Regenfront auf uns zu. Das sah nicht lustig aus. Sollten wir die Rückfahrt also lieber um einen Tag verschieben? Aber für den nächsten Tag waren Regenschauer angekündigt und gegen Ende der Woche sollte der Wind runter gehen und nach Südost drehen. Das wäre für uns nicht ideal, denn mit leichtem Wind von hinten läuft unsere Silence überhaupt nicht gut. Also was tun?

Am Besten gleich lossegeln und hoffen, dass wir schneller sind als die Regenfront und uns diese nicht einholt.

Gesagt getan, Anker hoch, ein Stück aus der Bucht von Deshaies hinaus motort, Großsegel und Genua gesetzt und los! Und wie es los ging! Kaum schauten wir mit der Nase um die Ecke, als wir auch schon 25 Knoten Böen im Rigg hatten. Am Beginn des Kanals wurden es dann eher so um die 30 Knoten; gut, dass wir die Segel vorsichtshalber ins 2. Reff gesetzt hatten. Wir rauschten mit fast 9 Knoten dahin, als Spitzengeschwindigkeit sahen wir sogar 9,2 Knoten! Yippppeeee, das ging richtig ab. Hinter uns sahen wir mittlerweile die schwarzen Wolken über Guadeloupe ziehen und wir rasten mit Windeseile davon. Es war zwar ganz schön ruppig, aber da die letzten Tage nicht so viel Wind gewesen war, hatte es nur ca. 1,50m Welle und trotz des vielen Windes war alles noch halbwegs angenehm.

Wir dachten schon, wir hätten das Unwetter hinter uns gelassen (mittlerweile hatte Guadeloupe Warnstufe gelb ausgerufen), als wir plötzlich quer ab ebenfalls schwarze Regenwolken sahen. Wo kamen die denn plötzlich her? Oh weia, sollte es uns doch noch richtig doll erwischen?

Nein, wir hatten Glück, während die Wolken hinter uns zerfielen, schossen die neben uns auf einmal vor uns vorbei und verschwanden in der Ferne. Zuvor bescherten sie uns noch eine Winddrehung und anstatt 28 Knoten von der Seite hatten wir den Wind jetzt fast von hinten und fuhren mit immer noch fast 8 Knoten vor dem Wind davon. Sehr angenehm!

Doch als die schwarze Wolkenwand in der Ferne verschwand, nahm sie auch erst einmal den ganzen Wind mit. Und so dümpelten wir plötzlich nur noch mit knapp 5 Knoten durch die Gegend. Da der Himmel nun weitestgehend blau war, setzten wir mehr Segel und gingen ins 1. Reff und schon ging es wieder mit rund 6 Knoten voran. Und bei der angenehmen See konnten wir sogar nochmal etwas Mango-Marmelade kochen.

Alles in allem schafften wir die fast 48 Seemeilen in rund 7 Stunden (inkl. Ankermanöver), für das eher mittelmäßige Wetter also kein schlechter Schnitt.

Und gerade als wir in Jolly Harbour geankert hatten, zog auch schon wieder ein Schauer auf uns zu. Wenn das mal nicht optimales Timing war. Alles in allem also ein recht toller Segeltag, obwohl es zu Anfang überhaupt nicht danach aussah.