Wir kommen hier nie mehr weg

Eigentlich hatten wir uns ganz fest vorgenommen in der letzten August-Woche hier in Hyères die Zelte abzubrechen und an der französischen Mittelmeerküste entlang nach Marseille zu segeln, um dort etwas in den Calanques zu verweilen. Aber daraus sollte leider nichts werden.

Schon einige Tage bevor ich Kai wegen dem geplanten Austausch unseres Ankerlichts in unseren Mast hochgewinscht hatte, war ihm zufällig aufgefallen, dass der eine Endbeschlag unserer Saling etwas komisch aussah. Tatsächlich war dieser an einer Seite abgebrochen. Die Want war zwar noch fest, aber wir waren uns doch sehr unsicher, wie belastbar das ganze ist. Also gingen wir zum Lagoon-Händler und fragten, ob er uns hierfür ein Ersatzteil besorgen könnte. Der Lagoon-Händler verwies uns jedoch direkt an den Hersteller des Masts, sagte aber gleich dazu, dass dieser vermutlich im August geschlossen hat. Wir versuchten trotzdem unser Glück und schrieben eine e-mail mit unserem Anliegen. Als nach drei Tagen noch keine Antwort gekommen war, recherchierten wir im Internet und fanden glücklicherweise einen Rigg-Ausstatter in Deutschland, der auch unsere Masten führt. Also telefonierten wir mit diesem, schickten ihm ein Foto unseres kaputten Beschlags und hofften, dass er das Ersatzteil vorrätig hat. Dies war glücklicherweise der Fall und er versprach auch, es sofort per Express nach Frankreich zu schicken. Allerdings hatte er auch eine schlechte Nachricht für uns parat, nämlich dass wir mit dem kaputten Beschlag auf keinen Fall segeln sollten. Puh, somit hingen wir also hier fest, bis wir das irgendwie repariert bekommen. Also telefonierten wir durch die Gegend, um jemanden zu finden, der uns den Beschlag montiert. Aber das war gar nicht so einfach. Entweder hatte derjenige keine Zeit oder es hieß sicherheitsrelevante Reperaturen am Rigg führe man nicht durch oder man sagte uns, dass die Arbeit nur im Hafen durchgeführt werden könne. Da es hier in Hyères im August mit einem Katamaran nahezu unmöglich ist, einen Hafenplatz zu bekommen, wurde uns recht mulmig zumute. Was, wenn wir hier ein paar Wochen warten müssen, bis das mit der Reparatur endlich klappt? Doch dann hatten wir Glück im Unglück: ein Techniker hatte Mitleid mit uns und versprach gleich am nächsten Morgen zwei Kollegen vorbeizuschicken, die die Reparatur am Ankerplatz durchführen können. Wir waren in Feierlaune! Ein Riesenproblem hatte sich relativ schnell in Wohlgefallen aufgelöst und wir konnten aufatmen. Tatsächlich kamen die Techniker am Freitag pünktlich zur angegebenen Uhrzeit und tauschten unsere beiden Salingsendbeschläge in nicht einmal zwei Stunden. Lediglich die Rechnung hierfür trübte etwas unsere Freude.

Salingsendbeschlag kaputtneuer Beschlag

Nun hatten wir nur noch ein Problem zu lösen. Bereits ein paar Tagen vorher war Kai aufgefallen, dass bei unserem Dingi-Motor an einer Schraube Öl herauslief. Komischerweise war das eine Schraube, an der normalerweise überhaupt kein Öl vorbeikommt. Aber wir haben ja hier die Fachleute vor Ort, also fuhren wir mittags mit den Fahrrädern zum Yamaha-Händler und berichteten ihm von unserem Problem. Wie wir schon geahnt hatten, hieß es dort, das müsse man sich anschauen und das klinge überhaupt nicht gut. Wir sahen es den lieben Menschen an: am liebsten hätten sie uns gleich an Ort und Stelle einen neuen Motor verkauft. Nach etwas Hin und Her versprachen sie uns jedoch gleich am nächsten Morgen sehr früh in den Hafen zu kommen, um sich dort mit uns zu treffen und unser Problem in Augenschein zu nehmen. Sie wollten sich telefonisch melden, sobald sie losfahren. Wir nahmen also unser Handy mit ins Bett, damit wir den Anruf auf keinen Fall verpassen und bereiteten uns auf ein frühes Aufstehen vor. Tja, was soll ich sagen, es wurde 8 Uhr, 9 Uhr, 10 Uhr, aber es kam kein Anruf. Natürlich hatten wir uns auch keine Nummer vom Yamaha-Händler aufgeschrieben, so dass wir auch nicht dort anrufen konnten. Aber wir werteten das dann einfach mal als Zeichen, dass wir das wohl selbst in die Hand nehmen müssen und nahmen uns vor, uns in den nächsten Tagen damit auseinanderzusetzen, bevor eventuell der ganze Motor kaputt geht.

Aber zuerst galt es noch eine kleine logistische Herausforderung zu lösen. Henry hatte uns in Deutschland eine Halterung für unsere neuen Solarpanels angefertigt und berichtet, dass diese fertig seien. Auch der bestellte Laderegler sollte am nächsten Tag bei Kais Mutter eintreffen. Doch wie bekommen wir die ganzen Teile zu uns nach Frankreich? Da fiel uns Jochen ein, der sein Boot hier ganz in der Nähe hat und des öfteren selbst hierher fährt oder das Boot zu Ausbildungstörns benutzt. Also riefen wir ihn an und wie es der Zufall wollte, sagte er uns, dass am nächsten Abend ein paar Leute zu einem Ausbildungstörn von Mannheim nach St. Mandrier fahren. Ich glaube, wir haben einen Tag lang nur telefoniert, um die verstreut liegenden Teile irgendwie in Jochens Bus zu bekommen.

An dieser Stelle ein ganz dickes Dankeschön an:

  • Kais Mutter, weil sie immer unsere ganzen Pakete entgegennimmt und sich um unsere Post kümmert
  • Helga & Jürgen, weil sie das Päckchen von Kais Mama nach Karlsruhe zu Henry gebracht haben
  • Henry, weil er uns solch eine tolle Halterung für die Solarpanels gebaut hat
  • Jochen, weil er solch einen riesigen logistischen Aufwand hatte, um unsere Pakete in das Auto, das nach St. Mandrier fuhr, zu bekommen
  • Martin, weil er uns die Pakete bei einem sehr netten Umtrunk mit Wein und Käse direkt in Hyères von Boot zu Boot übergeben hat

Nach diesen ganzen Herausforderungen waren wir beide ziemlich gestresst und beschlossen einfach mal alles „liegen und stehen“ zu lassen und uns zwei freie Tage zu gönnen.

Da für die Nacht und den Folgetag ziemlich starker Wind angekündigt war, beschlossen wir, in eine schöne Bucht auf Porquerolles zu fahren, die vor dem Sturm weitestgehend geschützt ist. Also segelten wir dorthin und machten mittags einen schönen Landausflug. Wir schwammen mit unserem wasserdichten Fass an Land, zogen uns dort um und spazierten etwas über die Insel. Bei einem alten Semaphore fanden wir einen Geocache  und danach besichtigten wir noch ein altes Fort, welches heute ein orthodoxes Kloster beherbergt.

KanisterAnse de GalereSemaphore Semaphore1 Fort_Kloster Ausblick Semaphore

Samstag Nacht kam dann tatsächlich der angekündigte Sturm, der sich Sonntag Morgen immer weiter steigerte. Teilweise hatten wir Böen von mehr als 35 Knoten (Windstärke 7-8) und dummerweise war der Untergrund in der Bucht recht steinig, so dass unser Anker nicht richtig gut hielt. Und in der Tat, bei einer heftigen Böe slippte der Anker, wir rutschen mal geschwind mehr als 10 Meter nach hinten und lagen dann sehr dicht vor einem anderen Boot. Also ließen wir die Motoren an, gingen Anker auf und ankerten noch mal neu an einer anderen Stelle. Und da wir die Motoren schon mal an hatten, konnten wir ja gleich noch unseren Wassermacher anschalten, um unseren Tank wieder etwas aufzufüllen. Aber das hätten wir mal lieber nicht getan! Nach ca. 15 Minuten machte der Wassermacher komische Geräusche und wir  schalteten ihn schnell ab. Nachdem wir etwas abgewartet hatten, probierten wir es noch einmal, aber er klang immer noch nicht besser und Wasser machte er auch keines mehr. Nun war also auch noch unser Wassermacher kaputt gegangen! Wie viel Pech kann man eigentlich haben?

Da saßen wir also in dieser wunderschönen Bucht und nahmen bei stürmischen Winden unseren Wassermacher einmal komplett auseinander. Unsere Vermutung ist nun, dass die Pumpe aus welchen Gründen auch immer den Geist aufgegeben hat. Also riefen wir am Montag direkt beim Hersteller der Pumpe in Irland an und bestellten eine neue. Da man glücklicherweise die Dringlichkeit erkannte, versprach man uns die Pumpe sofort zu produzieren (wird wohl auf Bestellung gefertigt) und dann per Express an uns zu versenden.

Wassermacher

Nicht nur, dass aus unseren freien Tagen nichts wurde, sondern wir hingen schon wieder hier fest! Eigentlich wollten wir nur noch so lange hier bleiben, bis uns Martin unsere Halterung für die Solarpanels mitgebracht hat und dann spätestens heute in Richtung Menorca aufbrechen. Aber jetzt müssen wir noch abwarten, bis unsere neue Wasserpumpe hier ankommt und hoffen, dass unser Wassermacher nach Einbau der neuen Pumpe wieder funktioniert.

Aber glücklichweise geht uns die Arbeit bis dahin ja nicht aus. Am Montag hat Kai unser neues Funkgerät installiert und wir haben den ganzen Wassermacher gereinigt. Am Dienstag haben wir unsere neue Solarpanel-Halterung  angeschaut und waren beim Baumarkt, um noch einige Schrauben und Bohrer zu kaufen. Gestern hat Kai etwas am Yamaha-Dingi-Motor rumgeschraubt und zwei neue Nieten in unser Ankerblech gemacht. Und heute hat Kai die Arretierungen für unsere Motorraumdeckel getauscht und wir haben gemeinsam unsere Bordapotheke sortiert. An dieser Stelle auch noch ein ganz dickes Dankeschön an Lars, der uns diese zusammengestellt, mehr als zwei Drittel der Medikamente besorgt und unglaublich toll sortiert hat. Ich glaube in Afrika könnten wir damit ein Hospital eröffnen. Wir haben von verschiedenen Antibiotika, über Spritzen, Material zum Nähen von Wunden, Verbänden und Infusionslösungen alles an Bord!

Funkgerät Solarpanel Abendessen Nieten Motorraumdeckel Bordapotheke

Bitte drückt uns alle die Daumen, dass die Wasserpumpe in den nächsten Tagen eintrifft, unser Wassermacher dann wieder funktioniert und wir uns auf den Weg nach Menorca machen können!

 

 

Wer spricht denn hier von Urlaub?

Ich glaube ich muss Euch mal einen kleinen Bericht über unsere Aktivitäten in den letzten Wochen geben. Da uns immer wieder jemand einen schönen Urlaub wünscht oder uns beneidet, weil wir hier so faulenzen können, muss ich Euch mal aufklären.

Zwar haben wir mittlerweile die meisten Kartons verstaut und die Liste unserer Besorgungen stark dezimiert, aber das war auch ein ganz schönes Stück Arbeit. Ich werde Euch mal ein paar Beispiele unserer Aktivitäten aufführen:

Wir wollten gerne die auf dem Boot vorhandene EPIRB umprogrammieren lassen. Kurze Erklärung für Nichtsegler: eine EPIRB (emergency position indicating radio beacon) ist eine kleine schwimmende Boje, die im Notfall ein Signal an einen Satelliten sendet und diesem die GPS-Position der Boje übermittelt. Somit kann man in Seenot schnell geortet und hoffentlich auch schnell gerettet werden. Diese EPIRB übermittelt aber nicht nur die GPS-Position, sondern auch eine Identifikationsnummer, damit die Rettungsstelle weiß, von wem das Notsignal ausgesendet wird.
Diese Identifiationsnummer kann normalerweise mit dem Boot auf den neuen Eigner übergehen, aber leider nur, wenn beide Besitzer aus dem gleichen Land stammen. Da dies bei uns nicht der Fall war, wurde uns also eine neue Nummer zugeteilt, die wir nun auch in die EPIRB einprogrammieren lassen wollten. Leider ist unsere EPIRB schon ca. 14 Jahre alt und die Herstellerfirma wurde bereits vor Jahren von einer anderen Firma übernommen. Also liefen wir hier von Schiffsausstatter zu Schiffsausstatter und fragten, ob diese unsere EPIRB umprogrammieren könnten. Die einheitliche Antwort lautete: Nein! Und wenn wir jeweils erwähnten, dass die Boje bereits 14 Jahre alt ist, schlugen alle die Hände über dem Kopf zusammen und meinten wir müssten unbedingt die Batterie tauschen lassen (Kostenpunkt ca. €300,-), aber nach 15 Jahren würden EPIRBs normalerweise sowieso nicht mehr gewartet. Da ja auch die Reprogrammierung nicht möglich war (normalerweise Kostenpunkt ca. €130,-), beschlossen wir schweren Herzens eine neue EPIRB für €570,- zu kaufen.

Das nächste größere Ersatzteil, das wir in Angriff nahmen, war unser Fenster in der Toilette. Bei diesem war vor ein paar Jahren bei einem Einbruchsversuch das Plexiglas gesprungen und das Fenster war seither etwas undicht. Das war zwar nicht ganz so schlimm, weil es somit nur in die Toilette/Gästedusche regnete, aber für eventuell starke Regenschauer in der Karibik wollten wir es dann doch lieber repariert haben. Also holten wir uns Angebote ein, um das Fensterglas und den Griff, der auch nicht mehr ganz in Ordnung war, auszutauschen. Dies hätte uns €185,- gekostet. Da wir dann das Glas und den Griff und auch eine neue Dichtung (die wir aber bereits besaßen) selbst hätten montieren müssen, fragten wir mal, was es denn kosten würde, dies alles in einem zu tauschen. Uns wurden €230,- genannt und wir beschlossen spontan, dass wir diese Variante wählen. Als der Verkäufer dann beim Lieferanten anfragte, erfuhren wir jedoch, dass die Lieferzeit dafür 4-6 Wochen wäre. Ach herrje, so lange Zeit wollten wir dann doch nicht mehr hier verbringen. Also was tun? Doch Variante 1 wählen und mit viel Arbeit alles selbst austauschen oder vielleicht sogar einfach noch mal €70,- drauflegen und mit Variante 3 ein komplett neues Fenster für €302,- kaufen? Nachdem wir ein paar Nächte darüber geschlafen hatten, entschlossen wir uns für Variante 3, bestellten das komplette Fenster und haben es mittlerweile schon montiert.

altes Fenster neues Fenster

Außerdem beschlossen wir, um unseren Energiehaushalt zu verbessern, das ganze Boot auf LED-Lampen umzurüsten. Nachdem alle Lichter im Innenbereich getauscht waren, ging es an die Navigationsleuchten. Und dann kam die größte Herausforderung: wir wollen natürlich auch unser Ankerlicht tauschen (für Nichtsegler: das Licht am höchsten Punkt unseres 17m hohen Masts) und dazu war es nötig herauszufinden, was für eine LED wir hierfür benötigen. Also standen wir vor ein paar Tagen morgens um kurz vor 7 Uhr auf (da ist das Meer schön ruhig und das Boot schwankt nicht allzu sehr), Kai setzte sich in den Bootsmannstuhl und ich winschte ihn hoch bis in die Mastspitze. Welch ein Glück, dass ich Kai zu seinem 30. Geburtstag einen Fallschirmsprung geschenkt hatte und er seitdem schwindelfrei ist, denn sonst hätte ich wohl hoch gemusst. Aber das Winschen war auch ziemlich heftiger Frühsport. Kai wurde dann immerhin mit einer wunderschönen Aussicht belohnt, von der er glücklicherweise für uns einige tolle Fotos geschossen hat. Nachdem wir die LED nun besorgt haben, müssen wir diese Prozedur leider irgendwann in den nächsten Tagen noch mal wiederholen 😉

Kai MastAussicht Mast1 Aussicht Mast bateau

Bei einem unserer zahlreichen Besuche eines Schiffsausstatters entdeckten wir dort durch Zufall, dass dieser auch Rettungsinseln wartet. Eigentlich hatten wir vor, unsere Rettungsinsel direkt vor der Atlantiküberquerung auf den Kanaren warten zu lassen, aber wenn das hier nun gerade zufällig möglich war, konnten wir das ja auch gleich hier erledigen. Also fragten wir, was es denn kosten und wie lange das dauern würde. Uns wurde ein Preis von €650,- genannt (was durchaus im Rahmen unserer Erwartungen lag) und in 15 Tagen sollten wir die Rettungsinsel zurück haben. Das klang doch gut! Nun mussten wir uns nur noch überlegen, wie wir die Rettungsinsel von unserem Boot zum Schiffsausstatter bringen. Denn wir liegen hier ja die ganze Zeit vor Anker und müssen somit alles mit dem Dingi transportieren. Die erste Herausforderung bestand also darin, die 50 Kilogramm schwere Rettungsinsel aus einer Einbuchtung in unserem Heck in unser Dingi zu bekommen. Wir beschlossen hierfür unsere Davits zu Hilfe zu nehmen. Also machten wir die Rettungsinsel los, machten sie an den Davits fest, hoben kurz an und zu unserem Schreck begann sich die Rettungsinsel langsam zu öffnen. Wir stoppten sofort und schoben sie wieder ganz zurück. Hmm, was nun? Wie sollen wir die Rettungsinsel dort herausbekommen, ohne dass sie aufgeht (mal ganz davon abgesehen sollte sie eigentlich überhaupt nicht selbständig aufgehen)? Genau, mit Spanngurten. Also holten wir zwei Spanngurte und schlossen diese in einer relativ schwierigen Aktion um die Rettungsinsel. So, nun konnte sie nicht mehr aufgehen. Wir zogen sie langsam heraus, strafften die Davits und wollten sie dann direkt in unser Dingi gleiten lassen. Doch als die Insel aus ihrer Verankerung auf die Seite kippte, kam uns ein unglaublicher Wasserschwall entgegen, der sich in unser Dingi ergoss. Schnell drückten wir sie zur Seite und es flossen ca. 40 Liter Wasser heraus. Wir waren völlig sprachlos! Angeblich war die Insel vor 2 Jahren in Griechenland gewartet worden, aber das bezweifelten wir nun sehr. Das Einzige, was die Griechen wohl gemacht hatten, war die Insel zu öffnen, mal aus Interesse hineinzuschauen, sie dann wieder zuzuklappen, ohne sie natürlich richtig zu verschließen und sie dann falsch herum wieder am Boot anzubringen, so dass bei Seegang schön das Wasser in die Rettungsinsel hineinschwappen konnte. Tja, an eine Wartung brauchten wir hier wohl nicht mehr zu denken. Also brachten wir das gute Stück mit dem Dingi an Land und erstanden beim Shipchandler eine neue Insel (immerhin für einen Sonderpreis von €1050,- anstatt €1.150,-). Diese holten wir vor ein paar Tagen ebenfalls mit dem Dingi ab und hievten sie (fast wäre sie uns dabei ins Wasser gefallen!) an ihren Standort im Boot. So schnell wird man also Besitzer einer neuen Rettungsinsel.

 alte Rettungsinsel alte Rettungsinsel Wasser alte Rettungsinsel Trolly neue Rettungsinsel

Vorgestern und gestern wollten wir uns dann mal wieder etwas mehr den häuslichen Dingen widmen und haben ein neues Obst- und Gemüseregal in unserem „Abstellraum“ (auch Hundekoje genannt) eingebaut. Leider hatte die Konstruktion des Voreigners vor 10 Tagen ihren Geist aufgegeben und war auf unseren Wassermacher gefallen. An diesem bekam dadurch natürlich ein Schlauchstutzen einen Riss und der Wassermacher war undicht. Dieses Problem haben wir mittlerweile halbwegs behoben, aber ich hatte seither kein Gemüseregal mehr. Als wir in einem Supermarkt Obstkörbe aus Draht sahen, kam Kai die rettende Idee. Wir kauften beim Shipchandler noch zwei Haken, GFK-Matten und Epoxy-Harz und schon konnte es losgehen. Kai rührte sich ein Glas voll Epoxy-Harz an (was sich im Nachhinein als grober Fehler entpuppte) und legte los. Auf der Anleitung stand, dass man 30 Minuten Zeit hat, bis das Harz anfängt auszuhärten und nach 15 Minuten hatte Kai den ersten Haken festlaminiert. Er lag also wunderbar in der Zeit. Doch nach ca. 18 Minuten fing das Glas in Kais Händen an etwas warm zu werden. Nach 20 Minuten war es nicht nur warm, sondern heiß und nach ca. 22 Minuten fing es an ganz stark zu qualmen. Mittlerweile hatte er vielleicht ein fünftel seiner Mischung verbraucht (und somit eindeutig viel zu viel angerührt). Als es immer stärker qualmte wurde uns langsam mulmig und wir beschlossen im Notfall das Glas samt Inhalt in hohem Bogen aus der Luke über Bord ins Wasser zu werfen. Es dampfte zwar immer mehr, aber glücklicherweise blieb es bei der starken Rauchentwicklung, so dass Kai im Eiltempo noch auf der anderen Seite den Haken fest an die Innenseite der Bordwand laminieren konnte. Also nächstes Mal rühren wir dann vielleicht doch lieber etwas weniger Epoxy-Harz an. Gestern haben wir einen Haltbarkeitstest durchgeführt und danach die neuen Obst- und Gemüsekörbe an einer Leine aufgehängt. Juhu, jetzt habe ich wieder einen wunderbar durchlüfteten Aufbewahrungsort für mein Obst und Gemüse.

 Haken Gemüsekörbe Gemüsekörbe fertig

Und vorgestern freuten wir uns dann auch noch über einen spontanen Besucher. Thomas, ein ehemaliger Kollege von Kai, war gerade mit dem Motorrad hier in der Nähe unterwegs, hatte in unserem letzten Blog gelesen, wo wir uns gerade befinden und uns einen Kurzbesuch abgestattet. Das war eine schöne Gelegenheit einen ganz gemütlichen Tag zu verbringen und mal ausnahmsweise nicht allzu viel zu „arbeiten“. Schön, dass Thomas uns etwas aus unserem Bestell- und Reparaturwahn herausgerissen hat 😉

Abschied von Korsika und somit auch von Michel, Sophie & Eva

Die letzten beiden Tage mit Michel, Sophie & Eva waren noch mal richtig toll. Wir lagen in einer schönen Bucht mit Blick auf Calvi und gingen mittags im Hinterland im Lieblingsrestaurant von Michel & Sophie essen. Nicht nur das Menü war vom Feinsten, sondern das Restaurant hatte sogar einen kleinen Pool, an dem wir unseren Digestif einnehmen und uns noch etwas erfrischen konnten.

 Calvi Restaurant Jaques Restaurant Jaques Pool

Danach zeigten uns die drei ein paar wunderschöne Dörfer und auch ihr Haus, bevor es zu einer Wein- und Konfitürenverköstigung auf ein kleines Weingut ging. Im Gewölbekeller naschten wir von mindestens 30 verschiedenen Konfitüren und tranken dazu Weißwein, Muscat, Liköre und vieles mehr. Danach klebte uns der Magen und wir waren nicht nur leicht beschwipst. Natürlich mussten wir ein paar Flaschen des leckeren Muscatweins, einige hausgemachte Konfitüren und auch den berühmten französischen Nougat kaufen.

 Kirche Weingut Orsini

Am nächsten und letzten gemeinsamen Tag brachen wir auf zu einer kleinen Wanderung. Michel hat zusammen mit ein paar Freunden in einem Nachbarort Wanderwege angelegt und einen davon wollten wir gemeinsam erklimmen. Zuerst wanderten wir ein Stück auf dem berühmten GR20, der auch in Calenzana beginnt und in 20 Tagesmärschen bis nach Porto Vecchio führt und dann ging es weiter auf dem von Michel angelegten Weg. Das Gebirge ist zwar nicht sonderlich hoch, aber da wir zur Mittagszeit unterwegs waren (vorher hatten wir noch die letzten Habseligkeiten von Michel & Sophie von Bord geschafft), war es dennoch ganz schön anstrengend. Aber der Weg war die Anstrengung wert, denn wir konnten bei einer wunderschönen Aussicht auf die Bucht von Calvi auf einem Felsplateau picknicken.

Wanderwege Wanderweg KaiWanderweg Kai auf SteinWanderweg GipfelWanderweg RastCalanzane

Danach machten wir uns an den Abstieg, tranken noch gemeinsam einen Café und danach fuhren uns die beiden zurück zu unserem Boot. Der Abschied fiel uns wirklich nicht leicht, denn wir haben die Zeit mit den dreien sehr genossen und unglaublich viel von Sophie & Michel gelernt. An dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön an die beiden: Michel hat Kai sehr viele technische und seglerische Eigenschaften unseres Bootes erklärt und Sophie hat mich in die Geheimnisse der französischen Küche eingeführt (Sophie: j‘ai déjà deux fois fait le „Pudding“ et Kai est très content que tu m‘as appris cette recette). Diejenigen, die mich gut kennen, werden es wahrscheinlich nicht glauben, aber ich finde tatsächlich Spaß am Kochen und je mehr ich übe, umso besser klappt es auch!

Ab dann waren wir ganz auf uns alleine gestellt und vor der Nachtfahrt Richtung Toulon gönnten wir uns noch einen schönen Tag in Ile Rousse.

Ile Rousse

Am Montag früh (22. Juli) gingen wir Anker auf, sagten Korsika Adieu und segelten los. Doch leider hatte die Wettervorhersage mal wieder nicht so richtig gestimmt und nach ca. vier Stunden mussten wir die Segel einholen, die Motoren anschalten und den ganzen Rest der Strecke (weitere 20 Stunden) motoren. Aber langweilig wurde es uns dabei nicht, da immer einer von uns Wache schieben musste und hier nachts ganz schön viele Schiffe unterwegs waren. Ich hatte zuerst Angst, ich könnte irgendwann versehentlich wegdösen, aber ein riesiger Frachter, zahlreiche Segler und ein Kreuzfahrtschiff hielten mich die ganze Zeit auf Trab. Morgens um 10 Uhr lag Porquerolles (eine kleine Insel vor der französischen Mittelmeerküste) vor uns und wir beschlossen dort vor Anker zu gehen.

Mittlerweile sind wir nun schon mehr als zwei Wochen hier und pendeln ständig zwischen Hyeres (französisches Festland) und Porquerolles. In Hyeres gibt es unglaublich viele Händler für Schiffszubehör, Motoren, Baumärkte und alles was das Seglerherz begehrt. Wir haben (leider) schon rund €2000,- ausgegeben und unzählige Ersatzteile besorgt.

Aber neben den ganzen „Einkaufstouren“ nutzten wir auch noch die Gelegenheit, um unser Schiff einmal komplett von vorne bis hinten zu putzen. Da es ja fast leer war (ach war das herrlich), konnten wir somit auch gleich noch alle Stauräume begutachen. Und vergangen Freitag kamen dann Andreas & Henry mit einem Kleinbus voll Kartons (dafür noch mal vielen, vielen herzlichen Dank!) und haben uns das Schiff beladen. Auch dies wurde zu einem kleinen Abenteuer, weil wir leider keinen Hafenplatz bekamen. Eine Woche zuvor hatte man uns gesagt, wir sollten Donnerstag morgens nochmals anfragen, aber leider erhielten wir dann die Auskunft, dass alle fünf Plätze für Katamarane belegt seien und es das ganze Wochenende unmöglich sei, einen Platz zu bekommen. Nach etwas Betteln erlaubte uns die Capitainerie glücklicherweise für zwei Stunden in den Hafen zu kommen, um dort unser Schiff zu beladen. Da mussten wir uns ganz schön sputen, und als wir die vielen Kartons sahen, befürchteten wir unsere Silence könnte sinken, aber bis jetzt hat sie glücklicherweise nur etwas Schlagseite 😉

Kartons Kartons Dingi

Nun sind wir jeden Tag damit beschäftigt zu überlegen, wo wir was am besten stauen können und irgendwie ist immer noch kein Ende in Sicht. Auch an der Ersatzteilfront fällt uns jeden Tag etwas Neues ein (sei es ein Ersatzteil für unseren Wassermacher, ein neues Fenster, Keilriemen für unsere Volvo-Motoren, ein Stopfen für unser Dingi, ein Impeller für unseren Dingi-Motor, die Wartung unserer Rettungsinsel, …), so dass wir hier wohl doch noch weitere zwei Wochen verbringen werden. Abends fallen wir immer todmüde ins Bett (gestern sind wir mal wieder gute 10 Kilometer bei ca. 32°C von Shipchandler zu Shipchandler gelaufen) und kommen überhaupt nicht dazu unsere e-mails zu checken (wir haben hier auch leider kein Wifi) oder Euch auf dem Laufenden zu halten. Ich gelobe Besserung, aber nur wenn die Liste der Besorgungen und die zu verstauenden Kartons endlich abnehmen 😉