Wir haben es geschafft!

Zuerst einmal möchten wir uns bei Euch entschuldigen, dass ausgerechnet der heutige Beitrag erst so spät erscheint! Wir haben gerade gesehen, wie fleißig ihr unsere Beiträge gelesen habt (über 5000 Seitenaufrufe, seit wir losgefahren sind!) und wie eifrig ihr Kommentare geschrieben habt! Wir freuen uns schon sehr darauf, sie alle zu lesen!

Nun das wichtigste vorweg: wir sind heute um 10 Uhr Ortszeit sicher in Antigua im English Harbour angekommen und haben unseren Anker nach einigem hin und her zum ersten Mal in karibischem Sand versenkt. Aber der Reihe nach:

Gestern, kurz nachdem wir den letzten Beitrag online gestellt haben, surrte plötzliche unsere Angel. Aber wie! Wir stürzten sofort hin und stellten zuerst vorsichtig und dann immer entschiedener die Bremse fester. Aber keine Chance: selbst mit der höchsten Einstellung zog unser Fang die Leine weiter raus! Wir kämpften gut eine halbe Stunde mit dem Fisch, bis wir ihn in einer großen Welle achteraus zumindest kurz mal sehen konnten. Ein Riesenteil! Immer wieder tauchte er ab und versuchte uns sogar zu überholen, obwohl wir annähernd 5 Knoten liefen. Nach einer gefühlten Ewigkeit beschlossen wir, dass er nun müde genug ist, um ihn an Bord zu holen. Während ich mit dem Gaff (ein großer Metallhaken an einem Stiel – danke Andi!) auf der Badeplattform stand, kurbelte Andrea mit aller Kraft an der Angel. Und dann, endlich, kam unser Fang das erste Mal ans Tageslicht: ein prächtiger Thunfisch, 80cm lang und 9kg schwer, wie wir später maßen. Ich  schaffte es nach einigen Fehlversuchen, ihm den Haken hinter die Kiemen zu schlagen und hievte ihn an Bord. Dort schnitten wir vier mächtige Filets aus dem Fisch, die sogleich in unseren Kühlschrank wanderten. Gestern und heute gab es daher extrem lecker gewürzte Thunfischsteaks nach einem Rezept von Wendy, einer Amerikanerin, die wir noch in Lanzarote kennen gelernt hatten. Allerdings haben wir immer noch drei riesige Filets übrig, die wir wohl einkochen werden, damit sie uns nicht kaputt gehen.

Thunfisch

Die Nacht verlief dann für unsere Verhältnisse relativ ruhig: 5 bis 6 Beaufort Wind und nur zwei oder drei Squalls :-). In den frühen Morgenstunden, noch vor Sonnenaufgang war dann plötzlich Land in Sicht, zuerst nur einige blinkende Lichter, die sich als befeuerte Funkmasten herausstellten, dann zeichnete sich eine Kontour am Horizont ab: Antigua! Was haben wir diesen Augenblick in den letzten Wochen herbeigesehnt, und nun war er gekommen! Langsam nahm das Land immer deutlichere Formen an und bald war auch die Huk, hinter der sich English Harbour versteckt, gut sichtbar. Als wir genau querab waren, drehten wir ein und nach einem wilden Ritt mit Wind und Welle von der Seite (letztere waren immer noch 2 bis 3 Meter hoch) erreichten wir die geschützte Bucht. Jetzt haben wir es geschafft, dachten wir beide. Aber sogleich erwartete uns die nächste Herausforderung: durch eine wohl erst vor kurzem erfolgte Erweiterung des Hafens war der freie Raum zum Ankern sehr eingeschränkt worden, so dass die vielen Yachten dicht an dicht lagen. Erst nach einer weiteren Stunde und zwei Fehlversuchen schafften wir es, einen halbwegs akzeptablen Platz zu finden, an dem wir nun die Nacht verbringen werden. Morgen verholen wir uns dann vielleicht in die nahe gelegene Nachbarbucht, in der wesentlich mehr Platz ist.

Antigua2 Antigua1 Silence English Harbour

Nach diesem nervenaufreibenden Ankermanöver fuhren wir erstmal mit dem Dingi an Land, um die Formalitäten zu erledigen und um ein wenig Gemüse und leckeres Wadadli, das lokale Bier, einzukaufen. Dabei lernten wir gleich noch ein kanadisches Segler-Ehepaar kennen, mit denen wir den Nachmittag mit Erzählen und einigen Wadadlis verbrachten ;-).

Auf die Fotos der letzten Wochen dürft ihr Euch noch ein paar Tage lang freuen, denn jetzt freue ich mich wahnsinnig auf die erste Nacht seit vier Wochen in der es nicht nach spätestens vier Stunden ruft: „Kai, es ist schon 3 Uhr, löst du mich bitte mit der Wache ab!“ Wie schön doch die einfachsten Dinge sein können…

 

Tag 26 – Reif für die Insel

Heute melden wir uns hoffentlich das letzte Mal von See aus. Ich weiß, dass ich mich hier wiederhole, aber es wird wirklich, wirklich Zeit, dass wir ankommen, denn wir sind ja sowas von reif für die Insel! Die Windstärke und die Wellenhöhe sind nämlich weiterhin eine Kleinigkeit über der Wohlfühlgrenze (6 Beaufort, 4 Meter), bis zu der wir noch Lust haben, auf unserem Netz am Bug in der Sonne zu liegen und ein Buch zu lesen. Bei diesen Bedingungen würde man dabei nämlich alle paar Minuten eine Salzwasserdusche bekommen, die zwar inzwischen 27°C warm, aber dennoch unangenehm ist (zumindest für das Buch :-)). Außerdem haben wir seit gestern Nacht eine mysteriöse Gegenströmung von bis zu einem Knoten. Eigentlich sollte die Strömung hier mit bis zu 2 Knoten mit uns mitlaufen! Wir fragen uns, ob der Strömungsatlas einfach falsch ist, oder ob das mit der Klimakatastrophe zusammenhängt…
Trotz aller Widrigkeiten sollte sich aber morgen um ca. 9 Uhr Ortszeit unser Anker in den Sand in English Harbour auf Antigua eingraben. Dort müssen wir dann erst mal das Dingi klar machen, zu den Behörden düsen und die Einreiseformalitäten hinter uns bringen. Wenn wir danach noch Zeit und Lust haben, werden wir eine Auswahl der Bilder posten, die sich über die letzten Wochen auf unserer Kamera angesammelt haben. Ansonsten müsst ihr Euch halt noch bis Montag oder so gedulden…
Überhaupt hat sich so einiges in den letzten Wochen angesammelt, was nun endlich mal erledigt werden will: ein großer Stapel dreckige Wäsche sehnt sich nach einem Münzwaschautomaten, 4 1/2 Müllsäcke mit Kunststoffabfällen stinken vor sich hin und möchten gerne dringend entsorgt werden, einige Leerräume im Kühlschrank, in den Vorratsschränken und vor allem in unseren Obst- und Gemüsekörben wollen durch einen Einkauf im Supermarkt entfernt werden, Staub im kompletten Schiff will weggesaugt werden (ihr wisst ja: es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur…), eine große Anzahl an Emails in unseren diversen Posteingängen wollen beantwortet werden (wissen wir nicht, vermuten wir aber mal schwer!), zahllose notwendige Reparaturen am Schiff müssen erledigt werden (siehe auch Beitrag Fakten, Fakten, Fakten) und vieles mehr….
Wir sind also erst mal wieder schwer beschäftigt. Alle Leute, die uns im Vorfeld anvertraut haben, dass Ihnen Fahrtensegeln zu langweilig sei, können somit beruhigt aufatmen: wir werden vorerst nicht vor Langeweile sterben!

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Tag 25 – Vorbereitungen für die Ankunft

Langsam aber sicher rückt der Ankunftstermin näher und näher. Daher haben wir schon mal eine Liste gemacht, was noch alles vor dem Fallenlassen des Ankers an Bord erledigt werden muss. Zuerst einmal muss natürlich der Anker wieder an seinen Platz am Bug verholt werden. Für die Überfahrt hatten wir den nämlich im Kettenkasten gelagert, um etwas weniger Gewicht auf dem Bug zu haben. Dann wollen wir auf jeden Fall noch den Wassertank voll machen, bevor wir in der Bucht vor Anker liegen und dort evtl. den Wassermacher nicht benutzen wollen, weil das Wasser zu dreckig ist. Wo wir gerade beim Thema sind: der Fäkalientank muss ebenfalls noch abgepumpt werden. Die Antigua-Gastlandflagge liegt schon zusammen mit der gelben Q-Flagge, die man setzt, solange man noch nicht offiziell ins Land eingereist ist, im Salon bereit. Morgen Abend werden wir sie dann beide hissen, damit wir übermorgen früh (hoffentlich!) beim Einlaufen keinen Stress damit haben. Außerdem hat Andrea eine Crewliste mit alle erforderlichen Daten zur Vorlage bei den Offiziellen vorbereitet, die wir noch ausdrucken müssen. Zurzeit stecken wir übrigens wieder mal in einem Starkwindfeld mit 6-7 Beaufort und entsprechender Welle. Nur gut, dass wir da nicht gegenan müssen. Aber irgendwie fühlt es sich trotzdem so an, als ob wir uns nicht mit den Kräften der Natur, sondern trotz der Kräfte der Natur fortbewegen. Bisher dachten wir eigentlich, Segeln würde in die erste Kategorie fallen…

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