Wir sind endlich Hasher!

Nachdem wir so viele Wochen an Bord unserer Silence mit Krankheit auskurieren und Bootsarbeiten verbracht hatten, hatten wir in Sachen Ausgehen riesigen Nachholbedarf.

Glücklicherweise waren wir da bei unseren Grenada-Freunden Lynn und Mike genau an der richtigen Adresse. Sie nahmen uns mit auf diverse Rum-Shop-Touren (es gibt hier auf Grenada hunderte von Rum-Shops), in eine neue eröffnete Mikro-Brauerei (quasi so etwas wie das Brauhaus in Hockenheim oder Schwetzingen), zu einer Geburtstagsparty an einem genialen Aussichtspunkt und zu einem Krabbenrennen. Und auch ihren Swimming-Pool durften wir einmal benutzen. Herrlich, endlich mal kein Salzwasser!

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Das Krabbenrennen war wirklich lustig. Es gab Rennen, bei denen man sich aus einem großen Karton eine Krabbe aussuchen durfte und diese bekam dann mit Kreide eine Nummer auf den Rücken geschrieben. Dann kamen alle nummerierten Krabben in eine große Schale, diese wurde umgestürzt auf den Boden gesetzt und ein großer Kreis darum gezogen. Sobald die Schale weggenommen wurde, galt es seine eigene Krabbe anzufeuern, damit diese als erste aus dem Kreis hinausläuft. Leider waren die Krabben jedoch oft nicht gerade sehr zielstrebig, sondern erinnerten uns eher an Monty Pythons 100m-Lauf der Desorientierten. Manche liefen einfach nur im Kreis herum, während andere zielstrebig auf den aufgezeichneten Kreis zu rannten, nur um dann in letzter Sekunde doch in eine andere Richtung abzubiegen. Natürlich, wie sollte es auch anders sein, gehörte unsere Krabbe eher zu den Orientierungslosen und wir hatten keine Chance auf einen Gewinn.
Doch dafür gab es noch ein anderes Rennen, in dem man einfach nur auf eine bestimmte Krabbe setzen konnte. Es gab sechs verschiedene Staatschefs (z.B. Fidel Castro, Margret Thatcher, Angela Merkel, …) und man konnte einen Betrag nach Wahl auf den Wunschkandidaten setzen. Kai wählte natürlich unsere Angie und ich fragte mich, ob das solch eine gute Wahl war. Aber wer wird es glauben, kaum war die Schüssel gehoben, spurtete Angie los und ließ alle Konkurrenten weit hinter sich. Das hätte ich ihr echt nicht zugetraut! Tja, schade dass wir nur EC3,- (noch nicht einmal €1,-) gesetzt hatten 😉

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Außerdem waren wir bei unserem ersten Dingi-Konzert. Nachdem wir uns ein frühzeitiges Weihnachtsgeschenk gemacht hatten, indem wir einen neuen Außenborder für unser Dingi gekauft haben, können wir nun endlich auch weitere Strecken mit unserem Dingi zurücklegen. Wir hatten Port Egmont nach fünf Wochen endlich verlassen und ankerten inzwischen wieder in der Prickley Bay. Von dort waren es knapp vier Meilen in die Phare Bleu, wo das Dingi-Konzert stattfinden sollte. Mit unserem alten Außenborder (4 PS) wäre es unmöglich gewesen, diese Strecke mit dem Dingi zurück zu legen, aber mit unserem neuen 15-PS-Motor war dies kein Problem (obwohl wir zugeben müssen, dass er für unser kleines Dingi etwas überdimensioniert ist und wir somit wohl auch noch irgendwann ein anderes Dingi kaufen müssen). Also fuhren wir geschwind mal rüber und hörten bei schönstem Sonnenschein und mitgebrachten kühlen Getränken tolle Reggae-Musik einer lokalen Band. Ein Video hiervon findet Ihr übrigens auch auf YouTube.

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Nebenher erledigten wir natürlich jeden Tag weitere Arbeiten am Boot oder liefen zu Baumärkten, Schiffszubehörläden und Supermärkten. Ich kann Euch sagen, einkaufen bei ca. 32°C im Schatten mit rund 75% Luftfeuchtigkeit ist wahrlich keine Freude. In den letzten Wochen machte uns das Wetter schwer zu schaffen. Ich habe ja immer gesagt, dass es für mich „zu warm“ nicht gibt, doch diese Aussage muss ich nun leider zurücknehmen. Die letzten drei Wochen waren höllisch heiß. Die Passatwinde waren völlig eingeschlafen, es wehte kein Lüftchen, immer mal wieder gab es heftige Regenschauer und wir schwitzten, schwitzten, schwitzten! Zu Hause war das Einkaufen gehen doch um einiges leichter. Stellt Euch vor, Ihr müsst zuerst mit dem Dingi ca. 10 Minuten an einen Steg fahren. Dort kettet Ihr das Dingi an (mittlerweile läuft Euch schon der Schweiß in die Augen), dann geht es zu Fuß ca. einen Kilometer bis zur Bushaltestelle. Dort steigt Ihr in einen kleinen VW-Bus, der Euch in ca. 15 Minuten nach St. George’s bringt. Dort kauft Ihr dann eine Wochenration an Lebensmitteln und Getränken ein, verstaut diese in Euren Rucksäcken und Einkaufstaschen und lauft damit durch die halbe Stadt, um auch noch Schiffszubehör und Obst und Gemüse zu kaufen. Und dann geht es endlich wieder zurück in den VW-Bus. Die Einkäufe habt Ihr auf dem Schoß und zwischen Euren Füßen und es wird somit ganz schön eng und die Klamotten kleben Euch mittlerweile am Körper. Von der Bushaltestelle geht es dann wieder den gleichen Weg zurück zum Boot. Das war für uns oft ein Tageswerk, denn wenn wir am Boot ankamen, waren wir meist so geschafft, dass wir zu nichts mehr Lust hatten. Kürzlich hatte es endlich mal wieder einen ganzen Tag geregnet und die Temperaturen sanken auf 28°C. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal über Regen freuen würde und 28°C als angenehm kühl bezeichnen würde 😉

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Bevor wir nun bald Grenada verlassen, weil unser 3-Monats-Visum ausläuft, haben wir es gestern endlich mal noch zu einem Hash geschafft. Hier treffen sich jeden Samstag alle Laufverrückten der Insel und gehen oder rennen auf vorbereiteten Trails zwischen ein und zwei Stunden über die Insel. Dieses Event findet jede Woche an einem anderen Ort statt und so bietet es auch den Locals Gelegenheit, schöne Orte auf ihrer Insel zu entdecken. Allerdings ist dies nicht der einzige Grund des Treffens, denn danach geht man nicht etwa nach Hause und erfreut sich an einer kalten Dusche. Nein, man bekämpft natürlich vor Ort noch seinen Durst mit ein paar kühlen Bier und auch für Essen ist gesorgt. Wir hatten das Gefühl, dass dies eindeutig der wichtigere Teil der Veranstaltung ist und auch wesentlich länger dauert, als der erste Teil. So verwundert es nicht, dass sich die Hasher auch als „drinkers with a running problem“ bezeichnen.
Da dies gestern unser erster Hash war, mussten wir uns in die Liste der Virgins eintragen und jeder erzählte uns mit einem Grinsen, dass wir nach erfolgreicher Ankunft eine Urkunde ausgehändigt bekämen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass da noch mehr dahinter steckt.

Nach dem Startschuss gingen wir mit allen anderen los. Es gab drei verschiedene Trails: den Chikungunya-Trail, den Short-Walkers-Trail und den Long-Walkers-And-Runners-Trail. Ich dachte zuerst, dass ich tatsächlich den Chikungunya-Trail gehen müsste, da meine Füße immer noch so dick sind, dass ich außer in meine Flip-Flops in keine Schuhe passe. Doch unser Freund Mike war so nett und brachte mir seine Ersatzschuhe mit und diese passten mir wie angegossen (Größe 40,5 statt 39!) So konnte ich dann auch den Short-Walkers-Trail gehen, der lediglich eine Distanz von 3 Kilometern hatte. Wir mussten eine kleine enge und steile Passage bezwingen und kamen dann an ein paar wunderschönen Aussichtspunkten vorbei, bevor es auf einem schönen breiten Weg zurück zur Westerhall Rum Factory ging, wo das Event dieses Mal stattfand. Dieses Mal fand es nicht einfach nur bei einem Rum Shop statt, denn es gab einen besonderen Anlass: es war der 850ste Hash auf Grenada und zur Feier des Tages waren 476 Teilnehmer anwesend!

Als alle wieder heil zurückgekommen waren, wurden wir Virgins aufgefordert zur Bühne zu kommen. Dort mussten wir für ein Foto posieren und während wir alle schön zusammenrückten und lächelten, ergoss sich über uns urplötzlich ein warmer Bierregen! Hatte ich es doch geahnt, dass hinter diesem schelmischen Lächeln bei der Erwähnung von Virgins noch etwas mehr steckte als nur die Übergabe einer Urkunde. Doch diese bekamen wir dann natürlich auch noch ausgehändigt und konnten den Verlust unserer Hash-Jungfräulichkeit danach bei einigen Bier gebührend feiern!

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Insgesamt war dies ein wunderschöner Abschluss unseres Grenada-Aufenthalts und eigentlich wollten wir heute morgen zurück nach Carriacou segeln. Doch leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir haben auf dem Regenradar gesehen, dass sich eine riesige Regenfront nähert und diese werden wir hier noch aussitzen, bevor es wieder ab in den „Norden“ geht!

Chikungunya erreicht epidemische Ausmaße

Mittlerweile stehe ich nicht mehr alleine da. So gut wie jeder auf Grenada hat Chikungunya.

Während ich das Boot nun seit mehr als 2,5 Wochen nicht mehr verlassen habe, war Kai ab und an mal an Land, um Wäsche zu waschen oder Lebensmittel zu besorgen. Egal mit wem er sprach, entweder kämpfte derjenige noch mit den Nachwirkungen von Chikungunya oder er hatte es bereits hinter sich oder er kannte mehrere Leute, die es gerade haben. Angeblich hat Chikungunya nun auf Grenada epidemische Ausmaße erreicht.

Bei mir kam dann zu allem Elend auch noch eine allergische Reaktion auf Paracetamol dazu. Nach drei Tagen fing urplötzlich mein Gesicht an zu schwellen und ich hatte wieder einen heftigen Ausschlag am ganzen Körper. Also musste ich das Paracetamol absetzen und kämpfte dann nicht nur gegen Chikungunya, sondern auch noch gegen diese Allergie.

Mittlerweile geht es mir seit ein paar Tagen wieder besser, aber ich habe immer noch geschwollene Füße und meine Hände schmerzen morgens so sehr, dass ich keinerlei schwere Dinge hochheben kann (und mit schwer meine ich z.B. ein dickes Buch). Bitte drückt mir die Daumen, dass das bald besser wird!

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Aber nun genug gejammert. Ich wollte Euch mal noch auf dem Laufenden halten, was wir sonst so alles in den letzten beiden Monaten gemacht haben.

Zuerst einmal mussten wir uns von einigen liebgewonnenen Freunden verabschieden. Elvira (unsere spanische Freundin, die auch kitet) flog im August zurück nach Spanien, weil sie in Alicante am 1.9. beim Volvo Ocean Team anfing zu arbeiten. Ihr Mann Pablo blieb uns noch einige Wochen erhalten, flog dann aber auch Mitte September zurück nach Spanien. Zuvor konnten wir jedoch noch von seiner unglaublichen Erfahrung profitieren. Pablo arbeitet für das Artemis Team beim Americas Cup. So schaute er mal all unsere Leinen durch und tauschte mit uns die Dirk, die Genua-Reffleine, die Leine vom Traveller und die Großschot. Auch sonst gab er uns noch unzählige Tipps und wir sind momentan dabei, diese in die Tat umzusetzen. Und natürlich brachte er uns auch noch bei, wie man Langusten fängt und daraus eine richtig leckere Paella de Valencia zubereitet.

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Leider gab es noch einen weiteren ganz großen Abschied. Unser schweizer Freund Franz möchte Anfang nächsten Jahres in den Pazifik und hat sich Ende August in Richtung der ABC-Inseln aufgemacht. Nachdem wir nun mehr oder weniger ein halbes Jahr zusammen mit Franz die Karibik erkundet hatten, war dies ein Abschied, der uns sehr schwer fiel. Aber so ist das Seglerleben: man lernt ständig neue nette Leute kennen und muss sich aber auch immer wieder von netten Bekanntschaften verabschieden.

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Ansonsten haben wir in den letzten Wochen eigentlich nur an unserem Boot gearbeitet. Hier mal eine Liste der Dinge, die wir bis jetzt erledigt haben:

– Kauf und Einbau eines neuen Wasserhahns im Bad
– alle Chromteile und Beschläge poliert
– aus Einzelteilen eine Lampe fürs Cockpit zusammengelötet
– automatische Bilgenpumpenschalter installiert
– Außenborder zur Inspektion gebracht
– ein Suncover fürs Cockpit genäht
– Aktivkohlefilter fürs Frischwasser eingebaut
– Bimini abgebaut und gewaschen
– Teile für einen Regensammler gekauft und installiert
– Motorraumdeckel neu abgedichtet
– Notausstiegslucke in unserem Schlafzimmer neu abgedichtet
– neuen Segelabweiser gekauft und getauscht
– im Waschbecken im Salon Silikon erneuert
– Umlenkung für Reffleinen am Baum verbessert
– Beschläge und Leinen für Spi abgebaut und gereinigt

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Außerdem kämpfen wir hier mit einem riesigen Schimmelproblem. Kai hat bereits die ganze Hundekoje entschimmelt und wir rennen beide täglich mit unserem feinen Javel-Wässerchen (Chlorbleiche) durch die Gegend und entschimmeln einfach alles: Schränke, Wände, Decken, Bilgen, Töpfe, Armbänder, Klamotten, Schuhe, Polster, Vorhänge, EPIRB, … Also ich glaube es ist nicht gelogen, wenn ich sage, dass hier in diesem feuchten Klima (wir haben momentan eine Luftfeuchtigkeit von 70-85%) einfach alles schimmelt! Na hoffentlich setzen wir beide demnächst nicht noch Schimmel an.

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Aber bei all der Arbeit hatten wir glücklicherweise auch ab und an noch Zeit einigen gesellschaftlichen Verpflichtungen nachzukommen. So waren wir Anfang September mit Pablo in Roger’s Bar auf Hogg Island. Hier treffen sich Segler und sonstige Wasserratten immer sonntags zum Barbecue und Sundowner. Auch waren wir schon einige Male in der Phare Bleu Marina. Dort gibt es eine sehr schöne Bar mit leckeren Cocktails und dienstags ist immer Pizza-Abend: Buy one, get one free! Da wollen wir heute abend noch hin, damit ich endlich mal wieder vom Boot komme!

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Pablo und unser Freund Mike nahmen bei einem HobyCat Race teil. Wir waren lediglich zum Anfeuern dort, aber anscheinend hat dies geholfen, denn immerhin belegten Pablo und Mike die Plätze 2 und 3. Das hatte uns so Lust auf HobbyCat segeln gemacht, dass wir uns eigentlich in der Phare Bleu auch mal einen ausleihen wollten. Aber leider hat uns meine Krankheit da einen Strich durch die Rechnung gemacht 🙁

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Außerdem hat Kai zusammen mit Pablo auch noch ein bißchen gekitet. Es hatte recht wenig Wind, so dass die beiden mit Pablos 14 qm Kite unterwegs waren. Im Vergleich zu unseren Kites flog das Teil extrem langsam. Als zusätzliche Schwierigkeit gab es noch eine kurze Welle, die beim nach links fahren genau gegenan stand. Trotz dieser widrigen Umstände hatten die beiden einigen Spass, v.a. da wir ja schon „ewig“ nicht mehr gekitet sind.

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Inzwischen freuen wir uns doch sehr auf das Ende der Hurrikansaison und den Beginn der Segel- und Kitesaison 2015!

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