Wir reparieren mal wieder an den schönsten Orten der Welt

Vergangenen Sonntag wurde die Pontoon-Brücke vor Willemstadt auf Curacao für uns geöffnet und wir fuhren in die Lagune Schottegat.

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In dieser Lagune befindet sich ein riesiger Industriehafen und auch eine kleine Marina und Werft, welche unser Ziel war. Und dort fühlten wir uns fast gleich wie zu Hause: regelmäßig werden in hohen Schornsteinen Gase abgefackelt, die uns an die Flammen bei der BASF erinnern. Und der ganze Hafen hat die gleiche Industrieromantik, die man im Playa del MA (eine schöne Bar im Industriehafen von Mannheim) genießen kann. Was will man mehr 😉

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Hier haben wir nun vor, unsere Silence aus dem Wasser zu holen, um neues Antifouling aufzubringen, ein paar Seeventile zu tauschen u.v.m.

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Doch zuvor gibt es noch einige andere Dinge zu erledigen und so ging unser Arbeitseinsatz gleich am Montag los. Zuerst schrubbten wir das Deck einmal komplett ab, weil wir dies seit unserem letzten Hafenbesuch im Januar in Guadeloupe nicht mehr getan und wir Unmengen Sand von Bonaire mitgebracht hatten. Dann besorgten wir einige Ersatzteile und fingen an, all unsere Leinen zu waschen, was sich als größeres Projekt herausstellte und über mehrere Tage hinzog.

Da uns ja bereits in den BVI’s die Achterliek- und Unterliekstrecker unserer Genua und auch der UV-Schutz teilweise abgefallen waren, hatten wir beschlossen, dies hier beim Segelmacher erneuern zu lassen. So nahmen wir die Genua herunter und, um etwas Kosten zu sparen, entfernte ich die ganzen zu ersetzenden Teile, was bei dem hier vorherrschenden starken Wind gar nicht so einfach war. Währenddessen begann Kai mit der Motorinspektion. Er tauschte die Ölfilter und machte einen Ölwechsel. Dann ließ er das Kühlwasser ab und reinigte das komplette Frischwasser-Kühlsystem inklusive Wärmetauscher und Krümmer am Backbord-Motor.

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Am nächsten Tag führte er die gleichen Arbeiten am Steuerbord-Motor durch und da passierte auch schon das erste Unglück: beim Reinigen des Krümmers fiel ein riesiger Rostbrocken ab und die Innenwand des Krümmers fiel quasi einfach in sich zusammen. Na, da waren wir ja mal froh, dass uns das nicht irgendwo unterwegs passiert war. Aber toll war es trotzdem nicht, denn ohne dieses Teil sind wir im Hafen quasi manövrierunfähig. Und das, wo wir vergangenen Freitag aus dem Wasser auf die Werft wollten. Das war also schon mal gestorben und Kai düste sofort zum Volvo-Händler, um einen neuen Krümmer zu bestellen. Der neue Krümmer kostet läppische US$350,- (und den auf der Backbord-Seite werden wir wohl lieber auch gleich noch ersetzen) aber immerhin soll er nur eine Woche Lieferzeit haben. Na, da sind wir ja mal gespannt, ob wir das Teil tatsächlich nächsten Mittwoch in den Händen halten. Drückt uns die Daumen, dass dem so ist und wir den neuen Krümmer am Mittwoch einbauen und somit am Donnerstag zum Slip manövrieren können, um unsere Silence aus dem Wasser zu holen.

Ansonsten erledigten wir noch die folgenden größeren Arbeiten:

  • Anti-Siphonventile in beiden Motoren gereinigt und Impeller getauscht
  • Roststellen auf dem Gelcoat entfernt
  • Radar repariert
  • Gas- und Getriebesteuerung gefettet
  • beide Tanks aufgetankt
  • Bilgen nach Motorenreinigung getrocknet
  • und für unsere Heimreise habe ich eine große Reisetasche aus altem Segel zu Ende genäht.

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Außerdem hatten wir wieder einen kompletten Tag Spaß mit unserem Wassermacher. Mittlerweile hatte uns der Nachfolger unseres Wassermacher-Herstellers drei Reparaturanleitungen inklusive einer Fehlerdiagnose zugesandt. Der Hersteller vermutete, dass eine der Federn in den vier Rückschlagventilen gebrochen sein könnte und somit nahmen wir uns die zugehörige Anleitung und zerlegten diesen Teil des Wassermachers. Tja, Ihr könnt es Euch wahrscheinlich denken: die Federn waren alle tadellos und der Fehler hiermit nicht gefunden.

Also nahmen wir uns die nächste Anleitung vor und schraubten die Ventile auseinander. Auch hier sah für uns alles ganz gut aus. Somit machten wir uns an den Kolben. Doch diesen konnten wir leider nicht komplett zerlegen, weil ein Teil mit acht Plastikschrauben festgeschraubt ist, die sich alle keinen Millimeter bewegen lassen. Aber immerhin glauben wir zwei Nylon-Dichtungen entdeckt zu haben, die nicht mehr wirklich gut aussehen und haben einen Fachmann gebeten, nächste Woche mal bei uns vorbei zu schauen, um mit uns gemeinsam einen Blick darauf zu werfen. Ach, wäre das schön, wenn diese tatsächlich das Problem wären. Dann müssten wir „nur“ noch schauen, wie wir die Schrauben aufbekommen und neue Dichtungen anfertigen lassen. Die Reparatur unseres Wassermachers macht uns wirklich ganz schön Bauchschmerzen.  Denn wenn wir ihn nicht repariert bekommen, müssen wir uns einen neuen kaufen und der würde ca. €5.000,- kosten. Also hier ist auch noch mal Daumendrücken angesagt!

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Und Samstag war dann gleich wieder einer der verflixten Tage, an denen wir so gar nichts von unserer To-Do-Liste streichen konnten. Kai wechselte den Dieselvorfilter und Dieselfilter an der Backbordseite und reinigte den Luftfilter. Gerne hätten wir diese Arbeiten auch gleich noch an der Steuerbordseite erledigt, aber leider konnten wir dort nur den Luftfilter reinigen, weil wir zum Filtertausch den Motor laufen lassen müssen und das geht ohne Krümmer nicht.

Somit nahmen wir uns den Bumper an unserem Dingi vor. Dieser war vor einiger Zeit wieder lose gekommen und wir wollten ihn mit Sikaflex festkleben, weil alle anderen Kleber (inkl. der sauteure Spezialkleber) einfach nicht hielten. Leider ging uns jedoch ca. einen halben Meter, bevor wir fertig gewesen wären, das Sikaflex aus und ein neues wollen wir erst anbrechen, wenn wir es auf der Werft auch an anderen Stellen benötigen.
Also zog ich Kai in den Mast hoch, weil wir schon seit einiger Zeit eine Schraube an einem unserer Salingsendbeschläge tauschen wollten, weil diese zu lang ist. Tja, die Schraube, die wir noch in unserem Fundus hatten war leider zu kurz, somit müssen wir eine neue kaufen.
Na, dann ersetzen wir halt noch die Nieten am Lümmelbeschlag, welche uns auf einem unserer Segeltörns einfach mal so abgefallen waren. Pustekuchen: die Nieten waren zu groß für unsere Nietzange.

Somit waren wir zwar den ganzen Tag beschäftigt, hatten abends aber das Gefühl, dass wir so gar nichts erledigt hatten, weil unsere Liste noch genauso lang wie zuvor war. Hoffentlich setzt sich das in den nächsten Tagen nicht so fort.

Rollertour über Bolivien nach Kolumbien und Brasilien

Bonaire hat mehr zu bieten, als wir erwartet haben. Vergangene Woche haben wir uns für einen Tag einen Roller gemietet, um damit die Insel zu erforschen. Ein Blick auf die Landkarte ließ uns grinsen. Die Insel ist aufgeteilt in verschiedene Bezirke und so sahen wir, dass wir auf unserem Weg zum Washington-Slagbaai National Park vorbei an Guatemala, durch Santa Barbara und Bolivien über Kolumbien nach Rincon kommen. Von dort geht es weiter nach Venezuela, wo der Parkeingang zu finden ist. Hier ist wirklich Multi-Kulti angesagt!

Schon die Fahrt zum National Park war ein Erlebnis. Da wir mit unserer Silence ja immer sehr gemütlich unterwegs sind (unsere jemals erreichte Höchstgeschwindigkeit lag unter 20km/h), empfand ich die 45-50km/h mit dem Roller schon als rasend schnell. Der Norden der Insel ist etwas grüner als der Süden, denn dort wachsen unzählige Kakteen. Außerdem gibt es viele dieser kleinen Büsche, die man aus alten Wildwest-Filmen kennt. Nur dass der Wind sie hier nicht über die Straße treibt, sondern sie noch fest im Boden verwachsen sind. Auch standen immer mal wieder am Straßenrand wilde Esel und es gab sogar Verkehrsschilder, die vor diesen warnten.

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Nach ca. einer Stunde kamen wir am Eingang des Nationalparks an, parkten unseren Roller und gingen zur Kasse. Und dort wartete leider eine riesige Enttäuschung auf uns: wir erfuhren, dass es im Park nur Schotterstraßen gibt und es nicht erlaubt ist, diese mit dem Roller zu befahren. Tja, da standen wir nun ziemlich bedröppelt und wussten nicht was tun. Glücklicherweise sagte uns der Parkranger, dass es auch ein paar schöne Wanderwege gibt, wovon einer direkt am Eingang startet. Das klang nach einer recht guten Alternative, so dass wir nicht ganz umsonst hierher gefahren waren.

Der Wanderweg war wunderschön: wir spazierten zuerst durch einen kleinen Kakteenwald, dann ging es über öde Wüste direkt ans Meer. Hier krachte das Wasser an die raue Nordküste und spritzte teilweise durch Blowholes mehrere Meter in die Höhe. Der Weg führte dann ein Stück an der Küste entlang, bevor er wieder ins Inland abbog und wir an eine große Lagune kamen. Und was glaubt ihr, was es da gab? Flamingos! Unzählige pinkfarbene Flamingos durchsiebten das Wasser nach kleinen Krebsen und ähnlichem. Wir waren total fasziniert und hätten ihnen ewig zuschauen können. Doch leider gab es hier in der Einöde überhaupt keinen Schatten und so machten wir uns recht bald wieder auf den Rückweg. Und kurz vor der Straße sahen wir noch ganz viele kleine bunte Papageien, die sich an den Früchten der Kakteen erfreuten.

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Nach ca. zwei Stunden waren wir zurück bei unserem Roller und da wir somit noch einen halben Tag Zeit hatten, beschlossen wir ganz hinunter an die Südküste zu den Salt Ponds zu fahren. Auf einer riesigen Fläche gibt es verschieden Salzbecken, deren Farben von einem sehr dunklen rosa bis zu weiß gehen. Die Straße führt unter einem großen Förderband hindurch, mit dem das gewonnene Salz auf Schiffe verladen wird. Und da ich gelesen hatte, dass ab und an auch mal ein Salzbrocken von dem Förderband herunter fällt, machten wir dort einen Stopp und sammelten einige Salzkristalle. Danach ging es vorbei an einer großen Bucht, in der Dutzende von Windsurfern im Wasser waren, wieder zurück zu unserer Silence. Dieser Tag war wie im Flug vergangen und wir hatten einen tollen Eindruck von der Insel gewonnen.

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Aber auch die Unterwasserwelt von Bonaire ist unbedingt erwähnenswert. Angeblich gehören die Tauchspots von Bonaire zu den schönsten der Welt und es gibt hier tatsächlich 87 verschiedene davon! Leider haben wir beide zu sehr Probleme mit den Ohren und dem Druckausgleich, so dass wir keinen Tauchgang gewagt haben, aber auch das Schnorcheln war super. Und glücklicherweise haben wir hier jemanden gefunden, der Unterwasserkameras verkauft. Wir testeten für einen Tag eine SeaLife und fanden die Unterwasserbilder so toll, dass wir sie dann auch kauften. Somit gibt es auch für Euch endlich wieder Unterwasserfotos!

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Da unsere schwedischen Freunde uns erzählt hatten, dass sie schon oft vor Klein Bonaire gekitet sind, versuchten wir das auch einmal. Aber der Wind war unglaublich böig und das Wasser total unruhig. Wir sind wohl zu sehr verwöhnt von Los Roques, als dass wir diesen Kitespot schön finden könnten.

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Ansonsten hatten wir noch ein paar wunderschöne Abende. Unsere Nachbarn nahmen uns mit zu einem Burgerabend in der Marina und am nächsten Abend waren wir auf ihrer tollen  52-Fuß-Oyster zum Abendessen eingeladen. Stephen und Debbie kommen aus Großbritannien und Stephen ist ein ausgezeichneter Koch. Wir waren ja bisher immer sehr enttäuscht von den Gaumenfreuden auf den ehemals englischen Inseln und hatten schon gemutmaßt, dass Engländer überhaupt nicht kochen können. Aber das nehmen wir alles zurück. Stephens Lammbraten mit Yorkshire-Pudding, Lauchgemüse und frittierten Kartoffeln, war das beste, was wir seit langem gegessen haben. Einfach fantastisch! Und die beiden sind ja so nett und lustig.

Wir fanden es so schade, dass wir nicht länger bleiben konnten. Das ist typisch: kaum lernt man supernette Leute kennen und schon muss man weiter.

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Und mittlerweile sind wir nun bereits in Curacao angekommen und unser Arbeitseinsatz hat begonnen. Aber davon mehr in unserem nächsten Beitrag.