Wellenbad in Mayreau

Nachdem wir 2 1/2 Wochen in Bequia verbracht hatten, segelten wir am Dienstag weiter nach Mayreau. Schon einige Male sind wir in den vergangenen zwei Jahren an dieser schönen Insel vorbei gesegelt und dieses Mal wollten wir hier endlich einen Zwischenstopp einlegen.

Wir kannten die Insel bereits von unserer Atlantiküberquerung im Jahr 2009 mit Jochen und wussten noch, dass es uns damals sehr gut dort gefallen hatte. Außerdem hatten uns schon einige Kiter von dem tollen Surf vorgeschwärmt und so fuhren wir am Dienstag Mittag nach ein paar Stunden entspannten Segelns, teilweise in Begleitung von mehr als 20 Delphinen, in die Bucht von Mayreau.

Und dort überkamen uns sofort mächtige Urlaubsgefühle. Der kleine Sandstrand ist von Palmen gesäumt, die teilweise schräg ins Wasser ragen. Überall stehen bunte Hütten und man ankert im 2m tiefen türkisblauen Wasser ca. 30m vom Strand entfernt. Der einzige Nachteil ist, dass wir nicht die einzigen sind, die es hier traumhaft schön finden, denn die Bucht war gefüllt mit Booten. So viele Boote auf solch einem engem Raum hatten wir schon lange nicht mehr gesehen.

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Doch auch kitesurfmäßig hatten wir Glück, denn zufällig war gerade der CrazyFly-Katamaran in der Bucht, der ein paar Profikiter an Bord hatte. Bereits im vergangenen Jahr durften wir den Profis bei ihren Video- und Fotoaufnahmen in Union Island zuschauen und dieses Jahr genossen wir dieses Spektakel auf Mayreau.

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Und am nächsten Tag stürzten wir uns dann selbst in die Wellen. Denn während auf der Westseite der Insel in der Bucht wunderschönes glattes Wasser ist, sind auf der Ostseite richtige Wellen.

Noch nie zuvor waren wir in solchen Wellen gekitet und es kostete uns beide einige Zeit bis wir den Dreh raus hatten. Doch dann machte es sehr viel Spaß. Beim Rausfahren konnte man über die Wellen springen und beim Reinfahren surfte man dann einfach mit den Wellen bis zurück zum Strand. Das war unglaublich! Leider war es jedoch auch viel anstrengender als im glatten Wasser zu kiten und so waren wir bereits nach ein paar Stunden völlig erschöpft und uns taten beiden die Knie weh. Tja, wir sind halt doch nicht mehr die jüngsten 😉

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Vorgestern ging es dann weiter nach Union Island, wo wir nun gerade in Clifton ankern. Auch hier waren wir noch nie gekitet, weil wir zuvor immer direkt nach Ashton zum Frigate Rock gesegelt waren. So schnappten wir uns gleich unser Kite-Equipment und kiteten hier etwas hinter dem Riff in angenehmem glatten Wasser. Leider ist es jedoch auch gleichzeitig sehr flach, so dass man bei Tricks und Sprüngen möglichst nie sein Board verlieren sollte. Manchmal hat man nur ca. 50 cm Wasser unter den Finnen und ich fühle mich beim Springen dabei nicht wirklich wohl.

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So werden wir wahrscheinlich im Laufe der nächsten Tage zu unserem Lieblingskitespot in Ashton wechseln und nach mehr als einem Jahr Abwesenheit endlich wieder dort kiten…

3 Jahre unterwegs

Heute ist es auf den Tag genau drei Jahre her, dass wir in den Flieger nach Tunesien stiegen und unsere Abenteuer mit der Silence begannen.

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In diesen drei Jahren haben wir eine Atlantiküberquerung bewältigt und insgesamt 9.211 Seemeilen zurückgelegt. Wir besuchten 18 verschiedene Länder und schauten uns 66 Inseln an.

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Von den 1.095 Nächten verbrachten wir lediglich 45 Nächte nicht auf unserer Silence: in 2013 hatten wir zwei Nächte in Marrakesch und zwei Nächte in Fes verbracht und in 2015 waren wir 42 Tage auf Heimaturlaub.

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Allerdings durften wir nicht die ganze restliche Zeit mit unserer Silence auf dem Wasser verbringen, denn zwei Mal waren wir auch auf der Werft. So übernachteten wir an 46 Tagen auf unserer Silence an Land und waren jedes mal heilfroh, wenn wir wieder zurück ins Wasser durften.

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In den drei Jahren besuchten wir lediglich 11 Marinas: während unseres 6 1/2 monatigen Aufenthalts in Europa waren wir in 9 Marinas und in der Karibik lediglich in zwei. Die restliche Zeit verbrachten wir hauptsächlich vor Anker; nur wo es nicht zu vermeiden war, nahmen wir auch einmal eine kostenpflichtige Boje.

So, dies war der Statistikteil! Nun zu unseren Erfahrungen und Erlebnissen.

Ursprünglich hatten wir uns vorgenommen diesen Bericht mindestens aus Australien zu schreiben, denn unser Plan sah vor, noch in 2014 durch den Panama-Kanal in die Südsee zu segeln. Doch mittlerweile haben wir gelernt, dass das Leben auf einem Segelboot zu einem großen Teil daraus besteht, Pläne für die nächste Wintersaison oder die nächste Hurrikan-Saison zu schmieden, nur um diese Pläne dann fröhlich über den Haufen zu werfen.

Ach, was wollten wir uns alles anschauen, wo wollten wir überall hinsegeln und dann kam es doch immer wieder anders. Eine große Schuld daran, dass wir immer noch in der Karibik „festhängen“ trägt sicherlich unser neues Hobby Kitesurfen.

Anfangs lag unser Hauptaugenmerk auf der Erkundung der besuchten Inseln und „Sehenswürdigkeiten“. Wir unternahmen viele Wanderungen, mieteten Autos und erkundeten was es zu erkunden gab. Doch immer öfter stellten wir fest, dass wir in Bezug auf Sehenswürdigkeiten, Städte, Museen und Altertümer viel zu verwöhnt sind. Für einen Europäer hat die lediglich mehrere hundert Jahre alte Geschichte der Karibikinseln nicht wirklich viel zu bieten. Wenn von einer wunderschönen Ruine geschwärmt wird, kommt man dort an und findet ein paar Steinbrocken, die die Überreste des Hauses unseres Urgroßvaters darstellen könnten, während wir eher etwas in der Art wie das Heidelberger Schloss erwartet hatten.

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So konzentrieren wir uns also immer mehr auf die Erkundung der Natur, denn diese hat uns bisher so gut wie nie enttäuscht. Immer noch geht uns das Herz auf, wenn wir einen kleinen Hügel erklimmen und von dort hinunter in eine wunderschöne türkisfarbene Bucht schauen. Der Regenwald mit seinen unzähligen Wasserfällen fasziniert uns ebenso wie z.B. die Wüstenlandschaft von Bonaire. Und beim Schnorcheln den verschiedenen Fischen und Rochen zuzusehen ist jedes mal wieder Erholung pur. Nein, an der Natur der karibischen Inseln werden wir uns so schnell nicht sattsehen.

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Und dann ist da natürlich noch das Kitesurfen. Wenn man getragen von den Wellen und mit der Kraft des Windes im Kite über das Wasser saust, sich in die Luft heben lässt oder mit dem Surfbrett auf den Wellen dahinreitet, dann erzeugt das unglaubliche Glücksgefühle. Wir sind so froh, dass wir diesen faszinierenden Sport gelernt haben.

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Und wie sieht es sonst so aus mit unserem Leben auf der Silence?

Auch wenn Kai sicherlich wieder sagen wird, dass ich das doch so nicht schreiben kann, weil das viel zu hart klingt, muss ich doch ehrlich sagen, dass es eine Hassliebe ist! An manchen Tagen würden wir am liebsten den Stöpsel aus unserem Boot ziehen, nach Hause fliegen, uns dort in ein nicht wackelndes Bett legen und uns einen bequemen Schreibtischjob suchen.

Glücklicherweise sind diese Tage in der Minderzahl. Denn an den meisten anderen Tagen sind wir mehr als glücklich, dass wir diese Entscheidung getroffen haben. Heute morgen z.B. weckten mich um 6:45 Uhr ein paar Sonnenstrahlen und ich setzte mich vorne auf den Bug unseres Bootes. Von dort hörte ich wie die Insel zum Leben erwachte. Die Vögel begannen zu zwitschern, die ersten Segler verließen die Bucht, und die Sonne tauchte die Insel in ein wunderschönes Grün.

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Eins zu sein mit der Natur, mit dem Wind zu reisen, aus Salzwasser das eigene Trinkwasser zu gewinnen, sich mit Sonnenenergie zu versorgen, das bedeutet für uns Freiheit. Jederzeit unser Haus verschieben zu können, wenn es uns irgendwo nicht gefällt und an anderen Orten eventuell Monate zu bleiben, wenn es uns gefällt, das ist Luxus.

Und für diesen Luxus verzichten wir auf jede Menge Luxus, den wir von zu Hause gewöhnt waren. Unsere Wäsche waschen wir meist per Hand, es gibt keinen Geschirrspüler und keine Nespresso-Maschine und eingekauft wird zu Fuß. Dinge im Internet bestellen ist nicht möglich; wenn man die Sachen nicht in einem Laden bekommt, dann hat man sie halt nicht. Improvisieren ist somit an der Tagesordnung und wir werden darin immer besser. Das Leben an Bord ist oft sehr hart, entbehrungsreich und kostet uns viel Kraft. Umso mehr loben wir unsere Entscheidung nicht damit gewartet zu haben, bis wir in Rente sind, denn wir bewundern alle Langfahrtensegler in gesetzterem Alter, die diese Strapazen eines Lebens an Bord auf sich nehmen.

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Doch glücklicherweise gibt es jeden Tag erneut Belohnungen, die alle Strapazen vergessen lassen. Seien es Delphine, die unterwegs unser Boot begleiten und mit unserer Silence spielen, kilometerlange leere Sandstrände, leckere Mangos frisch vom Baum, türkisfarbenes 26°C warmes Wasser, … Ich könnte diese Liste unendlich lange fortsetzen. Wie sehr wir in solchen Momenten unser Leben genießen!

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Uns so möchte ich diesen Blogbeitrag mit einem Spruch von Bob Marley beenden: „Love the life you live. Live the life you love.“ Das ist zurzeit unser Lebensmotto. Und auch wenn es uns nicht jeden Tag gelingt, so kommen wir der Erfüllung dieses Spruchs doch immer näher ;-).