Allein, allein!

Nach einem gemütlichen Frühstück wollten wir gestern morgen Anker aufgehen, um zu der bereits genannten Insel mit Kitemöglichkeit zu fahren. Doch vor der Abfahrt kramten wir noch unsere alte Kamera hervor und als ich gleich ein Foto von unserem Ankerplatz machen wollte, stellten wir fest, dass diese nicht mehr richtig funktioniert. Sie ließ sich zwar einschalten, aber weder der Auslöser noch der Setup-Knopf ließen sich betätigen. Sie schien irgendwie eingerostet zu sein, und das, obwohl wir sie in ihrer Hülle in einem Karton unter dem Bett aufbewahrt hatten. Hier auf dem Boot ist einfach nichts vor der feuchten salzhaltigen Luft sicher. Nachdem wir somit schon befürchteten, dass es nun mit Fotos erst einmal nichts mehr wird, ließ sie sich glücklicherweise nach einigem guten Zureden doch wieder in Betrieb setzen. Bitte drückt uns die Daumen, dass sie noch so lange funktionieren wird, bis wir uns in Deutschland eine neue kaufen können. So gingen wir dann also Anker auf, um innerhalb des Riffs weiter Richtung Norden zu segeln. Dummerweise erwischte uns mitten in einer Riffdurchfahrt eine Squall mit sehr viel Regen, so dass wir fast die Hand vor Augen nicht mehr erkennen konnten. Nicht gerade optimal, um Riffe zu umfahren. So stoppten wir also die Motoren und hielten unsere Silence so lange auf der Stelle, bis wir wieder etwas bessere Sicht hatten und die Riffe sicher umschiffen konnten. Denn leider können wir uns hier überhaupt nicht auf unsere Seekarten verlassen, da diese meist sehr ungenau sind. Kurz vor unserer Ankunft am Tagesziel kam dann glücklicherweise auch wieder die Sonne zum Vorschein, so dass wir kein Problem hatten zwischen den ganzen Riffen die Zufahrt zu „unserer Insel“ zu finden. Wir packten gleich unsere Kitesachen ins Dingi und los ging’s zur Isla Vapor. Diese Insel ist ca. 300m lang und 100m breit und wird lediglich von vielen kleinen Vögeln bewohnt. Wir waren dort also ganz alleine, bis dann noch ein kleines Motorboot mit zwei Familien an Bord anlegte. Und da fiel uns zum ersten Mal auf, dass wir seit La Blanquilla noch keine anderen Menschen gesehen hatten und auch keine einzige Yacht unseren Weg kreuzte. Im unbewohnten Süden von Los Roques ist man tatsächlich völlig alleine und sieht so weit das Auge reicht nur Wasser in allen Farbschattierungen, kleine Sandhaufen, Riffe und ab und an eine kleine Insel mit Mangroven. Es ist unbeschreiblich!

Und auch das Kiten hinter der Isla Vapor ist unbeschreiblich. Das Wasser ist total flach, etwa 30 cm tief und kristallklar. So ungefähr muss es in der Südsee sein. Wir konnten gar nicht genug davon bekommen, ganz nah am Strand zu kiten und das türkisfarbene Wasser zu genießen. Wie gut, dass zumindest unsere alte Kamera wieder funktioniert und wir ein paar tolle Fotos schießen konnten.

Eigentlich hatten wir geplant, heute zur nächsten Insel weiter zu fahren, aber da uns die Isla Vapor so gut gefällt, sind wir noch geblieben und werden vermutlich auch morgen nochmal hier kiten.

Kleine Inseln und große Fische

Vorgestern sind wir in Los Roques angekommen. Kurz vor dem Ziel hatte uns nochmal eine riesige Squall erwischt: Sicht gleich null und 35 Knoten Wind. Nicht gerade ideal für eine uns unbekannte Riffdurchfahrt. Wir hatten uns schon überlegt abzudrehen und die viel einfachere nördliche Einfahrt zu nehmen. Aber dann kam sie doch wieder zum Vorschein, die gute alte Sonne! Also, weiter Kurs 245°. Der schöne, klassisch rot-weiß gestreifte Leuchtturm am westlichen Ende der Einfahrt zeigte uns auf den letzten paar Meilen auch am Tage die richtige Richtung an. Obwohl der Turm übrigens zumindest von weitem sehr massiv aussah, ist er wohl aus leichten Kunststoffteilen gefertigt, die per Heli eingeflogen und dann vor Ort zusammengebaut wurden. Kaum hatten wir die Einfahrt hinter uns gelassen, verwandelte sich unsere wegen der 6 Windstärken recht unruhige Fahrt in ein angenehmes Dahingleiten. Sofort verzauberte uns das Farbenspiel des Wassers, das von den sehr unterschiedlichen Wassertiefen erzeugt wird: tiefblau, blau, dann grün und türkis und die ganz flachen Stellen sind so weiß, wie der Sand auf ihrem Grund. Für die erste Nacht hatten wir uns einen Ankerplatz im Schutz eines mit Mangroven bewachsenen Inselchens ausgesucht, das ganz in der Nähe der Einfahrt und direkt am tosenden Außenriff liegt. Dieses ist übrigens 25 Kilometer lang, reicht also sozusagen von Hockenheim bis nach Mannheim! Gestern sind wir dann innerhalb des schützenden Riffs weiter nach Norden gefahren, um unseren nächsten Ankerplatz zu erreichen. Doch auf dem Weg dorthin fiel uns plötzlich ein kleiner Sandhaufen auf, meilenweit umgeben von nichts als Wasser. Sofort änderten wir unsere Pläne und ankerten dicht neben dieser „Insel“, um ein bißchen zu kiten! Eigentlich war es schön, aber wir wären ja keine richtigen Deutschen, wenn wir nicht auch am Paradies was auszusetzen hätten :-). Zuerst war die Insel mit ihren ungefähr 20 mal 10 Metern etwas zu kurz, um die Leinen unseres Kites richtig auslegen zu können. Das gab dann ein großes Gewurschtel, das wir erst mal wieder entdröseln mussten. Als wir den Kite dann endlich gestartet hatten und ich einen Schritt ins Wasser machte, wurde mir plötzlich klar, dass sich der wunderschöne Sandstrand leider unter Wasser nicht fortsetzte: alles voll mit spitzen Steinen: Aua! Einmal losgefahren merkte ich dann rasch, dass wir wieder ziemlich verwöhnt von der ultraglatten Wasseroberfläche in Union waren. Mit den hier vielleicht 20 Zentimeter „hohen“ Wellen wollten meine neu gelernten Freestyletricks so gar nicht mehr klappen. Nachdem mich dann noch während eines Sprungs eine Bö erwischte, übergab ich an Andrea. Von meinen Fehlversuchen vorgewarnt kitete sie nur ein bißchen hin und her und versuchte möglichst nah an der Insel vorbeizufahren, so dass ich ein paar coole Fotos machen konnte (Bilder folgen, sobald wir wieder Internet haben). Aber wie gesagt: eigentlich war’s schön! 🙂

Heute morgen sind wir dann zum für gestern geplanten Ankerplatz gefahren, der wiederum gleich hinter dem majestätischen Außenriff liegt. Wenn man die richtigen Stellen findet, kann man dahinter im geschützten Wasser ausgezeichnet schnorcheln. Die Korallen leben zur Abwechslung mal noch, das Wasser ist kristallklar und die Fische sind teilweise groß und haben keinerlei Angst vor uns. Eine Muräne haben wir gesehen und auch einen Stachelrochen. Morgen früh wollen wir gleich nochmal hin, mal sehen, was wir noch so alles finden! Leider hat unsere Kamera bei unserem heutigen Schnorchelausflug zuviel Salzwasser geschluckt :-(. Bis 14 Meter wasserdicht, stand drauf. „Adventure Proof“. Dass ich nicht lache, das ist doch reines Marketing-Bullshit! Wahrscheinlich wurden diese Aussagen von irgendwelchen Pappnasen überprüft, für die es ein Adventure ist, zuhause in der Badewanne mit Fotoapparaten zu planschen. Naja, immerhin haben wir noch unsere alte Kamera (leider nicht unterwassertauglich) als Ersatz dabei, so dass wir Euch trotzdem weiterhin mit Bildern versorgen können.

Morgen geht es dann weiter zu einer kleinen Insel am nördlichen Ende des Riffs, diesmal mit Schnorchel- und Kite-Möglichkeit!

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Unterwegs nach Los Roques

Nach langer, langer Zeit bloggen wir heute mal wieder direkt von hoher See mit dem Satellitentelefon. Das letzte Mal haben wir das vor fast 1,5 Jahren gemacht, als wir den Atlantik überquert haben!
Wie ihr ja sicher noch wisst, können wir leider keine Bilder über das Satphone schicken. Die liefern wir dann halt später wieder nach…

Nach fast 5 Wochen Kitesurfen in Union Island waren wir endlich bereit, unseren Lieblings-Kitespot in der Karibik vielleicht nicht für immer, aber wahrscheinlich für sehr lange Zeit zu verlassen. Da wir Mitte August einen Termin für die Werft in Curacao haben, wurde es langsam Zeit, sich zumindest mal in diese Richtung zu bewegen! Die erste Etappe führt uns über etwas mehr als 300 Seemeilen nach Los Roques, einer Ansammlung traumhafter Inseln und Riffe vor der Küste Venezuelas. Dort erwartet uns ein kleines Paradies ohne Straßen oder Autos. Außer auf der Hauptinsel gibt es kaum Besiedelung, dafür Schnorchel- und natürlich Kitespots ohne Ende.

Am Donnerstag früh morgens um 6 Uhr sind wir bei strammen 5 bis 6 Windstärken aufgebrochen. In den ersten 30 Stunden waren wir so schnell unterwegs, dass wir auf La Blanquilla, einer weiteren Insel Venezuelas, einen 5-stündigen Zwischenstopp einlegen konnten, um uns kurz auszuruhen. Daraus wurde allerdings erstmal nichts, denn kaum hatte sich unser Anker zum ersten Mal in venezolanischem Grund eingegraben, kam auch schon die Küstenwache für eine Inspektion und natürlich für einen kleinen Umtrunk an Bord. Scheinbar verdienen sich manche Segler ihren Unterhalt mit Drogenschmuggel, von daher ist es verständlich, dass die Küstenwache eine Auge auf uns hat. Leider konnte keiner der drei Herren auch nur ein Wort Englisch, daher packte Andrea ihr inzwischen sehr eingerostetes Spanisch aus und damit und mit „Händen und Füßen“ konnten wir uns einigermaßen verständigen.

Kaum waren die drei wieder von Bord, kamen ein paar Fischer längsseits und wir tauschten mit ihnen eine angebrochene Schachtel Zigaretten und eine kleine Cola gegen zwei schöne Fische. Also war es wieder nichts mit ausruhen, denn nun mussten ja erstmal die Fische ausgenommen und geschuppt werden. Ihr seht, es wird nicht langweilig bei uns an Bord :-). Danach gönnten wir uns aber dann doch noch wohlverdiente 1 1/2 Stunden Mittagsschlaf!

Nun sind wir bei wiederum 6 Beaufort starkem Wind die zweite Nacht in Folge unterwegs und werden wahrscheinlich morgen um die Mittagszeit in Los Roques ankommen. Demnächst mehr, allerdings wahrscheinlich wieder über das Satphone und daher (erstmal!) ohne Bilder…

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