Arbeitslager in Lanzarote

Bevor Ihr alle denkt, dass wir uns momentan nicht melden, weil wir den ganzen Tag nicht am Schiff sind, sondern am Strand in der Sonne liegen, muss ich mal wieder über unsere Aktivitäten berichten.

Zurzeit haben wir zwar einen tollen Internetzugang über den wir schön im Internet surfen können, doch leider ist unsere eigene Seite als einzige von hier nicht erreichbar. Aber über Umwege hat Kai es jetzt hinbekommen, dass ich doch wieder bloggen kann.

Wir liegen seit fast 14 Tagen im Hafen von Puerto Calero auf Lanzarote und sind den lieben langen Tag damit beschäftigt Ersatzteile fürs Boot zu besorgen und Wartungs- und Reparaturarbeiten durchzuführen. Unser Tagesablauf sieht momentan wie folgt aus: morgens ausschlafen bis ca. 8:15 Uhr, duschen und danach gemütlich frühstücken. Falls wir gerade einen Mietwagen haben, klappern wir in Arrecife alle Baumärkte, Shipshops, Elektriker u.ä. ab und ansonsten arbeiten wir direkt am Boot. Irgendwann mittags so gegen 15:00 oder 15:30 Uhr überfällt uns dann der Hunger und wir merken, dass ja längst schon Mittagszeit war. Also essen wir schnell etwas Obst oder einen Joghurt und dann wird weitergearbeitet, schließlich wird es ja bald dunkel. So gegen 18:30 oder 19:00 Uhr hören wir meist auf zu arbeiten, packen die ganzen Werkzeuge zusammen und machen klar Schiff, so dass wir so gegen 19:30 oder 20:00 Uhr anfangen können zu kochen. Gegessen wird dann ca. um 20:45 Uhr, danach wird der Abwasch gemacht und an manchen Tagen haben wir dann sogar noch die Energie aufgebracht etwas Pandemie zu spielen (wer das Spiel nicht kennt: es ist ein kooperatives Spiel, das unglaublich viel Spaß macht). Und spätestens nach dem Spielen fallen wir todmüde ins Bett und schlafen sofort ein, sofern nicht mal wieder ein Fender oder ein Festmacher quitscht oder die Wanten vom Wind wie verrückt schlagen. Ich glaube ich habe seit wir auf dem Boot leben kaum eine Nacht durchgeschlafen, was nach 5 Monaten ziemlich schlaucht.

Glücklicherweise haben uns Christian und Viola, die beiden Schweizer Hitchhiker, die wir in Mohammedia mitgenommen hatten, noch bis Dienstag begleitet und uns bei sehr vielen Arbeiten geholfen (dafür nochmal herzlichen Dank an Euch beide!). Daher hat sich unsere Liste schon stark verkürzt und wir hoffen, dass wir am Montag auf die Werft können, um die ganzen Dinge zu machen für die das Boot aus dem Wasser muss (wie z.B. neues Antifouling, Ölwechsel der Saildrives, Ruderspiel beseitigen, …).

Und damit ihr Euch eine ungefähre Vorstellung von unseren Arbeiten machen könnt, hier die Dinge, die wir in den letzten 13 Tagen erledigt haben:

Toilletenpumpe an Steuerbord repariert
Toilletenpumpe an Backbord ausgetauscht
Manometer für Wassermacher in Frankreich bestellt
alle Chromteile poliert
Lazy-Bag repariert
Husse vom Dingi-Außenborder ausgebessert
Husse für unseren Cockpit-Tisch genäht
einige Stellen der Dingi-Husse ausgebessert (aber ich glaube die ganze Husse auszubessern, gibt ein Lebenswerk)
alle Hussen gewaschen
Verschlüsse der beiden Motorraumdeckel mit GFK neu laminiert
Ankerkastendeckel und Backbordkastendeckel mit GFK-Matten verstärkt
Sicherheits- und Rückschlagventil und alle Anschlüsse am Heißwasserboiler erneuert
Plan über die komplette Elektrik-Verkabelung gemacht und Elektrik in Steuerbord-Kabine neu angeschlossen
Stromkreise von Starter- und Versorgungsbatterie getrennt
Radio an eine andere Sicherung angelötet
LED in Cockpitlicht eingelötet
6 Stück 20l Reservekanister für Diesel gekauft und gefüllt
Doppelblock für Großschot gekauft und erneuert
Befestigung Großschot am Baum erneuert
Großfall gekürzt und im Masttop neu festgeknotet
einige neue Leinen gekauft, Leine für erstes Reff im Groß getauscht und Genua-Reffleine repariert
Genua-Schoten getauscht
Reservegummileinen für Mastrutscher gekauft
nautisches Jahrbuch für Atlantiküberquerung ausgedruckt
neue Logbuchseiten ausgedruckt
Seekarten auf zweites iPad geladen
UKW-Handfunkgerät bestellt
starken Handscheinwerfer gekauft
zwei von drei Winschen komplett zerlegt, gesäubert und neu gefettet
im Masttop LED-Ankerlicht eingebaut und Dampferlicht erneuert
neue Matraze für unser Schlafzimmer gekauft, weil unsere verschimmelt war (juhu, hier gibt es einen Ikea)
bei Lidl den gesamten Proviant (außer Obst und Gemüse) für die Atlantiküberquerung gekauft
Backmischungen, Mehl, Reis u.ä. in leere Wasserflaschen abgefüllt (damit keine Viecher drankommen)
Essensrationen für Rettungsinsel gekauft
Wäsche von den letzten drei Wochen gewaschen
Krankenkassenabrechnungen von 2013 zusammengestellt
Schimmel von den Wandabdeckungen in den Schlafzimmern entfernt (hier schimmelt einfach alles, es ist unglaublich)
Wandhaken in unserem Schlafzimmer montiert
einige Gastlandflaggen und Revierführer für Karibik bestellt
Bootsstempel entworfen und bestellt
neuen Handy-Akku bestellt
Servicekit für Anemometer bestellt

Cockpittische-Husse Cockpittische-Husse1 Chaos Experiment Masttop Einkäufe Pandemie

So ganz nebenbei hatte ich mir beim Erdnüsse essen auch noch einen Teil eines Backenzahns abgebrochen, so dass ich nun schon zwei Mal beim Zahnarzt war. Beim dritten Termin wird der Zahn dann überkront. Und in Marokko hatte ich mir eine Blasenentzündung geholt (in Essaouira war es eindeutig zu kalt) und hatte drei verschiedene Antibiotika genommen und war insgesamt vier Mal beim Arzt. Ohne Auto ist das gar nicht so einfach und es ist jedes Mal ein halber Tag verloren bis man solch einen Termin absolviert hat.

Allerdings muss ich zugeben, dass wir uns auch schon 2 Tage frei genommen haben, um etwas die Insel zu erkunden. An einem Tag waren wir im Nationalpark Timanfaya, haben eine Wanderung auf einen alten Vulkankegel gemacht und die Jameos del Agua (eine Höhle mit See) besichtigt.

Straße Timanfaya1 Feuer Fontäne Hühnchen auf GrillWanderung1 Wanderung4 Wanderung3Wanderung2JameosJameos1Jameos2

Den letzten Arzttermin haben wir mittags mit einem kleinen „Stadtbummel“ durch Puerto del Carmen verbunden, wo wir uns ein McRib Menü genehmigt haben und Kai beim Optiker eine neue Brille bestellt hat.

Und an einem super schönen sonnigen Mittag sind wir zu einem 5 km entfernten schwarzen Sandstrand gewandert, haben dort gebadet und einen Geo-Cache gehoben.

 Baden

Das ist immerhin ein sehr großer Trost: wir erledigen all diese Arbeiten nicht in der Kälte oder im Regen, sondern größtenteils bei ca. 23°C und Sonne.

Und nun heißt es Daumen drücken, dass wir am Montag auf die Werft können, denn unser Termin wurde leider schon einmal verschoben!

Die Affen von Gibraltar mögen Twix

Wir liegen hier im Hafen von La Linea (was noch zu Spanien gehört) und haben einen wunderbaren Blick auf den Felsen von Gibraltar. Vorgestern sind wir mit den Fahrrädern über die Grenze gefahren, um etwas Shoppen zu gehen und ich wollte natürlich auch unbedingt die berühmten Affen von Gibraltar besuchen.

Gibraltar im Nebel The Rock

Wir buchten eine kleine Stadtrundfahrt, bei der man einen der Pilars of Hercules, eine Tropfsteinhöhle, einen riesigen Tunnel und die Affen von Gibraltar sehen konnte.

Der Pilar of Hercules steht auf der Landspitze von Gibraltar und von hier aus kann man bis nach Afrika hinübersehen. Auch die Tropfsteinhöhle war sehr beeindruckend und viel größer als wir erwartet hatten. Teilweise werden in der Höhle sogar Konzerte gegeben, weil sie eine sehr tolle Akustik hat. Doch am meisten freute ich mich auf die Affen, zu denen wir dann als nächstes fahren wollten.

Pilar of HerculesTropfsteinhöhle1 Tropfsteinhöhle2

Da wir noch kurz Zeit hatten kaufte ich mir im Souvenir-Geschäft der Tropfsteinhöhle ein Twix und beschloss, es lieber draußen zu essen, weil man da auch noch die schöne Aussicht genießen konnte. Ich also mit meinem angebissenen Twix in der Hand aus der Tür hinaus und schon sah ich mich Auge in Auge mit einem Affen, der dort auf dem Geländer saß. Da er so begierig auf mein Twix schaute, machte ich lieber mal schnell einen Schritt in die andere Richtung. Daraufhin lief er auf dem Geländer um mich herum und stierte mich weiter an. Ich drehte ihm also geschwind den Rücken zu, damit er mir nicht mein Twix entreißen kann, doch darauf hatte er wohl nur gewartet. Kaum hatte ich mich umgedreht, sprang er auf meinen Rücken und zerrte an meinem Twix. Ich bekam einen Riesenschreck, aber wenn es um Schokolade geht, kenne ich keinen Spaß. Ich war auf keinen Fall bereit mein Twix einfach so kampflos herzugeben, also hielt ich es so fest ich konnte und zerrte ebenfalls daran. So lieferten der Affe und ich uns einen kurzen Kampf, bis das Twix samt Verpackung in der Mitte durchbrach und der Affe schnell mit seiner Beute davonsprang. Die anderen standen daneben und lachten sich fast krank, weil ich mein Twix so erbittert verteidigt hatte. Aber immerhin war mir so noch die Hälfte davon geblieben 😉

Das war also meine erste Begegnung mit einem der Gibraltar-Affen, aber die nächsten sollten glücklicherweise etwas entspannter verlaufen. Oben auf dem Hügel lebt eine ganze Gruppe von ihnen und eine Affendame hatte sogar ein zwei Monate altes Junges. Das war vielleicht mal süß. Und als wir so ganz gemütlich dort standen und das Junge beobachteten, kam auf einmal ein Affe auf der Mauer entlang, legte seine Vorderpfoten auf Kais Schulter und schaute ihn vorsichtig an. Kai breitete seine Hände aus und ganz zahm kletterte der Affe auf ihn und wartete friedlich bis unser Führer ein Foto von uns geschossen hatte. Das war wirklich ein sehr schönes Erlebnis.

Affen1 Affen mit Baby Affe3 Affe4 Affe2

Danach schauten wir dann noch einen Tunnel an, der zur Zeit der ersten spanischen Belagerung in den Felsen gehauen wurde, weil die Engländer auch auf der anderen Seite Kanonen aufstellen wollten. Im zweiten Weltkrieg wurde das Tunnelsystem nochmals erweitert und man baute sogar ein Hospital mitten in den Berg (welches man aber leider nicht besichtigen kann). Insgesamt war es eine richtig schöne Tour und wir fuhren nach einem weiteren kurzen Bummel durch die Main Street über den Flugplatz (der die Grenze zwischen Spanien und Gibraltar bildet) wieder zurück nach La Linea.

Tunnel1 Tunnel2

Bucht von Gibraltar Aussicht Flughafen

Von hier geht es nun heute Abend weiter nach Marokko. Wir werden so gegen 21:30 Uhr starten und hoffen, dass wir am Samstag gegen Mittag in Mohammedia sein werden. Also drückt uns die Daumen, dass wir die richtige Strömung erwischen und nicht zu viel Wind haben, so dass es eine angenehme Fahrt wird!

 

Alhambra mit Hindernissen

Auf unserem Weg nach Gibraltar sind wir inzwischen in Andalusien angekommen. Ein kurzer Blick in unseren Reiseführer „1000 places to visit before you die“ genügte, um uns davon zu überzeugen, dass es wieder mal an der Zeit war, einen längeren Landausflug zu unternehmen: Granada und damit die weltberühmte Alhambra waren nicht mal 1 1/2 Busstunden von unserer Route entfernt. Ganz klar: da mussten wir hin!
Einem Tipp von Michel und Sophie folgend ließen wir unsere Silence im Hafen von Motril liegen und machten uns am Freitag Morgen frohen Mutes auf nach Granada. Die Überlandbusse in Spanien sind zuverlässig und günstig (nur 6€ pro Person und Fahrt), alles kein Problem. Um kurz nach 11 Uhr standen wir bereits in der Busstation von Granada an der Touristeninformation. Nach längerem Anstehen teilte uns die eloquente Dame hinter dem Tresen mit, dass wir ohne im Voraus gebuchte Tickets auf gar keinen Fall heute in die Alhambra kommen würden. Auch die nächsten 2-3 Wochen seien die heißbegehrten Eintrittskarten schon vergriffen. Nach dieser Ansage hättet ihr mal unsere Gesichter sehen müssen! Die Enttäuschung konnte man uns förmlich ansehen! In diesem Zustand wollte die Dame uns dann eine „supertolle“ e-bike Tour für nur 40€ statt 50€ andrehen, während der man an Aussichtspunkten vorbeikommt, von denen man die Alhambra aus der Ferne betrachten kann. Aber so verzweifelt waren wir dann doch noch nicht!
Wo wir schon mal da waren, beschlossen wir, zur Alhambra hinzufahren und sie zumindest von außen anzuschauen. Und wer weiß, vielleicht gibt’s dort ja auch einen Schwarzmarkt für Eintrittskarten ;-). Auf der Busfahrt in die Stadt schauten wir im Internet nach, ob wir vielleicht online noch an Karten kommen würden. Leider hatte die Dame an der Info aber recht: bis 25. Oktober alles ausverkauft! 5000 Tickets gibt es jeden Tag für den Nasridenpalast, dem Herzstück der Alhambra, und das ist offenbar auch in der Nebensaison noch zu wenig!
Beim weiteren Recherchieren im Netz fanden wir plötzlich eine mögliche Lösung: das 3-Tages Touristenticket von Granada garantiert es, die Alhambra inklusive des Palasts bereits am nächsten Tag zu besuchen. Das ist zwar total unlogisch, denn damit könnte ja bspw. eine kleine Reisegruppe von 5000 Leuten (z.B. vom Kreuzfahrtschiff Aida :-)) das Besucherlimit problemlos sprengen, aber was soll’s, man muss ja nicht alles verstehen. Ein kurzer Abstecher zur Alhambra überzeugte uns überdies davon, dass der Schwarzmarkt lediglich eine Ausgeburt unserer Fantasie war. Also, schnell zur Touristeninfo in der Stadtmitte, um das 3-Tages Ticket zu kaufen. Zuerst hieß es dort auch, dass die Tickets bis Ende Oktober ausverkauft sind und erst auf Nachfrage hat man uns das ersehnte Ticket angeboten und verkauft. „Die spinnen, die Iberer“ hatte ja Obelix schon vor mehr als zweitausend Jahren bemerkt.
Am Freitag nutzen wir dann das Ticket noch für ein Technikmuseum, das aber doch sehr zusammengewürfelt schien und den Eindruck erweckte, dass da jemand viel Geld in die Hand gedrückt bekommen hat, aber nicht so recht wußte, was er damit anfangen sollte. Das einzig Erwähnenswerte war die Greifvogelshow, von der uns aber nicht so ganz klar war, was die denn in einem Technikmuseum verloren hat. Da mussten wir schon wieder an Obelix denken…

Bevölkerungswachstum Flugshow2 Flugshow1

Abends fuhren wir mit dem Bus zurück nach Motril, nur um dann nächsten Morgen wieder nach Granada zu fahren. Die Germanen spinnen eben auch.

Busbahnhof

Am Vormittag hatten wir noch etwas Zeit, die monumentale Kathedrale und die Königskapelle anzuschauen, bevor es hoch zur Alhambra ging.

Kirche1 Kirche2 Kirche3

Dort erwartete uns ein riesiger Komplex, der im Wesentlichen aus vier Teilen besteht: die Verteidigungsanlage Alcazaba, die Nasridenpaläste, der Palast Karls V. und der Sommerpalast Generalife (hier gibt’s nähere Erläuterungen zu den einzelnen Teilen).

Blick auf Alhambra Alhambra Übersicht Alcazaba Stuck1 Nasriden6 Nasriden5 Nasriden4 Nasriden3 Nasriden2 Nasriden1 Nasriden7 Karl1 Karl Generalife2 Generalife1 Generalife5 Generalife4 Generalife3 Alhambra von Generalife

Nach 4 Stunden Besichtigung waren wir sehr beeindruckt und froh, dass wir den Aufwand auf uns genommen haben, eine Nacht länger im Hafen zu bleiben und nochmals nach Granada zu fahren. Die Nasridenpaläste haben uns total gefesselt und nach diesem Vorgeschmack auf die arabische Architektur sind wir sehr gespannt auf das, was uns demnächst in Marokko erwartet!