Chao Los Roques, hola Aves!

Da wir für Mitte August einen Termin auf der Werft in Curacao haben, müssen wir uns leider so langsam aber sicher in Richtung der ABC-Inseln bewegen. Wir wären sehr gerne noch einige Zeit auf Los Roques und im speziellen auf Crasqui geblieben, aber die Arbeit bzw. die Werft ruft.

So segelten wir vor ein paar Tagen weiter nach Sarqui, wo wir auf dieser Insel und auch auf der Nachbarinsel Espenqui einen schönen Strandspaziergang unternahmen. Das türkisblaue Meer mit den schönen Sandstränden und die unglaublich grasgrünen Sukkulenten beeindrucken uns immer wieder.

Auch auf unserem nächsten und letzen Stopp auf Los Roques, Cayo de Agua, gab es wieder einen wunderschönen Sandstrand. Als wir dort ankamen waren noch ein paar Ausflugsboote mit den bereits bekannten Touristen mit den Stühlchen und Sonnenschirmen dort, aber bis wir uns durch die Riffe in die Ankerbucht hinein navigiert hatten, waren dann alle verschwunden. So waren wir mal wieder ganz alleine an einem wunderschönen Strand. Das besondere an Cayo de Agua ist, dass diese Insel mit der Nachbarinsel West Cay durch einen ganz schmalen Streifen Sand verbunden ist, über den von beiden Seiten die Wellen schwappen. Hier machten wir ein paar tolle Fotos, bevor wir einmal die Insel West Cay zu Fuß umrundeten und uns den Leuchtturm aus der Nähe ansahen. In unserem Revierführer hatten wir gelesen, dass die Leuchttürme auf Los Roques alle aus einzelnen Fiberglas-Segmenten bestehen, die in Venezuela hergestellt und dann hier auf den Inseln zusammengebaut werden. Und tatsächlich, als wir testweise an den Leuchtturm klopften, klang das genauso, wie wenn wir an unsere Silence klopfen.

Am Montag nahmen wir dann Abschied von Los Roques und segelten mit unserem Spi 35 Seemeilen gegen Westen zu einer Inselgruppe namens Aves de Barlovento. Auch diese Inselgruppe gehört zu Venezuela und sie macht ihrem Namen alle Ehre (Aves heißt Vögel). In unserem Revierführer stand, dass es hier eine riesige Tölpel-Kolonie gibt und schon einige Meilen vor der Insel begrüßten uns bestimmt 20 der schönen Vögel. Wir kämpften uns bei nicht gerade optimaler Sicht (es war ziemlich diesig und ab und an verschwand die Sonne hinter Wolken) mit hoher Konzentration durch die ganzen Riffe. Die Seekarten stimmen hier leider mal wieder überhaupt nicht und so mussten wir uns auf die Beschreibung in unserem Revierführer und unsere Augen verlassen. Was teilweise gar nicht so einfach war und ein paar mal mussten wir beratschlagen, ob wir nun vor oder hinter einem Riff vorbei müssen. Die letzte Durchfahrt hatte es dann nochmal in sich: zwischen zwei lang gestreckten Riffen war ein Kanal von etwa 50 m Breite und wir hofften, dass dies der Kanal war, der in unserem Führer eingezeichnet war. Glücklicherweise war dem so und wir konnten kurze Zeit später unseren Anker in 11m tiefem Sandboden versenken.

Nachdem nachmittags das Wetter wieder aufklarte, wollten wir uns bei einem Spaziergang über die Insel dann die genannte beindruckende Kolonie anschauen, doch so wirklich viele Tölpel sahen wir nicht. Einige kreisten über den Mangroven und wir hörten ihre krächzenden Rufe, aber das war`s auch schon. Außerdem wurden wir, sobald wir etwas näher an die Mangroven kamen, fast von No-see-ums aufgefressen, so dass wir recht bald wieder zu unserer Silence zurück eilten. Alles in allem, konnte ich nicht so ganz verstehen, was der Autor unseres Revierführers so toll an Aves fand. Doch gestern wurde ich eines Besseren belehrt. Kurz nach dem Frühstück verzogen sich die ganzen Wolken und die Sonne strahlte aus dem blauen Himmel. Das Meer hatte mit den vielen Riffen ein unglaubliches Farbenspiel zu bieten und Kai sah beim Schnorcheln schöne große bunte Fische.

Außerdem beschlossen wir, nochmals einen Anlauf auf dem Seewege zu nehmen, um die Tölpel-Kolonie ausfindig zu machen. Hierzu fuhren wir mit unserer Silence in eine andere Ankerbucht und schon bei der Ankunft sahen wir überall in den Mangroven weiße Flecken. Das mussten wohl Tölpel sein, aber so sonderlich viele waren das nun auch nicht. Dennoch wollten wir uns diese aus der Nähe anschauen, weil es hier auf Aves auch endlich Rotfuß-Tölpel gibt, die wir hier in der Karibik noch nie gesehen hatten. Wir fuhren mit unserem Dingi zu den Mangroven und da waren sie: überall wimmelte es von Tölpeln. Teilweise waren diese jedoch so gut getarnt, dass man sie aus der Ferne überhaupt nicht sehen konnte. In jedem Baum saßen Dutzende davon in allen möglichen Farbschattierungen: braune, braune mit weißem Schwanz und weiße mit schwarzen Flügeln. Und natürlich gab es auch jede Menge mit leuchtend roten Füßen. Wir paddelten bestimmt eine Stunde an den Mangroven entlang und konnten uns fast nicht sattsehen an den vielen Vögeln. Ich nehme also alles zurück: Aves ist wunderschön und die Tölpel-Kolonie ist einfach super!

Unser Fluch der Karibik

Wir haben noch gar nicht erzählt, wie unglaublich viele Fische und Vögel es hier auf Los Roques gibt. Die ganzen Inseln sind ein großer Nationalpark und man darf hier nicht mit Harpunen und Angeln fischen, sondern wenn überhaupt, dann nur mit Angelschnur und Köder.

Als wir vor der Isla Vapor schnorchelten, hatten wir ein tolles Erlebnis. Wir schwammen in ca. 50cm tiefem Wasser und sahen vereinzelte Korallenköpfe mit einigen schönen aber meist recht kleinen Fischen, als plötzlich ein großer Schwarm Fische vor uns auftauchte. Sie waren 15cm groß und glänzten silbern. Immer mehr kamen auf uns zu, bis wir uns irgendwann mitten in dem großen Schwarm befanden. So weit wir schauen konnten sahen wir nur noch Fische. Wir schwammen bestimmt 15 Minuten in dem Schwarm hin und her und waren völlig fasziniert. Ich übertreibe sicherlich nicht, wenn ich sage, dass es tausende von Fischen waren.

Das nächste tolle Erlebnis hatten wir auf Crasqui. Schon beim Kiten hatten wir gesehen, dass überall im Wasser Schwärme von winzig kleinen Fischen waren, die uns teilweise sogar an die Beine klatschten. Den ganzen Tag konnten wir beobachten wie Pelikane im Sturzflug ins Wasser schossen und mit einem Schnabel voll Fische belohnt wurden. Und abends sahen wir ganz nah an unserem Boot Möwen, Tölpel und kleine Tropikvögel Fische jagen. Im Wasser sprudelte und wirbelte es und wir fragten uns, was da wohl gerade unter der Wasseroberfläche los ist. Und kurz darauf wussten wir es: Thunfische waren auf der Jagd. Überall sahen wir ca. 25cm große Gelbflossen-Thunfische teilweise meterhoch aus dem Wasser springen. Da wurde uns quasi gerade unser Abendessen gezeigt. Also holten wir schnell die Angelschnur und unseren auf dem Atlantik bewährten orangen Tintenfischköder, sprangen ins Dingi und los ging die Jagd. Wir fuhren direkt hinein in den tosenden Wirbel, stoppten den Motor und ließen den Köder hinaus. Dann holten wir ihn wieder rein und warfen ihn erneut hinaus. Das machten wir ca. 1/2 Stunde, doch kein Fisch biss an. Also änderten wir unsere Taktik und fuhren mit dem Dingi durch die Gegend und zogen die Schnur hinter uns her. Aber auch das war erfolglos. Die Thunfische sprangen teilweise in 2m Entfernung von unserem Dingi in die Luft, interessierten sich aber überhaupt nicht für unseren Köder. Wir fühlten uns total veräppelt. Als dann langsam die Sonne unterging und sich das ganze Treiben beruhigte, gaben wir auf, fuhren zurück zu unserer Silence und machten uns Würstchen mit Kartoffelsalat :-).

Doch so ganz wollten wir noch nicht aufgeben. Also holten wir am nächsten Tag drei andere Köder aus unserer Angelkiste und nahmen einen neuen Anlauf. Zuerst probierten wir es mit einem kleinen silbernen Köder. Nee, für den interessierte sich unser geplantes Abendessen nicht. Also tauschten wir diesen gegen einen kleinen beigen Tintenfisch. Auch nix! Also der dritte Versuch: ein kleiner grüner wurmartiger Fisch. Und wie sollte es anders sein: Fehlanzeige! Wir können Euch gar nicht sagen, wie gefrustet wir waren. Teilweise hatten wir ca. 10 Thunfische auf einmal unter unserem Dingi durchschwimmen sehen und alle zeigten unserem Köder die kalte Schulter. Vielleicht ist es nur deshalb erlaubt, hier mitten im Nationalpark mit der Angelschnur zu fischen, weil die Fische sowieso nicht anbeißen. Oder lastet auf uns tatsächlich der Fluch der Karibik? Seit wir in der Karibik sind, haben wir keinen einzigen Fisch mehr gefangen und vorher auf der Atlantiküberquerung hatte es doch so gut geklappt. Mögen die karibischen Fische andere Köder oder woran liegt es? Wir sind frustriert! Bitte helft uns diesen Fluch endlich zu brechen!

Es könnte so schön sein

…hier in Crasqui, wenn das große Problem mit unserem Wassermacher nicht wäre. Nachdem er, wie ja bereits in einem der vorherigen Beiträge beschrieben, mittlerweile nur noch ca. 12-15l Frischwasser pro Stunde erzeugte, beschloss er gestern urplötzlich die Produktion komplett einzustellen. Und das, wo wir uns hier doch quasi am A… der Welt befinden. Auf Crasqui gibt es keinerlei Bewohner und wir wissen auch nicht, ob man auf Gran Roques Wasser auffüllen kann. Somit beschlossen wir, dass uns der glücklicherweise fast volle Tank (es waren 260l) noch reichen muss, bis wir nach Bonaire kommen. Wir vereinbarten den Wasserverbrauch auf 15l pro Tag zu rationieren, damit uns das Wasser unterwegs auf keinen Fall ausgeht. Das heißt pro Person 7,5l am Tag für Tee, Zähne putzen, Hände waschen, kochen, Geschirr spülen und Duschen. Habt Ihr zu Hause schon mal Euren Wasserverbrauch pro Tag ausgerechnet? Ich vermute, Ihr liegt da eher nahe an der 10fachen Menge. Ihr könnt ja mal testen wie weit Ihr mit 7,5l kommt 😉 Okay, ich muss zugeben, dass uns aber auch noch unbegrenzte Mengen an Salzwasser zur Verfügung stehen und wir damit alles „vorspülen“ können. Nachdem die erste Panik abgeklungen war und wir sahen, dass wir mit gutem Haushalten über die Runden kommen, wollten wir nun aber doch endlich herausfinden, was an unserem Wassermacher kaputt ist. So bauten wir gestern morgen unsere Frischwasserpumpe vom Waschbecken aus und schlossen diese an den Wassermacher an, um zu sehen, ob es an der Pumpe liegt. Tja, leider ergab das kein eindeutiges Ergebnis: der Wassermacher erzeugte wieder Wasser, aber leider war der Druck nicht so hoch wie er eigentlich sein sollte und auch das erzeugte Wasser war eher ein kleines Rinnsal. Aber immerhin wussten wir nun, dass wir hier mindestens mit zwei Problemen kämpfen. Zum einen benötigen wir wohl eine neue Pumpe und zum anderen müssen wir unseren Wassermacher nochmals komplett zerlegen, um heraus zu finden, welches andere Teil noch kaputt ist (wir tippen auf eine Dichtung im Kolben). Da Kai heute keine Lust hatte, den Wassermacher zu zerlegen, reinigte er erneut die Pumpe und baute diese einfach wieder ein. Ich fand das doch reichlich optimistisch, aber da seine Laune sowieso nicht die beste war, sagte ich dazu lieber mal nichts. Wir schalteten den Wassermacher an und oh Wunder, er erzeugte wieder Wasser. Zwar genauso schlecht wie vor ein paar Tagen (ca. 12l pro Stunde), aber wir wollen mal nicht meckern: das ist eindeutig besser als gar kein Wasser, auch wenn wir überhaupt nicht wissen, warum die Pumpe nun wieder funktioniert. Somit ist die Rationierung bis auf weiteres zwar nicht aufgehoben aber hochgesetzt auf 20l pro Tag und wir hoffen, dass der Wassermacher noch bis Bonaire durchhalten wird. Und in Curacao werden wir ihn dann nochmals komplett zerlegen, um endlich dem Geheimnis der verminderten Produktion vollständig auf die Schliche zu kommen. Ach, was sind wir froh, dass wir im August nach Hause fliegen und dann mit zwei Taschen voll Ersatzteilen zurück auf unsere Silence kommen können!