Die große Geburtstagsparty fällt quasi ins Wasser

Ursprünglich wollte ich meinen 50. Geburtstag so richtig groß feiern und der Zufall kam mir zu Hilfe. Im Sommer hatten wir beim deutschen Segler-Stammtisch in Martinique eines Abends gemütlich zusammen gesessen (wir waren so ca. 10 Personen), als ich hörte wie ein Segler zum anderen meinte, dass Fische doch schon das tollste Sternzeichen wären. Ich konnte da natürlich nur zustimmen und schnell kamen zwei von uns ins Gespräch. Claus fragte mich, wann ich denn geboren sei und ich sagte ihm: „Am 17. März“. Er schaute mich völlig verblüfft an und meinte: „Das ist ja unglaublich, ich auch!“ Wahnsinn, oder? Udo schaltete sich ein und fragte, was denn so unglaublich sei und wann wir denn Geburtstag hätten. Wir sagten ihm, dass wir beide am 17. März Geburtstag haben und ihm fiel die Kinnlade runter. Er schaute uns völlig sprachlos an und meinte: „Das kann nicht wahr sein! Ich habe auch am 17.3. Geburtstag.“ Könnt ihr euch das vorstellen, von 10 Leuten haben drei am gleichen Tag Geburtstag. Wir konnten das alle gar nicht richtig glauben.

Und es wurde noch doller! Während bei mir der 50. anstand, war es bei Udo der 70. und bei Claus der 88. Geburtstag. Wir waren uns einig: wir müssen das ganz groß zusammen feiern!

Und so freute ich mich nun schon seit Monaten auf die große Geburtstagsfeier. Wir wollten gerne irgendwo am Strand grillen und zuerst dachte ich, wir könnten das am Strand in Green Island tun. Doch als wir im November dort ankamen, wurde an diesem Strand gerade ein neues Restaurant gebaut und somit war es vorbei mit BBQ an diesem Ort. Wo könnten wir sonst noch hin?

Da fiel mir doch glatt meine Lieblingsbar Shack-a-Kai in Barbuda ein! Bei Enoch könnten wir unser eigenes Grillgut mitbringen, wer will kann dort für US$20 leckere Langusten vom Grill essen und wir hätten Tische und ein Dach über dem Kopf. Meiner Meinung nach der optimale Ort für diese Feier. So schickte ich den anderen Geburtstagskindern ein paar Fotos der Location und alle waren begeistert. 

Leider sagten mir dann kurzfristig nochmal ein paar meiner Gäste ab. Britische Freunde von uns hatten eine Charter bekommen, deutsche Freunde lagen mit Fieber im Bett und von unseren anderen britischen Freunden wurde ihr Vater krank und sie flog nach Hause und andere deutsche Bekannte mussten in Martinique noch auf ein Ersatzteil warten und würden es nicht schaffen.

Und so segelten am 15. März dann nur sieben Segelyachten zum Coco Point in Barbuda. Es war ein wunderschöner Segeltag, nicht zu viel Welle, etwas mehr Wind als angekündigt und wir waren in knapp 4 1/2 Stunden am Ziel angekommen. 

Das Einzige, was Kai und mir etwas Kopfzerbrechen bereitete war eine Kaltfront, die genau an meinem Geburtstag von Norden herunter ziehen sollte. Zuerst war für den Nachmittag des 17.3. Regen angekündigt, dann hieß es jedoch die Front würde schon in der Nacht vom 16. auf den 17. durchziehen. Das wäre gut, denn im Regen feiern ist ja nicht wirklich toll. Allerdings war auch noch Schwell von Norden angekündigt, der am Freitag, verursacht durch die Front, ziemlich hoch werden sollte. Könnten wir da bei Enoch überhaupt mit den Dingis anlanden? Wir beschlossen, das am Nachmittag nach unserer Ankunft gleich mal auszuprobieren, um uns ggf. zu überlegen wie wir das am Geburtstag dann hinbekommen.

So vereinbarten wir mit den anderen, dass wir uns bei Enochs Bar treffen und das klappte alles ziemlich gut. Wir landeten mit unserem Dingi zuerst an und zogen es gleich aus dem Schwell. Dann halfen wir den nächsten beiden mit ihrem Dingi und auch das dritte Dingi war in Null Komma Nichts an Land. Den anderen war das aber etwas zu heikel und so beschlossen sie, ihre Dingis an Enochs Boje fest zu machen und an Land zu schwimmen. Wunderbar! Enoch hat auch eine Dusche und Umkleiden, die jedoch keiner in Anspruch nehmen wollte, schließlich waren wir ja in einer Strandbar und da kann man auch im Bikini und nass am Tisch sitzen. Dazu passt ja auch Enochs Spruch: „If you’re not barefoot, you’re overdressed!“ (Wenn Du nicht barfuß bist, bist Du zu schick angezogen!)

Wir tranken zusammen gemütlich ein paar Bierchen und dann machten wir uns auf den Weg zurück zu unserer Silence, weil wir noch bei unseren kanadischen Freunden zum Burger-Essen eingeladen waren.

Tja, und als wir vom Burger-Essen zurück nach Hause kamen, hatte ich eine WhatsApp, dass die anderen Geburtstagskinder das mit dem Anlanden bei Enoch bei diesen Wellen zu heikel fanden und beschlossen hätten am nächsten Morgen wieder zurück nach Antigua zu segeln, um dort nach einer geeigneteren Location zu suchen. Mir fiel die Kinnlade runter. Warum hatte man mich nicht in die Entscheidungsfindung mit einbezogen? Ich konnte die Bedenken voll und ganz verstehen, hätte aber ein paar Lösungsvorschläge gehabt. Diese wollte aber niemand mehr hören, die Entscheidung war gefallen, wir segeln alle zurück nach Antigua! Doch das wollte ich meinen Freunden, die extra mit uns nach Barbuda gesegelt waren und sich auf das Lobster-BBQ und auch auf Kitesurfen am Coco Point freuten, nicht antun. Und so spaltete sich die Geburtstagsparty. Claus und Udo segelten mit ihren Freunden am nächsten Tag zurück nach Antigua und wir blieben mit unseren Freunden in Barbuda.

Und als ob das alles nicht schon blöd genug gewesen wäre, änderte sich der Wetterbericht nochmal: die Front sollte nun am Vor- und Nachmittag meines Geburtstags durchziehen. Und das war dann auch der Fall. Morgens als wir aufstanden sah das Wetter noch ganz okay aus, doch dann sahen wir die Front kommen. Kurz nach dem Frühstück kamen ein paar Freunde vorbei, die mir gratulierten und Geschenke brachten, da sie leider nicht bis Abends bleiben konnten, weil sie für den nächsten Tag einen Termin in einer Tauchschule in Antigua hatten.

 

Und dann kam der Regen. Wir hofften und bangten, dass dieser endlich vorbei ziehen würde, denn falls nicht, müssten wir die Langusten bei Enoch abholen, unsere Würstchen in der Pfanne anbraten und an Bord der Silence feiern.

Aber am späten Nachmittag so gegen 16:30 Uhr hatte Petrus endlich Erbarmen mit mir und es klarte auf. Also schnell nochmal mit allen Gästen gesprochen und dann fuhren wir an einen Teil des Strandes, an dem man ohne Probleme anlanden konnte und liefen von dort aus zu Enochs Bar. Die Lobster waren schon fast fertig als wir ankamen, wir warfen unsere Würstchen auf den Grill und dann konnte der leckere Schmaus beginnen.

Und somit wurde aus der großen Geburtstagsparty eine kleine gemütliche Feier. Das war zwar nicht die Art von großer Party, auf die ich mich seit Monaten gefreut hatte, aber das Leben ist kein Wunschkonzert und dank Kai und meiner lieben Freunde hatte ich trotzdem einen wunderschönen Abend. Dafür ganz, ganz herzlichen Dank!

Besser als erwartet

Als wir Anfang letzter Woche von Guadeloupe zurück nach Antigua segelten, hatten wir mit einem eher langen und ätzenden Törn gerechnet.

Zuerst mussten wir die Rückreise nochmal einen Tag verschieben, weil für Dienstag nur sehr wenig Wind angekündigt war. Und dann sah der Wetterbericht für Mittwoch plötzlich nicht so viel besser aus. Es sollte lediglich ca. 12 Knoten Wind haben und einige Regenschauer. Hm, sollten wir nochmal einen Tag verschieben oder Augen zu und durch? 

Wir entschieden uns für letzteres. Morgens um 6:30 Uhr waren wir startklar, doch das Wetter sah nicht so richtig gut aus. Im Kanal zwischen Guadeloupe und Antigua waren gerade recht viele Schauer unterwegs, aber so ca. in einer halben Stunde sollte es besser werden. So warteten wir noch etwas und gingen erst kurz nach 7 Uhr Anker auf.

Zuerst hatten wir nicht wirklich viel Wind, dann ging es mal eine halbe Stunde gut voran und dann schlief der Wind wieder ein. Oweia, sollten wir umdrehen, denn mit dieser Geschwindigkeit würden wir erst irgendwann bei Nacht ankommen. Na ja, wir warten mal noch etwas, vielleicht kommt der Wind zurück und tatsächlich kam er eine halbe Stunde später wieder. Und auch noch wesentlich mehr als angekündigt, so dass wir richtig zügig voran kamen. Super! Die Regenschauer hatten sich auch alle verzogen, wir hatten strahlend blauen Himmel und wunderbare Sicht. Montserrat sah aus, als ob es nur einen Katzensprung entfernt wäre und Antigua sahen wir bereits kurz nach unserer Abfahrt aus Guadeloupe.

Und der Tag wurde noch besser. Plötzlich sah ich immer mal wieder in weiter Ferne einen Wasserstrahl aus dem Wasser schießen. Das mussten Wale sein. Leider konnten wir auch mit dem Fernglas nicht wirklich viel erkennen und so warteten wir, bis wir näher waren. Aber damit war leider nichts, die Wale zogen parallel in der Gegenrichtung an uns vorbei und waren irgendwann verschwunden. Doch nicht einmal eine Stunde später sah ich wieder etwas im Wasser. War das die Fluke eines Wals? Ja tatsächlich, da vorne tauchte immer mal wieder die Schwanzflosse eines Buckelwals auf, winkte einmal kräftig und versank wieder im Wasser. Das ging bestimmt 10 Minuten so, bis er dann leider auch wieder verschwunden war. Schade, dass wir nicht näher gekommen waren.

Aber da kam auch schon der nächste Programmpunkt: Delphine! Zuerst sahen wir ein, zwei große graue Flossen schräg vor uns im Wasser, dann waren es bestimmt 10 und plötzlich waren wir von einer riesigen Schule von Delphinen umzingelt. Sie sprangen wie wild in unserer Bugwelle, sausten unter unseren Rümpfen durch und hatten Spaß. Und wir ebenso. Ich setzte mich ganz vorne auf den Bug, ließ die Beine baumeln und genoss das Schauspiel!

Das ist für uns jedes Mal wieder solch eine große Freude. Mir wäre es am liebsten, die Delphine würden uns auf unserem ganzen Törn begleiten!

So kam uns dieses Mal der Törn nach Antigua viel kürzer vor. Und da es so wenig Wellen hatte, konnte ich sogar noch etwas basteln. Wenn Segeln nur jedes Mal so schön wäre! 

Regatta RORC600

Vergangenen Montag startete die RORC600 in Antigua. Die 600 steht für die 600 Seemeilen, die die Teilnehmer zurückzulegen haben. Gestartet wird in English Harbour, dann geht es an Green Island vorbei hoch nach Barbuda. Von dort nach St. Kitts und Nevis, um Saba herum nach St. Barths, dann weiter nach St. Martin. Nach der Umrundung von St. Martin geht es an Montserrat vorbei bis ganz runter nach Guadeloupe. Auch Guadeloupe muss umrundet werden, bevor es nochmal hoch nach Barbuda geht. Und dann kommt ein Schlag nach Redonda, bevor es auf der letzten Geraden zurück nach English Harbour geht. 

Für uns wäre das eine halbe Weltreise, für manche von den Teilnehmern, ist es eher eine kleine Übernacht-Fahrt. Bei der RORC600 gibt es verschiedene Klassen und so sieht man die verschiedensten Arten von Booten: Trimarane (mit und ohne Foil), Katamarane und Einrumpfer in allen Größen.

Vor ein paar Jahren hatten wir uns bei wenig Wind mal mit dem Dingi draußen bei Green Island mitten ins Regatta-Feld gesetzt und die Teilnehmer waren ganz nah an uns vorbei gezogen. Dieses Jahr hatten wir wesentlich mehr Wind und verfolgten die Regatta deshalb von der nordöstlichen Spitze Green Islands.

Die schnellsten waren die beiden Trimarane Zoulou und Maserati. Sie starteten als letzte in English Harbour und waren doch die ersten, die wir ca. 10 Meilen später an Green Island vorbeiflitzen sahen. Wir hatten einen recht regnerischen Tag mit teilweise 25-30 Knoten Wind und die beiden zogen draußen mit knapp 30 Knoten Geschwindigkeit an uns vorbei. Uns stockte der Atem, als wir die beiden riesigen Trimarane mit mächtig viel Gischt an uns vorbei sausen sahen. Welch ein Gefühl muss das sein, auf einem dieser Schiffe mitten in der Gischt zu sitzen und das Wasser unter sich vorbei rasen zu sehen. Wir schauten mal kurz in eine Live-Aufnahme auf der Regatta-Website rein und bekamen nach wenigen Sekunden schon fast Kopfschmerzen von dem unglaublichen Lärm, der auf Maserati herrschte. Da revidierte ich doch gleich wieder meine Aussage, dass ich liebend gerne mal mitsegeln würde. Wahrscheinlich würde ich das keine Stunde aushalten.

Als der Großteil des Feldes vorbei gezogen war, gingen wir wieder zurück auf unsere Silence und verfolgten das Rennen übers Internet im warmen und trockenen Salon.

Die beiden Trimarane lieferten sich teilweise ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen. Als sie an Green Island vorbei kamen, lag Zoulou ein kleines Stück vorne und das blieb auch lange so. Doch dann fuhr Maserati auf dem Weg nach Guadeoupe ihre Foils aus (Zoulou hat keine Foils) und zog Zoulou mit einer Höchstgeschwindigkeit von 40 Knoten (!) davon. Das ist so was von irre schnell! Eine große Fähre oder ein Frachtschiff ist teilweise mit über 20 Knoten unterwegs, d.h. sie fuhren doppelt so schnell. Das ist wie wenn man mit dem Auto mit über 500 km/h über die Autobahn rast. Und so konnte sich Maserati einen Vorsprung von 13 Seemeilen heraus arbeiten. Doch leider verloren sie diesen langsam aber sicher wieder auf dem Weg von Guadeloupe nach Barbuda. In Barbuda machte Maserati dann noch einen taktischen Fehler und wurde kurz danach von Zoulou eingeholt. Und somit gab es auf den letzten 30 Seemeilen ein Kopf-an-Kopf rennen, das Zoulou mit 11 Sekunden (!) Vorsprung gewann. Könnt ihr euch vorstellen, dass ihr 600 Meilen segelt und dann das Rennen um 11 Sekunden verliert. Entsetzlich!

Zoulou und Maserati beendeten das Rennen somit nach nicht ganz 31 Stunden, während die langsamsten Teilnehmer dafür mehr als 4 Tage und Nächte brauchten.

Obwohl er später ankam, siegte jedoch Alex Thomson (ein bekannter Vendée Globe Teilnehmer) mit seinem Katamaran Tosca Gunboat (jedes Boot bekommt je nach Klasse einen bestimmten Faktor, der dann später auf die Gesamtzeit angerechnet wird). Er hatte für die gesamte Strecke  etwas mehr als 45 Stunden benötigt.

Als wir am Donnerstag von Green Island nach Jolly Harbour segelten, kamen uns einige Teilnehmer auf der Zielgerade entgegen. Drei von ihnen passierten uns ganz nahe und sie taten mir entsetzlich leid. Während ich die letzten drei Nächte ganz gemütlich in meiner Koje gelegen hatte, hatten sich die Crews dieser Boote (teilweise nur 2 Personen) diese Nächte um die Ohren geschlagen. Nein, das wäre eindeutig kein Sport für mich!

Bei einem gemütlichen Sundowner genossen wir am Freitag Abend den Sonnenuntergang in Jolly Harbour, während auf der anderen Seite der Insel die Siegerehrung der RORC600 stattfand.