Bonaire hat mehr zu bieten, als wir erwartet haben. Vergangene Woche haben wir uns für einen Tag einen Roller gemietet, um damit die Insel zu erforschen. Ein Blick auf die Landkarte ließ uns grinsen. Die Insel ist aufgeteilt in verschiedene Bezirke und so sahen wir, dass wir auf unserem Weg zum Washington-Slagbaai National Park vorbei an Guatemala, durch Santa Barbara und Bolivien über Kolumbien nach Rincon kommen. Von dort geht es weiter nach Venezuela, wo der Parkeingang zu finden ist. Hier ist wirklich Multi-Kulti angesagt!
Schon die Fahrt zum National Park war ein Erlebnis. Da wir mit unserer Silence ja immer sehr gemütlich unterwegs sind (unsere jemals erreichte Höchstgeschwindigkeit lag unter 20km/h), empfand ich die 45-50km/h mit dem Roller schon als rasend schnell. Der Norden der Insel ist etwas grüner als der Süden, denn dort wachsen unzählige Kakteen. Außerdem gibt es viele dieser kleinen Büsche, die man aus alten Wildwest-Filmen kennt. Nur dass der Wind sie hier nicht über die Straße treibt, sondern sie noch fest im Boden verwachsen sind. Auch standen immer mal wieder am Straßenrand wilde Esel und es gab sogar Verkehrsschilder, die vor diesen warnten.
Nach ca. einer Stunde kamen wir am Eingang des Nationalparks an, parkten unseren Roller und gingen zur Kasse. Und dort wartete leider eine riesige Enttäuschung auf uns: wir erfuhren, dass es im Park nur Schotterstraßen gibt und es nicht erlaubt ist, diese mit dem Roller zu befahren. Tja, da standen wir nun ziemlich bedröppelt und wussten nicht was tun. Glücklicherweise sagte uns der Parkranger, dass es auch ein paar schöne Wanderwege gibt, wovon einer direkt am Eingang startet. Das klang nach einer recht guten Alternative, so dass wir nicht ganz umsonst hierher gefahren waren.
Der Wanderweg war wunderschön: wir spazierten zuerst durch einen kleinen Kakteenwald, dann ging es über öde Wüste direkt ans Meer. Hier krachte das Wasser an die raue Nordküste und spritzte teilweise durch Blowholes mehrere Meter in die Höhe. Der Weg führte dann ein Stück an der Küste entlang, bevor er wieder ins Inland abbog und wir an eine große Lagune kamen. Und was glaubt ihr, was es da gab? Flamingos! Unzählige pinkfarbene Flamingos durchsiebten das Wasser nach kleinen Krebsen und ähnlichem. Wir waren total fasziniert und hätten ihnen ewig zuschauen können. Doch leider gab es hier in der Einöde überhaupt keinen Schatten und so machten wir uns recht bald wieder auf den Rückweg. Und kurz vor der Straße sahen wir noch ganz viele kleine bunte Papageien, die sich an den Früchten der Kakteen erfreuten.
Nach ca. zwei Stunden waren wir zurück bei unserem Roller und da wir somit noch einen halben Tag Zeit hatten, beschlossen wir ganz hinunter an die Südküste zu den Salt Ponds zu fahren. Auf einer riesigen Fläche gibt es verschieden Salzbecken, deren Farben von einem sehr dunklen rosa bis zu weiß gehen. Die Straße führt unter einem großen Förderband hindurch, mit dem das gewonnene Salz auf Schiffe verladen wird. Und da ich gelesen hatte, dass ab und an auch mal ein Salzbrocken von dem Förderband herunter fällt, machten wir dort einen Stopp und sammelten einige Salzkristalle. Danach ging es vorbei an einer großen Bucht, in der Dutzende von Windsurfern im Wasser waren, wieder zurück zu unserer Silence. Dieser Tag war wie im Flug vergangen und wir hatten einen tollen Eindruck von der Insel gewonnen.
Aber auch die Unterwasserwelt von Bonaire ist unbedingt erwähnenswert. Angeblich gehören die Tauchspots von Bonaire zu den schönsten der Welt und es gibt hier tatsächlich 87 verschiedene davon! Leider haben wir beide zu sehr Probleme mit den Ohren und dem Druckausgleich, so dass wir keinen Tauchgang gewagt haben, aber auch das Schnorcheln war super. Und glücklicherweise haben wir hier jemanden gefunden, der Unterwasserkameras verkauft. Wir testeten für einen Tag eine SeaLife und fanden die Unterwasserbilder so toll, dass wir sie dann auch kauften. Somit gibt es auch für Euch endlich wieder Unterwasserfotos!
Da unsere schwedischen Freunde uns erzählt hatten, dass sie schon oft vor Klein Bonaire gekitet sind, versuchten wir das auch einmal. Aber der Wind war unglaublich böig und das Wasser total unruhig. Wir sind wohl zu sehr verwöhnt von Los Roques, als dass wir diesen Kitespot schön finden könnten.
Ansonsten hatten wir noch ein paar wunderschöne Abende. Unsere Nachbarn nahmen uns mit zu einem Burgerabend in der Marina und am nächsten Abend waren wir auf ihrer tollen 52-Fuß-Oyster zum Abendessen eingeladen. Stephen und Debbie kommen aus Großbritannien und Stephen ist ein ausgezeichneter Koch. Wir waren ja bisher immer sehr enttäuscht von den Gaumenfreuden auf den ehemals englischen Inseln und hatten schon gemutmaßt, dass Engländer überhaupt nicht kochen können. Aber das nehmen wir alles zurück. Stephens Lammbraten mit Yorkshire-Pudding, Lauchgemüse und frittierten Kartoffeln, war das beste, was wir seit langem gegessen haben. Einfach fantastisch! Und die beiden sind ja so nett und lustig.
Wir fanden es so schade, dass wir nicht länger bleiben konnten. Das ist typisch: kaum lernt man supernette Leute kennen und schon muss man weiter.
Und mittlerweile sind wir nun bereits in Curacao angekommen und unser Arbeitseinsatz hat begonnen. Aber davon mehr in unserem nächsten Beitrag.