Weihnachten mal etwas anders

Dieses Jahr waren wir nie so richtig in Weihnachtsstimmung. Ich habe nicht eine Sorte Weihnachtsplätzchen gebacken, aber immerhin gab es bei Lidl einen Christstollen.

Aber wie sollen auch Weihnachtsgefühle aufkommen, wenn es hier anstatt 5°C und regnerisches Schmuddelwetter, an Heiligabend 42°C in der Sonne bei strahlend blauem Himmel hat (na, habe ich euch jetzt schön neidisch gemacht?).

42° Badehose

Ein kleines bisschen haben wir aber schon gefeiert. Abends gingen wir zusammen mit der Besatzung der Kyori, der Felina und noch einem anderen Ehepaar zum Italiener und gönnten uns ein schönes Festtagsessen. Am 1. Weihnachtsfeiertag nahmen wir uns frei und lagen den ganzen Tag in der Sonne und lasen. In Spanien ist jedoch nur ein Feiertag und somit ging es gestern mit neuem Schwung erneut an die Arbeit, damit wir es auch tatsächlich schaffen vor Silvester hier loszukommen.

In diesem Sinne werden wir auch jetzt gleich, natürlich ebenfalls bei strahlendem Sonnenschein, wieder loslegen.

Hier noch drei Fotos mit Weihnachtsstimmung:

Weihnachtsessen Weihnachtsbeleuchtung Elch

Und dieses Foto wollten wir Euch unbedingt mal noch nachreichen. Als wir auf der Werft waren, hatte es richtig viel Wind und Wellen. Es war so heftig, dass die Wellen sogar meterhoch über die Hafenmauer spritzen. Wir hatten zwar auch einige Fotos gemacht, aber Marco, der hier auf Lanzarote Urlaub machte und uns kurz besuchen kam, hat die Atmosphäre richtig toll erwischt. Marco, vielen Dank für das tolle Foto!

Wellen Hafenmauer

Kein Weihnachten auf dem Atlantik!

Seit mehr als einer Woche sind wir nun hier im Hafen am Werkeln und haben gute Fortschritte gemacht. Während man für mich alle möglichen Putzarbeiten fand (wann habe ich eigentlich den völlig verrückten Entschluss gefasst meinen tollen IR-Job gegen den einer Putzfrau zu tauschen?), haben die Männer (damit meine ich Henning und Kai) die neue Halterung für die Solarpanels montiert und diese angeschlossen, eine Halterung für unseren neuen Anker gebaut, alle Fensterscheiben und die Wanten getauscht.

Dingi putzen Griffe putzen Vorstag putzenHafen tauchenMastdurchführungFenster montieren Fenster alt Fenster neu

Vorgestern haben die beiden noch die Wantenspanner unserer Selbsttragung am Mast demontiert, um diese wieder gängig zu machen. Für gestern hatten wir dann geplant, diese wieder zu montieren und auch die Halterung für den Anker sollte montiert werden. Ansonsten gab es noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen, aber unsere Liste war sehr zusammengeschrumpft und wir waren uns einig: eigentlich könnten wir spätestens Dienstag losfahren, aber auf einen Tag kommt es dann ja auch nicht mehr an und somit planten wir Heiligabend noch hier zu verbringen und dann am Mittwoch in See zu stechen.

Also fuhren wir vorgestern mit Henning nach Arrecife, um (mittlerweile zum dritten Mal) bei Lidl für die große Überfahrt einzukaufen. Und da hatten wir noch ein richtig tolles Erlebnis. Während Henning im Hafen auf einem Boot zu tun hatte, liefen Kai und ich schon einmal zu Lidl und luden den Einkaufswagen voll. Irgendwann tauchte dann auch Henning dort auf, um ebenfalls noch schnell ein paar Kleinigkeiten einzukaufen und er hatte den Eigentümer des Bootes, auf dem er gearbeitet hatte, und dessen Sohn dabei. Er stellte uns kurz gegenseitig vor und irgendwie kam mir der Mann bekannt vor. Sein Name sagte mir zwar nichts (Boris), aber ich hatte das Gefühl, dass ich ihn schon mal irgendwo gesehen hatte. Nur wo, könnte das gewesen sein? Ich kam einfach nicht drauf. Also gingen wir zu Hennings Auto (ein Kastenwagen), luden alle unsere Einkäufe ein und da nur zwei Leute vorne neben dem Fahrer sitzen können, packten wir Boris und seinen Sohn nach hinten. Während der ganzen Fahrt zum Hafen überlegte ich, woher ich Boris kennen könnte. Ich vermutete dann, dass er vielleicht auch mal mit seinem Boot in Puerto Calero war und er mir wahrscheinlich dort über den Weg gelaufen war. Nachdem wir die beiden im Hafen von Arrecife ausgeladen hatten und weiterfuhren, fragte ich Henning ob er wisse, woher ich Boris kennen könne. Ihr werdet es nicht glauben! Wer von Euch schaut denn gerne Tatort? Wir hatten doch tatsächlich gerade die Bekanntschaft des Berliner Tatort-Kommissars „Felix Stark“ alias Boris Aljinovic http://de.wikipedia.org/wiki/Boris_Aljinovic gemacht. Und diesen hatten wir in den „Kofferraum“ verfrachtet, während wir schön gemütlich vorne auf unseren Autositzen saßen. Unglaublich, oder? Ich war völlig hin und weg, weil das Berliner Tatortteam immer mein Lieblingsteam war! Irgendwie kann ich es immer noch nicht fassen.

Nach diesem tollen Erlebnis gingen wir gestern frohen Mutes an die Arbeit. Wir waren so erleichtert, dass wir bei unserer riesigen Aufgabenliste endlich ein Ende sehen und waren sicher, dass wir nun alles erledigt bekommen, was noch unbedingt vor der Abfahrt gemacht werden muss. Aber das wäre ja das erste Mal gewesen, dass irgend etwas so geklappt hätte, wie wir dachten. Henning kam irgendwann mit unseren Wantenspannern an und machte uns die schreckliche Mitteilung, dass zwei von dreien völlig festgerostet waren und es unmöglich war, diese zu lösen. Das hieß auf gut deutsch, dass wir zwei neue Spanner kaufen müssen, die aber natürlich hier auf der Insel nicht zu bekommen sind. Wir werden diese also heute in Teneriffa bestellen und dann heißt es warten, wann sie hier ankommen werden. Immerhin gibt es in Spanien nur einen Weihnachtsfeiertag, also könnten wir mit viel Glück am Donnerstag oder Freitag die Ersatzteile in Händen halten. Unser neuer Vorsatz lautet somit: Abfahrt vor Silvester!

An dieser Stelle auch schon mal ein dickes Dankeschön für Eure ganzen Weihnachtswünsche und aufmunternden Worte. Nur das mit dem Daumendrücken hat noch nicht so geklappt. Also bitte noch etwas fester drücken und vielleicht mit etwas mehr Hingabe 😉

Wir wünschen Euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest und ein paar erholsame Tage im Kreis Eurer Familien!

Boiler1 Boiler2 Rumpf alte Streifen Rumpf keine Streifen Rumpf neue StreifenTisch alt neuer Cockpittisch Kaffeerunde

Wasserung mit Zwischenfällen

Am Donnerstag Abend waren wir endlich mit allen Dingen so weit fertig, dass wir mit der Werft vereinbaren konnten, dass wir Freitag um 8:30 Uhr wieder ins Wasser kommen.

Da wir unsere reparierten Ruder wieder einsetzen mussten, nahm man uns bereits abends um 17 Uhr in den Travellift. Henning (den wir hier vor Ort beauftragt haben, die Arbeiten auszuführen, die wir nicht selbst machen können) und Kai schoben die Ruder von unten ins Schiff und danach setzte man uns für die Nacht wieder auf ein paar Holzblöcken ab. Die beiden Männer wollten dann geschwind wieder alles montieren und Feierabend machen, doch natürlich war das leichter gesagt als getan. Wir hatten auch die Ruderschäfte reparieren lassen und somit waren die Löcher für die Bolzen zugeharzt. Diese mussten wir erst mal wieder lokalisieren und neu bohren. Mittlerweile wurde es langsam dunkel und wir holten unsere Taschenlampen heraus, um weiterarbeiten zu können. Als die Ruderquadranten dann endlich montiert waren, schauten wir uns die Ruder von unten an und stellten fest, dass sie überhaupt nicht parallel standen. Wenn das eine mittschiffs stand, stand das andere total nach Backbord. Anscheinend hatten wir beim Einbau die beiden Ruder vertauscht (die sehen ja aber auch total identisch aus) und nun passte nichts mehr. Henning zeigte Kai noch schnell, wo er die Ausrichtung verstellen kann und eilte dann stark verspätet zu einer Verabredung zum Abendessen. Mittlerweile hatten wir jedoch noch Franz als helfende Hand dazu gewonnen, denn ihn hatten wir für 19 Uhr zum Abendessen eingeladen und anstatt schön an unserem Esstisch zu sitzen, stand auch er nun im Motorraum. Die Männer schraubten (sobald sie die völlig festsitzenden Schrauben endlich gelöst hatten), maßen den Rudereausschlag, zogen und machten und taten und um 21 Uhr hatten sie es endlich geschafft. Die Ruderausschläge waren annähernd gleich und alles konnte wieder festgeschraubt werden.

Während Franz und ich das Abendessen anrichteten, ging Kai noch schnell unters Boot und schraubte den Propeller des Backbord-Saildrives dran (an dem wir ja die Simmerringe ausgetauscht hatten), zog die Ölablassschraube fest (für die wir neue O-Ringe gekauft hatten) und füllte Öl ein.

Dann aßen wir erst einmal zu Abend und nach dem Abendessen wollte Kai das gleiche dann noch mit dem Steuerbord-Saildrive machen. Doch schon als er nach unten ging, hörte ich ihn fluchen: „Nein, das darf doch nicht wahr sein! Sch…, sch…, sch…!!“ Ich fragte ihn, was denn los sei und er meinte nur, das wolle ich gar nicht wissen. Als er dann ca. eine halbe Stunde später wieder nach oben kam (mittlerweile war es Mitternacht), erzählte er mir, dass aus der Backbord-Ölablasschraube Öl heraustropfe. Ach herrje, das war wirklich keine tolle Nachricht. Wir gingen also nochmal nach unten, schraubten die Schraube heraus, überprüften, ob der O-Ring richtig sitzt und schraubten alles wieder hinein. Dann gingen wir zur Toilette und als wir zurück kamen, tropfte es erneut. Wir schauten uns die Sache nochmal genauer an und sahen, dass das Öl nicht nur an der Schraube tropfte, sondern auch zwischen der Anode und dem Saildrive herauskam, was hieß, dass auch die neuen Simmerringe nicht dicht waren. Mittlerweile war es schon 1:30 Uhr und wir waren todmüde. Kai schrieb Henning eine sms, ob er bitte am Morgen recht früh kommen könne, denn das Schiff in diesem Zustand zu Wasser zu lassen, war wirklich keine gute Idee!

Am nächsten Morgen wurden wir um 7:30 Uhr durch Hennings Klopfen geweckt. Die Männer machten sich sogleich an die Arbeit, ließen das Öl ab und schraubten alles wieder auseinander. Tatsächlich waren die neuen Simmerringe undicht, da die Propellerwelle leicht ausgeschlagen war. Was nun, denn eine neue Welle hatten wir natürlich nicht und wäre auch recht teuer. Henning meinte dann, wir könnten probieren, die Simmerringe so zu verschieben, dass sie eben nicht mehr auf dem ausgeschlagenen Teil der Welle aufliegen, doch leider konnten wir die alten Ringe nicht demontieren ohne sie zu beschädigen. Also mussten wir warten, bis um 10 Uhr der Volvo-Händler aufmacht und hoffen und bangen, dass dieser die Simmerringe vorrätig hat. Unsere Wasserung um 8:30 Uhr fiel somit erst einmal ins Wasser. Glücklicherweise hatte der Volvo-Händler die Teile vorrätig und Henning und Kai konnten um 10:30 Uhr mit der Tüftelei und dem Einbau beginnen.

Nachdem wieder alles an Ort und Stelle saß, beschlossen wir, mit Henning nach Arrecife zu fahren, um dort etwas Fleisch und Gemüse zu kaufen, da es das hier in unserem kleinen Supermarkt so gut wie gar nicht gibt. So konnten wir dann gleichzeitig ein paar Stunden überbrücken, um zu sehen, ob die Saildrives nun dicht sind.

Wir kamen um 16:00 Uhr zurück und waren gespannt, was uns nun erwarten würden. Uff, großes Aufatmen, kein Öl mehr am Boden. Es schien alles dicht zu sein. Also nichts wie schnell rein ins Wasser. Wir sagten der Werft Bescheid, dass es nun losgehen könne und keine Stunde später lagen wir schon an unserem neuen Platz am Steg.

Ich kann Euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass wir endlich von der Werft runter sind. Endlich kann ich wieder richtig Kochen und Abspülen und unser Boot putzen, damit wir nicht mehr im völligen Dreck leben.

Zur Zeit treffen wir die letzten Vorbereitungen für die Atlantiküberquerung. Drückt uns die Daumen, dass wir keine größeren Defekte mehr finden, so dass wir noch vor Weihnachten hier loskommen!