Tag 17 – Die verflixte Meile

Dieser Tag wird es wiederum nicht in unsere Etmal-Highscore schaffen: nur 57 Seemeilen, hauptsächlich in die falsche Richtung, da der Wind den ganzen Tag über immer noch aus Westen kam. Er wurde aber schwächer und schwächer bis er gegen 18 Uhr fast ganz eingeschlafen war. Zu diesem Zeitpunkt waren es noch 1201 Seemeilen bis Antigua. Da packte mich der Ehrgeiz, denn ich wollte vor der absoluten Flaute diese eine Seemeile noch „totsegeln“! Ich arbeitete wie ein Berserker hinterm Steuerrad, mal hart Backbordruder, mal hart Steuerbordruder gebend, der Kurs stimmte eigentlich nie, oder höchstens mal kurz. Dann, nach einer halben Stunde, kam endlich die Nachricht von drinnen: „Du hast es geschafft, die Meile ist tot!“. Puh, das war anstrengend. Wir bargen schnell die schlagenden Segel, der Wind hatte inzwischen auf 4 Knoten abgenommen. Laut Wetterbericht sollte die ganze Nacht über Flaute sein, so dass wir beschlossen, hier rechts ran zu fahren, und noch ein bißchen zu lesen, dann gemütlich zu kochen und zu essen, ein paar Folgen Big Bang Theory zu schauen und dann zu schlafen. Als ich während des Kochens routinemäßig auf unser GPS schaute, flippte ich fast aus: 1201 Meilen bis Antigua! Der wenige Wind hatte ausgereicht, uns wieder um diese verflixte Meile von unserem Ziel wegzutreiben. Verdammt :-)!
Nachdem kurz vor Sonnenuntergang in 8 Meilen Entfernung ein Kreuzfahrtschiff vorbeigezogen war, suchte ich während der Dämmerung noch mal den Horizont ab. In diesem Augenblick überkam mich ein Gefühl der Verlorenheit auf diesem einsamen Ozean: kein Schiff zu sehen, das nächste Land 1000 Seemeilen entfernt, unter mir mehr als 5000m Wasser. Durch die Windstille herrschte absolute Ruhe, nur manchmal hob die flache, aber hohe Dünung das Heck aus dem Wasser, was ein leises Plätschern entstehen ließ. „Essen ist fertig“, rief es plötzlich von drinnen. Damit war meine Verlorenheit vergessen, denn Andrea hatte sich mit einer Tomaten-Thunfisch-Pasta mal wieder selbst übertroffen! Heute morgen wurden wir dann recht früh vom angekündigten Wind geweckt. Aber davon werde ich im nächsten Beitrag berichten…

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Tag 16 – Die Reise wird zur Odyssee

Heute war ein anstrengender, aber im Hinblick auf unser Vorankommen kein sehr erfolgreicher Tag. Wie ich ja im letzten Beitrag erwähnt hatte, sind wir heute morgen nach Süden gefahren, um laut Wetterbericht auf schwächeren Südwestwind zu treffen. Leider hat sich hier wieder mal der Unterschied zwischen Theorie und Praxis gezeigt. In der Praxis nahm der Wind nämlich an Stärke zu, so dass wir uns doch irgendwann entschieden, auf dem anderen Bug nach Nordwesten zu fahren. Das ist zwar auch nicht ganz unsere Richtung, aber immerhin näher dran als Kurs Süd. Heute Nachmittag erreichte der Frust dann einen neuen Höhepunkt, als wir entdeckten, dass wir seit gestern Abend zwar etliche Meilen gesegelt, aber unserem Ziel Antigua letztendlich nur 3 Meilen näher gekommen sind. Bis übermorgen soll die Passatstörung noch andauern und erst dann werden wir wieder Etmale machen, die den Namen auch verdient haben. Die Tagesetappen der letzten drei Tage waren 71, 78 und 62 Seemeilen. Und davon nur 138 Seemeilen in die richtige Richtung!
Heute mittag haben wir übrigens seit längerem Mal wieder eine andere Segelyacht gesehen und hatten sogar Funkkontakt mit ihr. Es war seltsam, nach über 2 Wochen mit jemand anderem als mit Andrea zu sprechen :-). Die Yacht fährt auch nach Antigua in den English Harbour, so dass wir uns darauf freuen können, die Eigner mal persönlich kennen zu lernen. Auf der kulinarischen Seite sieht es weiterhin gut aus, wir haben immer noch viel frisches Obst und auch einiges an Gemüse an Bord. Gestern gab es zum Beispiel frisches Rotkraut und heute hat Andrea einen leckeren Linsen – Karotten – Kartoffeleintopf gezaubert. Wenn es das Wetter erlaubt, wollen wir aber endlich mal wieder angeln! Vielleicht schon heute, mal sehen…

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Tag 15 – Tief

Heute nur ein kurzes Update, damit ihr wisst, dass es uns gut geht. Nach der schlaflosen Nacht vorgestern konnten wir gestern immerhin einen halben Tag mit Nordwestwind unseren Kurs gen Antigua fahren. Gegen Abend ließ dieser aber nach, bis er ganz weg war. Nach zwei Stunden motoren, um Wasser zu machen und die Batterien aufzuladen, setzte langsam ein West- bzw. Westsüdwestwind ein, gegen den wir nicht gegenan wollten. Daher schalteten wir die Motoren aus und ließen uns über Nacht mal wieder treiben. Leider frischte der Wind in der frühen Nacht auf 5 Beaufort auf und warf dabei steile Wellen auf. Deshalb fing unsere Silence an, sich wild hin und her zu rollen, so dass an eine ruhige Nacht mal wieder nicht zu denken war. Seit heute morgen versuchen wir nach Süden, nun doch gegenan, weiter vom Kern des Tiefs wegzukommen, denn in dieser Richtung soll der Westwind abnehmen. Außerdem sind wir dann in einer guten Position, wenn der Passat morgen oder übermorgen wieder einsetzt. Ich denke, bis dahin werden wir unsere Taktik „Tags fahren, Nachts schlafen“ anwenden, denn im Moment können wir sowieso nicht in die richtige Richtung segeln.
So jetzt gibt’s erstmal Frühstück mit frischem, selbstgebackenem Brot. Das wird allerdings eine Herausforderung, denn da wir gerade gegen 5 Windstärken fahren, fliegt alles, was nicht niet- und nagelfest ist hin und her. Man bräuchte also 5 Hände um Teller, Tasse, Messer, Marmelade, Wurst, Käse festzuhalten und dann gleichzeitig noch was zu essen ;-).

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