Lieber Petrus!
Wir wissen ja, dass Du ein viel beschäftigter Mann bist und die Steuerung des Wetters auf dem Atlantik bei weitem nicht Dein einziges Aufgabenfeld ist. Aber trotzdem möchten wir Dir hiermit mitteilen, dass in dieser Region wohl einiges aus dem Ruder gelaufen ist und dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Vielleicht solltest Du Dir mal den zuständigen Mitarbeiter zur Brust nehmen. Oder gibt es den gar nicht mehr? Wahrscheinlich ist er dem letzten Optimierungsprogramm Deiner Unternehmensberater zum Opfer gefallen. Vermutlich hat Dir einer der Herren in Ihren feinen Anzügen mit ahnungsloser, aber überzeugender Stimme gesagt: „Atlantik!? Wo oder was soll denn das bitte sein? Da draußen ist ja sowieso keiner, das benötigen wir nicht. Diese Abteilung können Sie auflösen.“ So oder ähnlich wird es sich wohl zugetragen haben, obwohl das alles natürlich nur Mutmaßungen sind. Kommen wir also nun lieber zu den Fakten bzw. Forderungen, die der Auslöser für diesen Brief waren:
Punkt 1: Wenn Du Wind machst, solltest Du Dich auf eine oder maximal zwei verschiedene, aber benachbarte Windstärken pro Tag festlegen. Beispiel: morgens 4, abends 5 Beaufort ist regelkonform. Die Abfolge 3, 5, 4, 7, 3, 6, 3 ist nicht innerhalb eines Tages und schon gar nicht innerhalb einer Stunde erlaubt.
Punkt 2: Die Wellen sollten immer aus derselben Richtung kommen wie der Wind. Die Höhe der Wellen sollte außerdem immer in einem vernünftigen Verhältnis zur Windstärke stehen. 5 Meter hohe, steile Wellen bei 3 Beaufort Wind entsprechen dieser Forderung definitiv nicht! Punkt 3: Regenschauer oder neudeutsch Squalls dürfen nur vereinzelt auftreten. Wir buchstabieren: v-e-r-e-i-n-z-e-l-t. Damit ist gemeint, das in Sichtweite eines Schauers nicht schon der nächste in den Startlöchern stehen darf. Auch sollten Squalls nicht an aufeinander folgenden und schon gar nicht an drei Tagen hintereinander auftreten.
Punkt 4: Die Bewölkung sollte 3/8 Bedeckung des Himmels nicht übersteigen. Alles andere hat einen zu starken negativen Einfluß auf die Temperatur und die Anzahl der Sonnenstunden pro Tag.
Punkt 5: Der Passatwind sollte in den Monaten Dezember bis Mai gleichmäßig mit 4 bis 5 Beaufort aus Nordost bis Ost blasen. Tropische Depressionen sind während dieser Zeit im Passatwindgürtel generell nicht akzeptabel und sollten wieder ins Reich der Seefahrermärchen verbannt werden. Wir hoffen, dass Du mit diesen konkreten Angaben die Abteilung „Atlantik“ schnell wieder in den Griff bekommst bzw. wieder neu aufbauen kannst.
Es verbleiben in der Hoffnung auf eine in Zukunft bessere Zusammenarbeit, herzlichst, Andrea & Kai an Bord der Silence, „Midde ufm Adlandig“
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