November 2024 – Wanderung zum Salzsee auf Chacachacare

Nachdem wir endlich unsere Sprayhood fertig genäht hatten, hatten wir uns mal wieder einen kleinen Ausflug verdient.

Als wir die ehemalige Lepra-Station und den Friedhof besichtigt hatten, sahen wir, dass ein kleiner Weg noch weiter in den Wald hinein führte. Auf Google Maps war uns nun aufgefallen, dass es auf der Insel auch einen kleinen Salzsee gibt und wir hofften, dass der Pfad zu diesem See führen würde.

Zuerst ging es relativ steil den Berg hinauf, doch irgendwann kamen wir an eine Serpentine, die etwas flacher verlief. Mit Erstaunen stellten wir fest, dass der vorherige Waldpfad hier in eine ehemals relativ breite asphaltierte Straße überging. Diese war zwar ziemlich überwuchert, aber man konnte noch klar erkennen, dass der Hang abgegraben war.

Wir folgten dieser ehemaligen Straße und kamen irgendwann über einen kleinen Pass. Glücklicherweise verlief der Weg die ganze Zeit im Schatten, so dass wir nicht zu sehr schwitzten und nach dem Pass ging es dann gemütlich und etwas weniger steil als auf der anderen Seite den Berg hinab.

Teilweise mussten wir über umgestürzte Bäume klettern, die den Weg versperrten, aber es war klar ersichtlich, dass der Weg noch benutzt wurde, sonst wäre er schön längst komplett zugewuchert. Wir waren total gespannt, wo uns diese asphaltierte Straße hinführen würde. Bestimmt gab es da unten mal eine kleine Siedlung mit Dock und Häusern, die wir erkunden konnten.

Unterwegs führte ein kleiner Stich nach rechts weg und öffnete den Blick auf einen herrlichen kleinen Strand. Umgeben von Klippen lag dieser völlig verlassen da, weil er wohl nur vom Meer aus erreichbar ist. Ein wunderschöner Ausblick! Hier machten wir eine kurze Pause, tranken etwas Wasser und dann ging es weiter.

Nach einer kurzen Strecke hatten wir dann die erste Aussicht auf den Salzsee und nach weiteren 20 Minuten standen wir an dessen Ufer. Bei diesem See handelt es sich wohl um einen vom Meer gespeisten See, dessen Salzgehalt deutlich höher als der des Meeres sein soll. Probiert haben wir das lieber nicht, denn das Wasser war am Ufer ziemlich schmutzig, aber ansonsten sah der See mit den sich darin spiegelnden Bäumen sehr schön und friedlich aus.

Der See ist lediglich durch einen kleinen Streifen Land vom Meer getrennt und so folgten wir weiter dem asphaltierten Weg in Erwartung bald auf Ruinen von Häusern, einen Steg oder ähnliches zu stoßen. Doch was soll ich sagen: ca. 50m vom Meer entfernt endete der Asphalt urplötzlich und der Weg verlor sich im Unterholz.

Wir standen vor einem Rätsel. Wieso schlug man mehrere Kilometer lang eine ca. 5m breite Straße in den Berg und asphaltierte diese, wenn sie nirgendwo hinführte? Wir schauten uns die Gegend später auch nochmal auf Google Maps an, konnten aber keinen Hinweis auf Gebäude, einen Hafen o.ä. finden. Tja, es wird für immer ein Rätsel bleiben.

Doch die Aussicht übers Meer auf Trinidad war mal wieder herrlich und auf jeden Fall die Wanderung wert. Wir erkundeten noch etwas den Kiesstrand und aßen einen kleinen Snack unter den Bäumen am Ufer. Gerne wären wir hier noch eine Weile sitzen geblieben, doch wir sahen, wie sich über Trinidad bereits die Regenwolken zusammen zogen.

Hier in Trinidad und auch auf Chacachacare kann man fast die Uhr nach dem Regen stellen. Während es in Trinidad fast jeden Tag so zwischen 12 und 13 Uhr einen heftigen Schauer gab, kam dieser meist so gegen 14 Uhr hier in Chacachare an. Doch heute hielt sich das Wetter anscheinend nicht an den normalen Zeitplan.
Wir waren gleich morgens nach dem Frühstück gestartet und es war noch weit vor Mittag, als wir die Regenwolken kommen sahen. Oh je, nichts wie schnell zurück zu unserer Silence. Doch natürlich holte uns der Regen auf ca. der Hälfte des Rückwegs ein. Glücklicherweise bot der Wald etwas Schutz und es prasselte auch nicht allzu sehr, so dass wir nicht völlig durchnässt, sondern nur leicht feucht bei unserer Silence ankamen.
Uns hatte der Ausflug dennoch sehr gut gefallen, da der Weg meist im Schatten lag und es dadurch nicht allzu heiß war. Auch ging es nicht sehr hoch hinaus und für hin und zurück benötigten wir rund drei Stunden. Das war eine sehr willkommene Abwechslung zu den vorherigen Tagen, die doch durch sehr viel sitzen geprägt waren.

Zuerst saßen wir beim Frühstück, dann beim Nähen, dann beim Mittagessen, dann wieder beim Nähen und dann beim Abendessen. Das ist für uns eindeutig zu viel sitzen und uns fehlte der Auslauf. Und den hatten wir heute mal wieder ausreichend bekommen 🙂

November 2024 – diverse Bootsprojekte in Chacachacare

Nachdem wir uns mit Ausflügen und kleinen Wanderungen einige Tage von den Strapazen der Werft erholt hatten, waren dringend noch ein paar Arbeiten fertig zu stellen.

Da wir ja zwei Tage länger als erwartet auf der Werft bleiben mussten, hatten wir dort z.B. angefangen unsere Lagoon-Aufkleber zu entfernen. Diese waren total ausgeblichen und einfach nicht mehr schön anzuschauen und so hatten wir uns im Internet neue bestellt.

Das Entfernen der Aufkleber war, mangels Fön oder Heißluftpistole, leider eine etwas aufwändige Arbeit, aber dafür ging das Anbringen der neuen Aufkleber umso schneller. Untere Folie abgezogen, mit Tape fixiert und dann mit einem Schaber vorsichtig festgedrückt, damit keine Luftblasen entstehen. Danach noch die obere Folie entfernen und fertig. Wow, das war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Natürlich durften wir die Aktion noch einmal wiederholen, weil auf beiden Seiten unseres Salons ein Aufkleber ist, aber danach sah unsere Silence gleich mal 10 Jahre jünger aus 😉

Das war sicherlich kein wichtiges Projekt, aber wir schoben damit ein anderes Projekt vor uns her, auf das wir beide nicht so richtig Lust hatten. Denn wir mussten ja noch eine neue Sprayhood nähen. Ihr erinnert euch sicherlich, dass unsere Sprayhood den Aufenthalt auf der Werft (obwohl im Innern des Bootes verstaut) nicht gut überstanden hatte:

Und so sollten wir dieses Projekt endlich mal in Angriff nehmen, denn ohne Sprayhood wollten wir nicht von Trinidad los segeln. Wir wussten, dass dies kein schnelles einfaches Projekt sein würde und in der Tat dauerte es uns mehrere Vormittage, um die neue Sprayhood fertig zu stellen.

Zuerst schnitten wir die transparente Folie zu, an die dann der Stoff, ein Wulst für eine Schiene und Reißverschlüsse angenäht werden mussten.

Doch gleich zu Anfang legte man uns den ersten Stein in den Weg: unsere Nähmaschine wollte einfach nicht richtig nähen. Ständig ließ sie Stiche aus und nähte insgesamt sehr unsauber. Was war denn da los? Nach längerer Suche entdeckte Kai das Problem. Eine kleine Madenschraube war gebrochen. Glücklicherweise fand Kai in seinem Fundus eine ähnliche, aber größere und daher stabilere Schraube, die er einbauen konnte. Dazu musste er das Gewindeloch allerdings aufbohren und ein neues, größeres Gewinde reinschneiden. Ganz schön viel Aufwand, aber sonst wäre das gleich das Aus für unser Nähprojekt gewesen.

Nachdem dieses Problem behoben war, lief es dann eigentlich ganz gut. Die mehrere Meter lange Folie war zwar nicht so einfach durch die Maschine zu bekommen und sollte ja auch auf keinen Fall geknickt werden, doch wenn wir sie durch unser Salonfenster nach draußen führten, klappte es 😉

Am Ende gab es nochmal einen kleinen Rückschlag. Als wir den Reißverschluss, mit dem wir die Sprayhood an unserem Bimini festmachen, angebracht hatten, stellten wir fest, dass die Sprayhood nicht richtig gespannt war und etwas durchhing. Also Reißverschluss nochmal auftrennen und etwas weiter unten annähen und dann passte es.

Jetzt musste nur noch seitlich ein Reißverschluss angebracht werden, mit dem wir unseren Sonnen- und Regenschutz an der Sprayhood festmachen können und dann war es geschafft und wir atmeten auf. Wir haben zwar mittlerweile schon wirklich viele Dinge genäht, aber wenn etwas so auf den Millimeter genau passen muss, ist das immer noch eine Herausforderung für uns.

 

Und wo wir nun schon mal die Nähmaschine draußen hatten, reparierten wir auch gleich noch unser Bimini.

Nach Fertigstellung dieser ganzen Näharbeiten mussten wir mal wieder an einen Untertitel eines Segler-Buches denken, das wir vor Beginn unserer Reise gelesen hatten: „Wir reparieren unser Boot an den schönsten Plätzen der Welt.“ Das traf hier mal wieder den Nagel auf den Kopf.

November 2024 – Leprakolonie auf Chacachacare

Von unserem Ankerplatz aus, konnten wir direkt auf die Ruinen einiger Häuser auf einem Hügel schauen und wir fragten uns, ob das vormals Villen reicher Trinidadier gewesen waren.

So machten wir uns auf einen Erkundungsgang und stellten mit Überraschung fest, dass es sich bei den Gebäuden um ein ehemaliges Krankenhaus handeln musste. Das war ja interessant. Warum gab es hier mitten in der Einöde auf einer unbewohnten Insel mal ein Krankenhaus?

Wie gut, dass es das Internet gibt, das einem solche Fragen umgehend beantworten kann. Mit Erstaunen erfuhren wir, welch bewegte Vergangenheit Chacachacare hatte.

War ja zuerst der Walfang ein großes Thema, so gab es hier wohl auch mal Baumwoll-, Zucker- und Kakaoplantagen. Aber die meisten Leute lebten zwischen 1922 und 1984 auf Chacachacare und zwar in einer Leprakolonie.

Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Port of Spain, der Hauptstadt Trinidads, ca. 300 Leprakranke. Um die Ansteckung durch Erkrankte zu minimieren wurde 1845 in Cocorite eine Leprakolonie eröffnet und 1868 bekam die britische Regierung Unterstützung in der Bekämpfung der Krankheit: Schwestern eines Dominikaernordens aus Burgund kamen nach Trinidad um ihr Leben den Leprakranken zu widmen. Doch die ansteckende und damals noch unheilbare Krankheit war nicht in den Griff zu bekommen. Und so beschloss die Regierung Trinidads eine neue Leprakolonie auf Chacachacare zu gründen.

1870 wurde der Leuchtturm gebaut und nach und nach kamen ein Steinpier, ein Sanatorium, eine kleine Kirche und eine Schule hinzu. Doch es dauerte noch mehrere Jahrzehnte bis die Patienten dann tatsächlich nach Chacachacare umgesiedelt wurden, denn ihnen graute vor der Einsamkeit der Insel und sie wollten Trinidad nicht verlassen. Erst im Jahr 1922 wurden die Erkrankten eines Morgens plötzlich nach Chacachacare gebracht und das alte Leprosarium angezündet, weil man davon ausging, dass es kontaminiert war.

Das Leben auf der Insel war beschwerlich. Während das Sanatorium und die Schule auf der Südseite der Insel lagen, waren die Kapelle und die Unterkünfte der Nonnen und des Arztes auf der anderen Seite der Bucht und diese mussten mit Booten hin und her fahren.

Die Nonnen opferten ihr Leben für die Pflege der Erkrankten, denn einige von ihnen verließen Chacacachare nicht mehr. Ein kleiner Friedhof etwas abgelegen vom ehemaligen Sanatorium beherbergt noch heute die Gräber der Nonnen und Ärzte, die hier auf Chacachacare starben. Zwei der Nonnen steckten sich sogar mit Lepra an, eine davon soll Selbstmord begangen haben.

Mich überkam Gänsehaut beim Anblick des Friedhofs und ich kann die Menschen nur bewundern, die ihr eigenes Leben aufgaben, um hier auf Chacachacare die Leprakranken zu versorgen.

Nachdem immer weniger Frauen ihr Leben der Kirche widmeten, war es zunehmend schwieriger neue Nonnen des Dominikanerordens für Chacachacare zu gewinnen und so verließen 1950 die letzten Schwestern die Insel und übergaben das Leprosarium an ein einheimisches Team von Schwestern. 1984 starb der letzte Leprakranke und das Leprosarium auf Chacachacare wurde geschlossen.

Es war spannend durch das ehemalige Sanatorium zu laufen. Hätte es nicht eine solch schreckliche Vergangenheit, wäre es ein wunderschöner Ort. Das ganze Gebäude ist von einem Balkon umgeben, jedes Zimmer hat große Fenster und Türen, durch die die ganze Zeit eine kühle Prise weht. Während es draußen unglaublich heiß war, war es hier drinnen herrlich angenehm und die Aussicht über die Bucht war traumhaft.

Einen etwas unheimlichen Touch gaben den Gebäuden jedoch die Rabengeier, die überall herum lungerten. Von unserem Ankerplatz, direkt unterhalb des Sanatoriums, konnten wir sie nachts über die Wellblechdächer hüpfen hören, was ziemlich schaurige Geräusche erzeugte. Kein Wunder, dass die Insel im Ruf steht verwunschen zu sein. So schön die Ruinen bei Tag aussehen, nachts würde ich sie nicht erkunden wollen 😉

Noch ein kleiner Exkurs zum Thema Lepra, für die, die es interessiert. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich dachte diese Krankheit sei ausgerottet. Für mich war Lepra etwas, dass es vor Jahrhunderten mal gab (ich hätte die Krankheit ins Mittelalter gesteckt), aber mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass es auch heutzutage noch Neuerkrankungen gibt.

Entdeckt hatte den Erreger 1873 der Norweger Gerhard Armauer Hansen, weswegen sie auch Hansen-Krankheit genannt wird (auf dem Gedenkstein auf dem Friedhof wurde z.B. unter dem Namen der Schwester Rose de Ste. Marie Vebert vermerkt, dass sie an der Hansenean disease gestorben ist). Die Krankheit wird durch ein Bakterium ausgelöst und geht mit Veränderungen an Haut, Schleimhäuten, Nervengewebe und Knochen einher. Oft verlieren die Erkrankten das Gefühl für Kälte, Hitze und Schmerz und verletzen sich somit unbemerkt. Da keine Schmerzen verspürt werden, werden Wunden nicht behandelt und durch Entzündungen sterben dann Körperteile ab.

Die Übertragung findet durch Tröpfcheninfektion statt. Da Lepra jedoch nur schwach ansteckend ist, bedarf es für die Übertragung des Erregers eines langfristigen engen Kontakts mit einem Infizierten. Oft liegt die Ursache von Neuerkrankungen in mangelnder Hygiene und einem geschwächten Immunsystem.

Die Inkubationszeit ist sehr lang. Sie dauert mindestens einige Monate, für gewöhnlich ca. 5 Jahre, manchmal aber auch 20 Jahre oder länger.

Heutzutage gilt Lepra als heilbar und kann mit Chemotherapie und Antibiotika bekämpft werden. Dennoch gab es z.B. im Jahr 2023 mehr als 180.000 Neuerkrankungen. Die meisten Erkrankten leben in Indien, Brasilien und Indonesien.