Brändi Dog

Da ich Kai zu seinem Geburtstag lediglich einen Gutschein für Brändi Dog geschenkt hatte, musste ich nun langsam mal ans Herstellen des Spiels gehen. Ich hatte ursprünglich vor, den Spielplan am Computer zu entwerfen, diesen auszudrucken und dann auf Karton aufzukleben. Doch Kai meinte, dass es doch viel toller wäre, wenn wir ihn, wie auch das Original, aus Holz herstellen würden. 

So ging Kai auf die Suche nach einer Sperrholzplatte und wurde bei unserem Seglerkameraden Jan fündig. Dieser schenkte ihm ein Stück, aus dem Kai sich die gewünschte Größe aussägte. Gleichzeitig entwarf ich ein Viertel des Spielplans auf dem Computer und wir druckten dieses vier Mal aus. Dann klebten wir die Ausdrucke mit Buchbinderleim mit der bedruckten Seite nach unten auf die Sperrholzplatte. Einen Tag später rubbelten wir das Papier mit den Fingern und Wasser wieder ab. Leider rubbelten wir, aufgrund mangelnder Erfahrung, zu sehr und der Aufdruck ging teilweise auch wieder ab. So mussten wir den ganzen Vorgang nochmals wiederholen.

Schließlich war es geschafft und wir hatten den Grundriss des Spielplans aufs Holz übertragen. Nun mussten wir aber noch einige Felder einfärben. Hierzu benötigte ich gelbe, rote, blaue und grüne Acrylfarbe. Ich hatte aber leider nur gelbe. Was nun? Wo könnten wir nun Acrylfarbe her bekommen. Da fiel mir doch gleich jemand ein: Tony, unser guter Freund, der am Strand Bilder auf alte Holzplanken zaubert. Er war sofort begeistert, als ich ihm unseren Spielplan zeigte und lieh mir bereitwillig rote, grüne und blaue Farbe. Ich malte damit geschwind die paar Felder aus und brachte ihm die Farben dann gleich wieder zurück. 

Jetzt sah das doch schon richtig gut aus. Spielen konnte man es schon, zumal wir in unserem Carcassone-Spiel auch noch tolle Spielfiguren gefunden und Marie mir ja bereits Rommée-Karten geschenkt hatte. 

Aber damit das alles auch haltbar ist, sollte es natürlich noch lackiert werden. Das übernahm Kai dann wieder und trug drei Tage lang jeweils eine Schicht Lack auf. Und fertig war unser Brändi Dog!

Allen die gerne Brettspiele mögen, die nicht nur auf Glück, sondern auch auf Strategie basieren, können wir Brändi Dog nur ans Herz legen!

Zurück in Tobago

Leider zogen die sechs Wochen Aufenthalt in Deutschland mehrere Wochen Arbeit auf unserem Boot hinter sich her.

Nicht nur, dass innen alle Wände und Decken verschimmelt waren, auch außen hatten wir überall grünen Bewuchs, Dreck und Schimmel.

Glücklicherweise hatten wir einen ziemlichen Jetlag, so dass wir in den ersten Wochen jeweils morgens um 6 Uhr topfit waren. So konnten wir, bevor es richtig heiß wurde, einige Arbeiten am Boot erledigen. Zuerst mussten Genua, Lazybag und unser Großsegel wieder angebracht werden. Dies alleine waren schon 1,5 Tage Arbeit.

Dann mussten wir unsere Ankerkette und unseren Hahnepot (zwei Leinen, die an der Kette angebracht sind) vom Bewuchs befreien. Das kostete uns zwei volle Tage! Tobago bekommt regelmäßig sehr nahrhaftes Wasser vom Orinoco ab, das einfach alles wachsen lässt. So war Kai einen weiteren Tag damit beschäftigt unsere Rümpfe, Ruder und Propeller von Algen und Muscheln zu befreien.

   

Und währenddessen durfte ich mal wieder unser ganzes Konservenschapp ausräumen. Unser Kühlschrank hatte in der Hitze zu viel Kondenswasser gebildet und dieses war in mehrere Schapps gelaufen, die nun komplett ausgeräumt und getrocknet werden mussten. Welch ein Mist!

Wir schrubbten das gesamte Boot und Cockpit auf Knien von außen ab, weil überall Algenbewuchs und Schimmel auf unserem Deck waren. Innen war ebenfalls alles verschimmelt. Einen Rollo musste ich einen halben Tag lang immer wieder mit einer Zahnbürste und Chlorbleiche bearbeiten, bis er endlich wieder sauber war. Alle Decken und Wände mussten abgewaschen werden, die Polster um unseren Esstisch allesamt mit einer Bürste und Waschmittel geschrubbt werden,… Wenn wir nun das Wort putzen hören, stehen uns die Haare zu Berge. 

Außerdem hatten wir von zu Hause neue Trimmfäden für das Großsegel mitgebracht und uns selbst Reffpunkte für unsere Genua „gebastelt“. Wir importierten eine dicke transparente Folie und nähten uns daraus eine neue Sprayhood, weil die alte so von der Sonne mitgenommen war, dass man nicht mehr hindurchsehen konnte.

Und als ob das alles nicht schon genug Arbeit wäre, ärgerte uns unsere Silence immer wieder mit neuen Reparaturen.

Unter der Spüle stank es urplötzlich erbärmlich! Jedes Mal wenn wir die Tür zum Mülleimer öffneten, fielen wir fast in Ohnmacht. Wir vermuteten, dass es der Abfluss der Spüle sei und nahmen diesen komplett auseinander und reinigten ihn. Er war zwar verdreckt, stank aber nicht so sehr. Wo kam nur dieser schreckliche Gestank her? Ich räumte den ganzen Schrank unter dem Waschbecken aus und putze alles. Der Gestank blieb! So langsam machte sich Verzweiflung bei uns breit. Wir hingen mit dem Kopf im Schrank und versuchten zu erschnuppern, wo der Gestank herkam. Endlich einigten wir uns darauf, dass es aus einem Loch im Schrank heraus stank. Wo führte das Loch eigentlich hin? Nach einiger Suche fanden wir den Übeltäter: eines unserer Ventile in einem Schrank in unserem Schlafzimmer war leicht undicht und feucht. Doch um das zu reparieren, müssten wir das Boot aus dem Wasser holen. So reinigten wir es so gut es ging, banden eine Windel drum herum und stellten etwas Baking Soda in den Schrank, um den Geruch aufzufangen.

Ein paar Tage später brach der Verschluss der Klappe über unserem Navitisch heraus. Dann war plötzlich unsere Toilette undicht. Beides war aber glücklicherweise recht schnell repariert. 

Dann ging der Reißverschluss des Sonnenschutzes, den wir an unser Bimini machen können, kaputt, unsere Pütz war undicht und es brach eine Schraube am Scharnier unseres Gasschapps ab. Mit der Reparatur des Sonnenschutzes müssen wir warten bis wir irgendwo einen neuen Reißverschluss kaufen können. Und für die Reparatur des Gassschaps musste Kai den Deckel abbauen, Löcher bohren und die Halterung mit neuen Schrauben befestigen.

Und als ob das alles nicht schon genügt hätte, entdeckte Kai zufällig noch ein größeres Desaster. Als er etwas an unserem Backbord-Motor checkte, warf er einen Blick in den Zwischenraum hinter unseren Schapps im Cockpit und der Außenwand des Bootes, und sah, dass die Halterung einer unserer Davits  (an denen wir unser Dingi aufhängen) aufgebrochen war. Ach herrje, das müssen wir dringend reparieren, bevor uns unser Dingi herunter bricht. Kai wollte dies gerne mit großen Rohrschellen reparieren, doch diese waren in Tobago nicht zu bekommen und wir mussten auf Grenada hoffen.  

Uns stand es mal wieder Oberkante Unterlippe und wir waren völlig frustriert!

So beschlossen wir, uns etwas erfreulicheren Dingen zu widmen und Kai reparierte ein paar Navigationsinstrumente für die er die Displays von zu Hause mitgebracht hatte. Und ich bastelte ihm noch ein nachträgliches Geburtststagsgeschenk. Freunde von uns hatten uns ein Spiel namens Brändi Dog beigebracht (die Schweizer Variante von Dog), welches uns super gefiel. So hatte ich Kai zu Hause zu seinem Geburtstag einen Gutschein für dieses Spiel geschenkt und meine Freundin Marie hatte Rommee-Karten dazu beigesteuert. Es basiert quasi auf einem ähnlichen Spielfeld wie Mensch-ärgere-Dich-nicht, aber anstatt mit einem Würfel, spielt man es mit Karten und wenn man zu viert spielt, spielen jeweils zwei Pärchen zusammen. Es ist ein taktisches Spiel, das einfach unglaublich viel Spaß macht und wir freuten uns darauf uns dieses zu basteln.

Wie wir das umsetzten, erzähle ich Euch dann im nächsten Blogbeitrag. 

Geschaukel in Tobago

Nachdem wir hier in Tobago ein paar wunderschöne Wochen verbracht haben, zeigt es sich momentan leider eher von seiner schlechten Seite.

Zuerst wurden wir vergangenen Freitag von Seine-Net-Fischern von unserem schönen Ankerplatz in Plymouth vertrieben. Nachdem wir bereits 1 1/2 Wochen an dieser Stelle lagen, bestanden sie plötzlich darauf, dass wir ihnen beim Fischen im Weg seien und wir müssten in die Mitte der Bucht ankern. Wir waren uns ziemlich sicher, dass dies kein guter Ankerplatz ist, weil dort sowohl Schwell von Norden als auch von Süden ungehindert einlaufen kann. Doch alles diskutieren nützte nichts, wir mussten hier weg und zwar noch heute!

Also ankerten wir unter großem Grummeln in die Mitte der Bucht und machten uns gleich darauf an unsere eigentlich für diesen Tag vorgesehen Arbeiten. Wir nahmen unser Großsegel und Lazy Bag herunter und verstauten beides in unserer Heckkabine. Was so einfach klingt, ist ganz schön viel Arbeit und wir waren am späten Nachmittag recht k.o., als wir diese Aufgabe bewältigt hatten.

 Bisher war der Ankerplatz gar nicht so schlecht wie wir gedacht hatten und wir schliefen selig ein. Als jedoch nachts der Wind nachließ, drehte sich unsere Silence quer zur Welle und wir schaukelten, dass fast das Geschirr aus dem Schrank fiel. Ich fiel im Bett von einer Seite zur anderen und beschloss irgendwann im Salon zu schlafen. Doch auch dort wackelte es sehr und es dauerte eine ganze Weile bis ich wieder eingeschlafen war. Kai hatte sich sein Kissen über den Kopf gezogen und sich quer ins Bett gelegt und schlief auch irgendwann wieder ein. Doch wir wachten beide immer mal wieder auf, wenn es urplötzlich ganz besonders schlimm schaukelte. Und genau so plötzlich wie der Spuk angefangen hatte, hörte er auch wieder auf. Morgens um 6 Uhr war alles wieder friedlich und wir schliefen nochmal bis gegen 8 Uhr.

Am nächsten Tag das gleiche Spiel. Mitten in der Nacht fing es wieder an zu schaukeln wie verrückt und ich verzog mich erneut in den Salon. Ich kann euch sagen, wir waren morgens ganz schön erschlagen!

Die nächste Nacht hatten wir dann mehr Glück. Es schaukelte überhaupt nicht und wir durften komplett durchschlafen. Doch dieses Mal bekamen wir das Gewackel dafür am Tag. Wir hatten eigentlich noch jede Menge Arbeit am Boot, um es vor unserer Abreise „hurrikansicher“ zu machen, doch es schaukelte die ganze Zeit so heftig, dass wir irgendwann beschlossen, alles liegen und stehen zu lassen und an Land zu flüchten. Als wir von unserem Landausflug zurück kamen, hatte sich alles wieder beruhigt, so dass wir gemütlich Abend essen konnten.

Nach dem Abendessen fing das Gewackel wieder an, doch glücklicherweise nur für ein paar Stunden und die Nacht war erneut recht ruhig. Dennoch waren wir am nächsten Tag noch ganz schön gerädert! Ich hatte Kopfschmerzen und fühlte mich, als ob ich tagelang gefoltert worden wäre.

Und das beste an der Sache war noch, dass die Fischer weder Samstags, noch Sonntags, noch Montags gefischt hatten. Sie hatten uns also einfach so zum Spaß dort weggejagt. Wir kochten beide ziemlich vor Wut!

Am Dienstag beschlossen wir zurück in die Store Bay zu fahren, weil wir dort vor unserer Abreise noch einige Dinge zu erledigen hatten. Wir mussten noch unsere Dieseltanks auffüllen, unsere Ankerkette rumdrehen (weil eine Seite ziemlich verrostet ist) unsere Genua herunternehmen und ein paar Besorgungen erledigen.

Wir hatten beide gehofft, dass wir dort etwas geschützter ankern können, doch Pustekuchen! Zuerst sah es noch ganz gut aus. Als wir ankamen, machten wir gleich an einer Boje fest und drehten unsere Ankerkette um. Das klappte hervorragend, doch als wir den Anker wieder anschäkeln wollten, fing auch hier das Gewackel an. Da südlich von Tobago ein paar große Schauer durchgezogen waren, hatte sich Schwell aufgebaut, der nun direkt hier in die Bucht lief. Wir schaukelten wie ein Korken auf dem Wasser, kein Schritt traf dorthin, wo er hinsollte und wir schwankten wie besoffen übers Boot. Na, so kann man ja super arbeiten! Wir waren froh, als der Anker wieder an Ort und Stelle war, wir von der Boje losmachen und ankern konnten. Und dann saßen wir im Salon und schimpften wie die Rohrspatzen, weil alles so wackelte und wir völlig entnervt waren.

Am späten Nachmittag hörte das Gewackel dann glücklicherweise wieder auf und wir freuten uns auf eine ruhige Nacht. Tja, zu früh gefreut. Um 4:00 standen wir beide im Bett, weil wir wieder so sehr schaukelten, dass im Boot alles hin- und herrutschte. Dieses Mal ging Kai in den Salon und las ein paar Stunden, während ich versuchte im Bett auszuharren. Doch es dauerte ewig bis ich wieder einschlafen konnte.

Wir sind echt beide fix und fertig. Das ist wie Folter, wenn man müde ist und einfach nicht schlafen darf, weil die ganze Zeit jemand am Bett rüttelt. Wir können gar nicht in Worte fassen wie sehr wir uns darauf freuen in Deutschland endlich mal wieder 6 Wochen am Stück jede Nacht durchzuschlafen. Das wird himmlisch!