Und wir haben doch ein Segelboot…

Nach den letzten beiden recht negativen Blogs, wollen wir heute lieber mal über ein paar positive Dinge berichten:

Vor einigen Tagen haben wir z.B. zum ersten Mal unseren Spinaker gesetzt. Für alle Nichtsegler: der Spi ist ein Leichtwindsegel für Wind aus achterlichen Richtungen. Endlich hatten wir Wind von hinten und nicht wie die ganzen Tage vorher direkt auf die Nase. Bis zu diesem Tag hatten wir tatsächlich langsam daran gedacht unser Boot umzubenennen, weil wir ständig mit Motorenlärm unterwegs waren (von Silence konnte da keine Rede sein). Aber an diesem Tag war alles anders und wir konnten unser schönstes Segel setzen.

Spi3 Spi2 Spi1

Für uns war es das allererste Mal, dass wir mit Spi gesegelt sind, und wir haben es riesig genossen. Der Wind kam mit ca. 11 Knoten von hinten, unser Spi stand wie eine eins und wir segelten mit flotten 4,4 Knoten übers Wasser. Ja, so macht das Segeln Spaß! Und wenn man dabei bei tollem Sonnenschein noch einen Blick auf wunderschöne Küsten und Strände hat, dann ist die Welt in Ordnung.

Abends lagen wir in Porto Cervo, dem Saint-Tropez von Sardinien. Dort treffen sich die Reichen mit Ihren riesigen Motoryachten und auch wir hatten Gelegenheit einige davon zu bestaunen. Unglaublich, dass Privatpersonen Yachten in der Größe von Kreuzfahrtschiffen haben. Wir lagen vor dem Hafen in einer kleinen Bucht vor Anker und hatten einen wunderbaren Blick auf die die schönen Häuser an der Küste und die ganzen großen Yachten. Und obwohl in unserem Revierführer steht, dass man im Sommer in dieser Bucht nur schwerlich einen Platz bekommt, waren wir am Abend ganz alleine.

Porto Cervo4Porto Cervo3

 Porto Cervo2Porto Cervo1

Nun sind wir gerade im Maddelena-Archipel unterwegs. Die Inseln sind traumhaft, nur leider am Tag oftmals etwas überfüllt. Am Wochenende waren wir in einer Bucht auf Caprera und tummelten uns dort tagsüber mit mehr als 20 anderen Booten. Da war es gar nicht einfach ein Plätzchen zum Ankern zu finden. Schließlich beschlossen wir, dass wir uns sicherheitshalber nicht nur mit unserem Anker, sondern auch noch mit zwei Leinen hinten an Felsen festmachen. Dies hatten wir mit unserem Kat bisher noch nie getan und somit waren wir leider auch nicht so richtig gut vorbereitet. Während Kai die Motoren steuerte, drückte man mir eine Leine in die Hand und sagte, ich solle zu den Felsen schwimmen und diese dort festmachen. Also sprang ich mit meinem Bikini ins Wasser, schwamm schnell mit der Leine zu den Felsen und stellte dort fest, dass überall auf den Felsen kleine süße schwarze Seeigel saßen. Nach Zögern meinerseits, wurden vom Boot Befehle gerufen: „Schnell, schnell, mach uns an einem Stein fest. Beeile Dich!“ Aber wie soll ich um einen Stein festmachen, wenn dort lauter Seeigel sind? Also tauchte ich nochmal kurz mit dem Kopf unter Wasser, fand einen Platz auf dem Stein für meine Füße, stellte mich hin und fing an die Leine um den Stein zu wickeln. Doch leider waren auch oben am Stein Seeigel, so dass ich mit meiner Hand einen davon streifte, erschrak und erst einmal mit meiner Arbeit inne hielt. Wieder wurde gerufen: „Schnell, beeile Dich doch!“ Tja und da stand ich nun mit meiner Leine und mir fiel vor lauter Hektik überhaupt kein Knoten mehr ein. Wie war das doch jetzt gleich mit dem Palstek? Egal, einfach das machen, was mir einfällt, fürs erste wird es schon reichen und später kann man ja immer noch einen anderen Knoten machen. Also machte ich schnell zwei halbe Schläge, stürzte mich wieder ins Wasser, schwamm zurück zum Boot und holte mir die zweite Leine. Glücklicherweise war bei dieser nicht mehr ganz so viel Eile geboten und ich konnte mir in aller Ruhe eine gute Stelle aussuchen und einen schönen Palstek anbringen.

Zurück am Boot war ich fix und fertig, aber auch heilfroh, dass ich uns immerhin halbwegs sicher an den Felsen festgemacht hatte. Zwar hatte ich mir dabei ein paar Blessuren geholt (eine Riesenschramme an der Wade blutete heftig, ich war mit der Fußsohle in irgendetwas getreten und an der Hand hatte ich mich auch noch leicht aufgerissen), aber mit etwas gründlicherer Vorbereitung wird das in Zukunft hoffentlich alles besser. Nächstes Mal werde ich auf jeden Fall Handschuhe, Badeschuhe, Taucherbrille und Schnorchel tragen. Oder noch besser, ich lasse einfach Kai ins Wasser springen und ich mache das mit den Motoren 😉

Kai musste dann sowieso nochmal nachbessern, weil ich vor lauter Angst vor den Seeigeln leider etwas niedrige Felsen genommen hatte. Hier im Mittelmeer gibt es zwar keinen großen Tidenhub (ca. 50cm), aber als die Flut kam, standen diese doch recht schnell unter Wasser. Also schwamm Kai mit guter Ausrüstung von Michel nochmals hin und machte uns schön an großen Felsen weiter an Land fest.

Caprera9

Aber immerhin hatte sich der ganze Aufwand gelohnt. Mittags kam der Eismann direkt zu uns ans Boot und wir aßen jeder ein Magnum für günstige €5,- pro Stück. Am Abend gingen fast alle anderen Boote Anker auf und verschwanden in der Abendsonne, so dass wir fast alleine waren.

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5 Gedanken zu „Und wir haben doch ein Segelboot…

  1. Hallo Herr Fischer,

    wenn Sie mal auf der Havel schippern, müssen Sie unbedingt vorher Bescheid sagen, ich komm Sie dann besuchen. Aber wenn ich die Fotos sehe, habe ich das Gefühl, das kann noch etwas dauern 😉

    Viel Spaß und nicht vergessen, immer schön Blog schreiben. Meine Frau und ich lesen den sehr gerne.

    Robert

  2. Hallo ihr Beiden,
    es ist immer schön was von euch zu Lesen, gerade wenn man hier im Büro sitzt. Aber wenigstens ist das Wetter bei uns endlich auch auf Urlaub eingestellt und auch wenns nur der Baggersee ist, macht auch hier das Wasser Spaß 🙂

    Viel Spaß euch allen an Bord und weiterhin guten Wind.

    Grüße
    Bernd & Moni

  3. Oh ja, Ihr seid große Klasse! Ich fühl mich fast wie ein bißchen bei Euch, wenn ich Eure Bloggs so lese und bin immer ganz aufgeregt, ob es wieder was neues zu lesen gibt, wenn ich Eure Seite ansteuer!
    Ich stand gestern 2 1/4 Stunden im totalen Autobahnstau. Irgendwann musste ich an Dich denken und mal laut loslachen, das kann EUCH derzeit nicht passieren! Passt auf Euch auf und machts weiter gut!!! Habe Jutta übrigens mal den Link gegeben ….

  4. Hallo Ihr beiden,

    Eure Reise klingt ja traumhaft bislang! Ich freue mich, dass Ihr die Zeit genießt und so tolle Eindrücke sammelt!
    Ich war übrigens gerade letzte Woche auf Korsika und habe die Leute mit ihren Booten beneidet, die einfach lossegeln und in die nächste Traumbucht fahren können. Wer weiß, vielleicht habe ich Euch ja sogar von Weitem gesehen! 🙂 In Girolata waren mein Freund und ich nämlich auch.

    Alles Liebe weiterhin!
    Pia

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