In Calpe angekommen düsten wir abends erst einmal durch die Stadt, um ein neues Filtergehäuse für unseren Wassermacher zu suchen. Wir wurden zwar mal wieder von Pontius zu Pilatus geschickt, aber am Ende fanden wir tatsächlich das gewünschte Teil in einem Baumarkt in der Stadt. Manchmal haben wir doch auch Glück 😉
Am nächsten Morgen fuhren wir mit unserem Dingi in den Yachtclub (wir hatten dort vor dem Hafen geankert), um mal ein Stück den Ifac hinaufzugehen. Dies ist ein riesiger Kalkfelsen, der aus einer Höhe von 332m steil ins Meer abfällt. Leider erfuhren wir im Hafen, dass wir unser Dingi allerhöchstens für zwei Stunden hier lassen dürften und dann müssten wir wieder zu unserem Schiff zurück. Na ja, nicht schlimm, das reicht ja vollkommen, um einen kleinen Spaziergang zu machen.
Wir gingen also auf einer breiten geteerten Straße in Richtung Ifac. Diese Straße ging nach ca. 15 Minuten in einen Sandweg über und nach kurzer Zeit kamen wir an ein „Besucherzentrum“ das ein paar Informationen zu dem Naturschutzgebiet auf diesem Felsen bereithielt. Hier stand auch ein Hinweisschild, das besagte, dass man den Gipfel besteigen könne, man aber nach der Durchquerung eines Tunnels nur mit gutem Schuhwerk weitergehen solle. Das klang spannend, nur leider konnte man meine Schläppchen nicht unbedingt als gutes Schuhwerk bezeichnen. Aber umkehren, aufs Boot fahren, andere Schuhe holen und nochmal hochlaufen, kam zeitlich nicht in Frage, also musste es wohl so gehen. Nach weiteren 15 Minuten kamen wir dann tatsächlich zu dem genannten Tunnel, in dem es ziemlich dunkel und rutschig war, aber auf der anderen Seite erwartete uns ein wunderschöner Blick auf die Küste. Doch die Schilder sollten recht behalten, denn ab hier wurde der Weg (zumindest mit meinen Schuhen) recht beschwerlich. Er war teilweise nur einen halben Meter breit, ging direkt am Abgrund entlang und war auf den meisten Teilen recht steinig. An manchen Stellen waren dicke Taue am Stein angebracht, an denen man sich entlanghangeln bzw. den Berg hinaufhangeln konnte. Der letzte Teil war dann wirklich fast eher ein Klettersteig, als ein Wanderweg, aber oben wurden wir mit einer traumhaften Aussicht belohnt. Es war gigantisch: überall um uns herum steil abfallende Felsen und unter uns das türkisfarbene Meer mit unserem Boot!
Doch leider hatten wir nicht allzu viel Zeit, die Aussicht zu genießen, denn wir sollten ja in spätestens zwei Stunden wieder unten sein und mittlerweile waren schon ca. 80 Minuten vergangen. Also ging es im Eiltempo an den Abstieg und tatsächlich waren wir nach 2:10 Stunden wieder unten an unserem Dingi. Da wir den Aufstieg natürlich bei absoluter Mittagshitze und ohne Wasser gemacht hatten, waren wir ganz schön geschlaucht. Aber der Ausflug hatte sich auf jeden Fall gelohnt.
Die letzten Tage sind wir nun relativ zügig an der spanischen Küste entlang gefahren. Zuerst sahen wir die Costa Brava, die ja unglaublich hässlich ist. Hier gibt es keine kleinen charmanten Bergdörfer, sondern lediglich Städte mit einem Appartement-Hochhaus neben dem anderen. Selten habe ich solch eine schreckliche Küstenlinie gesehen. Doch seit gestern ist es etwas besser. Wir sind nun an der Costa Blanca, die an manchen Teilen überhaupt keine Bebauung hat und sehr schön hügelig ist. Hier gibt es recht wenig Städte, aber dafür ganz ganz viele weiße Plastikplanen. Hier sehen wir nun das erste Mal mit eigenen Augen, wo das ganze Obst und Gemüse, das wir im Winter in Deutschland essen, herkommt. Also insgesamt ist das nicht unbedingt die schönste Mittelmeerküste und deshalb halten wir uns auch so gut wie nirgends länger auf, sondern fahren (von segeln kann man leider mal wieder nicht sprechen, weil es entweder keinen Wind hat oder er direkt von vorne kommt) jeden Tag ca. 45-50sm, um so schnell wie möglich nach Gibraltar zu kommen.
Eigentlich wollte ich meinen Bericht ja gestern Mittag schreiben und dann hätte ich Euch freudestrahlend erzählt, dass wir seit drei Tagen keine Reparaturen am Boot hatten und dass unsere Motoren endlich wieder tadellos funktionieren. Aber drei Tage ohne Probleme hieß nur, dass dann gestern drei Probleme auf einmal auftauchten. Zuerst ging plötzlich unser Backbord-Motor nicht mehr, dann hatten wir wieder Wasser in der Bilge und gestern Abend versagte dann auch noch unsere Ankerwinsch, so dass wir den Anker heute morgen mühsam per Hand hochholen mussten. Der Motor läuft zwar jetzt wieder, aber so ganz geheuer ist er uns nicht und die Ankerwinsch ist wahrscheinlich ein größeres Problem. Tja, als ob uns das Leben an Bord sonst langweilig werden würde…
Aber glücklicherweise gibt es auch immer wieder schöne Erlebnisse. Vor ein paar Tagen haben wir an einem Ankerplatz zwei Australier (na ja, eigentlich sind sie beide nach Australien ausgewandert und er ist Engländer und sie Französin) kennengelernt und zwei total nette Abende mit den beiden verbracht. Sie haben fast die gleiche Route wie wir und wenn es zeitlich hinhaut werden wir eventuell mit den beiden, die übrigens auch eine Lagoon haben (nur etwas größer als unsere) von den Kanaren über den Atlantik segeln.
Außerdem haben uns mal wieder Delphine ein Stück begleitet und wir haben heute einen kleinen Hai gesehen.
So, jetzt muss ich aber Schluss machen, denn morgen wollen wir früh los, weil wir einen tollen Ausflug geplant haben. Darüber folgt dann beim nächsten Mal ein genauer Bericht…
Tja … die spanische Küste hatte ich Euch ja schon ganz ähnlich beschrieben 😉 … da seid Ihr mit Maddalena Archipel, Korsika, Iles des Hyeres und den Balearen ein bißchen verwöhnt. Die (fast komplette) spanische Küste gehört für mich zu den mit Abstand unattraktivsten Segelrevieren.
Freut Euch auf die Straße von Gibraltar … kurz vor Gibraltar wird Euch Delphin-Schulen in einer vielzahl überraschen, dass Euch die Luft wegbleibt.
Ich habe noch nie so viele und vor allem so aktive Delphine gesehen wie dort.
Viel Spaß und Erfolg … vor allem auch mit Eurer BB-Maschine (zum Glück habt Ihr Stb ja auch noch eine ;-)) … schon einen ersten Verdacht?
Springt nicht an?
Läuft nicht rund?
Geht wieder aus?
Elektrik … Sprit … Filter … Einspritzung …?
Liebe Grüße
Jochen
Du hattest ja so recht: wir sind vorgestern Nachmittag von Motril Richtung Gibraltar gestartet und schon nach wenigen Meilen sahen wir überall Delphine. Das Meer war spiegelglatt und rings um uns herum sprangen sie aus dem Wasser. Das müssen wirklich hunderte gewesen sein. Selbst nachts schwammen sie mit unserem Boot mit und zogen leuchtende Plankton-Spuren hinter sich her! Einfach nur wunderschön!