Nach einem letzten Stopp in einer schönen Bucht auf Mallorca, Calla Portals, ging es weiter nach Ibiza.
Diese Insel hat uns beiden von den Balearen am besten gefallen. Sie hat wunderschön steil abfallende rote Felswände, ist aber trotzdem sehr grün, weil überall Kiefern wachsen. Abends in der Bucht trägt der Wind den Kiefernduft aufs Boot, die Grillen zirpen und die Wellen gluckern an den Felsen. Einfach traumhaft!
Aber natürlich haben wir uns auch etwas ins „Großstadtleben“ gestürzt. Die Altstadt von Ibiza-Stadt ist wunderschön: sie ist von einer mächtigen Festungsmauer umgeben und schmiegt sich eng an einen Hügel, auf dessen Kuppe ein Kastell steht. Von hier oben hat man eine wunderbare Aussicht. Außerdem gibt es viele kleine nette Bars und Shops, aber glücklicherweise keinen riesigen Touristen-Trubel. Vielleicht hatten wir einfach nur Glück, weil so langsam die Saison hier zu Ende geht, aber irgendwie kam uns Ibiza recht beschaulich und auch etwas verträumt vor.
Im krassen Gegensatz hierzu stand jedoch unser Nachtprogramm. Als wir unseren Anker in der Bucht neben dem Hafen von Ibiza warfen, kamen wir in Kontakt mit einem anderen Katamaran-Besitzer. Er hatte direkt neben uns geankert und war gerade im Wasser, um seinen Anker zu kontrollieren und dabei warf er gleich auch noch einen Blick auf den Unseren. So kamen wir kurz ins Gespräch und wir luden ihn zu einem Drink zu uns an Bord ein. Dass wir direkt neben Norbert geankert hatten, sollte sich als überaus glücklicher Zufall herausstellen. Denn er lebt den ganzen Sommer über auf Ibiza und arbeitet für verschiedene Charter-Firmen als Skipper. Er kennt Ibiza somit wie seine Westentasche und weiß natürlich auch wo abends etwas los ist bzw. irgendeine tolle Party steigt. So wie z.B. am vergangenen Samstag. Er erzählte uns, dass Freunde von ihm eine Party geben, etwas außerhalb auf einem schönen Grundstück mit Swimming-Pool und wenn wir wollten, könne er uns gerne mitnehmen. Und ob wir wollten. Wir hatten schon einiges gehört über die Party-Szene von Ibiza und nur zu gerne wollten wir diese auch live miterleben.
Samstag vormittag waren wir (wieder mal) beim Ship-Chandler, um einige Ersatzteile zu kaufen und danach machte sich Kai (wieder mal) an die Reparatur unserer Motoren. Diese hatten nämlich (wieder mal) angefangen Kühlwasser in die Bilge zu spucken. Ganze sieben Stunden verbrachte Kai im Steuerbord-Motoraum und schraubte und fluchte. Und noch mitten während unserer Arbeit rief Norbert auf einmal zu uns herüber wir sollten uns dann mal langsam fertig machen, denn er würde ja in 40 Minuten losfahren zur Party. Ich war geschockt! Es war gerade mal 17:45 Uhr und wer die Spanier kennt, hätte nie vermutet, dass eine Party vor 22 Uhr losgehen könnte. Ach herrje, da standen wir völlig verölt und verdreckt und sollten in 40 Minuten im Party-Dress auf dem Parkplatz bereitstehen. Die Frauen werden mir wohl nachempfinden können, wie grausam das für mich war. Also schnell ins Bad, in 10 Minuten geduscht und die Haare gewaschen und dann kam das größte Problem: meine ganzen schicken Klamotten sind immer noch in Kartons unter dem Bett, auf dem wir gerade unsere gesamten Werkzeuge und Ersatzteile ausgebreitet hatten. Da war kein Drankommen! Oh mein Gott, was soll ich tun? Ich kann doch nicht im Schlabberlook auf eine Party in Ibiza gehen. Also schnell eine ganz kurze schwarze Hose aus dem Schrank gekramt, ein fesches Oberteil dazu und nun müssen halt noch schicke hohe Sandaletten mit Pfennigabsätzen und ein Glitzerarmband gesucht werden und das muss dann passen. Mit klatschnassen Haaren schwangen wir uns in unser Dingi und es konnte losgehen.
Wir fuhren bei Freunden von Norbert im Mini-Cabrio mit und es ging ein ganzes Stück außerhalb von Ibiza in Richtung Puerto Roig. Irgendwann bogen wir in einen kleinen Feldweg ein, an dessen Ende wir vor ein großes Tor kamen. Dieses wurde elektrisch geöffnet und wir fuhren nochmal gut einen Kilometer bis wir zu einem ziemlich großen Parkplatz kamen, der auch zu einem ziemlich großen Haus gehörte. Natürlich gab es eine riesige Terrasse, einen Swimming-Pool und auch ein Volleyballplatz war vorhanden. Aber das tollste war die Aussicht: man konnte direkt auf die Bucht Puerto Roig und aufs Meer hinaus schauen. Wow, wir kamen uns vor wie im Hollywood-Film, aber es sollte noch besser werden.
Norbert erzählte uns, dass 250 Leute eingeladen seien und stellte uns die Gastgeber vor. Wir waren total beeindruckt. Wir genehmigten uns ein paar Cocktails und chillten gemütlich auf großen Sitzkissen. Der DJ spielte Loungemusik und alle Leute waren total entspannt. Mittlerweile waren schon gut 100 Gäste da und wir waren erstaunt, wie viele unterschiedliche Nationalitäten vorhanden waren. Da gab es ganz viele Franzosen (ok, die Gastgeber waren auch Franzosen), natürlich einige Spanier, Italiener, Holländer, Engländer, Russen, Kariben, … Aber es gab kein lautes Party-Gegröle, sondern alle waren total relaxt. Irgendwann so gegen Mitternacht gab es jedoch etwas Unruhe und Norbert erzählte uns, er hätte wohl einen Riesenfehler begangen. Er hatte einen Bekannten zur Party eingeladen und als dieser gerade ankam, meinte er, dass das doch das Haus eines Freundes von ihm sei, der momentan im Ausland ist. Ob dieser denn wüsste, dass bei ihm gerade eine Party steigt? Und da stellte sich heraus, dass die Gastgeber eigentlich die House-Sitter waren und anstatt schön brav auf das Haus aufzupassen, lieber mal eine Party dort feiern wollten. So etwas gibt es doch normalerweise nur im Film, oder?
Die „Gastgeberin“ bekam dann zwar anscheinend auch prompt eine recht wütende SMS von der Besitzerin, aber das sollte niemanden daran hindern einfach weiterzufeiern. Aber als ob das alles nicht schon genug Hollywood-Klischees erfüllt hätte, kam es dann noch besser. Nachdem wir sahen, dass einige von den Gästen irgendeinen komischen bunten Shot tranken, fragten wir, was das denn sei. Und da erfuhren wir, dass auch extra ein Dealer zur Party eingeladen worden war, der hier gerade einen kleinen Amphetamin-Shot gemixt hat. Wenn wir also gerne Amphetamine, Crystal Meth (kennt ihr eigentlich die Serie Breaking Bad? Wenn nicht, unbedingt schauen!), Kokain oder ähnliches haben wollten, sei das überhaupt kein Problem. Also so langsam aber sicher dachte ich, dass ich das alles nur träumen würde. Wir hatten so einiges über die berühmt berüchtigten Partys in Ibiza gehört, aber dass das alles tatsächlich wahr ist und wir beide mal Teil einer solchen Party sein dürften, hätten wir nie gedacht.
Am Montag ging es dann zur Feier von Kais Geburtstag auch noch in das „normale“ Nachtleben Ibizas. Wir trafen uns um kurz vor Mitternacht (also gerade noch so zu Kais Geburtstag) mit Norbert in einer Bar und gingen danach mit ihm und zwei seiner Freunde ins Teatro Pereyra. Dies ist ein altes Theater, in dem jeden Tag eine Live-Band spielt. Die beiden Sängerinnen waren wirklich toll und die Band erinnerte uns etwas an „Me And The Heat“. Gegen 5:30 Uhr wurde das letzte Lied gespielt und wir kehrten todmüde aber völlig begeistert zu unserem Boot zurück.
Danach war dann erst mal Kontrastprogramm angesagt, denn schließlich mussten wir uns ja von diesen strapaziösen Nächten erholen. Wir verbrachten eine Nacht auf Espalmador, einer kleinen Insel zwischen Ibiza und Formentera. Diese war uns von vielen anderen Seglern empfohlen worden und es hieß, man fühle sich dort wie in der Südsee. Das war zwar leicht übertrieben, aber der Sandstrand war in der Tat sehr schön und das Wasser unglaublich klar und türkis.
Die letzte Nacht verbrachten wir in Puerto Roig und heute morgen um 5:30 Uhr sind wir in Richtung spanisches Festland (Calpe) aufgebrochen. Nun geht es an der spanischen Küste entlang bis nach Gibraltar und danach werden wir dann wohl das Mittelmeer verlassen und uns Richtung Marokko aufmachen.
Und damit das nicht alles allzu sehr nach Urlaub klingt und ihr total neidisch werdet, noch kurz ein Update zu unseren Reparaturen an Bord: wir hatten bis in Ibiza immer noch Probleme mit den Motoren und Kai hat in der letzten Woche mehrere Tage in den Motorräumen verbracht (inkl. seines Geburtstags). Zusätzlich ging ungefähr ein Tag dafür drauf, die notwendigen Ersatzteile sowie Kühlflüssigkeit und Öl zu kaufen. Einen halben Tag hingen wir unter Betten und in der Bilge, weil unser Heißwassertank leckte und auf der Backbord-Seite überall Wasser herumlief. Und nachdem wir nun anscheinend endlich unsere Motoren in den Griff bekommen haben, ist uns gestern der Vorfilter unseres Wassermachers explodiert. Nun können wir also wieder überall herumrennen und versuchen, solch einen Filter zu besorgen, denn wieder einmal sind wir somit ohne Wassermacher.
Ihr seht, es geht hier ständig auf und ab und wir sind weit davon entfernt, Alltag an Bord zu verspüren. Wir haben zwar viele schöne Erlebnisse, aber wie Urlaub fühlt es sich leider auch in keinster Weise an. Am sehnlichsten wünschen wir uns einfach mal eine Woche ohne technische Probleme, aber das ist uns momentan leider nicht vergönnt.
Doch nun zum Abschluss noch etwas Positives: auf unserer Fahrt nach Spanien haben wir heute drei Thunfische gefangen. Sie sind zwar genauso klein wie letztes Mal, aber dafür sind es immerhin drei Stück. Doch zu unserem Leidwesen muss ich zugeben, dass uns auch zwei Doraden durch die Lappen gegangen sind. Die eine war bestimmt 50 cm lang, aber gerade als wir sie vom Haken nehmen wollten, hat sie sich im letzten Moment losgerissen und schwamm davon. Tja, wir sind in Sachen Angeln halt doch noch etwas dilettantisch unterwegs 😉
Wow… auf der Party hätte ich auch gerne vorbeigeschaut! 😉 Alle Gute nachträglich zum Geburtstag, Kai! Hier hat es vorletzte Nacht den ersten Frost gegeben…. Ich beneide Euch! 🙂
Hallo, Ihr Beiden … freue mich jedes Mal über ein Lebenszeichen von Euch. Zu erzählen habt Ihr ja eine Menge