Tatsächlich haben wir es geschafft, unsere Tagesetappe nochmals zu steigern: heute 140 Seemeilen! Allerdings war das auch ein wilder Ritt gen Westen, denn der starke Wind hat natürlich auch hohe Wellen mitgebracht. Zwischenzeitlich war uns nicht mehr ganz klar, ob wir unsere Fahrt aufgrund des Windes machten, oder dadurch, dass wir eine Welle nach der anderen absurften! Das Surfen mit unserem „Wohnmobil“ machte natürlich zumindest eine zeitlang riesigen Spass, vor allem, wenn wir per Hand steuerten (normalerweise fahren wir immer unter Autopilot). Die täglichen Aufgaben, wie Kochen, Essen, Duschen, Lesen wurden dann aber recht anstrengend. Ihr müsst Euch einfach vorstellen, ihr würdet auf dem Jahrmarkt in der „Krake“ (wer kennt sie nicht?) sitzen und müsstet all diese Dinge erledigen! Man weiß eigentlich nie, wo man seinen Fuß wieder absetzen wird, wenn man mal mutig genug war, ihn anzuheben. Dadurch wird eine simple Aufgabe, wie eine Packung Spaghetti vom Schrank zum Herd zu tragen, bereits zur schwierigen Herausforderung. Wir haben festgestellt, dass es am besten ist, sich nicht zu viele Gedanken zu machen, in welcher Reihenfolge man etwas tun möchte. Einfach mal loslaufen und schauen, wo einem die Füße hintragen, ist im Prinzip das Beste! Hm, der Spruch könnte auch von Lao-Tse sein ;-).
Trotz der recht aufgewühlten See fühlen wir uns wohl hier draußen, umgeben von nichts als Wasser, Wind und Himmel. Hie und da zieht eine Seeschwalbe ihre gewundene Bahn an den Wellenkämmen entlang. Man könnte ihnen stundenlang zuschauen, aber leider sind sie immer ebenso schnell wieder weg, wie sie aufgetaucht sind. Auch sie scheinen sich in dieser Wasserwüste wohl zu fühlen, alleine, weitab von Land und Artgenossen. Aber keine Angst, wir freuen uns schon auch sehr darauf, in der Karibik anzukommen!
Ihr habt Euch sicher schon gefragt, was wir während der langen Nachtwachen machen, um uns die Zeit zu vertreiben. Andrea liest natürlich viel und ich habe vor ein paar Tagen angefangen, Musik zu hören. Ich setze mich dann draußen an den Steuerstand, lasse mir den Wind um die Nase pfeifen und spiele Luftgitarre, Luftschlagzeug und sogar bei Lufttrompete hab‘ ich mich schon erwischt :-). Ich bin gerade dabei, die perfekte Playlist dafür auszuarbeiten. Hier ein kleiner Ausschnitt (Interpret – Album – Titel: Kommentar):
Eric Clapton & Steve Winwood – Live from Madison Square Garden – Cocaine: Unglaublich die beiden, das muß ein geniales Konzert gewesen sein! Allein das Albumcover im Flower-Power Stil ist den Kauf schon wert…
Velvet Underground Live With Lou Reed – 1969 Volume 1 – What goes on: Wer da die Füße still halten kann…der hält sich wahrscheinlich die Ohren zu, weil er einen komplett anderen Musikgeschmack hat als ich 🙂
The Jimi Hendrix Experience – Electric Ladyland – Voodoo Chile: Der kam halt echt von einem anderen Stern, der Jimi. Bei diesem Song übrigens an den Keys kein anderer als Steve „Stevie“ Winwood!
Joe Cocker – Live – With a little help from my friends: Wer das Original von den Beatles kennt (übrigens einer der wenigen Songs, die Ringo gesungen hat), weiß, was Joe Cocker drauf hat. Schon beim Intro zu diesem Song kann ich mich gar nicht entscheiden, welches „Luftinstrument“ ich denn nun zuerst übernehmen soll…
Trombone Shorty – Backatown – Hurricane Season: nicht dass ihr denkt, ich höre nur die ollen Kamellen: ich habe Trombone und seine Jungs mal in der alten Feuerwache in Mannheim gesehen. Die hatten das ausverkaufte Haus damals förmlich weggeblasen. Schon nach den ersten paar Takten gingen die Zuschauer dermaßen mit, als ob sie seine Zombie-Marionetten auf Speed wären. Ein Tipp für alle, die es jazzig mögen!
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