Kühe unter Palmen

Wir segelten dann doch erst am Montag weiter nach Guadeloupe, weil wir zum einen nachts fast kein Auge zugetan hatten, da am späten Abend der Wind drehte und plötzlich Schwell in die Bucht lief. Da unser Boot die ganze Zeit quer zu den Wellen lag, ergab dies ein unangenehmes Geschaukel, das uns einfach nicht in den Schlaf wiegen wollte. So waren wir, als am nächsten Morgen der Wecker um 6:00 Uhr klingelte, fix und fertig. Zum anderen hatte sich aber die Wettervorhersage geändert und der Wind sollte nun anstatt aus Ost aus Ost-Süd-Ost kommen, also fast aus der Richtung in die wir eigentlich wollten. Somit beschlossen wir, uns wieder ins Bett zu legen und nochmal ein paar Stunden zu schlafen und nicht loszusegeln.

Am nächsten Morgen sagte der Wetterbericht dann zwar plötzlich wesentlich weniger Wind an, als am Abend zuvor angekündigt, aber da wir schon wieder um 6:00 Uhr aufgestanden waren, beschlossen wir nun, einfach trotzdem zu fahren. Und das war genau die richtige Entscheidung, denn wann hat der Wetterbericht denn schon mal recht?! Angekündigt waren 8-10 Knoten und wir hatten die ersten drei Stunden ca. 12-14 Knoten und dann legte der Wind nochmals kräftig zu und wir hatten sogar 18-20 Knoten. So kamen wir recht schnell voran und hatten dennoch fast keine Wellen; alles in allem also eine recht angenehme Überfahrt.

Doch leider war der Himmel den ganzen Tag bedeckt, so dass wir immer wieder überlegten, ob wir denn tatsächlich durch die Riffe in den Norden von Guadeloupe fahren sollten oder ob wir das Vorhaben doch lieber abbrechen. Da unser Revierführer jedoch eine tolle Skizze beinhaltete, in der auch Wegpunkte für die Navigation angegeben waren und wir ja mittlerweile doch etwas Erfahrung in der Riffnavigation haben, beschlossen wir, die Durchfahrt zu wagen. Glücklicherweise ist der Anfang des Kanals auch mit roten und grünen Tonnen ausgestattet, so dass wir uns erst einmal an diesen entlang hangeln konnten. Danach fuhr Kai die einzelnen Wegpunkte an, während ich Ausschau hielt und jeweils die Riffe lokalisierte. So kamen wir trotz schlechter Sicht nach ca. einer weiteren Stunde ohne Probleme am Ende der 5 Seemeilen langen Durchfahrt an und warfen unseren Anker vor dem kleinen Hafen von Baie Mahault.

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Unglaublich wie idyllisch es hier war. Wir hörten einen Hahn krähen, Kühe muhen und jede halbe Stunde die Glocke des Kirchturms schlagen. Ansonsten herrschte eine himmlische Ruhe, die nur ab und an von einem tosenden Lärm unterbrochen wurde, wenn nämlich gerade eine Boeing 747 zur Landung auf dem Flughafen von Point-à-Pitre ansetzte und direkt über unsere Köpfe brauste. Doch dieser Lärm war jeweils innerhalb von Sekunden wieder vorbei und nachts kamen glücklicherweise keine Flieger rein. So schliefen wir wie die Babys auf dem spiegelglatten Wasser vor Baie Mahault.

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In unserem Revierführer hatten wir gelesen, dass man von hier aus eine schöne Flussfahrt auf dem Grand Rivière à Goyave machen kann und gleich am nächsten Morgen fuhren wir zur Flusseinfahrt in den Mangroven.

Der Fluss war wesentlich breiter als wir erwartet hatten, floss jedoch sehr langsam, so dass wir je nach Lust und Laune entweder ganz gemütlich mit ca. 5 Knoten oder auch mal recht flott mit ca. 25 Knoten darüber heizen konnten. Welch ein Kontrast zu unserem Aufenthalt auf Barbuda. Während wir gerade wochenlang nur Strand, Palmen und türkisfarbenes Meer gesehen hatten, gab es hier Bambus, Dschungel und saftig grüne Wiesen auf denen unzählige Kühe grasten. Leider durften wir jedoch mehrfach am eigenen Leib spüren, warum hier alles so grün ist, denn drei Mal kamen wir in einen ordentlichen Regenschauer. Die ersten beiden Male stellten wir uns mit unserem Dingi jeweils unter großen Bambushainen unter, doch da auch dort irgendwann der Regen durchkam, waren wir so nass, dass wir beim dritten Schauer einfach weiterfuhren. Aber dieser Schauer hatte es ganz schön in sich und so waren wir ziemlich schnell bis auf die Unterhosen durchnässt. So toll der Ausflug war, waren wir dann doch recht froh, als wir wieder bei unserer Silence ankamen und uns bei Kaffee und Kuchen etwas aufwärmen konnten.

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Gestern war dann unser erster großer Einkaufstag. Wir hatten auf der Landkarte gesehen, dass das größte Einkaufszentrum von Guadeloupe nur ca. 25 Minuten zu Fuß von unserem Ankerplatz entfernt ist und so schnappten wir uns gestern morgen unsere Sackkarre und schlappten los.

Wir hatten eine ziemlich umfassende Liste, die einen Besuch bei Decathlon, beim Baumarkt und beim Supermarkt Carrefour beinhaltete. Außerdem mussten wir noch einen Geldautomaten auftreiben, beim lokalen Handybetreiber herausfinden warum unsere Sim-Karte nicht mehr funktioniert und eine neue Festplatte kaufen. Nach mehr als sieben Stunden hatten wir es geschafft. Bis auf ein paar Kleinigkeiten hatten wir alle Dinge auf unserer Liste abgehakt und kamen zufrieden aber auch hundemüde wieder bei unserer Silence an.

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Heute wollten wir dann innerhalb der Rifflandschaft weitersegeln zum Ankerplatz vor der Îlet à Fajou. Auch hier gab unser Revierführer wieder Wegpunkte an, doch so ganz ohne Sonne wollten wir die Weiterfahrt dann doch nicht wagen. Und der Himmel wollte heute einfach nicht aufklaren. Es zog ein Schauer nach dem nächsten heran und irgendwann sahen wir überall um uns herum nur noch schwarze Wolkenwände. Doch so gegen 13 Uhr ließ sich die Sonne dann endlich mal ein kleines bisschen hinter den Wolken erahnen und wir beschlossen, dass dies heute wohl unsere einzige Chance ist. So gingen wir schnell Anker auf und fuhren zuerst ein Stück des Weges zurück, den wir auch in die Bucht hineingefahren waren. Doch ab dem Zeitpunkt, zu dem wir unseren Track verließen, hieß es dann Augen auf und hoffen, dass die Wegpunkte stimmen. Die Sicht war mal wieder alles andere als optimal, aber mit Hilfe der Seekarte, die erstaunlich genau war, der Wegpunkte und unseren polarisierten Sonnenbrillen (Modell: Joo Janta 200 Super-Chromatic Peril Sensitive Sunglasses 😎), bewältigten wir auch diese Durchfahrt problemlos. Und nun liegen wir hier schön geschützt hinter der Ilet à Fajou und hoffen, dass das Wetter morgen endlich Erbarmen mit uns hat und wir mal wieder eine große Portion Sonnenschein abbekommen.

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