Wettervorhersagen kann man einfach nicht trauen

Innerhalb kürzester Zeit waren wir in Guadeloupe mit unseren Einkäufen und Wäsche waschen durch. Auch wenn wir von unserem Einkaufszettel dieses Mal gut ein Viertel der Dinge nicht bekamen, so werden wir sicher nicht verhungern. Es gab Käse, Wurst, Baguette und Schokolade. Das Wichtigste zum Überleben haben wir also 😉

Und so wollten wir am Dienstag in Deshaies ausklarieren, um dann am Mittwoch nach Antigua zu segeln. Doch leider hat der Shop, in dem wir normalerweise ein- und ausklarieren, bis Juli geschlossen. So gingen wir zur Polizei, weil wir wussten, dass man dort früher auch Klarieren konnte, doch dort wurde uns auch auf Klingeln nicht geöffnet. Hm, was nun? Ich hatte mal gelesen, dass andere Segler mit solch einem Problem Fotos vom Supermarkt gemacht hatten und beim Einklarieren ihre Einkaufszettel abgegeben hatten, als Beweis, dass sie tatsächlich auf einer anderen Insel waren. Also zum Supermarkt, ein Foto von Kai mit dem Einkaufszettel in der Hand vorm Eingang und nun hoffen. Denn der nächste Ort zum Einklarieren liegt einfache Strecke 4 Stunden entfernt. Das tun wir uns sicherlich nicht an.

Der Wetterbericht sagte für den nächsten Tag Ostwind mit einer Stärke von 15-17 Knoten vorher. Das versprach ein toller Segeltag zu werden. Tja, wenn nur die Realität ab und an mal mit der Vorhersage übereinstimmen würde!

Am nächsten Morgen standen wir um 7 Uhr auf, Kai holte nochmal den Wetterbericht und sah sich die aktuelle Wettersituation auf dem Regenradar von Guadeloupe an. Und da sah er dieses Bild:

Von Süden kam eine riesige Regenfront auf uns zu. Das sah nicht lustig aus. Sollten wir die Rückfahrt also lieber um einen Tag verschieben? Aber für den nächsten Tag waren Regenschauer angekündigt und gegen Ende der Woche sollte der Wind runter gehen und nach Südost drehen. Das wäre für uns nicht ideal, denn mit leichtem Wind von hinten läuft unsere Silence überhaupt nicht gut. Also was tun?

Am Besten gleich lossegeln und hoffen, dass wir schneller sind als die Regenfront und uns diese nicht einholt.

Gesagt getan, Anker hoch, ein Stück aus der Bucht von Deshaies hinaus motort, Großsegel und Genua gesetzt und los! Und wie es los ging! Kaum schauten wir mit der Nase um die Ecke, als wir auch schon 25 Knoten Böen im Rigg hatten. Am Beginn des Kanals wurden es dann eher so um die 30 Knoten; gut, dass wir die Segel vorsichtshalber ins 2. Reff gesetzt hatten. Wir rauschten mit fast 9 Knoten dahin, als Spitzengeschwindigkeit sahen wir sogar 9,2 Knoten! Yippppeeee, das ging richtig ab. Hinter uns sahen wir mittlerweile die schwarzen Wolken über Guadeloupe ziehen und wir rasten mit Windeseile davon. Es war zwar ganz schön ruppig, aber da die letzten Tage nicht so viel Wind gewesen war, hatte es nur ca. 1,50m Welle und trotz des vielen Windes war alles noch halbwegs angenehm.

Wir dachten schon, wir hätten das Unwetter hinter uns gelassen (mittlerweile hatte Guadeloupe Warnstufe gelb ausgerufen), als wir plötzlich quer ab ebenfalls schwarze Regenwolken sahen. Wo kamen die denn plötzlich her? Oh weia, sollte es uns doch noch richtig doll erwischen?

Nein, wir hatten Glück, während die Wolken hinter uns zerfielen, schossen die neben uns auf einmal vor uns vorbei und verschwanden in der Ferne. Zuvor bescherten sie uns noch eine Winddrehung und anstatt 28 Knoten von der Seite hatten wir den Wind jetzt fast von hinten und fuhren mit immer noch fast 8 Knoten vor dem Wind davon. Sehr angenehm!

Doch als die schwarze Wolkenwand in der Ferne verschwand, nahm sie auch erst einmal den ganzen Wind mit. Und so dümpelten wir plötzlich nur noch mit knapp 5 Knoten durch die Gegend. Da der Himmel nun weitestgehend blau war, setzten wir mehr Segel und gingen ins 1. Reff und schon ging es wieder mit rund 6 Knoten voran. Und bei der angenehmen See konnten wir sogar nochmal etwas Mango-Marmelade kochen.

Alles in allem schafften wir die fast 48 Seemeilen in rund 7 Stunden (inkl. Ankermanöver), für das eher mittelmäßige Wetter also kein schlechter Schnitt.

Und gerade als wir in Jolly Harbour geankert hatten, zog auch schon wieder ein Schauer auf uns zu. Wenn das mal nicht optimales Timing war. Alles in allem also ein recht toller Segeltag, obwohl es zu Anfang überhaupt nicht danach aussah.

So schnell war der Mai vorbei

Die letzten Mai-Wochen hatten wir endlich wieder etwas mehr Wind und konnten fast jeden Tag kite- oder wingsurfen. Und nebenbei gab es, wie immer, jede Menge Reparaturen an unserer Silence.

Hier auf dem Boot wird eine Kleinigkeit manchmal zum Tagesprojekt. So war z.B. in unserem Gästebad ein kleiner Teil der seitlichen Deckenverkleidung etwas herunter gekommen. Und um diesen festzukleben, mussten wir die gesamte Decke und die Verkleidung unseres Fäkalientanks heraus nehmen. Bei der Gelegenheit entschimmelte ich gleich mal noch alles mit einer Bürste und Essigreiniger. Das geht doch etwas besser, als wenn man über Kopf arbeiten muss. Das Festkleben des losen Teils dauerte ca. 10 Minuten, der Ein- und Ausbau der ganzen anderen Teile beschäftigte uns mehr als einen halben Tag. So ist das am Boot leider oft, weil alles immer so schwer zugänglich ist.

Außerdem hatten wir bereits seit Jahren nach einem neuen Mülleimer gesucht, der an den Platz an der Innenseite der Tür unseres Spülschranks passen sollte. Und da fanden wir natürlich nichts. Doch mittlerweile war der alte Mülleimerdeckel so unansehnlich, dass wir was tun mussten. Also hier mal eine schnelle Lösung: eine Dose silbernen Lack gekauft, an den Strand gefahren, Deckel eingesprüht, an einem Baum zum Trocknen aufgehängt, wieder zurück gefahren, eingebaut, fertig!

Und nachdem hier in Antigua vor ein paar Wochen die Mango-Saison begonnen hatte, versorgte uns unser Freund Robbie mit einer großen Tasche voll mit leckeren Früchten. Doch diese reiften alle so schnell, dass wir mit dem Essen gar nicht nach kamen und so kochten wir einige Gläser Mango-Marmelade ein. Jetzt haben wir auch wieder leckeren Mangogenuss für die Zeit nach der Mango-Saison.

Zwischendurch mussten wir mal noch einen Tagesausflug zum Arzt machen, weil ich mir eine eitrige Entzündung des Nagelbetts an meinem Daumen geholt hatte. Kai hatte vor Jahren mal ein ähnliches Problem und so wussten wir dieses Mal gleich, was zu tun ist. Nämlich zum Arzt, aufschneiden lassen und eine Woche Antibiotika nehmen. Die Entzündung tat fast nicht weh, auch das Aufschneiden war eine Kleinigkeit, aber die Antibiotika hauten mich ganz schön weg. Ich hätte den ganzen Tag nur noch schlafen können und war ziemlich froh, als ich nach einer Woche die letzte Tablette nahm.

Ansonsten gab es aber auch ein paar wunderschöne Abende mit unseren britischen und kanadischen Freunden. Da unsere Freunde Susan & Lee Ende Mai für den Sommer wieder zurück nach Kanada flogen, wollten wir noch soviel Zeit wie möglich miteinander verbringen. Sei es bei Sundownern auf einem unserer Boote, bei gemeinsamen Grillabenden oder bei Boule-Spielen am Strand.

Und dann war es auch schon Zeit für uns zum Ausklarieren, weil unser 3-monatiges Visum in Antigua mal wieder abgelaufen war und wir segelten für einen kurzen Einkaufstrip nach Guadeloupe.

Besser als erwartet

Als wir Anfang letzter Woche von Guadeloupe zurück nach Antigua segelten, hatten wir mit einem eher langen und ätzenden Törn gerechnet.

Zuerst mussten wir die Rückreise nochmal einen Tag verschieben, weil für Dienstag nur sehr wenig Wind angekündigt war. Und dann sah der Wetterbericht für Mittwoch plötzlich nicht so viel besser aus. Es sollte lediglich ca. 12 Knoten Wind haben und einige Regenschauer. Hm, sollten wir nochmal einen Tag verschieben oder Augen zu und durch? 

Wir entschieden uns für letzteres. Morgens um 6:30 Uhr waren wir startklar, doch das Wetter sah nicht so richtig gut aus. Im Kanal zwischen Guadeloupe und Antigua waren gerade recht viele Schauer unterwegs, aber so ca. in einer halben Stunde sollte es besser werden. So warteten wir noch etwas und gingen erst kurz nach 7 Uhr Anker auf.

Zuerst hatten wir nicht wirklich viel Wind, dann ging es mal eine halbe Stunde gut voran und dann schlief der Wind wieder ein. Oweia, sollten wir umdrehen, denn mit dieser Geschwindigkeit würden wir erst irgendwann bei Nacht ankommen. Na ja, wir warten mal noch etwas, vielleicht kommt der Wind zurück und tatsächlich kam er eine halbe Stunde später wieder. Und auch noch wesentlich mehr als angekündigt, so dass wir richtig zügig voran kamen. Super! Die Regenschauer hatten sich auch alle verzogen, wir hatten strahlend blauen Himmel und wunderbare Sicht. Montserrat sah aus, als ob es nur einen Katzensprung entfernt wäre und Antigua sahen wir bereits kurz nach unserer Abfahrt aus Guadeloupe.

Und der Tag wurde noch besser. Plötzlich sah ich immer mal wieder in weiter Ferne einen Wasserstrahl aus dem Wasser schießen. Das mussten Wale sein. Leider konnten wir auch mit dem Fernglas nicht wirklich viel erkennen und so warteten wir, bis wir näher waren. Aber damit war leider nichts, die Wale zogen parallel in der Gegenrichtung an uns vorbei und waren irgendwann verschwunden. Doch nicht einmal eine Stunde später sah ich wieder etwas im Wasser. War das die Fluke eines Wals? Ja tatsächlich, da vorne tauchte immer mal wieder die Schwanzflosse eines Buckelwals auf, winkte einmal kräftig und versank wieder im Wasser. Das ging bestimmt 10 Minuten so, bis er dann leider auch wieder verschwunden war. Schade, dass wir nicht näher gekommen waren.

Aber da kam auch schon der nächste Programmpunkt: Delphine! Zuerst sahen wir ein, zwei große graue Flossen schräg vor uns im Wasser, dann waren es bestimmt 10 und plötzlich waren wir von einer riesigen Schule von Delphinen umzingelt. Sie sprangen wie wild in unserer Bugwelle, sausten unter unseren Rümpfen durch und hatten Spaß. Und wir ebenso. Ich setzte mich ganz vorne auf den Bug, ließ die Beine baumeln und genoss das Schauspiel!

Das ist für uns jedes Mal wieder solch eine große Freude. Mir wäre es am liebsten, die Delphine würden uns auf unserem ganzen Törn begleiten!

So kam uns dieses Mal der Törn nach Antigua viel kürzer vor. Und da es so wenig Wellen hatte, konnte ich sogar noch etwas basteln. Wenn Segeln nur jedes Mal so schön wäre!