Ein Hurrikan jagt den anderen

Dieses Jahr erleben wir hier in der Karibik leider eine überdurchschnittlich aktive Saison. Uns war schon zu Beginn der Hurrikan-Saison klar, dass dieses Jahr anders wird. Bereits im Juni folgte eine Tropical Wave auf die andere und im Juli hatten wir vor Tropical Storm Don Schutz in den Mangroven gesucht. Danach folgte Tropical Storm Harvey, der sich nach einem kurzen Besuch bei uns in der Nähe von Mexico zu einem Hurrikan entwickelte.

Danach hatten wir fast jeden dritten Tag eine Tropical Wave, bis sich da draußen Irma entwickelte. Für uns war relativ früh klar, dass Irma nördlich an uns vorbeiziehen wird und wir somit nichts zu befürchten haben. Doch wir sorgten uns um unsere Bekannten in Antigua und auch um einige Boote von Freunden, die dort auf der Werft die Hurrikan-Saison verbringen. Und die größten Sorgen machten wir uns um unsere Lieblingsinsel Barbuda. Dort gibt es nur eine einzige „Stadt“ mit ca. 2.000 Einwohnern und diese leben in sehr ärmlichen Verhältnissen. Die Insel ist total flach, viele Häuser sind einfache Holzhütten mit Blechdach und uns war Angst und Bange bei dem Gedanken an Windstärken von bis zu 300km/h die über die Insel fegen sollten.

Und leider kam es dann auch tatsächlich so. Hurrikan Irma zog eine Schneise der Verwüstung über Barbuda, St. Maarten und die Virgin Islands. In Barbuda brach der Damm zu der Lagune und die ganze Insel wurde überschwemmt. Die Regierung spricht von einer fast kompletten Verwüstung der Insel.

Dies alles passierte ca. 600km nördlich von uns und dennoch bekamen auch wir hier in Grenada noch Auswirkungen davon zu spüren. Für einen kompletten Tag drehte der Wind auf Westen (normalerweise bläst es hier immer aus Osten) und wir lagen recht unkomfortabel, da Wellen in unsere Ankerbucht liefen und uns den ganzen Tag ordentlich durchschüttelten und uns nachts um den Schlaf brachten. Der Westwind war zwar angekündigt gewesen, doch vorhergesagt waren nur 8 Knoten, in Wirklichkeit waren es dann aber 15 Knoten. Das hätte ich nie gedacht, dass man in so riesiger Entfernung etwas von Hurrikan Irma spüren wird.

Einen Tag vor Irma sahen wir den Katamaran von Richard Branson in Port Louis ankommen. Dieser liegt normalerweise vor seiner Insel in den BVI’s und wir dachten uns dass Mr. Branson wohl schnell mal mit seinem Katamaran geflüchtet ist. Doch später lasen wir, dass er den Hurrikan in seinem Weinkeller auf Necker Island aussitzen wollte. Ich weiß nicht, ob er nicht lieber mit seinem Katamaran hier nach Grenada gefahren wäre, denn angeblich wurde sein Haus auf der Insel dem Erdboden gleich gemacht.

Irma ist der stärkste atlantische Hurrikan außerhalb des Golfs von Mexico und des karibischen Meeres seit Beginn der Aufzeichnungen. Barbuda maß eine andauernde Windgeschwindigkeit von 191 km/h und eine Böe von 250 km/h bevor der Windmesser versagte. Auf St. Barths wurden Böen von über 300km/h gemessen. Das ist für mich der helle Wahnsinn!

Und als ob Hurrikan Irma nicht schon genug Schaden angerichtet hätte, kommt nun gleich noch Hurrikan Jose hinterher. Momentan sieht es so aus, als ob dieser die gleiche Bahn wie Irma nehmen wird, um die Verwüstung komplett zu machen. Seit gestern Nachmittag werden die Anwohner von Barbuda evakuiert und nach Antigua gebracht, wo sie bei Verwandten und in Notunterkünften Hurrikan Jose abwarten müssen. Das ist so schrecklich und wir bangen mit all den Menschen auf den nördlichen Antillen!

4 Gedanken zu „Ein Hurrikan jagt den anderen

  1. Liebe Andrea,
    Vielen Dank für den Bericht.
    Ich bin so froh, dass es euch gut geht! Wir sehen hier die Berichte u Handyfilme Betroffener. Jetzt hoffen wir, dass Florida nicht so betroffen sein wird wie befürchtet. Diese Automassen zu sehen, in denen Menschen fliehen, ist in unserem beschaulichen Deutschland kaum vorstellbar. Euch und euren Freunden alles Gute!!!! Liebe Grüße Stephanie

  2. Liebe Andrea, Lieber Kai.
    Ich verfolge weiterhin mit viel Spaß und Spannung Eure Berichte und wo Ihr seit. Somit kam ich auf die Idee im Internet nach einer Positionsortung zu suchen. Gefunden habe ich die „OpenSeaMap“ die weltweit Positionen von Schiffen und Booten anzeigt. Da muss man aber ein bestimmtes System haben, damit man dort erkennbar ist, z.B. AIS (Automatic Identification System) Habt Ihr sowas auch?
    Ich wünsche Euch jedenfalls weiterhin gute Reise und immer mindestens eine Handbreit Wasser unter den Kielen.

    Euer Volleyballer Heiko

    • Hallo Heiko,

      schön, dass du so fleißig unseren Blog liest!
      Wir haben zwar einen AIS-Empfänger, d.h. wir können die Frachter, Kreuzfahrer etc. sehen, aber wir senden kein AIS-Signal. Daher kann niemand sehen, wo wir uns gerade befinden ;-).

      LG aus Grenada,
      Kai

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