Am Donnerstag morgen standen wir um 6:30 Uhr auf und gingen um 7:00 Uhr Anker auf, um zurück nach Antigua zu segeln. Noch während ich den Anker festmachte, wunderte ich mich, wo Kai denn auf einmal hinfährt. Und als ich nach hinten rief, was er denn da macht, bekam ich zur Antwort: „Ich glaube wir haben unseren Steuerbord-Propeller verloren!“ Ich dachte zuerst, dass er mich veräppeln will, doch als er dann rief, ich solle sofort den Anker wieder losmachen und runterwerfen, war mir klar, dass er nicht gescherzt hatte. Das konnte doch wohl nicht wahr sein!
Als wir unsere Silence wieder verankert hatten, ging ich nach hinten und schaute mal unter unseren Rumpf. Und tatsächlich: da wo normalerweise unserer Propeller ist, war an der Steuerbord-Seite nichts! So schnappte Kai sich seine Schnorchelbrille und sprang ins glücklicherweise glasklare Wasser, um die ganzen Teile zu suchen. Und noch nicht einmal fünf Minuten später kam er auch schon mit dem Propeller und dem Kegel zur Arretierung zurück. Doch leider fehlte noch die große lange Sicherungsschraube. Kai schwamm noch mehrmals vor und zurück, doch die Schraube war nicht zu finden. Vermutlich hatten wir diese bereits vorher irgendwo anders verloren. Doch glücklicherweise waren wir für diesen Fall gerüstet. Bereits der Voreigner hatte uns davor gewarnt, dass man ganz leicht mal seinen Propeller verlieren könne (das hatten wir zu dem Zeitpunkt natürlich für Unsinn gehalten) und man deshalb immer einen Ersatz dabei haben sollte. Aber nachdem uns einige andere Segler und auch ein Experte das gleiche gesagt hatten, hatten wir uns irgendwann tatsächlich einen gebrauchten Satz an Bord gelegt. Und das, obwohl wir ehrlich gesagt immer noch der Meinung waren, dass uns so etwas nicht passieren würde, weil wir den Propeller ja auf der Werft immer gut verschrauben. Tja, gut, dass wir den Rat doch befolgt hatten, denn so konnte Kai die fehlende Schraube aus unserer Ersatzteilkiste kramen und gleich wieder ins Wasser springen, um alles zu montieren.
Während ich ihm die erforderlichen Werkzeuge anreichte, setzte er unter Wasser die Teile wieder auf und zog die Schraube gut fest. Danach duschte Kai noch schnell und mit lediglich 55 Minuten Verzögerung gingen wir wieder Anker auf und machten uns auf den Weg nach Antigua!
Und das sogar mit blendender Laune, denn wir waren uns einig, dass uns Fortuna ganz schön hold gewesen war. Wäre uns der Propeller irgendwo während der Fahrt abgefallen, wären die ganzen Teile in den Tiefen des Meeres verschwunden. Und wäre es einen Tag zuvor in der Bucht von Baie Mahault passiert, hätten wir die Teile auch niemals wiedergefunden, weil es dort Brackwasser hat und man im Wasser die Hand vor Augen nicht sehen kann. Dass wir den Propeller also ausgerechnet im glasklaren, lediglich 2m tiefen Wasser verlieren, war riesiges Glück im Unglück!
Und so segelten wir glücklich und zufrieden bei super Wind und recht wenig Wellen erneut mit einem Schnitt von ca. 7,5 Knoten in 6 Stunden zurück nach Antigua.
Alles in allem war es trotz des kleinen Zwischenfalls ein sehr angenehmer und schöner Trip nach Guadeloupe. Das könnte von uns aus jedes Mal so sein (außer der Verlust des Propellers, das muss nicht unbedingt nochmal sein 😉
Und hier zum Abschluss noch eine kleine Bemerkung am Rande zum Thema Segeln: während der Fahrt haben wir uns überlegt, dass wir für die insgesamt 48 Seemeilen (also ca. 90 Kilometer) von Antigua nach Guadeloupe fast genauso lange brauchen, wie ihr mit dem Flieger von Frankfurt nach Guadeloupe benötigen würdet! Ist das nicht der Wahnsinn?
Liebe Andrea
Zu Deinem Geburtstag meine Besten Wünsche sowie vor allem Gesundheit und viel Glück.
Dies wünsche ich Dir von ganzem Herzen
Christs Steidel,,