Tag 9 – Ein Fisch an der Angel

Gestern haben wir unsere Angel rausgeholt, da wir mal wieder richtig Lust auf Fisch hatten. Leider hatten die Fische aber wohl keine Lust auf uns, so dass wir am Abend ein wenig traurig eine Packung Bratwürste aufrissen. Heute Mittag, beim zweiten Anlauf, hatten wir mehr Glück: ich sitze gerade vorne am Bug und lese, da ruft es plötzlich aus dem Cockpit: „Fisch! Fisch!“. Es ist eine schöne Dorade, etwa 50cm lang, genau richtig für ein schönes Abendessen zu zweit. Wir nehmen sie gleich aus und schuppen sie, dann kommt sie bis zum Abendessen in den Kühlschrank. Schnell war ein passendes Rezept gefunden: der Fisch wird auf jeder Seite fünf Mal tief eingeschnitten, in die Schnitte wird jeweils eine halbe Zitronenscheibe gesteckt. Dann mit Olivenöl, Rosmarin, Thymian, Salz und Pfeffer würzen und noch ein paar Zitronenscheiben und gehackten Knoblauch in die Bauchhöhle stecken. Das Ganze kommt dann für 20 Minuten bei 200°C in den Ofen. Andrea machte dazu noch den leckeren Couscoussalat, den uns Viola und Christian, unsere beiden Anhalter aus der Schweiz, beigebracht hatten. Hmmm, war das lecker, es geht doch nichts über frischen, selbst gefangenen Fisch!
Heute hatten wir außerdem was zu feiern: wir haben die ersten 1000 Seemeilen unserer Reise in die Karibik geschafft, was gleichzeitig etwas mehr als einem Drittel der Gesamtstrecke entspricht. Darauf stießen wir nach dem Essen mit einem Gläschen „Merlino“ an, einem süßen Rotwein-Brandy aus Südtirol, den wir mal von dort mitgenommen hatten.

Sorry, dass der Beitrag heute etwas später kommt. Wir haben gerade sehr viel Wind, Welle und Regen(!) und daher alle Hände voll zu tun. Wir werden morgen berichten, wenn es das Wetter zulässt…

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Tag 8 – FKK Saison eröffnet

Langsam aber sicher wird es wärmer an Bord der Silence. Heute haben wir nach dem Duschen glatt „vergessen“, uns wieder was anzuziehen und haben uns splitterfasernackt aufs Deck gelegt, gelesen und uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen! Währenddessen hat uns unser bunter Spi mit gemütlichen 5 Knoten Richtung Antigua gezogen. Ach, kann Segeln schön sein! Heute Nachmittag haben wir zusammen einen Kuchen nach einem Rezept einer befreundeten Seglerin aus Australien gebacken. Es handelt sich um einen „Carrot Cake“ mit folgender, meiner Ansicht nach etwas schrägen, Zutatenliste: Mehl, Eier, brauner Zucker, Karotten, Sultaninen, Ingwer, Muskatnuss, Backpulver und Mandeln. Mal sehen, ob er schmeckt, wir werden ihn erst morgen zum Frühstück probieren. Da fällt mir ein: hat schon mal jemand von Euch versucht, an Bord einer Yacht im Seegang mit einer elektronischen Küchenwaage kleine Mengen abzuwiegen? Das ist wirklich lustig, denn die Anzeige springt locker um +/-100g, selbst wenn man nur 50g auf der Waage hat :-).

Heute Abend hat der Wind pünktlich nach Sonnenuntergang in Böen wieder auf 5 Beaufort aufgefrischt. Um einer aus Osten „anrollenden“ Flaute zu entgehen, haben wir entschieden, den Spi für die Nacht stehen zu lassen, um maximale Fahrt zu machen. Leider, denn um 23 Uhr musste ich Andrea wecken, um das Segel zu bergen, weil es nun mit konstant 20 Knoten, in Böen bis 23 blies. Wieder eine verdiente Freiwache beim Teufel…verdammt!

Da wir heute um 14 Uhr genau eine Woche auf See waren, hier noch eine kleine Zwischenbilanz:
Wir sind in dieser Woche 867 Seemeilen weit gekommen. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,16 Knoten. 1971 Seemeilen liegen noch vor uns. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit würden wir noch 15,9 Tage benötigen, bis wir in English Harbour in Antigua einlaufen. Das wäre dann am 22. Januar, gegen Mittag. Seit „Leinen Los“ in Puerto Calero haben wir jeden Motor 7 Stunden lang laufen lassen, also im Schnitt 1 Stunde am Tag. Die meiste Motorzeit benötigten wir für Manöver (Segel setzen, bergen, reffen), ein paar Mal haben wir auch die Batterien nachgeladen, da die Sonne sich hinter Wolken versteckt hatte und unsere Solarpanels nicht wie gewünscht arbeiten konnten.

Drückt uns die Daumen, dass die nächsten beiden Wochen auch so gut und reibungslos verlaufen!

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Tag 7 – Auf und nieder, immer wieder…

Der starke Passatwind von gestern hat immer weiter abgeflaut, bis am Abend nur noch 3-4 Beaufort übrig blieben. Die Wellen waren aber natürlich noch da, teilweise sehr konfus, mal kam eine von Süden, mal von Norden, die meisten von Osten oder auch Nordosten, nur von Westen haben wir zum Glück noch keine anrollen sehen. Durch die sich den ganzen Tag über verändernden Wetterverhältnisse, war das Segeln heute ein Full-Time-Job. Angefangen haben wir nur mit dem Großsegel im 2.Reff, das stand noch von gestern. Dann haben wir die gereffte Genua dazugesetzt, die wir alsbald ausrefften. Als der Wind weiter nachließ, setzten wir das Groß ins erste Reff. Das klappte aber nicht sonderlich gut, denn wenn wir eine Welle absurften, waren wir so schnell, dass die Genua einfiel und schlug. Also haben wir unseren Spibaum gesetzt, um das Vorsegel ruhig zu stellen. Natürlich nahm der Wind noch weiter ab, so dass nun auch das Groß anfing zu schlagen. Ich bastelte daher etwa eine Stunde lang an einer Konstruktion (für Segler: ich habe einen improvisierten Baumniederholer über die Achterklampe geführt, um den Baum möglichst weit unten und außen zu fixieren), die dann auch prima funktionierte – etwa 5 Minuten lang. Der Wind war mal wieder weniger geworden, so daß wir beschlossen, das Groß ganz zu bergen :-). Eigentlich hätten wir nun gerne unseren Spi gesetzt, aber inzwischen war es Abend geworden und wir maßen in Böen immer noch knapp 20 Knoten Wind, so dass uns dies doch zu mutig erschien. Also gut, dachten wir, dann lassen wir eben nur die ausgebaumte Genua stehen, schalten Wind- und Radaralarme ein und gehen einfach schlafen! Aber auch das war nur ein kurzer Spaß, denn immer wieder gingen irgendwelche Alarme los und sogar ein Schiff kam vorbei, das hatten wir schon seit ein paar Tagen nicht mehr! Um 4 Uhr in der Früh, nachdem ich unzählige Male aus dem Bett ins Cockpit oder zum Navigationstisch geschlurft war, um nachzuschauen, welcher Alarm diesmal losgegangen war, übernahm Andrea eine Wache, so dass ich endlich 4 Stunden durchschlafen konnte. Eigentlich hatte uns ja die Segelei genügend auf Trab gehalten, aber leider hatten wir zusätzlich noch Ärger mit unserer Ausrüstung: als wir einen der Motoren einschalteten, um unsere Batterien mal wieder so richtig voll zu laden, kam das Schiff plötzlich gewaltig vom Kurs ab. Zuerst dachte ich, ich hätte vergessen auszukuppeln, dann dachte ich, die Kupplung wäre defekt. Aber nein, nichts von alledem war der Fall. Nach einigem Überlegen und Probieren hatten wir herausgefunden, dass sich der Kurs, den der Autopilot vom Fluxgate-Kompass (der heißt wirklich so :-)) bekommt, abhängig von der Motordrehzahl ändert! Ein tolles neues Feature: ich kann das Boot mit dem Gashebel des ausgekuppelten Motors steuern! Zum Glück hat uns Michel vorgewarnt, dass das ab und an passieren könnte und eigens für diesen Zweck einen Supermagneten an Bord, mit dem man dem Fluxgate-Kompass eine Gehirnwäsche verpassen kann :-). Danach ging es dem Patienten schon wieder viel besser, die Abweichung beträgt nun zwischen Standgas und Vollgas nur noch zwei oder drei Grad. Muß ich mal danach schauen, wenn wir in der Karibik angekommen sind…

Auf dem Speiseplan standen übrigens Gnocchi mit einer sehr leckeren Paprikasoße, die Andrea selbst gemacht hat. Leider haben wir es immer noch nicht geschafft, unsere Angel zu aktivieren. Wir versprechen aber, dass wir das heute tun werden, so dass wir vielleicht morgen schon über unseren Fang berichten können :-).

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