November 2024 – Abschied von Trinidad

Am nächsten Tag motorten wir zurück nach Chaguaramas. Es war nicht gerade das schönste Wetter, aber da wir vor unserer Abreise gerne noch einmal kurz einkaufen und unsere letzten Trinidad Dollar ausgeben wollten, mussten wir heute zurück.

Wir ankerten vor der Werft und fuhren mit dem Bus in die Stadt. Den mittäglichen Regen waren wir ja mittlerweile gewöhnt und wir ergatterten bei unserem Einkaufsbummel nicht nur jede Menge leckeres Obst und Gemüse zu herrlich günstigen Preisen, sondern auch noch ein paar Doubles.
Dies ist eines der typischen Gerichte hier in Trinidad. Es besteht aus zwei kleinen Teigfladen (daher der Name Doubles) auf die ein Kichererbsencurry gegeben wird. Dann wird das ganze in ein Papier eingewickelt und aus der Hand gegessen. Das ist zwar etwas schwierig zu essen und man saut sich meist ein, aber die Doubles sind super lecker!

Eigentlich hatten wir vor, in der Bucht vor Chaguaramas zu übernachten, am nächsten Morgen mit dem Dingi zum Ausklarieren zu fahren und uns danach auf den Weg nach Norden zu machen.

Doch als wir zurück ans Boot kamen, wackelten wir dort so sehr, dass wir fast seekrank wurden. Nee, das würden wir keine ganze Nacht durchstehen. Also gingen wir Anker auf und motorten noch schnell in eine kleine geschützte Bucht ganz im Westen Trinidads.

Hier in der Scotland Bay lagen wir herrlich ruhig, das einzige Geräusch, das wir hörten, waren die Brüllaffen, die sich wohl irgendwo an Land durch den Dschungel hangelten.

Am nächsten Morgen ging’s zum Ausklarieren. Dafür muss man in Trinidad & Tobago immer viel Zeit und Geduld mitbringen. Denn nicht nur, dass man unzählige Formulare ausfüllen muss, meist ist auch nur ein Officer da und man muss ewig warten. Zuerst ging es zur Einwanderungsbehörde und nachdem wir nach ca. 45 Minuten hier fertig waren, ging es zum Zoll. Hier war Kai nochmal eine halbe Stunde beschäftigt, dann hatten wir es geschafft und waren abreisebereit.

Und so konnten wir um kurz nach 12 Uhr Anker auf gehen und Trinidad in Regenwetter hinter uns lassen. Leider mussten wir bei nicht ganz idealem Wetter los motoren, aber anders war es nicht zu machen, denn heute war laut Wetterbericht noch einer der schönsten Tage.

Laut Wetterrouting sollten uns bis ca. 14:30 immer mal wieder Regenschauer treffen und so war es dann auch. Da auch so gut wie kein Wind herrschte, hatten wir die Segel gar nicht erst hoch gezogen, damit uns diese nicht in den Wellen hin und her schlagen. Pünktlich um 14:30 Uhr klarte es auf, der Wind setzte ein, wir hatten den Regen hinter uns gelassen und konnten in strahlendem Sonnenschein die Segel setzen.

Alles war wunderbar, bis es nach ca. einer Stunde plötzlich einen lauten Knall und Schlag gab. Ich hörte Kai draußen sehr aufgeregt fluchen und rannte sofort raus. Die Großschot war gerissen und unser Baum war in unsere Backbord-Want gekracht. Jetzt schlug er wild hin und her. Glücklicherweise erfasste Kai die Lage sofort, schnappte sich ein Ende der gerissenen Großschot und holte damit den Baum dicht. Dann konnten wir erst einmal kurz aufatmen und checken, ob noch mehr kaputt gegangen war. Zu unserem großen Glück war das nicht der Fall. Dadurch, dass es sehr wenig Wind hatte, war nicht viel Druck im Segel gewesen. Das hätte ansonsten so richtig böse ausgehen können. Im schlimmsten Fall wäre der Baum so fest in die Want gekracht, dass es unseren Mast umgehauen hätte. Das war also eine extrem gefährliche Situation gewesen. Auf Einrumpfbooten sind so bereits Segler ums Leben gekommen, weil sie von dem ausrauschenden Baum am Kopf getroffen oder über Bord geschleudert wurden. Das kann bei uns nicht so schnell passieren, weil der Baum ein ganzes Stück über unserem Cockpit ist. Aber trotzdem waren wir sehr erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert war.

Wir machten also die Motoren an und fuhren in den Wind, um die Last aus dem Segel zu nehmen. Dann erst einmal Genua einrollen und Großsegel runter holen. Wie könnten wir das jetzt reparieren? Repariert musste es werden, sonst könnten wir nicht weiter segeln. Und da wir noch eine Strecke von fast 100 Seemeilen vor uns hatten, stand es für uns auch außer Frage, dass wir weiter motoren würden. Also entweder provisorisch reparieren oder umkehren und zurück nach Trinidad, um dort eine neue Leine zu kaufen.

Glücklicherweise fiel Kai ein, dass ein Teil unseres alten Großfalls lang genug und auch noch stabil genug sein müsste, um die Großschot provisorisch zu ersetzen. Also alte Leine raus, „neue“ Leine rein, Segel wieder gesetzt und es konnte weiter gehen. Welch Erleichterung, dass das so glimpflich ausgegangen war und wir nun sogar weiter segeln konnten! Aber der Schrecken saß uns gehörig in den Gliedern.

Die weitere Fahrt verlief glücklicherweise weniger aufregend. Einmal kreuzte ein kleiner Frachter unseren Weg und sollte laut unserer AIS-Anzeige 300m vor uns vorbei gehen. Das fanden wir dann doch etwas nah und wichen so weit aus, dass er am Ende mit 0,8 Seemeilen Abstand an uns vorbei fuhr.

Nachts wurde ich dann von zwei Frachtern in die Zange genommen, aber auch an diesen beiden konnte ich mich gut vorbei drücken und nach vier Stunden war meine Wache ohne weitere Zwischenfälle zu Ende.

Der eigentliche Plan war nach Carriacou zu segeln und dort eine Nacht zu bleiben, doch irgendwie waren wir wesentlich schneller als erwartet und Carriacou tauchte bereits während Kais Nachtwache am Horizont auf. Da ja hier einige Monate zuvor Hurrikan Berryl sein Unwesen getrieben hatte und dort einige neue Wracks in der Bucht lagen, wollten wir dort nicht mitten in der Nacht ankern und so segelte Kai spontan weiter nach Bequia.

Unterwegs sammelten wir noch einen blinden Passagier auf, der es bei uns an Bord so richtig gemütlich fand und um die Mittagszeit hatten wir es geschafft und durften uns nach fast genau 24 Stunden Fahrt auf eine ruhige Nacht in Bequia freuen.

November 2024 – Eine letzte Erkundungstour auf Chacachacare

So langsam aber sicher wollten wir dann doch mal den Rückweg nach Norden antreten, Wetter hin oder her.

Deshalb machten wir noch einen letzten kleinen Dingi-Ausflug in Chacachacare, bevor wir am nächsten Tag zurück nach Trinidad segelten.

Wir hatten beim Reinsegeln auf der Nordost-Seite der Bucht einige verlassene Häuser gesehen, die wir uns gerne mal noch aus der Nähe anschauen wollten. So fuhren wir mit dem Dingi zum ersten Haus, das über einen großen Betonsteg gut erreichbar war. Leider wuchsen an diesem Steg ziemlich viele Muscheln und es gab auch nichts, um unser Dingi zu vertäuen, so dass ich alleine an Land ging und Kai lieber im Dingi blieb.

Der Steg und die Treppen ließen auf eine herrschaftliche Villa schließen, doch all zu viel war von dem Haus nicht mehr zu erkennen. Hier standen lediglich noch ein paar Ruinen und alles war ziemlich überwachsen. Schade, nicht wirklich viel zu Erkunden.

Also weiter zum nächsten Haus. Wir wussten, dass es sich hierbei um das ehemalige Haus des Arztes der Leprakolonie handelte, aber leider war auch dieses ziemlich zerfallen. Doch ich finde, dass man schon noch erahnen kann, welch wunderschönes Haus das einmal war. So schade, dass man das alles einfach zerfallen ließ.

Wir beschlossen, dass wir nun genug Häuser-Ruinen auf der Insel gesehen hatten und fuhren mit dem Dingi weiter bis an den östlichsten Punkt Chacachacares. Mich faszinierte diese Landschaft: schroffe Felsen bewachsen mit saftig grünen Büschen und Bäumen und das türkisfarbene Wasser. Ein herrlicher Kontrast!

Es fiel uns wirklich schwer, uns von dieser wunderschönen Insel zu verabschieden. Chacachacare war ein Ort genau nach unserem Geschmack: keine Bars oder Restaurants mit Musik, keine bewohnten Häuser mit Laubbläsern, Rasenmähern u.ä., so gut wie keine anderen Segler. Einfach nur Natur, Stille und Einsamkeit! Wenn es doch nur noch viel mehr solcher Orte hier in der Karibik gäbe!

 

November 2024 – Weitere Ausflüge auf Chacachacare

Eigentlich wollten wir, sobald wir unsere neue Sprayhood fertig hatten, relativ zeitnah aufbrechen und uns auf den Weg nach Norden machen. Doch das Wetter machte uns einen ziemlichen Strich durch die Rechnung.

Leider war die ITCZ (intertropical convergence zone), wie im Sommer hier in der Karibik üblich, sehr weit nach Norden gewandert und befand sich knapp nördlich von Trinidad. Deshalb hatten wir hier ständig Nachmittags heftige Regenschauer und teilweise auch Gewitter. Und generell ist das Wetter inmitten der Konvergenzzone ziemlich unbeständig. Wen die Zusammenhänge interessieren, der kann das hier genauer nachlesen.

Für uns hieß das, dass der Wetterbericht quasi ständig Schietwetter ankündigte. Und da wir ja normalerweise Schönwettersegler sind und wir auf dem Weg zurück nach Norden wieder über Nacht segeln mussten, wollten wir einfach nicht sehenden Auges mitten in Schauer und evtl. sogar Gewitter reinsegeln. Und deshalb hieß es warten, bis endlich mal für zwei Tage nicht ganz so schreckliches Wetter angekündigt war.

Und so vertrieben wir uns die Zeit mit weiteren Ausflügen in Chacachacare, denn hier gab es ja noch einiges zu sehen. Zum Beispiel hatten wir gelesen, dass es seit 1945 einen Hindutempel auf der Insel gibt, der auch heute noch in Betrieb sein soll. Da wir noch nie einen Hindutempel besucht hatten, wollten wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.

Wir zogen unser Dingi in einer kleinen Bucht an Land, wo wir gleich auf die ersten Überreste einer Siedlung stießen. Direkt am Strand stand ein kleines Generator-Häuschen, das wir mit etwas Verwunderung betrachteten. Das sah so gar nicht nach den Gebäuden aus, die wir auf der anderen Seite der Insel gesehen hatten. Doch dann fiel uns ein, dass im 2. Weltkrieg für kurze Zeit 1.000 US Marines auf Chacachacare stationiert waren, die über die ganze Insel verteilt Barracken gebaut hatten und eben auch die ersten Stromgeneratoren auf die Insel brachten.

 

Etwas weiter im Hinterland fanden wir nicht nur mehrere komplett überwachsene Häuser, sondern auch eine kleine Kirche. Hierbei handelte es sich wohl um die alte Ansiedlung und die Kirche des Dominikaner-Ordens.

Und nochmal ein Stück weiter entdeckten wir den Hindu-Tempel. Ich muss zugeben, dass ich mir da etwas Pompöseres vorgestellt hatte. Eigentlich handelte es sich bei dem Tempel einfach um ein kleines buntes Haus, das von einem Zaun umgeben war, der einem leider den Zutritt versperrte. Schade, den ersten Besuch eines Hindu-Tempels hatte ich mir etwas anders vorgestellt!

Na ja, es war dennoch ein schöner kleiner Ausflug und bevor wir zurück zu unserer Silence fuhren, genossen wir noch etwas die Ruhe und den kühlen Schatten hier an Land, sammelten Muscheln und beobachteten die allgegenwärtigen Rabengeier.