Rhumérie Longueteau

Für diesen Tag stand eigentlich ein Besuch der Rumdestillerie Longueteau auf dem Programm, doch da dort erst nachmittags ein Besichtigungstermin frei war, überlegten wir uns für den Vormittag noch ein kleines Kontrastprogramm.

Im Norden Guadeloupes gibt es die einzige Straße, genannt Route de la Traversée, die auf einer Strecke von 17km direkt durch das Gebirge Basse Terres führt. Und auf dieser Straße wollten wir bis zum höchsten Punkt, dem 615m hohen Pass „Col des Mamelles“. Zuerst fährt man durch herrlich dichten Regenwald, bevor sich die Bäume lichten und einen schönen Ausblick auf die beiden Berge bieten, zwischen denen sich die Straße hindurch windet. Diese wurden übrigens „Mamelles“ genannt, weil sie mit ihrer Form an zwei weibliche Brüste erinnern. Tja, da ist schon was dran.

Bei unserem Stop am Col des Mamelles entdeckten wir einen kleinen Wanderweg, der direkt zur 768m hohen Spitze des Mamelle de Pigeon führt. Als Zeitangabe für die Wanderung war für Hin- und Rückweg eine Stunde angegeben und von dort oben sollte man eine schöne Rundumsicht auf beide Küsten Guadeloupes haben. Na, das klang doch vielversprechend. Das machen wir!

Der Anfang des Wanderwegs sah mit vielen Steinstufen sehr einladend und gepflegt aus, so dass Kai und ich beschlossen, dass wir da locker mit unseren Flip Flops gehen können. Wenn wir uns da mal nicht geirrt hatten!

Denn bereits nach ein paar Kehren endeten die schönen Steinstufen und es ging teilweise auf Holzplanken, teilweise aber auch auf mit Holzpfählen und Brettern befestigten Erdstufen weiter. Wäre ja alles okay, wenn der Regenwald in Guadeloupe seinem Namen nicht alle Ehre machen würde. Und so war die ganze Angelegenheit manchmal ganz schön matschig und ich musste ständig aufpassen, dass ich nicht ohne meine Schuhe weiterlaufe, weil diese sich immer mal wieder an dem matschigen Untergrund fest saugten. Aber umkehren war irgendwie auch keine Option und da es nur ca. eine halbe Stunde bergan gehen sollte, nahmen wir das so in Kauf.

Und die Aussicht, die wir vom Gipfel hatten, belohnte uns für die Anstrengung. Wir genossen tatsächlich einen kompletten Rundumblick über Guadeloupe und sahen in der Ferne sogar unsere Ankerbucht. Leider spielte das Wetter nicht so ganz mit und schickte uns immer wieder Wolken vorbei, die die Aussicht behinderten, aber immerhin regnete es nicht.

Der Rückweg war dann etwas weniger beschwerlich, aber kurz vor Ende der schlammigen Strecke, schaffte es Kai dann doch noch im Matsch auszurutschen und seine Zehen nahmen ein schönes Schlammbad. Gut, dass wir einige Wasserflaschen im Auto hatten, mit denen wir uns säubern konnten 🙂

Noch blieb uns etwas Zeit bis zur Besichtigung der Rumdestillerie und so nahmen wir in einer Herberge auf der Route de la Traversée noch schnell eine kleine Stärkung zu uns. Die in Guadeloupe und auch Martinique typischen Acras (kleine frittierte Fischbällchen) schmeckten hier super lecker und die Inneneinrichtung der Herberge war richtig urig. Tolles Lokal!

Nun mussten wir uns aber doch etwas sputen, wenn wir rechtzeitig zur Führung in der Rumdestillerie sein wollten und so drückte Kai etwas aufs Gas und wir legten eine Punktlandung hin: genau um 14:30 Uhr betraten wir die Rhumérie Longueteau.

Kai und ich hatten uns da nicht allzu viel erwartet, weil es sich um eine eher kleine Destillerie handelt und wir auf allen möglichen karibischen Inseln schon zig Destillerien besichtigt hatten. Etwas erstaunt waren wir über den Eintrittspreis von €12, der uns ganz schön happig vorkam, weil wir in der Vergangenheit einige der anderen Destillerien kostenlos besichtigt hatten. Na ja, lassen wir uns mal überraschen, was hier so geboten wird. 

Und ich muss sagen, wir wurden positiv überrascht. Der junge Mann nahm sich sehr viel Zeit für die Führung, erklärte uns zuerst aus welchen verschiedenen Zuckerrohrarten der Rum in dieser Destillerie hergestellt wird (ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht, dass die Stile einer Sorte rot und die einer anderen Sorte blau sind und unterschiedlich schmecken) und erläuterte dann im Detail wie das Zuckerrohr verarbeitet wird. 

Er zeigte uns die Maschine, mit der das Zuckerrohr geerntet wird, die Weiterverarbeitung und die Kessel, in denen die Fermentation statt findet. Hier blubberte und schäumte es wie verrückt. So etwas hatten wir noch nie gesehen, aber seht am Besten selbst in diesem kurzen Video:

Bei der Rhumérie Longueteau handelt es sich zwar in der Tat um eine sehr kleine Destillerie, aber die Führung war umso ausführlicher. Insgesamt bekamen wir in ca. 1 1/2 Stunden den kompletten Prozess gezeigt und durften sogar einen Schluck des 75% Destillats probieren. Ganz schön starkes Zeug, aber brannte wesentlich weniger im Hals, als ich erwartet hatte. 

Dann gab es noch einen kurzen Abstecher in den Obstgarten, wo die Maracujas und anderes Obst angebaut werden, mit denen der Rum teilweise verfeinert wird und danach ging es zur Degustation (der Verkostung). 

Von anderen Destillerien waren wir gewohnt, dass man ein oder zwei verschiedene Sorten Rum probieren darf, hier wurden gleich mal vier Flaschen vor uns hingestellt. Jeweils zwei weiße Sorten und zwei braune Rumsorten. Wir erfuhren, dass der braune in Fässern gereifte Rum unter Kennern eher der schlechtere Rum ist und Experten den weißen Rum bevorzugen. Der weiße Rum ist die pure Variante, die hier bei Longueteau direkt aus dem Zuckerrohr gewonnen und nicht mit Melasse vermischt wird. Und nur in dieser ursprünglichen Variante könne man das wahre Aroma des Rums schmecken. Die gealterte braune Variante schmecke jedoch hauptsächlich nach den Fässern (wie z.B. alte Sherry-Fässer), in denen der Rum gealtert wird.

Auch wurde uns gezeigt, wie man das Aroma des Rums am Besten riechen kann. Dazu steckt man nicht (wie wir das immer gemacht hatten) die Nase quasi ins Glas, denn hierbei riecht man lediglich den Alkohol, sondern man neigt das Glas und riecht dann über dem oberen Rand. Tatsächlich ein himmelweiter Unterschied!

Nachdem wir die vier Sorten Rum probiert hatten, wurden wir gefragt, ob wir denn noch weitere Sorten probieren möchten. Der Maracuja-Rum lockte uns natürlich und dann entdeckte ich auch noch eine Art Baileys Crème, die ich selbstverständlich probieren musste und die mein absoluter Favorit war. Der sehr geschmackvolle Longuetau-Rum schmeckt tatsächlich heraus und gibt ein ganz besonderes Aroma.

Fazit: eine der besten Distillerien, die wir je besucht haben, auch wenn Rum weiterhin keines meiner Lieblingsgetränke wird. Aber an die Longueteau-Cream könnte ich mich gewöhnen 😉

Chutes du Carbet

Die bekanntesten Wasserfälle Guadeloupes, die Chutes du Carbet, standen für diesen Tag auf unserer Liste.

Doch zuerst einmal ging es zu einer Kassaverie. Wir hatten ja bereits in Dominica das leckere Cassava Bread der indianischen Ureinwohner probiert und waren nun gespannt wie die Variante in Guadeloupe aussehen würde.

Anders als in Dominica konnte die Kassaverie nur im Rahmen einer Tour besichtigt werden und leider waren wir dafür etwas zu spät dran. Aber glücklicherweise gab es noch ein paar der Maniok-Fladen am dortigen Kiosk zu kaufen. Wir entschieden uns, einfach mal alles, was noch vorrätig war, durchzuprobieren: die deftige Fassung mit Schinken und Käse wie auch die süßen Fassungen mit den verschiedensten Marmeladen. Auch hier, wie bereits in Dominica, unser Fazit: einfach nur ohne Füllung kaum essbar, weil es furchtbar trocken ist, aber mit Belag oder Füllung nicht schlecht. An die sehr saftige Variante des leckeren Kokos-Ingwer-Breads in Dominica reichte es allerdings nicht heran.

Frisch gestärkt konnten wir uns somit auf den Weg zu unserer kleinen Wanderung zu den Wasserfällen (chutes) von Carbet machen. Hierbei handelt es sich um 3 Wasserfälle. Der erste ist 125m hoch, jedoch nur über eine fast zwei stündige Wanderung zu erreichen. Der zweite ist immerhin auch 110m hoch und auf einem sehr einfachen Wanderweg in 20 Minuten zu erreichen. Der dritte ist lediglich 20m hoch und deshalb nicht ganz so spektakulär wie die anderen beiden.

Wir entschieden uns für den zweiten Wasserfall (man muss es ja am zweiten Tags des Urlaubs nicht gleich übertreiben bei den doch recht warmen Temperaturen) und machten uns mit dem Auto auf dem Weg ins Inselinnere. Bereits die Strecke mit dem Auto war sehr schön und führte vorbei an Zuckerrohrfeldern und Bananenplantagen immer weiter in den Regenwald.

Unser Timing war perfekt. Während es morgens wohl teilweise schwierig ist, einen Parkplatz zu finden, konnten wir um ca. 13 Uhr fast direkt am Beginn des Wanderwegs parken. Super!

Der Weg war relativ flach, sehr gut gepflegt und gleich zu Beginn konnten wir einen Blick auf den zweiten und dritten Wasserfall erhaschen.

Der Weg führte vorbei an meterhohen Farnen, verschiedenen Sorten von Strelizien, durch dichten Regenwald und über einen kleinen Fluss. Und tatsächlich erreichten wir nach ca. 20 Minuten eine Aussichtsplattform von welcher wir einen schönen Blick auf den 110m hohen zweiten Chute du Carbet hatten. Na, die kleine Wanderung hat sich doch sehr gelohnt!

Als Kontrastprogramm fuhren wir danach noch an einen der schönen schwarzen Sandstrände Guadeloupes, wo sich Stephanie und Michael in den Wellen erfrischten.

Und dann ließen wir den Abend bei leckeren Tapas auf unserer Silence ganz gemütlich ausklingen.

Ausflug zum Pointe des Chateaux

Schon seit Wochen plagt mich das schlechte Gewissen, weil ich so lange nicht mehr gebloggt habe. Aber irgendwie waren wir die letzten zwei Monate ziemlich beschäftigt.

Anfang März segelten wir von Antigua nach Guadeloupe, weil unsere 3-monatige Aufenthaltsgenehmigung in Antigua mal wieder abgelaufen war. Und da passte es recht gut, dass uns Bekannte in Guadeloupe besuchen kamen.

Wir hatten für einige Tage ein Auto gemietet und zusammen mit Stephanie & Michael nach langer Zeit mal wieder Guadeloupe erkundet. An einigen Orten waren wir zwar schon gewesen, aber da das Jahre her war, war es trotzdem schön, ein paar Ausflüge zum zweiten mal zu machen. Und es gab auch ein paar tolle Flecken, die wir noch nicht erkundet hatten. Da wir ja immer auf dem Wasser unterwegs sind, sind Orte im Landesinneren für uns oft nur schwierig erreichbar.

Unser erster Ausflug ging zum östlichsten Punkt Guadeloupes, dem Pointe des Chateaux.
Doch zuerst gab es zu Hause ein schönes gemütliches Frühstück, mit dem wir Michaels Geburtstag feierten. Danach ging es auf dem Weg nach Osten erst einmal an den Strand. Denn was ist ein echter karibischer Urlaub ohne Strand und Cocktails 😉 Und beides gibt es in der Nähe von Sainte-Anne am Plage de Bois-Jolan. 

Frisch gestärkt konnte es dann weiter gehen zum Pointe des Chateaux. Glücklicherweise gab es etwas Wind und so liefen beeindruckende Wellen in die Bucht. Wir hätten ewig hier stehen können, um den Wellen zuzuschauen. Doch da lockte ja noch der 43m hohe Pointe des Colibris mit seinem „Gipfelkreuz“ und dem Ausblick auf die vorgelagerten Inseln.

Nach einem kleinen Spaziergang hatten wir den Gipfel erreicht und konnten zum einen die Aussicht über den gesamten östlichen Teil Guadeloupes wie auch den Blick auf La Désirade genießen.

Guadeloupe sieht von oben aus wie ein Schmetterling. Es gibt einen sehr flachen östlichen Flügel genannt Grande Terre und einen sehr hügeligen westlichen Flügel, genannt Basse Terre, mit der höchsten Erhebung der kleinen Antillen, dem 1.467m hohen Vulkan Soufrière.
Die Besonderheit Guadeloupes besteht darin, dass der östliche flache Teil der Insel auf dem äußeren, älteren Antillenbogen liegt, wie z.B. auch Antigua und Barbuda.
Der westliche Teil Guadeloupes jedoch liegt auf dem inneren jüngeren Antillenbogen, wie z.B. Montserrat, Dominica und Martinique. Und weil diese Inseln wesentlich jünger sind, gibt es auf ihnen auch noch hohe Berge und vulkanische Aktivitäten. Und auch tolle schwarze Sandstrände, die wir in den nächsten Tagen noch besuchen würden.

Guadeloupe hat durch diese Zweiteilung somit von allem etwas: hohe vulkanische Berge mit viel Grün und Regenwald, Rum-Distillerien, Kaffee- und Kakao-Plantagen, schwarze Sandstrände, weiße Sandstrände, … Und darüber hinaus hat sie auch noch richtig leckere französisch-karibische Küche auf dem Programm.

Und so ging es nach unserem Ausflug zum Pointe des Chateaux vorbei an der Habiation Zévallos, einer Zuckerfabrik aus dem 18 Jahrhundert (die aber leider nur sehr eingeschränkte Besuchszeiten hat), zu einem tollen Geburtstags-Abendessen in einem guten französischen Restaurant „chez Margaux“.