Am Sonntag waren wir zum Barbecue auf Shirley Heights. Dieses wird in unserem Führer wärmstens empfohlen und endlich stimmte ich mal mit Herrn Doyle überein: es war den langen Weg wirklich wert.
Denn um dorthin zu kommen, mussten wir wieder ganz auf den Hügel hinaufsteigen. Wir hatten bei unserem Geocaching auf Shirley Heights gesehen, dass es noch einen dritten Weg hinauf gibt und den wollten wir dieses Mal erkunden. Wir fanden ihn auf Anhieb und dann ging der Aufstieg in einem alten Flussbett los. Es war wie in einem verwunschenen Wald: um uns herum war es ziemlich dunkel, überall lagen große Steine und von den Bäumen hingen Lianen. Je weiter wir in den Wald hineinkamen, umso mehr fühlten wir uns an Blair Witch Project erinnert. Es war richtig spooky. Noch dazu ging die Sonne bald unter und so beeilten wir uns, denn wir wollten nicht unbedingt in der Nacht hier herumirren. Wir waren fast ein bisschen erleichtert, als wir beim letzten Sonnenstrahl oben auf einer Wiese mit Grabsteinen ankamen.
Doch der Weg hatte sich gelohnt. Es gab leckere Burger, Hähnchenschlegel, Steaks und Salat und wir stürzten uns hungrig darauf. Als wir ankamen, spielte gerade eine Steelband, doch diese wurde so gegen 19 Uhr von einer anderen Band abgelöst, welche hauptsächlich Coversongs spielte. Von Pop bis Rock war alles dabei (z.B. Madonna, Beatles, ACDC, …). Wir tanzten und hüpften begeistert mit und so gegen 22 Uhr machten wir uns dann langsam auf den Rückweg (dieses Mal nahmen wir die Straße), denn wir mussten ja noch ein ganzes Stück laufen und dann mit dem Dingi zurück zu unserem Boot fahren.
Am Montag erkundeten wir einen kleinen Weg auf der anderen Seite der Bucht und liefen zum Fort Berkley hinaus. Dort gab es auch einen Geocache, den wir im Vorbeigehen gleich noch hoben. Dann liefen wir hinüber nach Falmouth Harbour. Unterwegs trafen wir ein anderes Seglerpärchen, das auf dem Atlantik nach etwas Ausschau hielt. Wir fragten sie, wen sie erwarten und sie erzählten uns, dass angekündigt ist, dass an diesem Abend eines der Ruderboote ankommen sollte. Ja, ihr lest richtig, ein Ruderboot. Und als wir dann erneut zu viert das Meer absuchten, sahen wir sie auf einmal ganz in der Ferne. Wahnsinn! Diese Jungs rudern nämlich nicht einfach hier um die Insel, sondern sie kommen, so wie wir, über den Atlantik! Wenn ihr denkt, dass wir eine tolle Leistung vollbracht haben, dann müsst ihr euch mal anschauen, was diese Jungs bei der Talisker Atlantic Challenge leisten. Sie starten in La Gomera auf den Kanaren und rudern dann in kleinen Booten über den Atlantik!
Wir liefen schnell nach English Harbour und kamen genau rechtzeitig dort an, um die Ankunft des Bootes live mitzuerleben. Das war für mich ein unglaublicher Moment. Meine ganzen Gefühle, die ich bei der Ankunft in Antigua hatte, kamen wieder hoch und ich stellte mir vor, wie grandios es wohl sein muss, wenn man nach 61 Tagen in einem Ruderboot endlich hier ankommt. Mir standen die Tränen in den Augen und ich hatte überall Gänsehaut.
Gestern haben wir kurz mit einem Ruderer eines schwedischen Teams erzählt. Er berichtete uns, dass ihr Boot unterwegs vier mal gekentert ist, was normalerweise wohl kein allzu großes Problem darstellt, weil es sich von alleine wieder umdreht. Doch einmal hat es sich nicht automatisch gedreht, sondern blieb auf der Seite liegen, so dass Wasser in ihre Kabine lief und ihr Satellitentelefon, mehrere Kameras und ihren ganzen persönlichen Besitz zerstörte. Somit waren sie für die restlichen 3 1/2 Wochen ohne jegliche Kommunikationsmöglichkeit. Also so sehr ich diese Jungs bewundere, meines Erachtens gehört auch eine große Portion Verrücktheit dazu, so etwas zu machen!
… und auch bei uns kommen die Erinnerungen hoch 😉 … auch an die Ruderer, die wir ebenfalls … allerdings nicht exakt bei der Ankunft … gesehen haben 😉
Wenn ich mir vorstelle, was Ihr für Augen gemacht hättet, wenn Ihr die Ruderer da draußen auf dem Atlantik getroffen hättet … 🙂