… und deshalb geht’s mal wieder ab in den Süden. Wir haben uns vergangene Woche von unseren Freunden Lise & Johan und Wolfgang & Anke in der Nonsuch Bay verabschiedet und haben in Jolly Harbour ausklariert.
Da Anfang Juni bereits die Hurrikan-Saison beginnt, wollen wir nach Union Island, um dort noch einige Wochen zu kiten, bevor wir entscheiden, wo wir die weiteren Sommermonate verbringen werden.
So segelten wir am Sonntag zuerst einmal die 55 Seemeilen nach Guadeloupe. Wir hatten recht schönes Wetter, ca. 15 Knoten aus Osten und relativ niedrige Wellen. So kamen wir bereits nach 8 Stunden in Ilet Pigeon an und konnten gleich am Nachmittag noch unser Schiff von der unterwegs aufgesammelten Salzkruste befreien.
Eigentlich wollten wir am Montag einkaufen gehen und uns erneut einen Termin beim Zahnarzt besorgen (nun ist mir unterhalb der neu ersetzten Füllung ein Stück meines Zahns abgebrochen und Kai verlor kürzlich eine Krone). Doch leider fiel uns erst Sonntag Abend auf, dass Pfingsten ist und somit die Geschäfte am Montag geschlossen haben. Also gingen wir lediglich Wäsche waschen und wollten danach einfach etwas ausspannen.
Doch dazu kamen wir erst einmal nicht. Kai machte mich irgendwann darauf aufmerksam, dass ein Charter-Katamaran, der genau an unserer Steuerbord-Seite geankert hatte, plötzlich schräg hinter uns lag. Es gingen gerade ein paar heftige Böen durch die Bucht und es war ziemlich eindeutig, dass der Anker des Katamarans rutschte. Da wir jedoch sahen, dass zwei Frauen an Bord waren, dachten wir uns erst einmal nichts dabei. Ca. 10 Minuten später war das Boot jedoch bereits ca. 200m von uns entfernt und driftete weiter durch die Gegend. Eine der Damen nahm dann mal ein Bad und legte sich danach in die Sonne und wir sahen uns beide nur noch verdutzt an. Merkten die denn nicht, dass ihr Anker rutschte?
Wir beschlossen erst einmal abzuwarten, denn wir waren sicher, dass den beiden irgendwann auffallen müsse, dass sie nicht mehr an der Stelle waren, wo sie zuvor geankert hatten. Doch das Boot driftete weiter und weiter. Als es dann bereits die halbe Strecke in Richtung Ilet Pigeon zurückgelegt hatte, beschlossen wir hinzufahren und den beiden unsere Hilfe anzubieten. Vielleicht hatten sie ja ein Motorproblem oder die beiden Damen konnten das Boot nicht steuern.
So fuhren wir mit unserem Dingi hinüber und fragten die eine Dame an Deck, ob wir ihnen irgendwie helfen können. Sie schaute uns an wie ein Auto und verneinte. Ich fragte sie, ob sie denn bemerkt hätten, dass ihr Anker rutsche und sie in ca. 10-15 Minuten auf Ilet Pigeon auflaufen würden. Sie sah mich völlig entsetzt an, verneinte nochmals und holte ihre Kollegin. Diese hatte irgendwo unter Deck gewurschtelt und auch ihr war das völlig entgangen.
Leider war der Skipper nicht an Bord, aber die beiden versicherten uns, dass sie das Boot steuern könnten und gleich neu ankern würden. So fuhren wir zurück zu unserem Boot, schauten aber immer mal wieder zurück, um uns zu vergewissern, dass die beiden tatsächlich Anker aufgehen und ihnen die Dringlichkeit der Lage bewusst ist. Aber es passierte nichts. Und irgendwann sahen wir eine der beiden am Bug stehen und winken und so fuhren wir sofort wieder hin. Die beiden bekamen die Motoren nicht an, weil sie mit dem System nicht vertraut waren.
So gingen wir beide an Bord, Kai schaffte es nach kurzer Zeit die Motoren zu starten und wir halfen den beiden den Anker einzuholen. Wir blieben zur Sicherheit an Bord bis sie neu geankert hatten und wir sicher waren, dass der Anker dieses Mal auch hielt. Die beiden Damen gehörten übrigens zur Crew (die eine war wohl Deckhand und die andere Hostess) dieses 59 Fuß Katamarans und waren sehr dankbar für unsere Hilfe.
Eigentlich hatten wir erwartet, dass der Skipper des Bootes später auch mal noch kurz bei uns vorbeischauen würde, um sich zu bedanken, dass wir sein sicherlich eine Million Euro teures Boot vor dem Auflaufen auf Ilet Pigeon gerettet hatten, aber da warteten wir leider vergebens.
Am Montag holten wir uns dann einen Termin beim Zahnarzt, kauften uns eine neue Gasflasche und stockten unseren Kühlschrank bei Leader Price auf. Leider bekamen wir beim Zahnarzt erst einen Termin für morgen, so dass wir nun ein paar Tage hier festhängen. Doch das ist wahrscheinlich gar nicht so übel, denn Kai hatte sich vor ca. 1,5 Wochen die Fußsohle an einem Stück Koralle aufgerissen und nun hat sich die Wunde anscheinend entzündet. So habe ich ihm absolute Bettruhe verordnet und desinfiziere die Wunde nun ständig. Sollte diese bis morgen nicht besser sein, dann werden wir wohl gleich noch dem Arzt, der sich das Wartezimmer mit dem Zahnarzt teilt, einen Besuch abstatten!