Zuerst schauten wir auf LeBonCoin. Das ist so etwas ähnliches wie ebay, aber die Franzosen müssen ja immer für alles ihr eigenes Süppchen kochen. Und man ersteigert die Sachen dort auch nicht, sondern sie werden zu einem Festpreis verkauft.
Wir fanden ein paar Angebote, die jedoch alle nur sehr rudimentäre Beschreibungen enthielten. So schickten wir zwei Verkäufern Nachrichten mit ein paar Fragen zu den angebotenen MacBooks und warteten gespannt auf Antwort. Doch selbst nach zwei Tagen war von keinem eine Antwort eingegangen. Ehrlich gesagt, wir hatten es fast nicht anders erwartet, denn das wäre ja das erste Mal, dass hier in der Karibik jemand auf e-mails oder ähnliches antwortet.
Mittlerweile hatten wir noch eine dritte Anzeige gefunden, die uns noch mehr interessierte und ich beschloss, schweren Herzens, die Dame anzurufen. Schweren Herzens deshalb, weil ich meist etwas Probleme habe, Französisch übers Telefon zu verstehen. Und wenn dann am anderen Ende noch ein „Local“, also ein waschechter Martiniquiner ist, dann wird es ganz schwierig. Das ist, als ob jemand in Deutschland mit einem Ausländer plattdeutsch spricht.
So wählte ich mit zitternden Händen die angegebene Telefonnummer, hörte das Freizeichen, aber leider nahm niemand ab. Erst beim vierten Anlauf hörte es irgendwann auf zu klingeln und ich hatte das Gefühl, dass jemand abgenommen hatte, doch ich hörte nichts. Ich versuchte noch ein paar Mal, bis mir der Verdacht kam, dass mit meinem Telefon etwas nicht stimmte. So versuchte ich mal Kai anzurufen. Er nahm ab, doch wir hörten uns gegenseitig nicht. Also versuchten wir es mit Kais Telefon, doch das funktionierte genauso wenig. Was war denn das jetzt wieder für ein Mist?! Jedes Mal, wenn wir hier in Martinique waren, hatten wir unsere Handys mit deutschen SIM-Karten problemlos benutzt und jetzt auf einmal funktionierte das nicht mehr. Das konnte doch nicht wahr sein. Wie sollten wir denn nun auf die Anzeigen auf LeBonCoin antworten?
Hm, wen kennen wir hier, der mal einen Anruf für uns tätigen würde? Mir fiel nur Sylvie ein, die Besitzerin der Boutique, in der ich ab und an meinen Schmuck verkaufe. So fuhren wir also zu Sylvie und sie rief freundlicherweise für uns die Dame an. Natürlich war das MacBook schon lange verkauft, aber wieso sollte man sich die Mühe machen, die Anzeige wieder aus dem Internet zu nehmen? Mist!
Was nun? Kai hatte im Internet ein Geschäft in der Nähe von Fort-de-France entdeckt, das gebrauchte Elektronik verkauft und auch ein paar MacBooks verfügbar hatte. Da wir sowieso ein Auto mieten wollten, um zu einem Apple-Händler zu fahren, damit wir herausfinden, was mit unserem alten MacBook kaputt ist, schlappten wir also am nächsten Morgen zum Autoverleih. Der erste hatte geschlossen, der zweite wurde gerade zugeschlossen und die Dame teilte uns noch mit, dass sie für diesen Tag keine Autos verfügbar hätte und beim dritten hatten wir dann endlich Glück. Sie hatten sogar das billigste Auto für €20,- verfügbar und wir mieteten es sofort.
Und so ging es auf zur MacBook-Odysee. Zuerst gingen wir zum Apple-Händler. Wir waren uns ziemlich sicher, dass bei unserem MacBook entweder das Display oder die Grafikkarte kaputt ist und das schilderten wir der Reparaturstelle. Wir dachten, sie würden nun einfach mal schnell das MacBook an einen Monitor anschließen und dann wüssten wir sofort, was das Problem ist. Leider hieß es jedoch, wir müssten es zur Diagnose da lassen und sie würden uns anrufen, wenn sie näheres wüssten. Dazu hatten wir jedoch keine Lust, weil sie uns auch nicht sagen konnten, wie lange das dauern würde. Also alles wieder eingepackt und zurück ins Auto.
Die nächste Anlaufstelle war der Elektronik-Gebrauchtwarenhändler. Die MacBooks, die sie hatten, waren alle ziemlich überteuert. Aber sie hatten auch einen gebrauchten Monitor und wir fragten, ob wir diesen mal mit unserem MacBook probieren könnten. Denn sollte tatsächlich unser Display kaputt sein, könnten wir ja auch diesen Monitor kaufen. Leider hatte das Kabel des Monitors einen Wackelkontakt und wir bekamen kein Bild angezeigt. Nun wussten wir leider immer noch nicht, ob unsere Grafikkarte kaputt ist oder ob der Monitor nur wegen des Wackelkontakts nicht funktionierte. Wir rauften uns die Haare.
Also rüber ins Einkaufszentrum und dort mal alle Geschäfte abklappern, vielleicht finden wir hier ja was passendes. Nee, Fehlanzeige!
Mittlerweile waren wir schon etwas frustriert und beschlossen zu Decathlon zu fahren, um dort ein paar neue Kiteshirts und Badeshorts zu kaufen. Im schönen gekühlten Decathlon setzten wir uns dann mal kurz hin und überlegten, wie wir weiter verfahren wollten.
Kai hatte im Internet noch einen Händler in Le Marin gefunden, der wiederaufbereitete MacBooks und auch Monitore verkauft und jemand hatte uns noch den Tipp gegeben, dass in einem zweiten Einkaufszentrum bei einem Apple-Händler manchmal auch gebrauchte Sachen verkauft würden.
Also beschlossen wir, noch diesen einen Versuch beim Apple-Händler zu machen, bevor wir mit dem Auto zurück nach Le Marin zu dem dortigen Geschäft fahren würden.
Gesagt, getan. Ab ins Auto und auf nach Génipa zu Digilife. Dort fragten wir im Geschäft, ob sie nicht rein zufällig gerade ein gebrauchtes MacBook zum Verkauf hätten, und tatsächlich hatten sie eines. Gerade am Vortag hatte eine Kundin ein neues MacBook gekauft und den Händler gebeten, ihr altes zu verkaufen. Der Verkäufer zeigte es uns und nannte uns den Preis von €500,-. Wow, das war auch nicht gerade ein Schnäppchen für ein 13 Zoll MacBook aus dem Jahr 2012, das auch noch unten ziemlich verkratzt war und bereits 806 Batterie-Ladezyklen hatte (laut Apple ist die Batterie spätestens bei 1.000 Zyklen futsch). Wir ließen uns die Kontaktdaten des sehr sympathischen Verkäufers geben und baten uns etwas Bedenkzeit aus.
Nun ging es noch zu unserer letzten Anlaufstelle, dem Geschäft in Le Marin. Dort wollten sie für exakt das gleiche MacBook (nur eben wiederaufbereitet) €800,- (!) haben. Und wir durften es noch nicht einmal anfassen, weil der zuständige Kollege an diesem Tag nicht da war. Monitore hatten sie auch, allerdings kein DVI-Kabel, so dass auch hier die Option ausfiel, einfach einen neuen Monitor für unser altes MacBook zu kaufen. Was nun?
Ziemlich betröppelt kamen wir zu Hause an und überlegten uns, welche Optionen wir denn nun haben. Eigentlich ja nur zwei: entweder das wiederaufbereitete MacBook für €800,- kaufen und hoffen, dass es wirklich in einem guten Zustand ist oder das für €500,- kaufen, von dem wir wissen, dass es in einem nicht so tollen Zustand ist. So recherchierte Kai also mal, was denn eine neue Batterie kosten würde und kam auf €100,-. Wenn wir also den Verkäufer von Digilife auf ca. €400,- runterhandeln könnten, hätten wir für €500,- wieder ein voll funktionsfähiges MacBook. Und eigentlich machte uns das mit der Batterie sowieso nicht soviel aus, weil wir das MacBook normalerweise nur am Boot betreiben.
So beschlossen wir, am nächsten Tag nochmal den Verkäufer von Digilife anzurufen und zu versuchen, ihn im Preis runterzuhandeln. Doch wie anrufen, wenn unsere Telefone nicht funktionieren. Das war zum Verzweifeln! Wir versuchten erneut mehrfach uns gegenseitig anzurufen, aber es klappte einfach nicht. Ich schaltete mein Handy aus und wieder an. Nichts. Kai tat ein paar Mal das gleiche und siehe da, auf einmal funktionierte es. Ihr könnt euch unsere Erleichterung nicht vorstellen.
So rief Kai am nächsten Tag (Samstag) den Verkäufer von Digilife an und sagte ihm, dass wir das MacBook gerne kaufen würden, wir ihm allerdings nur €400,- bieten könnten. Der Verkäufer stimmte uns überraschenderweise sofort zu, dass der Preis etwas zu hoch sei, rief seine Kundin an und überredete diese, uns das MacBook für €400,- zu überlassen. Wir könnten auch sofort kommen und es abholen oder am nächsten Tag, denn danach hatte er dann erst einmal zwei Tage frei. Leider war es, bis wir den Verkäufer nach vier Fehlversuchen endlich erreicht hatten, bereits 12 Uhr und der Mietwagenverleih geschlossen.
Macht nichts, dann fahren wir halt mit dem Bus. Tja, wenn das mal so einfach wäre. Erst einmal fanden wir heraus, dass kein Bus direkt nach Génipa fährt, dann fanden wir endlich heraus, wo wir umsteigen müssen und letztendlich nach ca. halbstündiger Suche, fanden wir sogar noch die Fahrtzeiten. Der letzte Bus fuhr am heutigen Samstag um 11.45 Uhr in Le Marin ab und sonntags fuhr gar kein Bus. Super!
Da wir nicht bis Mittwoch warten wollten, da wir Angst hatten, dass mittlerweile vielleicht jemand anderes das MacBook kaufen würde, beschlossen wir, per Anhalter zu fahren. Kai gefiel das gar nicht, denn was wäre, wenn wir zwar nach Génipa kämen, aber nicht mehr zurück?! Egal, immer eins nach dem anderen. Erst mal nach Génipa kommen.
Und stellt Euch vor, endlich hatten wir auch mal richtig Glück in dieser ganzen Angelegenheit. Wir fuhren mit dem Dingi nach Le Marin, ich hielt an der Straße mein Blatt Papier mit „Génipa“ raus und bereits nach 10 Minuten hielt ein Auto an. Das Ehepaar wollte auch nach Génipa und auf der Fahrt erfuhren wir, dass die beiden sich gerade ein Boot gekauft hatten und nun für ein paar Tage einen Mietwagen hatten, um Besorgungen zu machen. Sie fragten wie wir denn von Génipa wieder zurück kämen und als wir sagten, dass wir das nicht wüssten, bestanden sie darauf, uns auf jeden Fall auch wieder mit zurück zu nehmen. Besser hätte es ja nicht laufen könnten.
So erstanden wir unser neues gebrauchtes MacBook und fuhren gemütlich mit dem französischen Pärchen mit dem Auto wieder zurück nach Le Marin. Dort wurden wir dann von den beiden noch auf einen Umtrunk auf ihr Boot eingeladen und konnten auf unseren erfolgreichen Kauf anstoßen. Es ist einfach immer wieder toll, wie sich Segler untereinander helfen!
Dennoch war die ganze Aktion ganz schön nervenaufreibend und wir waren überglücklich, als wir am Abend ins Bett fallen und endlich wieder „fernsehen“ konnten.
Aber leider war das Problem noch nicht so ganz bewältigt, denn es galt immer noch herauszufinden, was bei unserem alten MacBook nicht mehr funktioniert, denn so ganz wollten wir das auch noch nicht abschreiben. Aber davon mehr im nächsten Bericht!