Am Sonntag früh morgens sahen wir, dass hier am Strand von Ste. Anne ganz schön was los war. Überall waren kleine Pavillons, Sonnenschirme, Stühle und Tische aufgebaut und der Strand wurde immer voller.
Als wir genauer hinschauten, sahen wir auch einige Yolen im Wasser liegen. Während wir mit dem Wort Jolle (was nachweislich den gleichen Wortstamm hat) eher ein kleines Segelbötchen verbinden, sind das hier auf Martinique ziemlich große stabile Holzboote mit zwei großen Segeln. Ursprünglich waren sie Fischerboote, doch heute werden sie hier auf Martinique nur noch für traditionelle Segelregatten gebaut und das Yole-Segeln ist der größte Nationalsport der Insel.
Die Boote sind ca. 10,5m lang, aus massivem Holz und die beiden Segel haben zusammen eine Fläche von ca. 100qm. Sie werden von einer 15-18 köpfigen Mannschaft gesegelt, wovon 2-3 am Ruder sitzen, mindestens einer permanent Wasser schöpft, einer das Vorsegel beim Wenden bedient, einer das hintere Segel bedient und der Rest der Mannschaft sitzt auf langen Holmen, um das Boot waagerecht zu halten und durch Gewichtsverlagerung am Kentern zu hindern. Das sieht wirklich richtig nach Sport aus!
13 Boote standen mit wunderschönen bunten Segeln am Strand und wir warteten mit Spannung auf das Startsignal. Allerdings waren wir uns nicht ganz sicher, ob wir uns freuen sollten, dass wir einen Platz in der ersten Reihe hatten oder ob wir eher besorgt sein sollten.
Das Startsignal ertönte und tatsächlich hielten auch schon ein paar Boote direkt auf uns zu. Mir blieb fast das Herz stehen, als sie immer näher kamen und die ein oder andere Bö in die Segel schoss. Einige Boote neigten sich immer mehr und die Mannschaft hatte alle Hände voll zu tun, um nicht zu kentern. Und dann schossen sie auch schon rechts und links wenige Meter von uns entfernt vorbei und ich merkte wie ich erleichtert aufatmete, als uns alle passiert hatten. Wir waren tatsächlich mitten drin statt nur dabei!
Beim ersten Rennen kamen sie drei Mal ganz nah bei uns vorbei und wir hatten wahrhaft einen Logenplatz. Meine Güte muss das anstrengend sein, die ganze Zeit auf den Holmen rumzuturnen, teilweise mit den Füßen im Wasser baumelnd und nur noch mit dem Oberkörper und den Armen auf dem Holm. Dann schnell hochziehen, wieder nach innen rutschen, bei der Wende geschwind auf die andere Seite, dort wieder raus auf den Holm, … Wahnsinn! Das nenne ich mal Sport!
Da war so richtig Action angesagt, zumal wir heute auch viel Wind hatten. Teilweise blies der Wind mit ca. 25 Knoten durch die Bucht und traf die großen Segel mit voller Wucht. Nicht nur eines der Segel zerriss bei einer der vielen Böen. Wir sahen bei der zweiten Runde bereits ca. 1/3 der Boote mit mindestens einem kaputten Segel an uns vorbei ziehen. Einige waren auch gekentert, Masten waren gebrochen und sie hatten das Boot nicht mehr hochbekommen und mussten somit zurück an den Strand geschleppt werden. Das ist ja eine ganz schöne Materialschlacht!
Insgesamt fanden drei Rennen statt und beim letzten Rennen hatten bereits alle ihre Segel repariert bzw. ausgetauscht, so dass nochmal das komplette Startfeld an uns vorbeizog. Welch ein tolles Spektakel und wir durften es so hautnah miterleben! So macht segeln sicherlich etwas mehr Spaß als mit unserem „Wohnmobil“ 😉
Welch gigantisches Schauspiel. Das hätte ich auch gerne live gesehen!!