Bereits vergangenes Jahr hatten wir an einem der Terminals unserer Steuerbord-Want einen kleinen Riss entdeckt. Ein Freund von uns, der ausgebildeter Rigger ist, schaute sich das Problem an, sah aber keinen Grund jetzt gleich etwas zu unternehmen. Zumal man nicht nur das eine Terminal austauschen kann, sondern gleich die ganze Want tauschen muss. Und das hatten wir gerade erst 2013 in Lanzarote getan.
Unser Rigg war damals 13 Jahre alt und jeder riet uns, dieses vor der Atlantiküberquerung zu erneuern, obwohl es noch so gut wie neu aussah. Dummerweise hatten wir das dann getan (eine Investition von insgesamt über €2.000,-) und nun hatten wir bereits nach 6 1/2 Jahren Probleme mit dem neuen Rigg. Na super!
So ging Kai nun nach jedem größeren Törn ins Rigg und kontrollierte den Riss. Und als er dies in Barbuda tat, entdeckte er plötzlich auf der gegenüberliegenden Seite des gleichen Terminals einen noch viel größeren Riss. Wir waren uns einig, dass das gar nicht gut ist und wir die Steuerbord-Want nun auf jeden Fall tauschen müssen. Also schrieben wir gleich eine e-mail an einen Rigger in Antigua und baten ihn um ein Angebot und einen Termin zum Austausch. Gleichzeitig schickten wir eine e-mail an einen Rigger in Carriacou (wo wir dieses Jahr auf die Werft wollen), um einfach noch ein Vergleichsangebot zu haben. Das alles war am 7. Juli. Das Angebot von Carriacou erhielten wir dann am 16. Juli. Von dem Rigger in Antigua hörten wir nichts, obwohl Kai mittlerweile nochmals eine e-mail nachgeschoben hatte.
So rief er diesen am 16.7. an und erfuhr, dass unsere e-mails wohl im Spam-Ordner gelandet waren, wo er sie jetzt gerade rausfischte. Der Rigger bat Kai, ihm die angehängten Fotos nochmals per WhatsApp zu schicken und er würde uns dann ein Angebot zusenden. Am 17.7. schrieb er uns eine kurze Nachricht, dass wir mit diesem Riss im Terminal auf keinen Fall mehr segeln sollten und er würde uns sein Angebot am Montag (20.7.) zusenden.
Da Samstags sehr wenig Wind war, beschlossen wir die Gelegenheit zu nutzen und von Barbuda zurück nach Antigua zu fahren, damit wir vor Ort sind und sofort beim Rigger vorbei schauen können, sobald er uns einen Termin für die Reparatur nennt.
Wir motorten in die Nonsuch Bay, weil wir dort zumindest noch etwas kiten konnten, so lange wir auf das Angebot und den Termin warteten.
Der Montag kam und ging, aber ein Angebot kam nicht. Vergangenen Dienstag Morgen bat uns der Rigger nochmals per WhatsApp unsere e-mail-Adresse durchzugeben, an die er das Angebot senden sollte. Die hatte er zwar bereits, aber wir gaben sie ihm natürlich gerne nochmal. So schauten wir am Dienstag ca. alle halbe Stunde in unseren Posteingang, aber da war nichts, nada, niente, zilch!
Am Mittwoch schrieb Kai dem Rigger, dass wir seine e-mail irgendwie nicht erhalten hätten. Dieser antwortete er habe sie auch noch nicht geschickt. Das würde er tun, sobald er wieder an seinem Computer wäre. Aber immerhin ließ er uns wissen, dass er alle Ersatzteile vorrätig hat.
Der Mittwoch verging und auch der Donnerstag neigte sich dem Ende zu, aber wir hatten immer noch kein Angebot. So langsam aber sicher waren wir verzweifelt. Hier in der Karibik muss man für alles immer extrem viel Zeit einplanen. Und es ist wirklich nicht schön, wenn man mitten in der Hurrikan Saison ohne funktionierendes Rigg da sitzt und weiß, dass man notfalls nicht wegsegeln, sonder nur wegmotoren kann (was bei uns meist wesentlich langsamer ist als segeln).
So schrieb Kai dem Rigger, dass er den Aus- und Einbau der Want auch selbst vornehmen könne, wenn es zeitmäßig nicht passen würde und es toll wäre, wenn er uns einfach nur die neue Want anfertigen könne. Und siehe da, das war wohl wirklich das Problem. Denn gleich am Freitag morgen rief der Rigger uns an und sagte uns, dass wir Montag vorbeikommen könnten, um die alte Want zu bringen und die neue eine Stunde später abzuholen. Auch bekamen wir nun endlich das Angebot für die neue Want: das Material kostet US$685 und es kommt noch eine Stunde Arbeitszeit für das Pressen der Terminals dazu. Das ist gar nicht so teuer wie wir befürchtet hatten. Nun müssen wir uns allerdings noch überlegen, ob wir nur die eine kaputte Want austauschen oder gleich alle drei Wanten. Denn der Rigger meinte, dass wenn nach so kurzer Zeit bereits ein Riss in einem Terminal ist, dies auf schlechtes Material schließen lässt und er den anderen Wanten dann auch nicht mehr unbedingt vertrauen würde. Die Want auf der Backbord-Seite ist genauso leicht auszutauschen wie die Steuerbord-Want, aber das Vorstag ist eine ganze andere Geschichte, weil dieses von unserer Rollreffanlage umschlossen ist. Das ist ein etwas größeres Projekt.
Aber diese Entscheidung ist nun erst mal aufgeschoben, weil wir unseren Termin heute morgen absagen mussten. Es soll sich draußen auf dem Atlantik ein Sturm entwickeln, der eventuell zum Hurrikan werden könnte und ein Wettermodell sieht die Zugbahn direkt über Antigua kommen. So haben wir beschlossen heute nicht nach Falmouth zu fahren, weil diese Bucht nach Süden komplett offen ist und man sich dort auch nicht geschützt in den Mangroven vertäuen kann.
Hier in der Nonsuch Bay gibt es ein paar sehr gut geschützte Ecken und so werden wir morgen entscheiden, ob wir diesen Sturm irgendwo vor Anker abwettern können oder uns in die Mangroven flüchten müssen.