Vierte Woche auf der Werft in Carriacou – CopperCoat die Dritte

Jetzt war es endlich so weit: es ging ans Auftragen unseres CopperCoats. Sonntags vereinbarten wir mit unseren Bekannten und unserem Werftnachbarn, dass wir montags um 7 Uhr starten werden. Wir erledigten ein paar kleinere Arbeiten und spritzten und bürsteten am Nachmittag nochmal die ganze Unterseite unserer Silence ab. Die Oberfläche sollte schön glatt und sauber sein, damit das CopperCoat optimal haftet. Dann bestellte ich uns für den nächsten Tag zum Mittagessen ein paar Rotis und wir sahen der Aktion mit Spannung entgegen.

Montags standen wir um 6 Uhr auf und wollten eigentlich das ganze Material unter unser Boot räumen, doch oh weh! In der Nacht hatte es recht heftig geregnet und den ganzen Dreck von unserem Deck herunter gespült. Dieser Dreck hing nun an den Seiten unseres Bootes und außerdem waren überall noch nasse Stellen. So konnten wir das mit dem CopperCoat vergessen. Also schnell unsere Bekannten informiert, bevor diese sich auf den Weg machen, und die Rotis wieder abbestellt. 

Bevor wir den Rumpf unseres Bootes erneut putzten, musste erst einmal eine Lösung gegen den Regen her. Die Woche zuvor hatten wir die ganze Zeit strahlenden Sonnenschein und jetzt, wo wir endlich unser CopperCoat hatten, sah das Wetter nicht mehr ganz so stabil aus. So hatten wir bereits vorsorglich bei Budget Marine eine Folie mit eingearbeitetem Klebeband als Regenschutz gekauft, den wir aber ursprünglich erst nach dem Auftragen des CopperCoat anbringen wollten. Doch da wir nun nicht mehr sicher waren, ob es nicht vielleicht schon während des Auftragens regnen könnte, wollten wir den Regenschutz lieber vorher anbringen. Gut, dass wir das probierten, denn der Regenschutz war ein Witz. Es war eine ganz dünne kurze Folie, die im Wind wild flatterte und sich dann einfach an unser Boot klebte. Nee, das konnten wir auf keinen Fall verwenden. Doch was nun?

Das Problem mit CopperCoat ist, dass es ein wasserbasiertes Epoxy ist. Epoxy ist ein Harz, das durch Zugabe eines Härters einen Kunststoff von hoher Festigkeit ergibt. Normales Epoxy ist lösungsmittelbasiert und die Aushärtung erfolgt durch einen chemischen Prozess. Der chemische Prozess ist bei CopperCoat ähnlich nur das Epoxy ist wasserbasiert. Dieser kleine Unterschied bedeutete für uns, dass es auf keinen Fall ins aufgetragene Epoxy regnen durfte. Denn dieses mischt sich dann mit dem Wasser, wird zu flüssig und läuft am Rumpf herunter. Und dann wäre die ganze Arbeit unnötig gewesen. Aber wie sollten wir unseren gesamten Rumpf vor den momentan so häufigen tropischen Regenschauern schützen?

Im Internet fanden wir eine Lösung, bei der lange Holzstützen ans Boot gelehnt wurden und über diese wurde eine Folie bis auf den Boden gespannt. Okay, so machen wir’s! Nur wo bekommen wir die Folie her? Budget Marine hatte keine und so gingen wir zum nächstgelegenen Baumarkt. Und dieser hatte doch tatsächlich eine Dampfsperre fürs Dach, die schön dick und auch ca. 2,50m breit war. Wir benötigten 28m für die komplette Außenseite wie auch den vorderen Teil der Innenseite unserer Silence. Das kostete zwar happige €60,-, aber wir waren überglücklich, dass wir so schnell eine geeignete Folie gefunden hatten.

Also zurück zu unserer Silence, ein paar Holzstangen aufgetrieben und die Folie auf der einen Seite angebracht. Das sah gar nicht schlecht aus! Doch dann kam ein kleiner Windstoß, zog einmal kurz an der Folie und schon fing alles an zu flattern und löste sich. Nee, also diese Lösung war vielleicht für Orte ohne Wind geeignet, aber nicht für unseren Werftplatz in Carriacou. Hier zogen manchmal Böen unter unserem Boot durch, dass es einem fast die Haare vom Kopf riss. Da musste also eine neue Lösung her. 

Einer unserer Nachbarn hatte dann die Idee Wasserflaschen in der Hälfte durchzuschneiden und diese ans Boot zu kleben. Danach eine Folie drüber und man hat einen kleinen Vorhang. Das sah nicht schlecht aus, aber wo sollten wir die ganzen leeren Wasserflaschen her bekommen? Also recherchierten wir nochmal im Internet und fanden eine Lösung mit kleinen Dreiecken aus Karton. Das könnte funktionieren. Und so schnitten wir ein paar Kartons zusammen und klebten die Dreiecke in einem Abstand von ca. 1m an unseren Rumpf. Dann Folie oben drüber und nun kam auch schon ein Regenschauer und wir konnten das ganze testen. Super, es funktionierte! Juhu, welch Erleichterung! Also brachten wir diesen Regenrock am ganzen Boot an und Andrea & Gerhard kamen auch noch vorbei und halfen uns. Danach spülten und bürsteten wir erneut den ganzen Rumpf ab. Genau pünktlich zum Sonnenuntergang und Großangriff der Schnaken waren wir damit fertig.

Und am nächsten Morgen ging es um 7 Uhr los. Wir hatten unter unserem Boot eine kleine Werkbank aufgebaut, an der Kai die Kits zusammen mischen würde. Ein Kit beinhaltete 0,5l-Topf Epoxy, 0,5l-Flasche Härter und 2kg Kupferstaub. Dies musste zusammen mit etwas Isopropanol als Verdünner (weil es hier in den Tropen sonst zu schnell trocknen würde) gut verrührt und dann ganz schnell aufgetragen werden. Pro Kit standen uns ca. 20 Minuten zur Verfügung, in der das Epoxy gut verarbeitbar ist. Und so standen wir anderen mit unseren Rollen bereit, um sofort loszulegen. Unser Werftnachbar Jørgen und ich übernahmen einen Rumpf und unsere Bekannten Andrea & Gerhard den anderen. Es lief wie am Schnürchen und die erste Schicht war relativ schnell aufgetragen. 

Der Unterschied beim CopperCoat ist, dass man hier alle Schichten an einem Tag auftragen muss. Bei anderem Antifouling kann man die zweite Schicht auftragen, wenn die erste getrocknet ist. Das geht beim CopperCoat nicht. Man muss die zweite Schicht auftragen, wenn die erste Schicht noch ganz leicht feucht ist. Sie darf allerdings nicht mehr nass sein, also gilt es den Zeitpunkt genau abzupassen. Und man benötigt vier Schichten, anstatt nur zwei, was also die doppelte Menge an Arbeitsgängen mit sich bringt.

Die erste Schicht sah aus, als hätten wir Wasser aufgetragen. Es war nur ganz leicht braun, aber man sah überall noch den Epoxy Primer durch. Oh je, ob das was wird? Aber Andrea & Gerhard beruhigten uns. Das war bei ihnen genauso gewesen. Keine Sorge, das wird schon!

Da die erste Schicht relativ schnell trocknete, konnte Kai gleich das nächste Kit anrühren und wir fingen wieder an zu streichen. Kai ging währenddessen mit dem Pinsel rum und strich die Stellen, die wir mit unseren Rollen nicht erreichen konnten. 

Die zweite Schicht dauerte dann etwas länger zum Trocknen, deckte aber immer noch nicht richtig. So hofften wir dann auf die dritte Schicht. Doch auch nach dem Auftragen dieser Schicht, konnte man immer noch den Epoxy Primer durchsehen. Wir hatten bisher aber auch etwas weniger Kits benötigt, als wir ausgerechnet hatten. Anscheinend hatten wir alles sehr dünn aufgetragen. Was so aber auch gut war, denn sobald wir das Epoxy etwas dicker auftrugen lief es in Nasen am Rumpf runter. Nach der vierten Schicht sah es immer noch nicht optimal aus, wir hatten aber auch noch einige Kits übrig. Und so beschlossen wir, eine fünfte Schicht aufzutragen. 

Das war in der Hitze ganz schön anstrengend, aber zu fünft lief es wie am Schnürchen! Welch ein Glück, dass wir auf solch nette Segelkameraden getroffen waren, denn ansonsten hätten wir zwei Tage für die Aktion gebraucht (pro Tag einen Rumpf). Und mit so vielen Leuten machte es fast schon Spaß!

Und nach dem Auftragen der fünften Lage sah die ganze Sache dann auch richtig gut aus! Um 13 Uhr hatten wir es geschafft und durften endlich unsere herrlichen duftenden Rotis essen. Lecker!

Wir hatten übrigens riesiges Glück mit dem Wetter. Ein paar Mal hatte es nach Regen ausgesehen, aber die Schauer zogen immer an uns vorbei. Doch wir hatten für den Notfall auch noch ein paar Stücke Folie vorbereitet, die wir auf der wetterzugewandten Seite vor unser Boot hätten halten können. Das war aber glücklicherweise nicht nötig. Es war vollbracht, wir hatten unser CopperCoat ohne weitere Zwischenfälle aufgetragen. 

Allerdings sollte das CopperCoat nun 72 Stunden trocknen, bevor wir mit den nächsten Arbeitsgängen fortfahren konnten. 

Und da wir nun also etwas Leerlauf hatten, halfen wir gleich am nächsten Tag unserem Werftnachbarn Jørgen CopperCoat auf sein Boot aufzutragen. Da wir dieses mal nur zu dritt waren, starteten wir bereits um 6 Uhr morgens. Es ging gut voran, doch dann kam ein riesiger Regenschauer. Kai und ich stellten uns mit einer Folie vor die Steuerbordseite des Boots und Jørgen und einer unserer anderen Nachbarn schützten den Bug. So standen wir ca. 15 Minuten. Die Arme wurden uns lahm und wir waren komplett durchnässt. Unsere Klamotten klebten an uns, als wären wir gerade ins Wasser gesprungen. Doch glücklicherweise kam danach auch gleich wieder die Sonne raus und ca. eine halbe Stunde später konnten wir weiter streichen. Um 15:30 Uhr hatten wir es geschafft und auch auf Jørgens Boot 5 Lagen CopperCoat aufgetragen.

Und abends gab es eine kleine Feier. Wir feierten aber nicht nur das erfolgreiche Auftragen des CopperCoats, sondern gleichzeitig auch noch Kais Geburtstag. Es war bestimmt nicht seine schönste Feier, unter unserem Boot, mitten im Matsch und Dreck, aber wir hatten trotzdem einen tollen Abend.

Am nächsten Tag entfernten wir die Regenröckchen vom Boot und fast überall blieben Klebereste am Rumpf hängen und das obwohl wir extra das teure Klebeband gekauft hatten. So ein Mist! Es kostete mich einen kompletten Nachmittag die ganzen Klebereste zu entfernen.

Und den Rest der Woche verbrachten wir dann hauptsächlich mal wieder (na, wer errät’s?) mit Schleifarbeiten. Denn auch hier ein Unterschied zum normalen Antifouling: ist man mit dem Auftragen fertig, muss das Kupfer aktiviert werden, indem man alles mit der Maschine wieder anschleift. Und an den Stellen, die Kai mit der Maschine nicht erreichen konnte, schliff ich mit der Hand.

Dieses Mal hatten wir dann auch prompt beide Ausschlag. In der Nacht juckten uns die Arme und der Hals wie verrückt und wir konnten fast nicht schlafen. Und so mussten wir am nächsten Tag beide mit Overall und Kopfschutz arbeiten, damit auch ja kein Kupferstaub auf unsere Haut kommt. Wir schwitzten wie verrückt, aber immer noch besser als die ganze Nacht nicht schlafen können!

Doch auch nach dem Schleifen war die Aktion noch nicht zu Ende. Denn nun mussten wir noch die Stützen unter unserem Boot verstellen und das CopperCoat auf diese Stellen auftragen. Dann wieder 72 Stunden warten und alles anschleifen. Und dann war es endlich vollbracht! Unsere Silence erstrahlte überall in einem (hm, wie soll ich es am besten formulieren?) tollen Kackbraun! Aber wenn die Sonne drauf schien funkelte sie schön kupferfarben!

Ein Gedanke zu „Vierte Woche auf der Werft in Carriacou – CopperCoat die Dritte

  1. Andrea und Kai, eure Volleyballer in Pfaffengrund haben euch nicht vergessen. Ihr habt da eine tolle Arbeit geleistet, da kommen Moni und ich mit den jhrl. Ausbesserungsarbeiten an unserer kleinen Jolle natürlich nicht mit. Aber die blieb ja auch für dieses Jahr, wegen Corona unter ihrer Persenning.
    Kai, alles alles Gute zu deinem Geburtstag. Bleibt weiterhin glücklich und gesund auf eurer Reise.

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