Vor nicht ganz zwei Wochen klarierten wir noch in Carriacou ein und saßen danach gemütlich mit einem Eis vorm Supermarkt. Wir waren durch das kleine Örtchen in der Tyrell Bay geschlendert und hatten es genossen nach 4 Jahren endlich mal wieder hier zu sein.
Leider wurde heute morgen Carriacou von Hurrikan Beryl komplett zerstört.
Schon seit mehreren Tagen hatten wir die Wettervorhersage aufmerksam verfolgt. Es war wieder einmal eine tropische Welle von den Kapverden losgezogen, die auf dem Atlantik immer mehr Fahrt aufnahm. Zuerst wurde von einem tropischen Sturm gesprochen, dann von einem Hurrikan und von Wetterbericht zu Wetterbericht verschlimmerten sich die Prognosen.
Die voraussichtliche Zugbahn lag irgendwo zwischen St. Vincent und Grenada. Viele Inseln gaben Warnungen für ihre Bewohner aus, denn niemand wusste genau, welche Zugbahn Beryl nehmen würde. Barbados, St. Lucia, St.Vincent & die Grenadinen, Grenada & Carriacou und Tobago gaben Hurrikan-Warnungen aus. Martinique und Trinidad veröffentlichten Sturmwarnungen.
Unsere Nachbarinsel Tobago rechnete also noch mit sehr starken Winden, während es bei uns in Trinidad mit geschätzten Maximalwerten von rund 60 km/h eher glimpflich aussah.
Gestern Abend sah es stark danach aus, dass Beryl sehr weit im Süden bleiben und vermutlich Carriacou oder Grenada treffen würde. Momentan hielt er noch ziemlich genau auf Tobago zu, aber es war ziemlich sicher, dass er etwas nach Norden abdrehen und uns nicht treffen würde.
Aber wir machten uns große Sorgen um einige unserer Freunde. Eine deutsche Freundin hat ein Haus in Carriacou und unsere französischen Freunde, mit denen wir vor zwei Wochen noch in Union Island Domino gespielt hatten, waren gerade mit ihrem Boot in Carriacou. Sie waren in der verzwickten Lage zu entscheiden, ob sie lieber in Carriacou bleiben und ihr Boot dort in den Mangroven vertäuen oder ob sie nach Grenada fahren sollten. Jede Entscheidung konnte die falsche sein.
Wie glücklich konnten wir uns schätzen, dass wir bereits in Trinidad in Sicherheit waren und keine solche Entscheidung treffen mussten.
Nachts um kurz vor 4 Uhr erreichten die Ausläufer Beryls Trinidad & Tobago. Während wir noch überhaupt nichts davon zu spüren bekamen, bekam Tobago einiges an Regen ab. Und um 7 Uhr fing es auch bei uns ordentlich an zu prasseln.
Um 9 Uhr war dann klar: Beryl würde genau über Carriacou ziehen. Die erwarteten Windgeschwindigkeiten waren nochmals hochkorrigiert worden. Die Amerikaner waren mit einem Flugzeug in den Sturm hinein geflogen und maßen eine Windgeschwindigkeit von 240km/h. Beryl wurde zu einem Hurrikan der Kategorie 4 und nahte mit großen Schritten. Welch ein Disaster!
Eigentlich hätten wir viele Arbeiten an unserer Silence zu erledigen gehabt, aber heute morgen stand uns nicht der Sinn danach. Wie gebannt verfolgten wir immer wieder das Regenradar von Barbados und sahen dabei zu, wie Beryl auf die kleinen Antillen zuhielt. Beryl nahm weiterhin Fahrt auf und rauschte schließlich tatsächlich mit 240km/h direkt über Carriacou.
Uns standen die Tränen in den Augen und wir bangten so sehr um unsere Freunde. Wir hatten seit dem Vorabend nichts mehr von den beiden gehört und wissen bis jetzt nicht, ob sie mit ihrem Boot in Carriacou geblieben oder nach Grenada gesegelt sind. Unserer deutschen Freundin geht es gut: sie ist momentan in Europa. Aber sie weiß momentan nicht, wie es um ihr Haus steht und was davon noch übrig ist. Welch schreckliche Ungewissheit.
Es gibt momentan auch noch keine offiziellen Berichte aus Carriacou, aber wir haben ein paar Fotos und Videos der Zerstörung gesehen. Hier ein Video auf YouTube:
Und nachmittags bekamen die Leute, die hier in der Marina bzw. in der Bucht vor Anker oder an Bojen lagen, die Auswirkungen ebenfalls zu spüren. Welch schreckliches Geschaukel und was sind wir froh, dass wir hier sicher und fest an Land stehen.
Wir sind so dankbar, dass es uns und unserer Silence gut geht und wir bangen und hoffen, dass das auch für unsere Freunde und all die Menschen in Carriacou gilt.
HI Kai,
Hi Andrea,
Ich hoffe euch geht es gut und ihr habt einfach gerade so viele schöne Dinge zu tun, das ihr nicht mehr zum schreiben kommt.
Gruß Marco
Hi Marco,
ja, uns geht es gut. Wir sind endlich wieder in Antigua angekommen, nachdem wir ja über Sommer in Trinidad waren. Zurzeit haben wir tatsächlich einiges zu tun, aber vielleicht schreibt Andrea ja im Januar mal wieder was 😉
LG
Kai
Januar ist fast vorbei… (-;
Hi Andrea & Kai,
Lange nichts von euch gehört. Hoffe euch geht es gut!
Grüße aus der Heimat – Tim
Hallo Andrea und Kai
es ist Sonntag Abend und ich bin per Zufall auf eurer Seite gelandet. Ich bin da in meine Erinnerung abgeschweift. Vor allem als ich die Amaranta von Vera und Erich entdeckt habe. Ich habe die beiden 1992 in St. Francois kennen gelernt und ich glaube es war 1995 als ich ein halbes Jahr auf dem Boot gelebt habe mit der Katze Lucy.
Vera und Erich waren während dieser Zeit in Amerika. Die Hurrican Zeit habe ich in Grenada verbracht. Niemand glaubt mir das ich 2-3 Wochen alleine bei Hog Island ankerte, vor allem wen man heute die vielen Boote sieht. Weiter ging es dann bis Antigua. Dort hat mich dann in Jolly Harbour ein Erdbeben durchgeschüttelt. Als der Vulkan auf der anderen Insel ausgebrochen ist. In Antigua habe ich das Boot wieder den beiden übergeben. Ich bin dann mit einem anderen Boot weiter Richtung Europa und unversehrt zu Hause in den Urner Bergen angekommen.
Gruss Walter
Lieber Walter,
vielen Dank für Deinen netten Kommentar!
Ja, das ist in der Tat schwer zu glauben, dass man jemals ganz alleine bei Hog Island ankern konnte. Jetzt findet man dort in der Hurrikan-Saison normalerweise keinen Platz. Aber selbst in den letzten 10 Jahren hat sich hier in der Karibik schon vieles verändert. Während wir früher in Green Island (Antigua) schimpften, wenn mehr als 10 Boote in der Bucht lagen, so singen wir jetzt Hallelujah wenn ausnahmsweise mal nur 10 Boote hier sind. Und kürzlich haben wir ein Foto ausgekramt, welches wir 2014 in St. Anne (Martinique) aufgenommen hatten. Da lagen so ca. 20 Boote in der Bucht. Jetzt sind es meist mehrere 100 Boote. Tja, so ändern sich die Zeiten!
Die Amaranta gibt es übrigens immer noch. Vera und Erich hatten sie ja vor ein paar Jahren verkauft und der neue Eigentümer scheint in Jolly Harbour auf ihr zu leben. Jedes Mal wenn wir nach Jolly Harbour kommen, denken wir somit an Vera und Erich.
Es ist schön zu hören, dass Du anscheinend eine tolle Zeit auf ihr verbracht hast und ich hoffe, dass Du noch viele schöne Segelabenteuer erlebt hast.
Viele Grüße aus dem sonnigen Antigua in die wahrscheinlich deutlich kühleren Urner Berge,
Andrea & Kai