3 Jahre unterwegs

Heute ist es auf den Tag genau drei Jahre her, dass wir in den Flieger nach Tunesien stiegen und unsere Abenteuer mit der Silence begannen.

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In diesen drei Jahren haben wir eine Atlantiküberquerung bewältigt und insgesamt 9.211 Seemeilen zurückgelegt. Wir besuchten 18 verschiedene Länder und schauten uns 66 Inseln an.

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Von den 1.095 Nächten verbrachten wir lediglich 45 Nächte nicht auf unserer Silence: in 2013 hatten wir zwei Nächte in Marrakesch und zwei Nächte in Fes verbracht und in 2015 waren wir 42 Tage auf Heimaturlaub.

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Allerdings durften wir nicht die ganze restliche Zeit mit unserer Silence auf dem Wasser verbringen, denn zwei Mal waren wir auch auf der Werft. So übernachteten wir an 46 Tagen auf unserer Silence an Land und waren jedes mal heilfroh, wenn wir wieder zurück ins Wasser durften.

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In den drei Jahren besuchten wir lediglich 11 Marinas: während unseres 6 1/2 monatigen Aufenthalts in Europa waren wir in 9 Marinas und in der Karibik lediglich in zwei. Die restliche Zeit verbrachten wir hauptsächlich vor Anker; nur wo es nicht zu vermeiden war, nahmen wir auch einmal eine kostenpflichtige Boje.

So, dies war der Statistikteil! Nun zu unseren Erfahrungen und Erlebnissen.

Ursprünglich hatten wir uns vorgenommen diesen Bericht mindestens aus Australien zu schreiben, denn unser Plan sah vor, noch in 2014 durch den Panama-Kanal in die Südsee zu segeln. Doch mittlerweile haben wir gelernt, dass das Leben auf einem Segelboot zu einem großen Teil daraus besteht, Pläne für die nächste Wintersaison oder die nächste Hurrikan-Saison zu schmieden, nur um diese Pläne dann fröhlich über den Haufen zu werfen.

Ach, was wollten wir uns alles anschauen, wo wollten wir überall hinsegeln und dann kam es doch immer wieder anders. Eine große Schuld daran, dass wir immer noch in der Karibik „festhängen“ trägt sicherlich unser neues Hobby Kitesurfen.

Anfangs lag unser Hauptaugenmerk auf der Erkundung der besuchten Inseln und „Sehenswürdigkeiten“. Wir unternahmen viele Wanderungen, mieteten Autos und erkundeten was es zu erkunden gab. Doch immer öfter stellten wir fest, dass wir in Bezug auf Sehenswürdigkeiten, Städte, Museen und Altertümer viel zu verwöhnt sind. Für einen Europäer hat die lediglich mehrere hundert Jahre alte Geschichte der Karibikinseln nicht wirklich viel zu bieten. Wenn von einer wunderschönen Ruine geschwärmt wird, kommt man dort an und findet ein paar Steinbrocken, die die Überreste des Hauses unseres Urgroßvaters darstellen könnten, während wir eher etwas in der Art wie das Heidelberger Schloss erwartet hatten.

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So konzentrieren wir uns also immer mehr auf die Erkundung der Natur, denn diese hat uns bisher so gut wie nie enttäuscht. Immer noch geht uns das Herz auf, wenn wir einen kleinen Hügel erklimmen und von dort hinunter in eine wunderschöne türkisfarbene Bucht schauen. Der Regenwald mit seinen unzähligen Wasserfällen fasziniert uns ebenso wie z.B. die Wüstenlandschaft von Bonaire. Und beim Schnorcheln den verschiedenen Fischen und Rochen zuzusehen ist jedes mal wieder Erholung pur. Nein, an der Natur der karibischen Inseln werden wir uns so schnell nicht sattsehen.

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Und dann ist da natürlich noch das Kitesurfen. Wenn man getragen von den Wellen und mit der Kraft des Windes im Kite über das Wasser saust, sich in die Luft heben lässt oder mit dem Surfbrett auf den Wellen dahinreitet, dann erzeugt das unglaubliche Glücksgefühle. Wir sind so froh, dass wir diesen faszinierenden Sport gelernt haben.

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Und wie sieht es sonst so aus mit unserem Leben auf der Silence?

Auch wenn Kai sicherlich wieder sagen wird, dass ich das doch so nicht schreiben kann, weil das viel zu hart klingt, muss ich doch ehrlich sagen, dass es eine Hassliebe ist! An manchen Tagen würden wir am liebsten den Stöpsel aus unserem Boot ziehen, nach Hause fliegen, uns dort in ein nicht wackelndes Bett legen und uns einen bequemen Schreibtischjob suchen.

Glücklicherweise sind diese Tage in der Minderzahl. Denn an den meisten anderen Tagen sind wir mehr als glücklich, dass wir diese Entscheidung getroffen haben. Heute morgen z.B. weckten mich um 6:45 Uhr ein paar Sonnenstrahlen und ich setzte mich vorne auf den Bug unseres Bootes. Von dort hörte ich wie die Insel zum Leben erwachte. Die Vögel begannen zu zwitschern, die ersten Segler verließen die Bucht, und die Sonne tauchte die Insel in ein wunderschönes Grün.

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Eins zu sein mit der Natur, mit dem Wind zu reisen, aus Salzwasser das eigene Trinkwasser zu gewinnen, sich mit Sonnenenergie zu versorgen, das bedeutet für uns Freiheit. Jederzeit unser Haus verschieben zu können, wenn es uns irgendwo nicht gefällt und an anderen Orten eventuell Monate zu bleiben, wenn es uns gefällt, das ist Luxus.

Und für diesen Luxus verzichten wir auf jede Menge Luxus, den wir von zu Hause gewöhnt waren. Unsere Wäsche waschen wir meist per Hand, es gibt keinen Geschirrspüler und keine Nespresso-Maschine und eingekauft wird zu Fuß. Dinge im Internet bestellen ist nicht möglich; wenn man die Sachen nicht in einem Laden bekommt, dann hat man sie halt nicht. Improvisieren ist somit an der Tagesordnung und wir werden darin immer besser. Das Leben an Bord ist oft sehr hart, entbehrungsreich und kostet uns viel Kraft. Umso mehr loben wir unsere Entscheidung nicht damit gewartet zu haben, bis wir in Rente sind, denn wir bewundern alle Langfahrtensegler in gesetzterem Alter, die diese Strapazen eines Lebens an Bord auf sich nehmen.

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Doch glücklicherweise gibt es jeden Tag erneut Belohnungen, die alle Strapazen vergessen lassen. Seien es Delphine, die unterwegs unser Boot begleiten und mit unserer Silence spielen, kilometerlange leere Sandstrände, leckere Mangos frisch vom Baum, türkisfarbenes 26°C warmes Wasser, … Ich könnte diese Liste unendlich lange fortsetzen. Wie sehr wir in solchen Momenten unser Leben genießen!

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Uns so möchte ich diesen Blogbeitrag mit einem Spruch von Bob Marley beenden: „Love the life you live. Live the life you love.“ Das ist zurzeit unser Lebensmotto. Und auch wenn es uns nicht jeden Tag gelingt, so kommen wir der Erfüllung dieses Spruchs doch immer näher ;-).

Bonjour Guadeloupe!

Wie Andrea ja schon im letzten Beitrag geschrieben hatte, war vergangene Nacht wieder mal wesentlich mehr Wind als vorhergesagt. Die Variante war aber heute, dass es sich am Tag nicht wieder beruhigte, sondern die ganze Zeit über so weiter blies. Dies war insofern brenzlig, als dass uns so langsam aber sicher der Diesel in unseren Tanks ausging! Wir hatten zwar noch ausreichend in Kanistern dabei, aber wie sollten wir bei dieser konfusen Welle verhindern, dass Salzwasser in die vom Bootsdesigner sinnvollerweise recht nahe über der Wasserlinie angebrachten Tankstutzen gerät? Unmöglich!

Ich denke ja, dass diese Serienboote nur für die Bootsmessen konstruiert sind. Da sollen die dann hübsch aussehen, vor allem auch der Frau gefallen und hoppla hat der Ehemann ein neues Boot gekauft. Das legt er dann in den Hafen von St. Tropez und ist ’ne Weile unheimlich stolz drauf. Dann kauft er sich ’ne Villa in Monaco und das Boot muss weg. Da kommt ein Fahrtensegler daher, kauft das Ding und segelt los. Und jetzt passiert, was der Bootsdesigner ja nicht ahnen konnte: es gibt tatsächlich jemanden, der so bescheuert ist, mit einem für die Messe gebauten Dummy auf Ozeanen rum zu schippern!

Sorry, ich schweife ab. Aber auch wenn wir unser Boot inzwischen (meistens) lieben, musste das mal gesagt werden!

Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, der Dieselvorrat ging zur Neige. Nach langem hin- und herrechnen beschlossen wir einfach, dass es noch bis nach Guadeloupe reichen wird, oder besser gesagt reichen _muss_, denn das Nachtanken war uns unter diesen Bedingungen zu gefährlich.

Heute morgen um halb zehn kam ich dann zum Wachwechsel in den Salon und das erste was ich rufe ist: „Guadeloupe!“. „Wo?“ fragt Andrea, plötzlich wieder hellwach. „Na da, am Horizont!“. „Ja stimmt! Und ich dachte das seien nur wieder dunkle Wolken. Juhuuu!“

Aber wir mussten trotzdem noch fast drei Stunden auf diesem Waschmaschinenkurs durchhalten. Am Ende drehte der Wind noch ein bisschen Richtung Südost und wir konnten sogar noch ein Stündchen segeln und somit ein paar Liter Diesel sparen! Um kurz nach 11 Uhr kamen wir endlich in den Schutz der Leeküste von Guadeloupe und konnten Wind und Wellen Adieu! sagen. Es war kein schwerer Abschied, nein, im Gegenteil, wir sind heilfroh das wir dieses Pärchen erstmal los sind :-).

Und dann war es soweit: endlich, nach 4 Tagen und 8 Stunden auf See, 325 Liter verbratenem Diesel und 10 Liter eingedrungenem und ausgewrungenem Salzwasser hieß es um 14 Uhr: „Bonjour Guadeloupe!“.

Warum immer nachts

Muss der Wind eigentlich immer nachts am stärksten sein? Gestern Nachmittag war fast schon als entspannt zu bezeichnen. Wir motorsegelten direkt in Richtung Guadeloupe und manchmal drehte der Wind sogar in solch eine vorteilhafte Richtung, dass wir immer mal wieder eine kleine Strecke segeln konnten. Es gab keinerlei Squalls, die Sonne schien, wir trafen auf keine anderen Schiffe und Wind und Wellen waren erträglich. So weit wir blicken konnten gab es nur das Meer und uns. So döste immer einer von uns beiden im Salon auf der Eckbank, während der andere ab und an einen Rundumblick machte. Alles in allem war es dafür, dass wir gegenan gehen, recht entspannt.

Da der Wetterbericht jedoch für den Abend mehr Wind gemeldet hatte, beschlossen wir gegen 16 Uhr, dass wir unser Abendessen vorbereiten, so dass wir es später nur noch aufwärmen müssen. Denn am Vortag war uns bei den vorherrschenden Wetterbedingungen abends überhaupt nicht mehr nach kochen zumute gewesen und so hatte es nur Wienerle mit Brot gegeben. Also kochten wir ein schönes Ratatouille und warteten mit Bangen auf den angekündigten stärkeren Wind. Doch dieser blieb aus. Um kurz nach 18 Uhr aßen wir zu Abend und um 19:30 Uhr begab ich mich zu Bett und Kai übernahm die erste Nachtwache. Die Motoren brummten gleichmäßig und während dies für Kai immer bedeutet, dass er nicht gut schlafen wird, ist es für mich richtig angenehm. Denn die Motoren übertönen in unserem Schlafzimmer alle anderen Geräusche, so dass ich schlafe wie ein Baby.

Doch so gegen 23 Uhr wachte ich auf. Kai hatte die Motoren etwas gedrosselt, weil bereits seit mehreren Stunden der Wind zugenommen hatte und unsere Silence unter lautem Getöse in die Wellen krachte. Währen der Wetterbericht gesagt hatte, dass der Wind ca. bis 20 Uhr zunehmen und dann wieder abnehmen würde, blieb er bis 20 Uhr gleich und nahm danach kontinuierlich zu. Da lagen die Wetterfrösche mit ihrer Vorhersage ja schon wieder ganz schön daneben. So hebt sich hier also immer mal wieder mit einem lauten Knall der Salonboden, das Geschirr scheppert in den Schränken und die Gischt spritzt über das ganze Boot. Tolle Bedingungen! Aber immerhin einen kleinen Vorteil hat es: wir sind recht schnell und düsen mit ungefähr 5,5 Knoten auf Guadeloupe zu. Geschätzte Ankunftszeit ist 14 Uhr und dann haben wir hoffentlich den schlimmsten Trip für diese Saison überstanden. Wir freuen uns schon darauf, wenn einer von uns beiden „Land in Sicht“ rufen darf!